Stadtkirchenverband Hannover

Der Stadtkirchenverband Hannover befindet sich am Hanns-Lilje-Platz 3, neben der Buchhandlung an der Marktkirche.

Der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Hannover (Bezeichnung bis zum 31. Dezember 2022: Stadtkirchenverband Hannover) ist ein Zusammenschluss von 59 Kirchengemeinden der Städte Hannover, Garbsen und Seelze. Er gehört zur Ev.-luth. Landeskirche Hannovers und liegt im Sprengel Hannover. Er repräsentiert damit rund 165.000 Gemeindemitglieder.[1] Die Leitung des Kirchenkreises wird von Haupt- und Ehrenamtlichen über die Gremien des Kirchenkreisvorstandes und der Kirchenkreissynode übernommen. Zum Leitungsteam gehören der Stadtsuperintendent, zwei Superintendentinnen und der Superintendent.[2] Neuer Stadtsuperintendent ist seit Oktober 2020 Rainer Müller-Brandes[3]. Verbunden mit dem Stadtkirchenverband sind weitere Einrichtungen wie das Diakonische Werk Hannover gGmbH, der Stadtjugenddienst, Kindertagesstätten, die Stadtakademie, Krankenhaus-, Telefon- oder Gefängnisseelsorge.[4]

Geschichte

Der Stadtkirchenverband Hannover wurde am 26. August 1902 auf Anordnung des königlichen Konsistoriums und auf der Grundlage des Kirchengesetzes vom 7. Juni 1900 als Zusammenschluss von 13 evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden unter der Bezeichnung „Evangelisch-lutherischer Gesammtverband Stadt Hannover“ gegründet.

Die Anordnung trat am 15. Oktober 1902 in Kraft. Hauptaufgabe war die Finanzierung neuer Kirchen, Pfarrhäuser und Konfirmandensäle. 1922 gründete das Landeskonsistorium einen neuen Gesamtverband mit einem stark erweiterten Mitglieder- und Aufgabenbereich, der zugleich Rechtsnachfolger des alten Verbands war. Neben dem Gesamtverband wurde 1928 der Stadtkirchenverband Hannover als Zusammenschluss der hannoverschen Kirchenkreise errichtet. 1959 wurden Gesamtverband und Stadtkirchenverband durch das Hannover-Gesetz zum Evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverband Hannover zusammengeführt.

Zum 1. Januar 2001 wurden die Strukturen des Stadtkirchenverbandes erneut reformiert. Die bis dahin acht Kirchenkreise und ihre Leitungsgremien wurden in vier Amtsbereiche (Mitte, West, Ost und Garbsen/Seelze) überführt. Seit Januar 2013 ist der Stadtkirchenverband in drei Amtsbereiche unterteilt (Nord-West, Mitte und Süd-Ost), jedem Amtsbereich steht ein Superintendent vor. Die alleinige parlamentarische Vertretung der derzeit (2013) rund 202.000 Mitglieder ist der Kirchenkreistag. Spitzenrepräsentant der Kirchenkreises Hannover ist der Stadtsuperintendent.[5]

Zu seiner 100-Jahr-Feier 2002 zählte der Stadtkirchenverband in Hannover, Garbsen und Seelze insgesamt 72 Kirchengemeinden[6]. Infolge rückläufiger Mitgliederzahlen und sinkender Gemeindeetats wurden seitdem mehrere Kirchengemeinden zusammengelegt. 2020 gehören dem Verband 60 Kirchengemeinden an.[7]

Übergemeindlich-funktionale Einrichtungen stehen für ein breitgefächertes Spektrum an Hilfs- und Beratungsangeboten. Seit 1966 steht die Eichenkreuzburg, eine Jugendburg bei Bissendorf, im Eigentum des Stadtkirchenverbandes. Er nutzt sie als Tagungs- und Seminarhaus für die Jugendarbeit. Ursprünglich gehörte das 1928 errichtete Bauwerk der Vahrenwalder Kirchengemeinde, die es wegen des hohen Renovierungsbedarfs nicht mehr unterhalten konnte.

Mit der zum 1. Januar 2023 in Kraft getretenen Neufassung der Kirchenkreisordnung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers wurden die Bezeichnungen „Stadtkirchenverband“ durch „Kirchenkreis“, „Stadtkirchentag“ durch „Kirchenkreissynode“ und „Stadtkirchenvorstand“ durch „Kirchenkreisvorstand“ ersetzt.

Diakonisches Werk Hannover

Das Diakonische Werk Hannover gGmbH ist das Diakonische Werk des Stadtkirchenverbandes Hannover (zukünftig: Kirchenkreises Hannover). Es ist Mitglied im Diakonischen Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen. 1865 gründete Gerhard Uhlhorn in Hannover einen evangelischen Verein, der sich u. a. für die Einrichtung von Anstalten und Häusern der Inneren Mission (IM) verantwortlich fühlte und die diakonischen Aktivitäten in den Gemeinden förderte. 1877 verschmolz der Verein mit dem Landesverein für Innere Mission Hannover. 1920 folgte die Gründung der Stadtmission Hannover. Am 16. Dezember 1954 bestätigte der Stadtkirchenausschuss per Beschluss den Stadtverband für Innere Mission als Einrichtung der Kirchengemeinden. In den Stadtverband wurden die bisherige Stadtmission, der Stadtwohlfahrtsdienst und das Ev. Hilfswerk integriert. 1963 gründeten Pastoren und Laien einen Trägerverein. Am 6. Februar 1976 folgte die Umbenennung der Stadtmission Hannover e.V. in Das Diakonische Werk – Stadtverband für Innere Mission – in Hannover e.V. Ab 2007 hieß der Verein Diakonisches Werk, Stadtverband Hannover e.V[8]. In der zweiten Jahreshälfte 2015 wurde der Verein in die Diakonisches Werk Hannover gGmbH[9] überführt. Zum 1. Januar 2016 folgte der Betriebsübergang der Abteilungen und Mitarbeitenden der stadtkirchenverbandlichen Diakonischen Werks. Aufgaben und Strukturen wurden davon nicht berührt. Alleingesellschafter dieser gGmbH ist der Ev.-luth. Stadtkirchenverband Hannover.

Der Diakoniepastor, der zugleich Theologischer Geschäftsführer ist, leitet gemeinsam mit dem Kaufmännischen Geschäftsführer die Belange des Diakonischen Werkes und seiner Tochtergesellschaften[10]. Das Werk gliedert sich in Fachabteilungen, die sich um die verschiedenen Arbeitsfelder, wie beispielsweise Kirchenkreissozialarbeit, offene Altenarbeit, Sucht- und Suchtprävention, die Wohnungslosenhilfe, Pflegeheime u. ä. kümmern. Das Diakonische Werk ist einer der Gesellschafter des Straßenmagazins Asphalt und ist u. a. beteiligt am Sozialkaufhaus fairKauf, an der Familienbildungsstätte Hannover e. V. und an Resohelp-Hilfe für Haftentlassene[11].

Leitungs-Gremien/Verwaltung

Kirchenkreissynode

Die Kirchenkreissynode (Bezeichnung bis zum 31.12.2022: Stadtkirchentag) ist das synodale Leitungsgremium des Kirchenkreises Hannover. Ihm gehören 49 ehrenamtliche Mitglieder an, die von den Kirchengemeinden gewählt werden, neun Mitglieder, die durch den Stadtkirchenvorstand berufen werden, der Stadtsuperintendent, die weiteren Superintendenten und weitere Personen. Der Kirchenkreissynode steht ein Präsidium mit fünf Mitgliedern vor. Präsidentin ist Wencke Breyer.

Kirchenkreisvorstand

Der Kirchenkreisvorstand (Bezeichnung bis zum 31.12.2022: Stadtkirchenvorstand) leitet den Kirchenkreis nach den Bestimmungen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und gemäß den Beschlüssen der Kirchenkreissynode. Ihm gehören 15 Mitglieder an, darunter der Stadtsuperintendent als Vorsitzender und die weiteren Superintendenten.

Verwaltung/Stadtkirchenkanzlei

Zentrale Verwaltungsstelle des Kirchenkreises Hannover ist die Stadtkirchenkanzlei in der Hildesheimer Straße 165/167 in Hannover. 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in fünf Abteilungen übernehmen die Verwaltungsaufgaben für die Gemeinden und den Kirchenkreis.[12]

Stadtsuperintendenten (Auszug)

Der Stadtsuperintendent ist Spitzenrepräsentant des Kirchenkreises Hannover. Er ist qua Amt Vorsitzender des Kirchenkreisvorstandes sowie Inhaber der 1. Pfarrstelle der Markt-Kirchengemeinde St. Georgii und Jacobi in Hannover.

Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann spricht auf der Bühne zur Solidaritätstafel 2012, hier gemeinsam mit Regionaldechant Martin Tenge, unter anderem Propst an der Basilika St. Clemens

Schriften (Auszug)

  • Wolfgang Puschmann, Wolfgang Reinbold, Insa Becker-Wook: Lange Nacht der Kirchen, hrsg. vom Ev.-luth. Stadtkirchenverband Hannover, Hannover: Hora-Verlag, 2007, ISBN 978-3-936692-09-9
  • Wolfgang Puschmann, Herbert Schmalstieg (Hrsg.), Wolfgang Reinbold, Rolf Grave: Stadt und Kirche im demographischen Wandel [ein Symposium des Ev.-Luth. Stadtkirchenverbandes und der Landeshauptstadt Hannover], Hannover: Ev.-luth. Stadtkirchenverband, 2006, ISBN 3-00-018136-9
  • Jürgen Doppelstein, Ev.-Luth. Stadtkirchenverband Hannover, Ernst-Barlach-Gesellschaft Hamburg (Hrsg.): Lost Paradise lost. Kunst und sakraler Raum [anlässlich der vom Ev.-Luth. Stadtkirchenverband Hannover und der Ev.-Luth. Marktkirchengemeinde Hannover in Zusammenarbeit mit der Ernst-Barlach-Gesellschaft Hamburg in der Zeit vom 14. Juli bis zum 12. November 2000 durchgeführten gleichnamigen Ausstellung], Hannover: Ev.-Luth. Stadtkirchenverband; Hamburg: Ernst-Barlach-Gesellschaft, 2000, ISBN 3-930100-13-4
  • Insa Becker-Wook, Joachim Stever: Die 9. Lange Nacht der Kirchen in Hannover. Programm am 21. September 2012 durch die Nacht, Broschüre des Ev.-luth. Stadtkirchenverbandes Hannover, Fachbereich Citykirche, Lutherisches Verlagshaus GmbH, Hannover 2018

Literatur

Archiv

Siehe auch

Weblinks

Commons: Evangelisch-lutherischer Stadtkirchenverband Hannover – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. o.V.: Wir über uns, auf der Seite des Stadtkirchenverbandes Hannover, [1]
  2. o.V.: Leitung des Stadtkirchenverbandes, auf der Seite des Stadtkirchenverbandes Hannover, [2]
  3. Freiluftgottesdienst für neuen Kirchenchef. Abgerufen am 19. Oktober 2020.
  4. o.V.: Einrichtung von A bis Z, auf der Seite des Stadtkirchenverbandes Hannover, [3]
  5. http://www.kirche-hannover.de
  6. Ev.luth. Stadtkirchenverband Hannover, Kirchengemeinden 2002 (Memento vom 28. Oktober 2004 im Internet Archive)
  7. Stadtkirchenverband Hannover, Unsere Gemeinden (Memento vom 7. Oktober 2021 im Internet Archive)
  8. Diakonisches Werk, Stadtverband Hannover, Rückblick: Diakonie in Hannover, (Vor-) Geschichte des Diakonischen Werkes Hannover (Memento vom 4. März 2010 im Internet Archive)
  9. Struktur des Diakonischen Werkes Hannover gGmbH (Memento vom 7. Februar 2019 im Internet Archive)
  10. Diakonisches Werk Hannover: Struktur der Diakonisches Werk Hannover gGmbH. In: Über uns > Wer wir sind > Struktur. Abgerufen am 11. Februar 2024 (mit Downloads Organigramm der Diakonisches Werk Hannover gGmbH, Gesellschaftsvertrag Diakonisches Werk Hannover gGmbH).
  11. Diakonisches Werk Hannover: Diakonisches Werk Hannover auf einen Blick. In: Aktuelles & Medien > Service > Informationen zum Herunterladen. 2020, abgerufen am 11. Februar 2024.
  12. Stadtkirchenverband Hannover: Telefonliste der Stadtkirchenkanzlei mit Organigramm. In: Service > Downloads. 27. November 2023, abgerufen am 17. Juni 2023.
  13. LkAH H 8 - Arcinsys Detailseite. Abgerufen am 21. Dezember 2019.
  14. Thorsten Fuchs: Stadtsuperintendent / Heinemann ist neuer Kirchenchef von Hannover in der online-Ausgabe der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 10. März 2010, zuletzt abgerufen am 18. Oktober 2013.
  15. o.V.: Wahl des Stadtsuperintendenten in Hannover / Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes und Pastor Sven Waske kandidieren auf der Seite vom Kirchenkreis Burgdorf

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Martin Tenge, Propst Katholische Kirche, und Hans-Martin Heinemann, Stadtsuperintendent Landeskirche Hannover auf der Bühne zur Solidaritätstafel 2012 in der Georgstraße.jpg
Autor/Urheber: Bernd Schwabe in Hannover, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Martin Tenge, Propst an der Basilika St. Clemens in Hannover, Regionaldechant und Domkapitular in Hildesheim, sowie Hans-Martin Heinemann, Stadtsuperintendent des Evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverbandes Hannover, auf der Bühne zur Solidaritätstafel 2012 in der Georgstraße ...
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Autor/Urheber: NinaChemaitis, Lizenz: CC BY-SA 4.0
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