Straßenbahn Helsinki

Straßenbahn
Straßenbahn Helsinki
Bild
Bild
Linie 7A am evangelischen Dom
Basisinformationen
StaatFinnland
StadtHelsinki
Eröffnung1891
Elektrifizierung4. September 1900
BetreiberHKL
Verkehrs­verbundHSL
Infrastruktur
Streckenlänge45,2 km
Spurweite1000 mm (Meterspur)
Stromsystem600 V Gleichspannung, Oberleitung
Betrieb
Linien10
Statistik
Fahrgäste55.600.000 (2005)
Netzplan
Netzplan
Das aktuelle Straßenbahnnetz (2020)

Die Straßenbahn Helsinki wird von dem am 1. Februar 2022 gegründeten öffentlichen Verkehrsunternehmen Pääkaupunkiseudun Kaupunkiliikenne (deutsch in etwa Stadtverkehr der Hauptstadtregion) betrieben.[1] Pääkaupunkiseudun Kaupunkiliikenne untersteht nicht mehr dem bisherigen regionalen Verkehrsverbund HSL, der nun umgekehrt als Gesellschaft mit beschränkter Haftung in den neuen städtischen Betrieb Pääkaupunkiseudun Kaupunkiliikenne eingegliedert wurde.[2]

Geschichte

Der Straßenbahnbetrieb in Helsinki begann zunächst als Pferdetrambahn im Jahr 1891. Schon bald wurde auf elektrischen Betrieb umgestellt und 1901 der letzte Pferdewagen aus dem Verkehr gezogen. An der Spurweite wurden jedoch keine Änderungen vorgenommen, so dass die Straßenbahn bis heute auf 1000-mm-Schmalspur fährt. Neue Strecken wurden über Jahrzehnte nicht gebaut, jedoch wurde das bestehende Netz laufend gepflegt und bei Bedarf mit Zusatzgleisen oder neu geführten Abschnitten modernisiert. Am 10. August 2008 wurde nach langer Zeit die erste Neubaustrecke, der Abschnitt der neuen Linie 9 zwischen der Haltestelle Helsinginkatu und Itä-Pasila, neu eröffnet. Der Streckenausbau fand 2012 seine Fortsetzung. Zum 1. Januar 2012 ging die Verlängerung der Linie 8 in Betrieb. Sie ist knapp einen Kilometer lang und führt in südlicher Richtung von Salmissaari über die Crusellbrücke nach Jätkäsaari. Damit entstanden die drei neuen Haltestellen Länsisatamankatu, Crusellinsilta und die neue Endstelle Saukonpaasi.[3][4]

Liniennetz

Liniennetz seit dem 14. August 2017[5]
LinieFahrtwegFahrzeitHaltestellen
1EiraKäpylä35 min32
2Olympiaterminaali – Pasila25 min25
3Olympiaterminaali – Meilahti35 min26
4Katajanokka – Munkkiniemi30 min24
5Katajanokka (terminal) – Hauptbahnhof10 min09
6Eiranranta – Arabia33 min24
7Länsiterminaali – Pasila45 min28
8Jätkäsaari – Arabia30 min23
9Länsiterminaali – Pasila30 min24
10Kirurgi – Pikku Huopalahti25 min19

Durch Neubauabschnitte (u. a. zum Länsiterminaali T 2 sowie einer Neubaustrecke längs der Valimerenkatu für die Linie 8) wurden auch Linienwege neu geordnet. Bis zum 14. August 2017 galt folgendes Netz mit 12 Straßenbahnlinien[6], die insgesamt etwas weniger Passagiere hatten als die Metro Helsinki:

  • 1 Kauppatori – Käpylä (nicht in der HVZ)
  • 1A Eira – Kauppatori – Käpylä (nur in der HVZ)
  • 2 Kaivopuisto (von Linie 3) – Kauppatori – Kampin keskus – Töölö – Eläintarha (weiter als Linie 3)
  • 3 Kaivopuisto (von Linie 2) – Eira – Kallio – Eläintarha (weiter als Linie 2)
  • 4 Katajanokka – Munkkiniemi
  • 5 Katajanokan terminaali – Rautatieasema[7]
  • 6 Hietalahti – Arabia
  • 7A Senaatintori – Töölö – Pasila – Senaatintori (Ringlinie, Gegenrichtung zur Linie 7B)
  • 7B Senaatintori – Pasila – Töölö – Senaatintori (Ringlinie, Gegenrichtung zur Linie 7A)
  • 8 Jätkäsaari – Salmisaari – Töölö – Arabia
  • 9 Länsiterminaali – Itä-Pasila
  • 10 Kirurgi – Pikku-Huopalahti

Weitere Neubaustrecken sind im Bau (u. a. die beiden großen Verlängerungen nach Espoo), stehen kurz vor Baubeginn (Strecke nach Kartano) oder sind in einem fortgeschrittenen Projektstadium (Neubaustrecken südwestlich der Innenstadt).[8]

Technik und Infrastruktur

Die Straßenbahn ist eine Straßenbahn im klassischen Sinn (keine Stadtbahn), alle Strecken führen über Straßen, zum Teil auch auf einem eigenen Gleisbett neben der Straße oder in ihrer Mitte. Dabei besteht jeweils für beide Fahrtrichtungen ein eigenes Gleis. Die Spurweite beträgt 1000 Millimeter (Meterspur). Die Stromversorgung mit 600 Volt Gleichstrom erfolgt über eine Oberleitung.

Die Straßenbahn hat eigene Lichtzeichenanlagen, die statt Farben Symbole anzeigen: Ein senkrechter Pfeil steht für „Freie Fahrt“, ein Strich für „Achtung“ und der Buchstabe S für „Stop/Halt“. Teilweise besteht eine Telematik-Vorrangschaltung gegenüber dem Individualverkehr.

Sämtliche Straßenbahnstrecken sind für den Einrichtungsbetrieb ausgelegt; d. h., sie besitzen ein(e) Wendeschleife oder -Dreieck am Streckenende. Da auch die neuen Variotrams Einrichtungstriebwagen sind, wird sich in naher Zukunft auch nichts daran ändern. Es gibt allerdings zwei Endhaltestellen, an denen keine Wendeschleife benötigt wird, da die Fahrzeuge einer Linie auf die einer anderen übergehen. Dies sind Länsi-Pasila und Olympiaterminaali.

Fahrzeuge

Im Fuhrpark der HKL befinden sich etwa 130 Schienenfahrzeuge für den Linienverkehr.

Hochflurwagen

Hochflurzug Typ Nr I
Hochflurzug Typ Nr II / MLNRV mit nachträglich eingebautem niederflurigen Mittelteil
Innenraum eines Helsinkier Valmet-Straßenbahnwagens

Der Großteil der im Einsatz befindlichen Züge stammt noch aus den 1970er und 1980er Jahren. Sie wurden in Finnland von Valmet gebaut. Zahlreiche Komponenten wie Drehgestelle, Achsgetriebe und Falttüren entsprechen den Standardwagen der Firma Düwag. Im Inneren sind sie mit gepolsterten Schalensitzen und optischen Haltestellenanzeigen ausgestattet, akustische Haltestellenansagen fehlen jedoch. Insgesamt ist der Innenraum in verschiedenen Grün- und Blautönen gestaltet.

Da sich die Variobahnen nicht bewährt haben und verschrottet werden sollen, sofern sie nicht verkauft werden können, sollen die vorhandenen VALMET-Fahrzeuge erneut für eine weitere längere Einsatzdauer ertüchtigt werden.[8]

Nr I / MNLRV 1

Mit 40 Fahrzeugen stellten die 20 Meter langen sechsachsigen zweiteiligen Gelenkwagen des zwischen 1973 und 1975 gebauten Typs Nr I (Wagennummern 31–70) fast die Hälfte des Hochflur-Wagenparks. Bei diesen Wagen handelt es sich um die weltweit ersten serienmäßigen Straßenbahnfahrzeuge mit Gleichstrom-Choppersteuerung. Abweichend vom übrigen Wagenpark Helsinkis wurden sie in orange/grauer Farbgebung abgeliefert, diese wurde zwischen 1986 und 1995 durch das traditionelle Creme/Grün ersetzt. Äußerlich unterscheiden sie sich vom Nachfolgetyp Nr II durch die runden Rückleuchten. Im Laufe der Jahre wurden an den Wagen die ursprünglichen Schaffnerplätze ausgebaut und in zwei Modernisierungsprogrammen überwiegend technische Neuerungen durchgeführt. Bei vielen Wagen wurden die Liniennummernbänder durch elektronische LCD-Anzeigen mit Liniennummer und Fahrziel ersetzt, bei allen Wagen wurden Haltestellen-Innenanzeigen nachgerüstet und die Sitze im Fahrgastraum erneuert. Als Nachfolger der abgestellten ex-Mannheimer Fahrzeuge wurden die Wagen 33, 42, 46 und 64 zu Reklamewagen; sie werden etwa halbjährlich wechselnd mit Ganzreklamen beklebt.

Die komplette Außerdienststellung des Typs I war für die Jahre ab 2014, nach der Inbetriebnahme der Transtech-Niederflurwagen beabsichtigt. Entgegen diesen ursprünglichen Plänen wurde im Januar 2012 der Auftrag für die Modernisierung und Ausrüstung von zehn Fahrzeugen mit Niederflur-Mittelteilen an die deutsche Firma VIS in Halberstadt erteilt. Gleichzeitig wurden zwei Optionen für die Ausrüstung von jeweils weiteren fünf Fahrzeugen vereinbart.[9][10] Zum Umbau wurden die Wagen 34, 37, 38, 49, 50, 60, 61, 62, 63 und 68 ausgewählt; die Optionen für weitere Umbauten wurden nicht wahrgenommen. Die umgebauten Wagen bekamen die Bezeichnung MNLRV 1, äußerlich auffällig sind die Zielanzeigern aus weißen LEDs. Zunächst kamen sie unter ihren alten Nummern zum Einsatz. Ende 2013 wurden sie umnummeriert in die Nummerngruppe 113–122.[11]

Mit der Serienlieferung der Gelenk-Niederflurwagen wurden die nicht zu Achtachsern verlängerten Wagen des Typs I bis Ende 2017 außer Betrieb genommen und teilweise außerhalb des Straßenbahnnetzes, im Depot der Metro Helsinki, geschützt abgestellt. Im Februar 2018 waren noch die Wagen 40, 41 und 59 für Fahrschuleinsätze und innerbetriebliche Zwecke betriebsfähig.

Nr II / MLNRV 2

Der in den Jahren 1983 bis 1987 in 42 Exemplaren gebaute sechsachsige Nachfolgetyp Nr II (Wagennummern 71–112) unterscheidet sich optisch nur unwesentlich von seinen Vorgängern. Die Wagen waren von Beginn an für schaffnerlosen Betrieb vorgesehen und wurden, entsprechend dem technischen Fortschritt, mit einer moderneren Fahrzeugsteuerung ausgerüstet. Auffälligste Unterschiede zum Typ Nr I sind die leiseren Betriebsgeräusche der Elektronik, der längere Dachcontainer auf dem hinteren Wagenteil und die eckigen Rückleuchten. Bis zur Wagennummer 103 wurden sie ebenfalls in der Farbgebung Hellgrau/Orange geliefert. Die letzten neun Fahrzeuge kamen schon ab Werk im traditionellen Grün/Beige, die übrigen Wagen wurden zwischen 1986 und 1995 ebenso umlackiert. Auch diese Wagen wurden in zwei Programmen laufend modernisiert: es wurden LCD-Ziel-Außenanzeigen eingebaut (ursprünglich nur Rollbänder mit Liniennummern), Haltestellenanzeigen im Fahrgastraum angebracht und die Sitze verändert.[12]

Als erster wurde der Wagen Nr. 80 im Jahr 2006 versuchsweise mit einem niederflurigen Mittelteil zu einem Achtachser verlängert, wie dies etwa auch in Tallinn, Duisburg, Mannheim oder Zürich getan wurde. Auf Grund der guten Erfahrungen und der anvisierten langen Nutzungsdauer wurden ab 2008 alle Fahrzeuge des Typs Nr II entsprechend umgebaut. Die umgebauten Wagen sind nun 26,5 Meter lang und tragen die neue Typbezeichnung MLNRV 2. Das Umbauprogramm dieser Serie fand im Oktober 2011 mit dem Wagen Nr. 95 seinen Abschluss. Beim Umbau haben die Fahrzeuge ihre ursprünglichen Wagennummern behalten.[12][13]

Niederflurwagen

Variobahn

Einer der seit 1999 eingesetzten Variobahn-Wagen

Zwischen 1998 und 2003 wurden in zwei Serien insgesamt 40 neue, 5-teilige Niederflur-Gelenkwagen des Typs Variobahn vom Hersteller Adtranz angeschafft (Wagennummern 201–240). Sie ersetzten die seit 1959 fahrenden Wagen der Baureihe 59, von der der letzte 2003 verschwand.

Ihr Innenraum ist vornehmlich in Lichtgrau gehalten, die Sitze sind härter als die der Valmet-Wagen und mit orangem Stoff bezogen. Im Mittelteil befinden sich zwei kleine Tische, auf denen täglich die aktuelle Gratiszeitung metro zu finden ist. Die Variobahn-Wagen für Helsinki wurden – erstmals bei Straßenbahnwagen – mit einer Fußbodenheizung ausgerüstet. Die persönlichen Einstellungen für Fahrersitz und Außenspiegel werden auf einer Chipkarte gespeichert und stellen sich beim Personalwechsel automatisch ein.[14]

Nach kurzer Einsatzdauer stellte sich heraus, dass die Fahrzeuge den klimatischen Verhältnissen in Finnland nicht gewachsen waren. Wegen technischer Probleme mussten sie immer wieder aus dem Verkehr gezogen werden. Dies führte zu langen Verhandlungen mit der Firma Bombardier, die die Firma Adtranz mittlerweile aufgekauft hatten. Seit 2007 werden alle Variobahn-Wagen durch Bombardier gewartet; ausgenommen sind Unfallreparaturen. Der geschlossene Vertrag lief zehn Jahre und sah außerdem vor, dass beim Unterschreiten einer Verfügbarkeitsquote von 35 Fahrzeugen für die Dauer von mindestens drei Monaten die komplette Serie an Bombardier zurückgegeben werden kann. Durch den Hersteller wurden umfangreiche Nachbesserungen vorgenommen. Die Verfügbarkeit der Variobahnen hat sich durch diese Maßnahme deutlich erhöht, der Wartungsaufwand ist jedoch weiterhin sehr hoch.

Ende August 2017 gaben die HKL bekannt, dass man mit Bombardier einen Vergleich geschlossen habe, gemäß dem der Kauf der Variobahnen nach dem Auslaufen des Wartungsvertrages zum Jahresbeginn 2018 rückabgewickelt würde. Es sei ausführlich diskutiert worden, ob die Fahrzeuge den anspruchsvollen Anforderungen in Helsinki überhaupt genügen könnten. Sicher sei, dass sie in anderen Städten Mitteleuropas noch ein langes und erfolgreiches Leben haben könnten.[15] Schon einige Wochen zuvor waren die Wagen 234 und 237 nach Ludwigshafen gebracht worden, um zu prüfen, ob sie sich für einen vorübergehenden leihweisen Einsatz im Netz der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH anpassen lassen.[16] Neben dem seit 2014 unfallbeschädigt abgestellten Wagen 209 wurden ab September 2017 inzwischen auch die Wagen 219 und 228 abgestellt. (Stand Februar 2018). Im Sommer 2018 wurde die Linie 1 noch teilweise mit Variobahnen betrieben.[17]

Artic / MLNRV 3 X34

Artic X34 in der Aleksanterinkatu

Am 25. März 2011 gab die HKL das Ergebnis einer Ausschreibung über vierzig neue Niederflur-Gelenkwagen („Artic“) in Drehgestelltechnik bekannt. Die Fahrzeuge im Auftragswert von 113 Millionen Euro sollten von der finnischen Firma Transtech hergestellt und geliefert werden. Zunächst wurden ab 2013 zwei Prototypen hergestellt und im Regelbetrieb, auch im Winter, erprobt. Die Serienlieferung von weiteren 38 Wagen begann im Januar 2016 und soll zur Ablösung der Hochflurwagen vom Typ Nr. I führen. Weiterhin wurde eine Option auf 90 zusätzliche Wagen vereinbart.[18][19] Eine Designstudie der Fahrzeuge wurde im Juni 2012 auf der Messe „HiDesign“ in Helsinki ausgestellt.[20]

Die Prototypen 401 und 402 wurden ab 2013 umfangreichen Tests unter verschiedenen klimatischen Bedingungen und auf allen Linien in Helsinki unterzogen. Schon während der Fahrerschulung wurde an einzelnen Tagen einer der Wagen im regulären Linieneinsatz dem Urteil der Fahrgäste ausgesetzt, begleitet von einer großen Kampagne in den Medien und den sozialen Netzwerken.

Nach der Übernahme von Transtech durch Škoda Transportation begann im Januar 2016 die Serienlieferung der übrigen 38 Fahrzeuge. Die Fahrzeuge der Serie weichen nur in geringfügigen Details von den Prototypen ab, am auffälligsten ist die Veränderung der Drehgestellblenden. Im Oktober 2016 waren die Wagen 401–412 ausgeliefert. Ab Wagen 411 tragen sie das Škoda-Firmenzeichen auf Front und Heck.

Der Innenraum der Fahrzeuge ist hell gestaltet, die Sitzflächen und Kopfstützen der Fahrgastsitze sind mit rotem Veloursleder bezogen. In die grauen Rückenlehnen der Sitze wurde ein stilisierter Straßenbahn-Liniennetzplan eingewebt. Die meisten Sitze sind auf Podesten angebracht, der Fahrzeugboden ist im Übrigen aber stufenlos, mit leichten Schrägen über den Drehgestellen. Bei der ersten Doppeltür ist eine Klapprampe für Rollstühle angebracht. Der Fahrgastraum ist klimatisiert und mit Fußbodenheizung ausgestattet, durch LEDs beleuchtet und mit Haltestellenanzeigen und Bildschirmen für das in Helsinki verwendete kombinierte Info- und Werbesystem ausgerüstet. Die Außenanzeigen erfolgen ebenfalls durch weiße LEDs. Statt Außenspiegeln verfügen die Wagen über Kameras, auch die Einstiege werden durch mehrere Kameras überwacht.

Die Fahrzeuge gelten als ausgesprochen wartungsfreundlich und weisen im Netz von Helsinki, auch auf schlechtem Gleis, angenehme Fahreigenschaften auf. Wesentlichen Anteil an der Zuverlässigkeit hat auch der von Voith gelieferte Antriebsstrang der neben dem Traktionsstromrichter auch die Fahrmotoren, Getriebe etc. sowie die Fahrzeugsteuerung beinhaltet.[21][22]

Aus der vereinbarten Option wurde die Bestellung im Dezember 2016 um zwanzig und im Juni 2018 um weitere zehn Fahrzeuge erhöht, sodass mittlerweile insgesamt 70 Fahrzeuge bestellt sind.[8][23] Im Juli 2018 waren 50 Wagen im Einsatz.

Zur Unterscheidung gegenüber den 2016 bestellten X54 werden die Fahrzeuge auch als X34 bezeichnet.

Škoda ForCity Smart Artic X54

Artic X54 in der Innenstadt

Im Dezember 2016 wurden im Rahmen einer 2011 vereinbarten Option 29 Fahrzeuge für die Schnellstraßenbahn Raide-Jokeri bestellt. Diese Linie soll im Januar 2024 eröffnet werden und verläuft zwischen den Stationen Keilaniemi und Itäkeskus als nördliche Tangentialstrecke von Helsinki und nach Espoo. Die Strecke wird isoliert vom restlichen Straßenbahnnetz betrieben werden.

Zudem wurde auch eine Option für 23 zusätzliche Fahrzeuge für das bestehende Streckennetz vereinbart. Um Streckenverlängerungen des bestehenden Netzes über die neuen Kruunusillat-Brücken im Osten der Stadt abzudecken, wurde die Option am 4. Februar 2021 eingelöst. Insgesamt sind nun 52 Fahrzeuge bestellt.[24][25][26]

Die von Škoda gelieferten Fahrzeuge des Typs X54 basieren technisch auf den seit 2013 eingesetzten Artic-Straßenbahnen des Typs X34. Sie sind allerdings 35 Meter lange Zweirichtungsfahrzeuge und als fünfteilige Multigelenkwagen ausgelegt. Wie bei den ForCity Plus besitzen jeweils zwei Segmente auf beiden Seiten Radsätze. Die X54 können auf sieben Segmente verlängert werden und verfügen über eine türkis-weiße Farbgebung.

Seit 2020 werden die Fahrzeuge ausgeliefert und ab dem 8. November 2021 auf dem Bestandnetz eingesetzt. Darüber hinaus werden sie für Testfahrten auf der neuen Tangentialstrecke eingesetzt.[27]

Gebrauchtkäufe

Von 2004 bis 2007 kaufte die HKL zehn verschiedene Wagen gebraucht aus Mannheim und Ludwigshafen am Rhein (siehe in den einzelnen Unterabschnitten). Alle Wagen wurden technisch überholt und mit einem neuen Armaturenbrett ausgerüstet. Radio im Führerstand und eine Scheibenwaschanlage wurden nachgerüstet. Die ursprünglich nur halbhohe Tür zum Fahrerstand wurde durch ein Oberteil erweitert. Die Betätigungsrichtung der per Kurbel handbetätigten Fahrschalter wurde entsprechend der in Helsinki üblichen Weise geändert (Fahren in Helsinki im Uhrzeigersinn, Bremsen entgegen dem Uhrzeigersinn – in Mannheim und Ludwigshafen war dies umgekehrt). Zwischen 2008 und 2009 wurden die Fahrschalter mit einer Servosteuerung ausgerüstet, die die Bedienung für die Fahrer stark vereinfacht. Die Kurbel ist seitdem nicht mehr aufgesteckt und dient nur noch bei Störungsfällen als Notfahrmöglichkeit. Die Zukäufe waren nach der deutlich verbesserten Verfügbarkeit der Variobahn-Wagen nur noch sporadisch im Einsatz. Meist verkehrten montags bis freitags ein oder zwei Wagen zu den Spitzenzeiten im Linienverkehr. Bis Dezember 2014 wurden sie, mit Ausnahme der Charterwagen 150 und 166, außer Betrieb genommen und entweder abgegeben oder verschrottet.

Die Bauarten im Einzelnen:

Wagen Nr. 150

Im Jahr 2004 erwarb die HKL den Düwag-Achtachser Nr. 150 von den Verkehrsbetrieben Ludwigshafen am Rhein. Dieser diente zur Erprobung, ob die konstruktiv ähnlichen, eigenen Fahrzeuge ohne Verstärkung der Antriebe zu Achtachsern erweitert werden konnten und den Ansprüchen im städtischen Netz genügen würden. Der Wagen wurde bis Juli 2005 im Liniendienst eingesetzt und anschließend als Betriebsreserve verwendet. Seit Mitte 2006 dient er als Partywagen. Dazu wurden goldene Zierstreifen abgebracht und der Wagen im Innern mit Vorhängen, stoffgepolsterten Sitzen, Teppichen, einer Musikanlage und einer Theke am ehemaligen Kinderwagenplatz ausgestattet. Der Wagen ist in Helsinki der einzige Achtachser mit hochflurigem und türlosem Mittelteil.

„Typ Mannheim“ Wagen 151 bis 154

Im Frühjahr 2005 kaufte die HKL die vier ausrangierten Düwag-Sechsachser 453, 456, 457 und 455 vom Typ Mannheim aus der namensgebenden Stadt und reihte sie in den eigenen Wagenpark in dieser Reihenfolge als Wagen 151 bis 154 ein. Der Ankauf diente dazu, um die Ausfälle durch die Reparaturzeiten bei den Variobahn-Wagen auszugleichen – insbesondere im Hinblick auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2005. Später wurde noch der Wagen 451 als Ersatzspender gekauft. Er war schon in Mannheim zur Teilegewinnung verwendet worden und wurde nach Ausbau der nötigen Ersatzteile im Jahr 2008 verschrottet. Die vier Gelenkwagen haben in Helsinki nie die traditionelle Farbgebung grün/creme getragen, sondern wurden von Anfang an mit etwa halbjährlich bis jährlich wechselnden Ganzreklamen beklebt. Im Gegensatz zu den einheimischen Straßenbahnwagen, auf denen Reklame nur sehr sparsam angebracht wird, waren sie sehr auffällige Erscheinungen im Straßenbild.

Die Fahrzeuge 151 und 152 wurden im Juni 2012 außer Betrieb genommen, die Wagen 153 und 154 im September und Oktober 2013. Wagen 154 kam im Dezember 2013 nach Mannheim zurück, um durch die Interessengemeinschaft Nahverkehr Rhein-Neckar e.V. als historisches Fahrzeug erhalten zu werden. Die drei übrigen Wagen wurden im Jahr 2013 verschrottet.

Wagen 161 bis 166

Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten mit den Variobahn-Wagen kaufte man ab 2007 außerdem die sechs Mannheimer Umbau-Achtachser mit Niederflur-Mittelteil Nr. 517, 519, 523, 503, 507 und 510 und reihte sie in dieser Reihenfolge unter den Nummern 161 bis 166 in den Wagenpark ein. Diese Wagen wurden zwischen 1962 und 1964 als Sechsachser gebaut und 1991 und 1992 zu Achtachsern verlängert. Damit waren sie mit Abstand die ältesten Linienfahrzeuge im Wagenpark der HKL. Vor dem ersten Einsatz in Finnland wurde jeder Wagen einer ausführlichen Grundüberholung unterzogen, so dass die letzten Wagen eigentlich erst nach der „Variobahn-Krise“ in Betrieb gingen.

Der umfangreichste Umbau wurde am Wagen 166 (ex 510) ausgeführt. Er wurde im Innenraum mit neuen, schräg ausgerichteten Sitzen im Heckteil, kleinen Sitzgruppen im Vorderteil, einer farblich veränderbaren LED-Innenbeleuchtung und Monitoren an der Decke völlig umgestaltet. Der Wagenkasten wurde außen mit einer Metallfolie beklebt, die je nach Sonneneinstrahlung und Blickrichtung in unterschiedlichen Farben schimmert, vor dem Stromabnehmer wurde eine beleuchtete Skulptur auf dem Dach montiert. Als „Kulturtram“ war der Wagen ab September 2010 zu bestimmten Zeiten auf jeweils festgelegten Strecken unterwegs. Während der Fahrt wurden auf einer kleinen Bühne im Niederflur-Mittelteil Musik, Kleinkunst oder andere künstlerische Darbietungen aufgeführt.[28] Die Einsätze als Kulturtram endeten am 21. Dezember 2012, danach konnte die Bahn als Charterwagen individuell gemietet werden. Solche Einsätze blieben aber selten.

Der Einsatz der ex-Mannheimer Niederflur-Achtachser gestaltete sich sehr unterschiedlich. Nur kurz währte der Plandienst der reklamefreien Fahrzeuge: die Wagen 161, 163 und 165 waren ab 2009 nur 14, 15 bzw. 9 Monate im regulären Linieneinsatz. Mit Wagen 161 wurden ab 2010 für kurze Zeit Stadtrundfahrten durchgeführt, ehe er ab ca. 2011 als Ersatzteilspender verwendet wurde. Wagen 163 wurde sporadisch für gemietete Fahrten und für Fahrschuldienste verwendet, Wagen 165 blieb ab der Jahresmitte 2011 abgestellt, offiziell als Reserve, jedoch ohne weitere Einsätze. Die Wagen 162 und 164 wurden, wie die Wagen des Typs Mannheim, mit wechselnden Ganzreklamen versehen und deshalb bis 2014 regelmäßig eingesetzt.

Mit dem Ende des Umbauprogramms der Valmet-Wagen und der Anschaffung der Artic-Niederflur-Gelenkwagen wurden auch die beiden Reklamewagen verzichtbar. Einen Käufer für vier Wagen fand man bei der Straßenbahn Łódź in Polen, wo bereits sechs gleichartige Wagen aus Mannheim im Einsatz standen. Im Mai 2014 wurden die jahrelang abgestellten Wagen 163 und 165 nach Łódź abgegeben; ihnen folgten die Reklamewagen 162 und 164 im Januar 2015. Wagen 161 wurde in Helsinki verschrottet. Im März 2018 wurde auch der letzte in Helsinki verbliebene Mannheimer Gebrauchtwagen, die Kulturtram 166, nach Łódź verkauft.

Weblinks

Commons: Straßenbahn Helsinki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Organisaatio. kaupunkiliikenne.fi, 1. Februar 2022, abgerufen am 6. Dezember 2022.
  2. Saara Hirvonen: Viimeinenkin hidaste joukkoliikennejätti HKL:n yhtiöittämisen tieltä on väistynyt – metro- ja ratikkakuskien yhdistys on vetänyt tekemänsä valituksen pois. In: yle.fi. 2. Januar 2022, abgerufen am 17. Dezember 2022 (finnisch).
  3. HSL traffic bulletin vom 29. Dezember 2011 zur Verlängerung der Linie 8@1@2Vorlage:Toter Link/www.hsl.fi (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Zeitschrift Raitio, Ausgabe 1/2012, S. 14–17. Helsinki, Februar 2012.
  5. Liniennetzplan und Einzelbeschreibung siehe Karten des Verkehrsbetriebes, abgerufen am 29. September 2017.
  6. Fahrpläne. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 20. August 2013; abgerufen am 12. August 2013 (finnisch).
  7. HSL – Aikataulut – Helsinki 5. (Nicht mehr online verfügbar.) In: aikataulut.reittiopas.fi. Archiviert vom Original am 24. Oktober 2016; abgerufen am 24. Oktober 2016.
  8. a b c BEKUS (d. i. Bernhard Kußmagk): Finnland: Helsinki – Neubausrecken und weitere Artics. In: Straßenbahn Magazin, Heft 8/2017, S. 15.
  9. Neuer Großauftrag aus Helsinki lässt VIS aufatmen; Volksstimme Magdeburg vom 7. Januar 2012
  10. Datenblatt Typ Nr I. raitio.org, abgerufen am 21. Juli 2022. (finnisch / englisch)
  11. Fahrzeugliste Helsinki, Valmet Nr I+, auf transphoto.org, abgerufen am 4. Juli 2016.
  12. a b Datenblatt Typ Nr II. raitio.org, abgerufen am 21. Juli 2022 (finnisch).
  13. Datenblatt Typ MLNRV. raitio.org, abgerufen am 21. Juli 2022 (finnisch).
  14. Datenblatt Variobahn. raitio.org, abgerufen am 21. Juli 2022 (finnisch).
  15. HKL und Bombardier schließen gemeinsam Abwicklungsvereinbarung ab. Stadt Helsinki, 29. August 2017, abgerufen am 31. August 2017 (finnisch).
  16. HKL: MOTOR TRAMS 201–240. raitio.org, abgerufen am 21. Juli 2022 (finnisch).
  17. Am 14. Juli 2018 waren auf Linie 1 die Wagen 215, 217, 223, 226 und 232 im Einsatz, am Tag davor mindestens 214, 217 und 220.
  18. Pressemitteilung der HKL: HKL und Transtech schließen Kaufvertrag über Straßenbahnwagen ab: 25.03.11 HKL ja Transtech sopimukseen raitiovaunuhankinnasta (Memento vom 7. August 2011 im Internet Archive) (finnisch)
  19. Niederflurwagen auf der Website von Transtech (englisch), auf transtech.fi
  20. Hi Design takes fresh perspective, auf finland.fi, abgerufen am 21. Juli 2022
  21. Helsinki erhält 10 weitere Niederflur-Straßenbahnen mit elektrischen Antriebssystemen von Voith | ZEVrail.de. Abgerufen am 20. Juli 2022.
  22. Datenblatt Transtech Artic. raitio.org, abgerufen am 21. Juli 2022 (finnisch).
  23. HKL wird 10 neue Artic-Straßenbahnen erwerben. Stadt Helsinki, 14. Juni 2018, abgerufen am 16. Juni 2018 (finnisch).
  24. Oliver Cuenca: New Skoda LRVs for Brno and Helsinki. In: International Railway Journal. 5. Februar 2021, abgerufen am 4. Januar 2023 (britisches Englisch).
  25. LOK Report - Finnland: Škoda Transtech liefert neue ForCity Smart Artic X54 für Helsinki. Abgerufen am 4. Januar 2023 (deutsch).
  26. New Artic Trams For Helsinki. Abgerufen am 4. Januar 2023 (englisch).
  27. First Raide-Jokeri Tram In Test Service. Abgerufen am 4. Januar 2023 (englisch).
  28. Datenblatt Kulturtram. raitio.org, abgerufen am 21. Juli 2022 (finnisch).

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Sinnbild Straßenbahn.svg
Sinnbild Straßenbahn. Eingeführt mit der deutschen Straßenverkehrsordnung 1991.
Helsinki tram map 2020.png
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Map of the Helsinki tram network as of 14 December 2020.
MLNRV Hakaniemi 2010-05-03.JPG
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A Helsinki City Transport -owned MLNRV-type tram (Nr II tram with an added low-floor midsection) in Hakaniemi, Helsinki on line 7A. The Nr II trams were built between 1984 and 1987 by Valmet in Finland, with the added sections built by Verkehrs Industrie Systeme in Germany and installed in Finland by HKL from 2006 onwards.
NR1 Innenraum.JPG
Innenraum einer NR-1-Tram aus Helsiki
ForCity Smart Artic X54 in Helsinki city centre, 2021 November.jpg
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The Artic X54 or ('Artic XL') closing on Lasipalatsi tram stop in Helsinki city centre. The new tram, very first of its kind, started running on line '4S' between Ooppera and Kauppatori in November 8th, 2021.
FinnishTram.jpg
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Old 1970s trams (type Valmet Nr I) in Helsinki, Finland, in the Töölö district.
ModernFinnishTram.jpg
Autor/Urheber: Jonik, Lizenz: CC BY-SA 3.0
A modern tram in the Töölö district of Helsinki, Finland. This is a Bombardier Variotram; the model was introduced in Helsinki in 1999. Töölö tram depot [1] can be seen in the background.