Strakener Quellsystem

Das heutige Strakener Quellsystem ist das Relikt der historischen Wasserversorgung der Hoflößnitz. Der Straken (von sorbisch strega: „Rinne“, „Graben“) bzw. Strakengrund[1] ist ein steiles Kerbtal der Lößnitzhänge innerhalb der sächsischen Stadt Radebeul, vom Stadtteil Wahnsdorf herab nach Oberlößnitz. Gleichzeitig ist Straken der Straßenname der Berggasse, die in nord-südlicher Richtung durch den Straken führt. Der Grund liegt im Denkmalschutzgebiet Historische Weinberglandschaft Radebeul.[2]

Der obere Teil des Strakens mit Regenwassergerinne und dem obersten (nördlichsten) Quellmundloch (links).
Hoflößnitz um 1620, Zeichnung des Weinmeisters Nicolaus Hofmeister. Noch vor dem Bau des Berg- und Lusthauses. Das mehreckige Gebäude rechts ist das Brunnenhaus, später Röhrbrunnen- und Churfürsten Augusti Brunnenhaus genannt, Endpunkt der Straken-Wasserleitung.

Das System besteht aus den Quellen am Straken: eingefasste oder als Mundloch gestaltete absteigende Quellen, die durch Röhrleitungen oder Gerinne verbunden sind und über Teilungen und Sammelschrote zusammengeführt werden.[3] Das entstehende Rinnsal fließt nach Süden in Richtung des Bilz-Sanatoriums ab. Ohne Ableitung in ein Brunnenhaus zur Wasserversorgung oder in die Kanalisation würde das Strakenquellwasser in der weiter südlich zur Elbe hin gelegenen Sandterrasse versickern. Es gehört damit wie der östlich gelegene Fiedlerbach oder die weiter westlich gelegene Rietzschke zu den sogenannten Verlorenen Wassern.

Die Grünflächen nördlich des Bilz-Sanatoriums entlang des Strakens, in denen sich die Fließquellen befinden, gehören zum 115 Hektar großen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Lößnitzgrund und Lößnitzhänge (Natura-2000-Gebiet, EU-Meldenr.: DE4847304, Landesinterne Nr.: 159); diese „westexponierten Hangbereiche am Bilzturm“ bilden die Teilfläche 3 („Oberlößnitz–West“). Diese Teilfläche 3 gehört außerdem zum Landschaftsschutzgebiet Lößnitz.[4][5]

Namensgebung

Der von sorbisch strega („Rinne“, „Graben“) abgeleitete Name des Kerbtals bzw. des hindurchführenden Bergaufstiegs wurde im Mittelalter als strakken bzw. strokken dokumentiert. Im 16. Jahrhundert erschien dann die auch noch heute gültige Form Straken. Er bildete den historischen Verbindungsweg von Alt-Radebeul über Wahnsdorf nach Reichenberg.

Im 19. Jahrhundert wurde der Weg als Strakenweg bezeichnet; er begann viel weiter im Süden als heute, wo er einen Teil der Eduard-Bilz-Straße darstellt. Nach dem Ausbau erfolgte die Umbenennung in Strakenstraße.

Straken-Wasserleitung

Wann genau die wassersammelnden Stollen, wasserkonzentrierenden Mundlöcher und wasserfassenden Quellköpfe am Berg angelegt wurden, ist nicht genau belegt. Vom untersten Sammelschrot aus führte jedoch ab 1625 die gut 1400 Meter lange Straken-Wasserleitung als Röhrleitung parallel zur Weinbergstraße nach Westen in die kurfürstliche Hoflößnitz; ein polygonales Wasserhäuschen mit geschweifter Haube im Innenhof des Weinguts sammelte das Röhrwasser. Quellen des 17. Jahrhunderts nennen das Bauwerk Röhrbrunnen- und Churfürsten Augusti Brunnenhaus. Churfürsten Augusti Brunnenhaus weist auf Kurfürst August (als Auftraggeber oder zur Ehrung), könnte jedoch noch ein Tiefbrunnen gewesen sein. Röhrbrunnen- und … weist auf eine Erweiterung durch von Röhrleitungen herbeigeführtes Quellwasser hin.

Gegen Wasserzins versorgte die Strakenleitung zunächst zwölf Anlieger. Die Hof-Lößnitzer Röhr-Waßer-Ordnung regelte ab 1744 auch juristisch die Nutzung.[6]

Da bekannt ist, dass das Weingut zu Haus Lorenz als einziges Anwesen der Weinbergstraße eigene Brunnen besaß, lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass die anderen frühneuzeitlichen Weingüter an der Weinbergstraße Strakenleitungsnutzer waren. Vom Meinholdschen Turmhaus ist dies auch bekannt. Ebenso wurde auch Haus Steinbach in der unterhalb der Weinbergstraße liegenden Bennostraße versorgt.

Auflistung der Quellen

Die einzelnen Fließquellen werden von Nord nach Süd, also entlang der bergabfallenden Tallinie aufgeführt. Westlich bedeutet somit rechts des Weges bergab, östlich links des Weges.

BildLage zum StrakenHöhenlage am StrakenZustandTypBeschreibungAnmerkung
Der obere Teil des Strakens mit Regenwassergerinne und dem obersten (nördlichsten) Quellmundlochwestlichhöchstgelegene QuelletrockenMundlochquadratische Sandsteineinfassung mit Gitter in Hangauslass
Der obere Teil des Strakens mit Gerinne und dem zweitobersten Quellmundlochwestlichzweithöchstgelegene QuelletrockenMundlochquadratische Sandsteineinfassung mit Gitter in Hangauslass
Der obere Teil des Strakens mit Gerinne und dem drittobersten Quellmundlochöstlichdritthöchstgelegene QuellewasserführendMundlochbogenförmige Syenit-Bruchsteineinfassung in Hangauslass
Der obere Teil des Strakens mit Gerinne und dem viertobersten Quellmundlochwestlichvierthöchstgelegene QuellewasserführendMundlochquadratische Sandsteineinfassung mit Gitter in Stützmauer
Der mittlere Teil des Strakens, Quellmundloch in Stützmauer des Bodenwegswestlich weiter wegQuelle im flachen MittelstückwasserführendMundlochquadratische Sandsteineinfassung mit Gitter in StützmauerUnterhalb der vier obersten Strakenquellen verläuft der Talgrund etwas flacher, das Wassersystem wird dort in einer aus Granit-Großpflaster­steinen gemauerten Rinne geführt. Westlich davon steigt der Bodenweg oberhalb einer Stützmauer auf das Hochland auf. In dieser befindet sich das Mundloch. Südlich dessen vereinigt sich dessen Gerinne mit dem Hauptgerinne, unterquert mittels Verrohrung den Strakenweg, verläuft durch eine flachere Wiese und fällt dann in einen bewaldeten Talkessel östlich des Strakenwegs ab. Das Rinnsal fließt dort über Mutterboden.
Born6 im östlichen Talkesselöstlich im TalkesselQuelle im Talkessel
Born7 im östlichen Talkesselöstlich im TalkesselQuelle im Talkessel unterhalb des flachen Mittelstücks
Born8 im östlichen Talkesselöstlich im TalkesselQuelle im Talkessel unterhalb des flachen Mittelstückswasserführend
Born9 im östlichen Talkesselöstlich im TalkesselQuelle im Talkessel unterhalb des flachen Mittelstückswasserführend
Born10 im östlichen Talkesselöstlich im TalkesselQuelle im Talkessel unterhalb des flachen MittelstücksDie Quelle mit dem wohl breitesten Gewölbebogen, der jedoch an der vorderen Kante eingebrochen ist.
Born11 im östlichen Talkesselöstlich im TalkesselQuelle im Talkessel unterhalb des flachen Mittelstückswasserführend
Born12 im östlichen Talkessel
östlich im TalkesselQuelle im Talkessel unterhalb des flachen Mittelstücks
Born13 im östlichen Talkesselöstlich im TalkesselQuelle im Talkessel unterhalb des flachen Mittelstücks

Literatur

  • Wasserversorgung. In: Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Herausgegeben vom Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 213.

Weblinks

Commons: Strakener Quellsystem – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Lössnitz und Moritzburger Teichlandschaft (= Werte unserer Heimat. Band 22). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1973, S. 159.
  2. Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Große Kreisstadt Radebeul (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen). SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3 (siehe beiliegende Karte).
  3. laut Informationsschild der Stadt Radebeul im Straken.
  4. Verordnung der Landesdirektion Dresden zur Bestimmung des Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung „Lößnitzgrund und Lößnitzhänge“ (Memento des Originals vom 26. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.revosax.sachsen.de, abgerufen am 8. Juni 2012.
  5. Übersichtskarte zur FFH-Verordnung mit der Einzeichnung des Gebiets, abgerufen am 8. Juni 2012.
  6. Wasserversorgung. In: Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Herausgegeben vom Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 213.

Koordinaten: 51° 6′ 51″ N, 13° 40′ 37″ O

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Wahnsdorf, Born13 des Strakener Quellsystems, im östlichen Talkessel
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Wahnsdorf, Born des Strakener Quellsystems, in Stützmauer unterhalb des Bodenwegs
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