Sutton Hoo
Sutton Hoo ist eine archäologische Ausgrabungsstätte in der Nähe der Stadt Woodbridge, Suffolk, in der ostenglischen Region East Anglia.
Ausgrabung und Befund
Im Jahr 1939 fand der lokale Archäologe Basil Brown (22. Januar 1888–12. März 1977) im Auftrag von Edith Pretty in Sutton Hoo am Hochufer des Flusses Deben ein angelsächsisches Bootsgrab. Es stammte aus dem 7. Jahrhundert und war offenbar von Grabräubern verschont geblieben. Die reichen Beigaben der Grabausstattung eines angelsächsischen Fürsten oder Anführers zeigen einheimische, irische, skandinavische, merowingische und ostmediterrane Einflüsse. So wiesen Analysen von am Schiff gefundenem Bitumen nach, dass dieses aus dem Nahen Osten stammte.[1] Zu den Silberfunden aus dem Schiffsgrab siehe
Der dort beigesetzte Herrscher wurde in einem 27 m langen und 4,5 m breiten Langschiff bestattet. In der historischen Forschung wird meistens davon ausgegangen, dass es sich bei dem Herrscher um Rædwald von East Anglia († zwischen 617 und 625) gehandelt hat, wenngleich dies nicht gesichert ist. Für Raedwald sprechen die zeitlich passenden merowingischen Münzprägungen und seine Machtstellung in dieser Zeit, wozu die reichen Grabbeigaben passen.[2] Er wird im Eintrag des Jahres 827 (829) des A-Manuskripts der Angelsächsischen Chronik, der wiederum auf Angaben in Bedas Historia ecclesiastica gentis Anglorum beruht, als Bretwalda bezeichnet.
Der Schiffsrumpf bestand aus überlappenden Planken, die mit eisernen Nägeln zusammengehalten wurden. Es bot Platz für ca. 20 Ruderer auf beiden Seiten. Es gibt keine Überreste von Segeln.[3]
Die Grabungen Martin Carvers deckten weitere reiche Gräber im Umfeld des Hügels auf. Nach der Christianisierung der Angelsachsen diente das Gelände als Richtstatt, die Körper einiger Opfer haben sich als Sandformen erhalten.
Museum
Sutton Hoo gehört heute dem National Trust. Das Gelände mit den teilweise wieder aufgeschütteten Grabhügeln kann über zwei Rundwege besichtigt werden. Im Eingangsbereich befindet sich ein im Jahr 2002 eröffnetes Museum, in dem unter anderem ein aufwändiges Modell des Königsgrabes zu sehen ist. Außerdem befinden sich hier die Nachbildungen der Funde von 1939, unter anderem eines Goldhelmes. Das Original befindet sich im British Museum in London. Vor Ort werden die Funde aus den Grabungen von Martin Carver ausgestellt.
- Spangenhelm eines Kriegerfürsten (Helm von Sutton Hoo).
- Rekonstruktion des Helms.
- Schild (Rekonstruktion mit Originalbeschlägen)
- Fibel offen
- Fibel geschlossen
- Rekonstruktion der Grabkammer
Roman und Film
The Dig (2007) ist ein historischer Roman von John Preston (geboren 1953), der die Ausgrabung von 1939 nacherzählt. Preston begann mit den Recherchen, als er herausfand, dass die bekannte, an der Ausgrabung beteiligte englische Archäologin Cecily Margaret Piggott (geb. Preston) seine Tante war.[4]
Ein von Netflix produzierter Film gleichen Namens (deutsch Die Ausgrabung) mit Carey Mulligan und Ralph Fiennes in den Hauptrollen wurde im Januar 2021 veröffentlicht.[5] Er basiert auf dem Buch von Preston. Margaret „Peggy“ Piggott wird in dem Film von Lily James verkörpert.
Literatur
- Martin Carver: Sutton Hoo. A Seventh-Century Princely Burial Ground and its Context (= Reports ot the Research Committee of the Society of Antiquaries of London 69). British Museum Press, London 2005, ISBN 0-7141-2322-6.
- Calvin B. Kendall, Peter S. Wells (Hrsg.): Voyage to the Other World. The Legacy of Sutton Hoo. University of Minnesota Press, Minneapolis 1992.
- Michael Parker Pearson, Robert Van De Noort, Alex Woolf: Three men and a boat. Sutton Hoo and the East Saxon kingdom. In: Anglo-Saxon England 22, 1993, S. 27–50.
Weblinks
- Sutton Hoo auf der Website des National Trust (engl.)
- Sutton Hoo and Europe, Bildergalerie auf der Website des British Museum (engl.)
Anmerkungen
- ↑ Sutton Hoo bitumen links Syria with Anglo-Saxon England. In: BBC.com. 1. Dezember 2016, abgerufen am 13. Dezember 2016 (englisch).
- ↑ Vgl. etwa Nicholas J. Higham, Martin J. Ryan: The Anglo-Saxon World. New Haven 2013, S. 133.
- ↑ Barry Cunliffe: Facing the ocean: the Atlantic and its peoples, 8000 BC-AD 1500. New Haven 2008, S. 436.
- ↑ Rowland Manthorpe: There’s gold in them thar Suffolk fields. In: TheGuardian.com. 12. Mai 2007, abgerufen am 6. Mai 2021 (englisch, Besprechung von John Preston: The Dig by).
John Preston: My buried history. In: Telegraph.co.uk. 29. April 2007, abgerufen am 6. Mai 2021 (englisch). - ↑ Ben Travis: The Dig: Ralph Fiennes Makes A Historic Discovery In Netflix Adaptation – Exclusive First-Look Image. In: Empireonline.com. 28. Oktober 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
Koordinaten: 52° 5′ 20″ N, 1° 20′ 11″ O
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Schulterspange (geöffnet) aus der Schiffsbestattung 1 von Sutton Hoo, England. British Museum.
Replik des Helms aus der Schiffsbestattung 1 von Sutton Hoo, England.
Autor/Urheber: Aiwok, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sutton Hoo Helm aus dem frühen 7. Jhd. Dies ist einer der wenigen erhaltenen Frühmittelalterlichen Helme. British Museum.
Autor/Urheber: Colin Payne (minophis) aus Leighton Buzzard, UK, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Rundschild aus der Schiffsbestattung 1 von Sutton Hoo, England. Rekonstruktion.
(c) Amitchell125 in der Wikipedia auf Englisch, CC BY-SA 3.0
The kingdom of East Anglia during the early Anglo/Angle-Saxon period, with Sutton Hoo in the south-eastern area near to the coast.
Autor/Urheber: Gernot Keller www.gernot-keller.com, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Grabkammer der Schiffsbestattung 1 von Sutton Hoo, England. Rekonstruktion in der Sutton Hoo Exhibition Hall.
Autor/Urheber: Russell Scott [1], Lizenz: CC BY-SA 2.5
Replik des Schiffs aus der Schiffsbestattung 1 von Sutton Hoo, England.
Autor/Urheber: Aiwok, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sutton Hoo Gewandschließen aus dem frühen 7. Jahrhundert. Dieser Schließen zeigen die hervorragende Arbeit der Goldschmiede des 7. Jahrhunderts, sie bestehen aus Gold, Granat und Glas. Sie basieren auf einige Hundert Jahre älteren römischen Schließen.