Stadtpark Bochum

Frühling im Stadtpark, im Hintergrund die Gastronomie im Stadtpark Bochum

Der Bochumer Stadtpark ist nach dem Essener Stadtgarten der älteste kommunale Landschaftsgarten im Ruhrgebiet.

Geschichte und Gestalt

Der Stadtpark mit seinen ersten zwei Ausbaustufen nebst alter Beschriftung Voede auf einen Plan von 1897

Früher befand sich im Bereich des Stadtparks die kleine Vöde, ein Teil der Bochumer Allmende. Angeregt wurde der Stadtpark bereits 1863 vom damaligen Bochumer Bürgermeister Max Greve. Das Anlegen wurde in einem Magistratsbeschluss von 1869 beschlossen. Im Jahr 1876 wurden zwischen der Bergstraße und der Castroper Straße 13 Hektar und 22 Are den Pächtern gegen eine Entschädigung abgenommen.[1] Mit den Arbeiten soll ab Mai 1876 begonnen worden sein. Das Jahr gilt als Gründungsdatum.[2][3]

Den Entwurf lieferte der Kölner Stadtgärtner Anton Strauß (1823–1888). Der Park wurde im Stil eines englischen Gartens angelegt. Alle Hochbauten des ersten Parkteils stammten von dem Architekten Hermann Bluth. Darunter das Gärtnerhaus, welches im November 1877 von den angestellten Parkgärtner bezogen wurde. Im Oktober 1878 wurde im Park ein Restaurant in Holzbauweise eröffnet. Der Wirt Steinbüchel bezahlte eine Jahrespacht von 1000 Mark. Das Gebäude Das Gebäude bestand aus einem Saal, der 20 Meter lang und 12 Meter breit war sowie ein angebautes Orchester hatte. Weiterhin gab es Nebenräume und eine Wohnung für den Pächter.[4] Dies war der Vorläufer der heutigen Gastronomie.[5] Bereits in der Anfangsphase wurde der Park von vielen Bochumer besucht und sehr positiv aufgenommen. Die Verwaltung bewertete es das es ein dringendes Bedürfnis für die Stadt war.[4]

Der Park wurde in zwei Abschnitten 1889–1894 und 1903–1908 erweitert. Die letzte Ausbauphase wurde von Ernst Finken geleitet. Seine Arbeit bestand maßgeblich in der harmonischen Vereinigung von Altem und Neuen Park.

Blumenpracht im sommerlichen Stadtpark

Der Park besaß schon früh vielfältige Gehölze, Blumenbeete, Seen und eine Stadtpark-Restauration. Im Jahre 1887 wurden im Bochumer Stadtpark mehr als siebenhundert verschiedene Baum- und Straucharten und -sorten ermittelt. Der Park sollte allen gesellschaftlichen Schichten des preußischen Ständesystems, also auch der Arbeiterbevölkerung, zur Verfügung stehen und als Treffpunkt dienen. Im Winter fand auf dem zugefrorenen See Schlittschuhlaufen statt, im Sommer gab es im Park Veranstaltungen von Schauturnen.

Der Stadtpark verfügt heute über 311.402 m² Fläche und gehört zu den größten seiner Art in Nordrhein-Westfalen. Ein besonderer Reiz geht von den zahlreichen fremdländischen Laubbaumgehölzen wie Götterbaum (Ailanthus altissima), Amerikanischer Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera), Amerikanischer Amberbaum (Liquidambar styraciflua), Japanischer Schnurbaum (Sophora japonica) und Gewöhnlicher Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) aus. An groß gewachsenen Seltenheiten sind z. B. Oregon-Ahorn (Acer macrophyllum),[6] Japanischer Kuchenbaum (Cercidiphyllum japonicum), Taschentuchbaum (Davidia involucrata var. vilmoriniana), Europäischer Zürgelbaum (Celtis australis), Amur-Korkbaum (Phellodendron amurense), Schindel-Eiche (Quercus imbricaria) und Amerikanisches Gelbholz (Cladrastis lutea) zu nennen. Eine besonders große Seltenheit, ein mächtiger Lackbaum (Rhus verniciflua) in der Nähe des Bootsteichs, wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts gefällt. Heute findet man im Park insgesamt noch etwa 200 verschiedene Gehölzarten und -sorten.[7][8] Das abwechslungsreiche Geländerelief wird gestaltet durch den Wechsel bewaldeter Flächen und verschiedenen Parkräumen wie Rosen-, Dahlien-, Rhododendron- und Staudengärten. Die beiden Teiche im Stadtpark haben Fontänen und bieten vielen Vögeln eine Unterkunft.

Wegen den Dürre und Hitze in Europa 2018 kam es im Bochumer Stadtteich am 29. Juli 2018 aufgrund Sauerstoffmangels zu einem Fischsterben.[9]

Denkmäler, Kleinarchitekturen und Kunst im öffentlichen Raum

Wasserspiel (um 1980)

Das älteste Denkmal des Parks ist die nicht mehr erhaltene Büste Kaiser Wilhelms I. von 1879. Die Büste des Turnvaters Jahn nach Entwurf von Wilhelm Gardy wurde 1883 aufgestellt. Ihr gegenüber lag die am 22. Oktober 1892 gepflanzte Körner-Eiche. Der ehemalige Standort der Schillerbüste ist nicht bekannt.

Am 16. Oktober 1910 wurde der Bochumer Bismarckturm (von Alfred Friebe) eingeweiht. Von der Aussichtsplattform des 34 Meter hohen Turms hat man einen guten Überblick über den Stadtpark, die Innenstadt und die umliegenden Stadtteile. Im Rosengarten wurde der Jungmädchenbrunnen von Eugen Schmohl im Oktober 2007 durch eine Kopie der „Schwebenden“ von Wilhelm Gerstel in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt. 1935 wurde das Kriegerehrenmal im Stadtpark, dem damaligen militaristischen Geist entsprechend, eingeweiht. Es ist in veränderter Form erhalten und umgewidmet zu einem Anti-Kriegs-Mahnmal.

Im Stadtpark befindet sich neben den oben genannten Denkmälern auch noch eine dreiteilige Stahl-Collage von Aleš Veselý, die im Rahmen des 1. Bochumer Bildhauersymposiums 1979/80 entstand. Entgegen hartnäckiger Gerüchte gibt es im Stadtpark kein Werk von Richard Serra. Werke von Serra finden sich mit dem Terminal am Hauptbahnhof, in der Situation Kunst und im Schlosspark Haus Weitmar.

Skulptur von Giuseppe Spagnulo

2006 kam eine Skulptur von Giuseppe Spagnulo hinzu. Weiterhin zu nennen sind das Dufhues-Denkmal und eine Frosch-Statue. Die Frosch-Statue an einer kleinen Brücke über dem großen See ist vielen Bochumer Bürgern aus ihrer Kindheit bekannt. Sie wurde in den 1990er Jahren entwendet. Inzwischen wurde eine neue Nachbildung an der alten Stelle errichtet. Die Namensvergabe erfolgte um 2002 nach einem Wettbewerb. Weiterhin gibt es hier noch einen Minigolfplatz mit anliegender Restauration, dem sogenannten „Milchhäuschen“, einen Wasserspielplatz und Freischachanlagen zu finden.

Die Bedürfnisanstalt am Stadtpark wurde 1925 errichtet und 1997 renoviert. Nach der Renovierung ist sie heute Sitz der Kortum-Gesellschaft Bochum.

Die Gastronomie im Stadtpark

Gastronomie im Stadtpark Bochum

Das heute denkmalgeschützte Gebäude der Gastronomie im Stadtpark wurde 1913 nach Entwurf von Karl Elkart für 650.000 Mark gebaut und unter dem bereits durch den Vorgängerbau etablierten Namen „Parkhaus“ eröffnet. Als das Schauspielhaus Bochum am 4. November 1944 nahezu vollständig zerstört wurde, sind bis zum Wiederaufbau 1953 die Räumlichkeiten des „Parkhauses“ für die Aufführungen genutzt worden. Am 2. September 1945 ist im Bochumer Parkhaus die Christlich Demokratische Partei für die Provinz Westfalen gegründet worden, aus der später die Christlich Demokratische Union in Nordrhein-Westfalen hervorging.[10] 1952 wurde der Haupteingang des Gebäudes neugestaltet. Schließlich wurde das ehemalige „Parkhaus“ in den Jahren 1985–1988 komplett umgebaut und dann unter dem Namen „Gastronomie im Stadtpark Bochum“ unter neuer Leitung eröffnet. Die letzten umfassenden Renovierungsarbeiten an dem Gebäude wurden im Jahre 2006 durchgeführt, mit der auch ein weiterer Namenswechsel einherging. Der nun eröffneten „Orangerie im Stadtpark“ wurde zuletzt noch im Jahre 2007 die Tapasbar „La Escalera“ hinzugefügt, die inzwischen aufgegeben wurde.

Tierpark

Als weitere Bereicherung folgte 1933 auf Initiative des Vereins Bochumer Tierpark-Freunde der Bochumer Tierpark, mit Tiergehegen und festen Gebäuden ab 1937. Das 1884 errichtete Milchhäuschen (Milchkur-Anstalt) wich später dem heutigen Tierparkrestaurant.

Stadtparkviertel

Denkmalbereich Stadtparkviertel

Im Zuge der Einrichtung des Parks kam es zu einer städtebaulichen Gestaltung des Umfeldes. 1893 wurde für das Gelände rund um den Stadtpark ein Bereich offener Bauweise ausgeschrieben. Der Bebauungsplan von 1910 stellt das Stadtparkviertel in den städtebaulichen Zusammenhang von Park, Bebauung in offener Bauweise, Schulen und Krankenhäusern.

Vor dem Zweiten Weltkrieg war in unmittelbarer Nähe in der Villa Nora die Kunstgalerie der Stadt Bochum untergebracht. Nach Zerstörung und einer zeitweiligen Auslagerung in andere Gebäude der Stadt wurde im Jahre 1960 beim Stadtpark das Museum Bochum – Kunstsammlung in der wiederaufgebauten Villa Marckhoff-Rosenstein eröffnet. Der Neubau von 1980 schließt sich direkt an den Eingang zum Stadtpark an.

Der Park, einige Gebäude sowie das gesamte Ensemble des Viertels stehen heute wegen ihrer besonderen historischen und künstlerischen Bedeutung unter Denkmalschutz.

Lage

  • Lage: nordöstlich der Innenstadt, nahe der Autobahn 40, Anschlussstelle „Bochum-Stadion“ (#36)
  • ÖPNV: Bus 336, 339, 353, Haltestellen „Gudrunstaße“, „Kunstmuseum“, „Neuer Park“, „St. Josefs-Hospital“ oder „Tierpark“, Stadtbahn 308/318 Haltestelle „Planetarium

Siehe auch

Literatur

  • Erika Schmidt: „Zierde, Vergnügen, gesunde Luft und gute Lehren …“ – Zur Geschichte des Stadtparks in Bochum und anderswo. In: Das Gartenamt, Zeitschrift für Umweltgestaltung, Freiplanung, Grünflächen- und Sportstättenbau. Platzer Verlag Hannover und Berlin, Heft 6, Juni 1982, S. 343–357.
  • Landschaftsverband Westfalen-Lippe, LWL-Amt für Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur: Parkpflegewerke, Konzepte für historische Freiräume, Der Bochumer Stadtpark. 2016.
  • Friedrich Humpert: Die Flora Bochums. Städtisches Gymnasium Bochum. – Beilage zum Jahresbericht Schuljahr 1886/87. Bochum, 57 S., 1887. Dieses Werk gilt als einzige bisher veröffentlichte Gesamtflora des Gebietes Bochums und enthält eine Gehölzliste des Stadtparks Bochum.
  • Stadt Bochum, Planungsamt/Untere Denkmalbehörde: Denkmalbereichsplanung für das Stadtparkviertel Bochum. Band I und II, ausgeführt durch Planungsbüro Prof. Krause und Partner, 180 Seiten, Dortmund, August 1990.
  • Erika Schmidt: Der Bochumer Stadtpark und sein städtebauliches Umfeld im 19. Jahrhundert – Ein Beitrag zur Revision von Werturteilen über den typischen deutschen Stadtpark des 19. Jahrhunderts. 2 Bände, 622 Seiten, Dissertation, Hannover 1988.

Medien

Weblinks

Commons: Stadtpark Bochum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bericht des Magistrats zu Bochum über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten pro 1876/77, IV. Grundbesitz, 2. Vöde-Verpachtung, S. 15
  2. „100 Jahre Stadtpark“ in: Bochumer Jahresschau 1976, Filmbericht über die Arbeit des Rates und der Verwaltung
  3. „125 Jahre Bochumer Stadtpark“ in: Bochumer Themen 2001 - Jahresschau der Stadt Bochum
  4. a b Bericht des Magistrats zu Bochum über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten pro 1877/78, B. Öffentliche Bauwerke, d. Stadtpark, S. 19
  5. Restauration im alten Stadtpark auf www.ruhr-bauten.de, abgerufen am 24. Januar 2023
  6. Veit Dörken, Armin Jagel: Pflanzenporträt: Acer macrophyllum - Großblättriger Ahorn, Oregon-Ahorn (Aceraceae). Eine Rarität im Bochumer Stadtpark. Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins. Bd. 1, 2010, S. 177–179 (botanik-bochum.de PDF; 3,3 MB).
  7. Gehölzführung des Bochumer Botanischen Vereins mit Pflanzenliste vom 16. Mai 2010.
  8. Gehölzführung des Bochumer Botanischen Vereins mit Pflanzenliste vom 12. Februar 2008.
  9. Hunderte tote Fische im Bochumer Stadtpark (Memento vom 30. Juli 2018 im Internet Archive) In: wdr.de, 29. Juli 2018.
  10. CDU feiert 70. Jahrestag ihrer Gründung in Westfalen. Abgerufen am 28. Oktober 2020.

Koordinaten: 51° 29′ 29″ N, 7° 13′ 30″ O

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Der Bochumer Stadtpark im Frühling. Im Hintergrund die Gastronomie im Stadtpark Bochum. Leider weiß ich nicht welcher Baum es ist ... ;-)

  • Spring in the city park of Bochum, in the background the well known city park restaurant
  • Date: April 2002, Bochum, Germany
  • Author: Maschinenjunge
  • Licence: cc-by-sa-2.5

Blumenbeete Stadtpark Bochum.jpg
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Blumenbeete im Stadtpark Bochum