Straußenfeder

Ein Männchen des Afrikanischen Straußes präsentiert seine weißen Prachtfedern an den Flügelenden

Straußenfedern (auch Straußfedern) sind die Federn des Afrikanischen Straußes (Struthio Camelus). Insbesondere werden darunter die weißen Schwanzfedern der Hähne und die ebenfalls weißen Handschwingen an den Flügelspitzen von Straußen beiderlei Geschlechts verstanden. Diese waren lange Zeit als schmückendes Accessoire begehrt und galten als die „vorzüglichsten Schmuckfedern“.[1]

Funktion

Strauße sind flugunfähig. Ihre Federn konnten daher im Laufe der Evolution andere Funktionen übernehmen. Die Hähne haben ein schwarzes Gefieder und sowohl an den Flügelenden als auch am Schwanz weiße Pracht- oder Schmuckfedern. Die grau-braun gefiederten Hennen haben an den Flügelspitzen ebenfalls weiße, am Schwanz grau-braune Schmuckfedern.

Die Schmuckfedern bildeten sich im Laufe der Evolution aus den nach dem Verlust der Flugfähigkeit funktionslos gewordenen Schwung- und Steuerfedern.[2] Durch Spreizen der Flügel erhalten die Federn an den Flügelenden zusätzlich eine Funktion als Schattenspender bei großer Hitze.[3]

Verwendung

Altertum

Straußenfedern waren seit dem Altertum ein beliebter Schmuck. Schon im 2. Jahrhundert v. Chr. lässt sich die Jagd auf Strauße belegen.

Die Ägyptische Hieroglyphe
(H6) wird allgemein als Straußenfeder gedeutet. Bei den Alten Ägyptern galt die Straußenfeder wegen ihrer Symmetrie als Sinnbild für Gerechtigkeit.[4] Sie ist als Symbol überregional auf altägyptischen Bauwerken aller Dynastien zu finden.[5]

Neuzeit

Rembrandt: Porträt einer Dame mit Straußenfeder (um 1660)
Pleureusen und Straussfedern (1912)

In Europa kamen Straußenfedern im 18. Jahrhundert als Hutschmuck insbesondere der reichen Damenwelt derart in Mode, dass die Jagd auf die Vögel solche Ausmaße annahm, dass bald der Bestand der Art bedroht war. Als schmückendes Accessoire waren von Natur aus weiße Straußenfedern besonders begehrt.

Nachdem frei lebende Strauße zu Beginn des 19. Jahrhunderts extrem selten geworden waren, begann man mit der Zucht dieser Tiere. Die erste Straußenfarm entstand 1838 in Südafrika. Bei der Zucht stand die Selektion auf gute Qualität der Federn im Vordergrund.[6] Mit dem Ersten Weltkrieg brach der Federhandel ein; heute spielt die Gewinnung von Straußenfedern bei der Straußenzucht nur noch eine untergeordnete Rolle.

Straußenfedern werden aufgrund ihrer elektrostatischen Eigenschaften auch heute noch zur Herstellung von Staubwedeln oder technischen Bürsten verwendet.

Heraldik

Auch in der Heraldik kam im 18. und 19. Jahrhundert die Straußenfeder vermehrt auf und fand vor allem als Helmkleinod, seltener auch als Gemeine Figur Verwendung.[7] Als Helmzier sind Straußenfedern vor allem in der polnischen Heraldik und bei den Wappen deutscher Studentenverbindungen verbreitet.[8]

Birets als Rangabzeichen der Napoleonischen Heraldik: Herzog, Graf, Baron, Chevalier (v. l. n. r.)

In der Napoleonischen Heraldik wurden die bisherigen Rangkronen durch ein System von Mützen ersetzt, bei denen unter anderem die Zahl der Straußenfedern den Stand des jeweiligen Trägers darstellte. So trugen die Chevaliers eine Feder, Barone drei, Grafen fünf und Herzöge sieben.

Wappen der Oberpfälzischen Familie der Furtaller (links: Beschreibung von 1740; rechts: zeitgenössische Adaption als Vektorgrafik). Im Jahr 1585 nur als "Federl" auf dem gelben Salzgefäß beschrieben[9], werden Mitte des 18. Jahrhunderts explizit Straußenfedern dargestellt[10].

Siehe auch

Literatur

  • Straußfedern. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 914. (Online)
  • Peter Behrens: Straußenfeder. In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto, Wolfhart Westendorf (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. Band VI: Stele – Zypresse. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1986, ISBN 3-447-02663-4, S. 77–81.

Weblinks

Commons: Straußenfedern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Straußenfeder – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Meyers Großes Konversations-Lexikon: „Federn“, Band 6. Leipzig 1906, S. 374–376.
  2. Anja-Christin Schulz: Untersuchungen zum Verhalten und der Haltung von Afrikanischen Straußen (Struthio camelus) unter deutschen Klimabedingungen (PDF-Datei; 2,36 MB). Inaugural-Dissertation, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität, München 2004, S. 3.
  3. Anja-Christin Schulz: Untersuchungen zum Verhalten und der Haltung von Afrikanischen Straußen (Struthio camelus) unter deutschen Klimabedingungen (PDF-Datei; 2,36 MB). Inaugural-Dissertation, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität, München 2004, S. 23.
  4. Anja-Christin Schulz: Untersuchungen zum Verhalten und der Haltung von Afrikanischen Straußen (Struthio camelus) unter deutschen Klimabedingungen (PDF-Datei; 2,36 MB). Inaugural-Dissertation, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität, München 2004, S. 4.
  5. Wolfgang Helck, Eberhard Otto, Wolfhart Westendorf (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. Band VI. Stele – Zypresse. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1986, ISBN 3-447-02663-4, S. 77.
  6. Anja-Christin Schulz: Untersuchungen zum Verhalten und der Haltung von Afrikanischen Straußen (Struthio camelus) unter deutschen Klimabedingungen (PDF-Datei; 2,36 MB). Inaugural-Dissertation, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität, München 2004, S. 2.
  7. Otto Titan von Hefner: Handbuch der theoretischen und praktischen Heraldik. Heraldisches Institut, München 1861, S. 81.
  8. Gerhard Richwien: „Das Erbe der Orden. Symbolwelt der Aufklärungszeit und ritterliches Identifikationsmuster im akademischen Korporationswesen,“. In: Erich Donnert (Hrsg.): Europa in der Frühen Neuzeit: Festschrift für Günter Mühlpfordt. Band 6: Mittel-, Nord- und Osteuropa. Böhlau, Köln 2002, ISBN 3-412-14799-0, S. 627 ff., hier: S. 637.
  9. Dr. Wiguleus Hundt's bayrischen Stammenbuchs Dritter Theil. Mit den Zusätzen des Archivar Libius, in: Max von Freyberg: Sammlung historischer Schriften und Urkunden. Bd. 3, Stuttgart/Tübingen 1830.
  10. Johann Michael Wilhelm von Prey: Sammlung zur Genealogie des bayrischen Adels, in alphabetischer Ordnung. Band 9, fol. 124v. Freising, 1740.

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Schild des Wappens der Furtaller. Blasonierung nach Wiguleus Hundt (1585): Eine gelbe Salzscheibe (Salzgefäß in der Form eines halben Fasses) im blauen Schild. Darauf etliche gelbe Federn. Bei J.M.W. Prey (1740) sind diese Federn Straussenfedern.
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Sir Christopher Hatton, by unknown artist. See source website for additional information.
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