Stelenwald von Xi’an

Ausgestellte Stelen im Stelenwald von Xi’an
Steinabreibung: Kuixing, der Gott der Examen (ein Begleiter von Wenchang, dem Gott der Literatur)

Der Stelenwald von Xi’an (chinesisch 西安碑林, Pinyin Xī’ān Bēilín, englisch Xi’an Stele Forest Museum), kurz: Stelenwald bzw. Xi’an-Beilin-Museum, ist ein Museum für Stelen und Steinskulpturen in der Stadt Xi’an, China.

Die Bezeichnung „Stelenwald“ rührt daher, dass hier die Stelen in einer großen Menge wie Bäume im Wald standen.

Geschichte

Der Stelenwald begann mit den Kaicheng Shijing Stelen (Kaicheng shijing bei 开成石经碑 "In Stein gravierte klassische Werke aus der Regierungsperiode Kaicheng") und Shitai Xiaojing Stelen (石台孝经碑), zwei Gruppen von Stelen, die beide in der Zeit der Tang-Dynastie in Stein graviert wurden und im Tempel des Konfuzius in Chang’an ausgestellt waren. 904 wurde Chang’an in einer Rebellion zerstört und die beiden Stelen wurden in die innere Stadt evakuiert. 962 wurden sie wieder in den neu aufgebauten Konfuzius-Tempel gebracht. In der Song-Dynastie (1087) wurde eine besondere Halle gebaut, um die beiden Stelengruppen auszustellen. Sie wurde während der Ming-Dynastie bei dem Erdbeben in Shaanxi 1556 beschädigt.

Der Stelenwald von Xi'an (Xi'an beilin) steht seit 1961 auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China (1-125).

Stelen

Im Museum sind heute insgesamt über 3000 Stelen (von der Han-Zeit bis zum Anfang dieses Jahrhunderts) aufbewahrt. Es ist das größte Museum für Stelen in China. Davon sind über 1000 Steine in sieben Hallen, sechs Galerien und einem Pavillon ausgestellt. Die meisten Stelen aus der Sammlung stammen aus der Zeit der Tang-Dynastie. Steinabreibungen von den Stelen sind käuflich zu erwerben. Das Museum ist sowohl eine Schatzkammer der chinesischen Kalligraphie, als auch für viele wichtige klassische Werke und Dokumente.

Die älteste Stele, die Cao-Quan-Stele (曹全碑), stammt aus der Han-Dynastie. Ebenfalls bedeutsam ist die Sima-Fang-Stele (司马芳碑) aus der Jin-Dynastie. In der ersten Halle werden Stelen mit zwölf konfuzianischen Klassikern präsentiert, die sich auf 114 Steintafeln verteilen. Sie waren ein Auftragswerk von Kaiser Tang Wenzong aus dem Jahr 837. Sie sollten als Standardtexte dienen, damit in künftigen Abschriften Fehler vermieden werden. Bekannt sind sie als Kaicheng-Shijing-Stele (开成石经碑), auf ihnen finden sich über 650.000 Zeichen.

In der zweiten Halle befindet sich die Nestorianische Stele (大秦景教流行中国碑, Tang-Dynastie), die im Jahr 781 geschaffen wurde und mit einem Kreuz bekrönt ist. Sie gedenkt der Ankunft der nestorianischen Christen in Xi'an im Jahr 635. In der dritten Halle befindet sich eine Karte von Chang'an, die das Ausmaß der Stadt auf ihrem damaligen Höhepunkt des Ruhms zeigt. In der vierten Halle finden sich Werke der Lyrik auf Stelen, darunter kalligrafische Versionen der Gedichte von Su Dongpo (1037–1101), aber auch Radierungen des Begründers des Zen-Buddhismus Bodhidharma. In der fünften Halle werden Materialien zur Geschichte gezeigt, in den anderen Halle religiöse und historische Artefakte.[1]

Reliefe

Das Sechs-Rösser-von-Zhao-Mausoleum (chinesisch: 昭陵六駿; pinyin: Zhāolíng Liùjùn) besaß an der Außenseite sechs steinerne Wandreliefe der Tang-Dynastie (618–907), die Pferde darstellen. Das Mausoleum wurde für Kaiser Tang Taizong (599–649) errichtet, so dass die 200 mal 170 Zentimeter großen Kunstwerke in dessen Regierungszeit (ab dem Jahr 626) datiert werden können, zumal sie in direktem Zusammenhang mit ihm stehen. Die dargestellten Rösser waren Kriegspferde des Herrschers und tragen alle eigene Namen, welche aber nicht chinesisch sind, sondern Transliterationen aus anderen Sprachen. Man vermutet, dass es sich bei ihnen um Geschenke benachbarter Stämme und Völker handelt. Da Tang Taizong sie während einzelner Kriegszüge ritt, symbolisieren sie zugleich seine Politik der Wiedervereinigung Chinas. Die Namen lauten Shifachi (什伐赤), Baitiwu (白蹄乌), Telebiao (特勒骠), Qingzhui (青骓), Quanmaogua (拳毛騧) und Saluzi (飒露紫). Im Jahr 1914 versuchten Schmuggler die historischen Zeitzeugen außer Landes zu schaffen, was ihnen auch bei den beiden letztgenannten Platten gelang, die heute im Penn Museum der University of Pennsylvania in den USA ausgestellt werden. Die verbleibenden vier befinden sich zusammen mit Kopien der gestohlenen Exemplare im Stelenwald. Radierungen der Reliefe werden in St. Louis (Missouri, USA) ausgestellt.[2]

Literatur

  • Xi’an beilin quanji 西安碑林全集 (Vollständige Sammlung des Stelenwaldes von Xi'an). Gao Xia (zhubian); Li Linna, Wang Yuanyin, Wang Qiyi (fuzhubian). 200 juan. Guangzhou: Guangdong jingji chubanshe; Shenzhen: Haitian chubanshe, 1999.
    • Inhalt:
      • Beike 碑刻
      • Muzhi 墓志
      • Shike 石刻
      • Xianhua 线画
      • Zaoxiang tiji 造像题记
      • Kaicheng shijing 开成石经 (Zhouyi, Shangshu, Shi Jing, Zhouli, Yili, Liji, Wujing wenzi, Jiujing ziyang, Chunqiu Zuoshi zhuan, Chunqiu, Gongyang zhuan, Chunqiu Guliang zhuan, Lunyu, Xiaojing, Erya, Mengzi, Daxue, Zhongyong)
      • Shaanxi beishi jinghua 陕西碑石菁华

Weblinks

Commons: Stelenwald von Xi’an – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Autorenkollektiv, Vis-à-Vis China, Neuauflage 2015/2016, S. 168.
  2. Chinese museum demands return of horse sculptures from Pennsylvania, China Daily, 15. Januar 2017 - Taizong Horses, Penn Museum - East Asian Library Special Collections: Rubbings of Taizong Horses (Memento des Originals vom 31. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/library.wustl.edu, Washington University in St. Louis, alle abgerufen am 31. Oktober 2018.

Koordinaten: 34° 15′ 17,6″ N, 108° 56′ 53,4″ O

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God of literature.jpg
Autor/Urheber: Der ursprünglich hochladende Benutzer war HunterAmor in der Wikipedia auf Englisch, Lizenz: CC-BY-SA-3.0
An ink rubbing of one of the calligraphy stela at the Beilin Museum in Xi'an, called the "God of Literature Pointing the Dipper." It depicts the figure, made up of the characters describing the four Confucian virtues, standing on the head of the ao (鰲) turtle (an expression for coming first in the imperial civil service examinations), and "pointing the dipper (斗)" (another expression with the same meaning).
Beilin xian 2.jpg
More than 2,300 stone tablets and sculptures are preserved now in Xi'an city in the Forest of Steles Museum.