Stichelhaariges Pferd

Links: Stichelhaariger Fuchs. Rechts: Stichelhaariger Brauner

Ein stichelhaariges Pferd oder Farbwechsler hat durch das Roan-Gen (Rn) eine starke Einstreuung von weißen Haaren in das farbige Haarkleid. Die Einstreuung wird wie bei der dominant weißen Farbe und mehreren Formen der Scheckung auf eine Mutation des KIT-Locus zurückgeführt.[1]

Stichelhaarige Pferde werden auch als Eisenschimmel, Dauerschimmel oder, wenn die zugrundeliegende Farbe schwarz ist, als Mohrenkopfschimmel bezeichnet. Genetisch entsteht die Farbe des stichelhaarigen Pferdes jedoch völlig anders als die Schimmelfarbe. Dennoch sind diese Farbbezeichnungen noch weit verbreitet.

Stichelhaarige Pferde sind selten. Im erweiterten Sinne werden alle Pferde als stichelhaarig bezeichnet, die einzelne weiße Haare im dunklen Fell eingestreut haben.

Aussehen

Ein stichelhaariges Pferd hat in die durch seine anderen Farbgene entstandene Farbe eingestreute weiße Haare im Fell. Davon ist überwiegend die Unterwolle betroffen, so dass Körperzonen mit wenig Unterwolle wie der Kopf und die Beine sowie Schweif und Mähne dunkler sind als der Körper. An den Beinen ist bei dem farblichen Übergang knapp über dem Karpalgelenk ein umgekehrtes "V" zu sehen, was eine typische Ausprägung von Roan ist.

Viele stichelhaarige Pferde werden dunkler, wenn sie im Herbst ihr Winterfell bekommen. Viele werden im Frühling/Sommer wieder heller. Die meisten Roan zeigen aber sowohl im Winter als auch im Sommer ihre Stichelhaarigkeit.

Die Menge der eingestreuten weißen Haare kann sich von Pferd zu Pferd erheblich unterscheiden, bleibt aber abgesehen von den jahreszeitlichen Veränderungen das ganze Leben über gleich. Ein stichelhaariges Pferd hat deshalb als Jährling bereits so viele weiße Stichelhaare wie als ausgewachsenes Tier.

Einzelne Stichelhaare können auch bei ganz normal gefärbten Pferden auftreten, beispielsweise in Form eines Fuchses mit Stichelhaaren, ohne dass das Pferd ein echter Roan ist. Ein Roan jedoch kann niemals ganz ohne Stichelhaare sein.

Genetik

Diese stichelhaarige Aufhellung der Haare eines farbigen Pferdes wird durch das Roan-Gen vererbt. Hierbei handelt es sich vermutlich um Mutationen des KIT-Lokus, wenn auch in den Studien weitere verursachende Gene nicht ausgeschlossen werden konnten. Die identifizierten Genvarianten, die mit Roan in Verbindung stehen, variieren je nach Pferderasse. Das deutet darauf hin, dass es bei Roan verschiedene genetische Varianten gibt, die von der Pferderasse und ihrer Herkunft abhängen.[2]

Das KIT-Gen ist auch beim Tobiano, dem White Spotting und der Sabinoscheckung mutiert. Wenn ein Pferd für eines dieser Gene reinerbig ist (das Gen also zweimal hat), kann es keines der beiden anderen Gene haben. Wenn es nicht reinerbig ist, kann es insgesamt höchstens zwei dieser Veranlagungen haben. Nahebei auf demselben Chromosom liegt der Extension-Locus des Pferdes, so dass die Fuchsfarbe oft gemeinsam mit der stichelhaarigen Farbe vererbt wird.

Die Stichelhaarigkeit entsteht, weil während der Embryonalentwicklung nicht ausreichend Stammzellen der Melanoblasten (Vorfahren der farbstoffbildenden Zellen) aus der Neuralleiste auswandern, so dass viele Haarzwiebeln nach Abschluss der Fötalentwicklung keine Melanozyten erhalten haben, die Farbstoffe produzieren könnten. Die Haare, denen diese Zellen fehlen, bleiben deshalb weiß.

In mehreren frühen Studien konnten nur mischerbige Roans nachgewiesen werden, also Fälle, in denen nur eine Kopie des Gens vorhanden ist. Man ging deshalb davon aus, dass reinerbige Fohlen, die von beiden Elternteilen das Roan-Gen bekamen, nicht überlebensfähig sind und bereits im Mutterleib absterben. Dies konnte mittlerweile für die Rassen Quarter Horse, Noriker und Islandpferd eindeutig widerlegt werden.[2][3]

Rassen

Stichelhaarige Pferde kommen unter anderem in diesen Rassen vor: Murgese, Noriker, Belgisches Kaltblut, Ardenner, Quarter Horse, Paint Horse, Trakehner, Shetlandpony, Gotland-Pony, Welsh-Pony, KWPN, Islandpferd, Paso Peruano, American Miniature Horse, Tennessee Walking Horse.

Verwechslungsmöglichkeiten

Gebraucht man den Begriff „stichelhaariges Pferd“ im erweiterten Sinne, wird auch jedes andere Pferd als stichelhaarig bezeichnet, das einzelne weiße Haare in farbiges Fell eingestreut hat. Tiere, die dieser erweiterten Definition von "Stichelhaariges Pferd" entsprechen, sind oft schon äußerlich leicht damit zu verwechseln. Hier sind sie mit ihren exakten Namen aufgeführt.

  • Schimmel: Schimmelfohlen werden dunkel geboren und bekommen dann allmählich immer mehr weiße Haare. Bei ihnen ist der Kopf normalerweise heller als der Körper.
  • Rabicano: Hauptsächlich am Bauch eingestreute weiße Haare, während Kopf, Hals, die Beine, Schultern und Widerrist, sowie die Hinterbeine hoch bis zur Kruppe (Hintern) dunkler bleiben.
  • Varnish Roan: Im Gesicht bleibt nur eine V-förmige Zeichnung dunkel, die dunkle Farbe an den Beinen reicht nur bis zu Knie und Sprunggelenk.
  • Sabino Overo Das Sabino-Gen ruft manchmal eine stichelhaarige Farbe hervor, die recht unterschiedlich ausgeprägt sein kann, aber immer mit einer Blesse oder Laterne verbunden ist.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Roan horses – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. S. Marklund, M. Moller, K. Sandberg, L. Andersson: Close association between sequence polymorphism in the KIT gene and the roan coat color in horses. In: Mamm Genome. 10(3), 1999 Mar, S. 283–288. PMID 10051325.
  2. a b Katharina Voß, Julia Tetens, Georg Thaller, Doreen Becker: Coat Color Roan Shows Association with KIT Variants and No Evidence of Lethality in Icelandic Horses. In: Genes. Band 11, Nr. 6, Juni 2020, ISSN 2073-4425, S. 680, doi:10.3390/genes11060680 (mdpi.com [abgerufen am 2. November 2023]).
  3. Gertrud Grilz-Seger, Simone Reiter, Markus Neuditschko, Barbara Wallner, Stefan Rieder, Tosso Leeb, Vidhya Jagannathan, Matjaz Mesarič, Markus Cotman, Hubert Pausch, Gabriella Lindgren, Brandon Velie, Michaela Horna, Gottfried Brem, Thomas Druml: A Genome-Wide Association Analysis in Noriker Horses Identifies a SNP Associated With Roan Coat Color. In: Journal of Equine Veterinary Science. Band 88, 1. Mai 2020, ISSN 0737-0806, S. 102950, doi:10.1016/j.jevs.2020.102950 (sciencedirect.com [abgerufen am 2. November 2023]).

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This is Angel. The lady that I ride for has her in for training. She's a stocky red roan mare with very little "go," and she wasn't impressed with this whole situation.
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The color of this American Quarter Horse is described as "red roan" or sometimes "bay roan."
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