St. Johannes der Täufer (Ratheim)

St. Johannes der Täufer in Ratheim
(c) Foto: Käthe und Bernd Limburg, www.limburg-bernd.de / Lizenz: Creative Commons BY-SA-3.0 de
Südseite

St. Johannes der Täufer ist die römisch-katholische Pfarrkirche des Hückelhovener Stadtteils Ratheim im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.

Die Kirche ist Johannes dem Täufer geweiht und unter Nummer 2 in die Liste der Baudenkmäler in Hückelhoven eingetragen.

Zur Pfarre zählen auch Altmyhl mit der Kapelle St. Josef, Busch, Faulendriesch, Garsbeck, Gendorf, Klaerhof, Krickelberg und Vogelsang.

Lage

Das Kirchengebäude liegt etwas zurückversetzt an der Straße Am Kirchberg. Die Kirche befindet sich im Ortskern und wird von einer kleinen Grünanlage umgeben.

Geschichte

In Ratheim bestand schon im 12. Jahrhundert eine Kirche, die 1305 erstmals urkundlich erwähnt wurde. In der Urkunde schenkte der Dechant des Heinsberger Stiftes St. Gangolf, Arnold von Ratheim, dem Heinsberger Stift den Ratheimer Hof. Schon damals war Ratheim eine eigenständige Pfarrei. Die Pfarre gehörte damals zum Dekanat Wassenberg im Bistum Lüttich.

Die Reformation konnte in Ratheim zwischenzeitlich Fuß fassen, sodass sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zahlreiche Bewohner den Wassenberger Prädikanten anschlossen. Mit der Verfolgung der Prädikanten um 1534 wurde Ratheim wieder vollständig katholisch.

Am 1. April 1969 wurden Schaufenbergs und Millich zur Pfarre St. Bonifatius/Schaufenberg erhoben. Bis dahin gehörten beide Orte zur Pfarre Ratheim. 1979 wurde Altmyhl nach Ratheim umgepfarrt, zuvor gehörte der Ort zur Pfarre St. Johann Baptist, Myhl.[1]

Baugeschichte

Die 1305 erwähnte Pfarrkirche war eine romanische Saalkirche des 11. oder 12. Jahrhunderts. Hiervon sind noch Mauern im Mittelschiff erhalten. Im 15. Jahrhundert wurde das kleine Gotteshaus im Stil der Gotik umgebaut. Das Kirchenschiff erhielt ein Gewölbe und wurde um das südliche Seitenschiff, einen neuen Chor und den heutigen Glockenturm erweitert. Im 17./18. Jahrhundert erhielt der Turm schließlich seine charakteristische geschweifte barocke Haube.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche zu klein, und man beschloss 1858, das Kirchengebäude zu erweitern. Mit den Planungen wurde der Kölner Baumeister Friedrich von Schmidt beauftragt. Nach seinen Plänen folgte nach Abriss des Chores 1861 der Bau des Querschiffs und der Choranlage mit Sakristei. Die feierliche Kirchweihe war schließlich am 28. Oktober 1868.

Über 100 Jahre später beschloss man, die Pfarrkirche um ein nördliches Seitenschiff zu erweitern. Hierbei entschied sich die Pfarre für einen Nachbau des gotischen südlichen Seitenschiffs. So wurde die romanische Nordwand des heutigen Mittelschiffs aufgebrochen und daran 1971/72 das Seitenschiff im gotischen Stil erbaut.

Baubeschreibung

St. Johannes der Täufer ist eine dreischiffige Hallenkirche im Stil der Gotik und der Neugotik. Das Langhaus ist dreischiffig und vierjochig, über dem Westjoch des Mittelschiffs erhebt sich der dreigeschossige und eingezogene Glockenturm, welcher von einer barocken Haube bekrönt wird. Im Osten schließt sich an das Langhaus das Querschiff an, daran ein dreischiffiges Joch mit den Seitenchören. Im Osten schließt der Bau in Breite des Mittelschiffs mit einem fünfseitig geschlossenen Chor. Der gesamte Bau wird von Kreuzrippengewölben überspannt, die Fenster besitzen zweibahniges Maßwerk. Über der Vierung erhebt sich ein quadratischer Dachreiter.

Ausstattung

In der Kirche befinden sich zahlreiche historische Heiligenfiguren, eine Herz-Jesu-Figur aus dem 20. Jahrhundert, eine Madonna mit Kind aus dem 18. Jahrhundert, hl. Nepomuk aus dem 17. Jahrhundert, hl. Johannes der Täufer aus dem 18. Jahrhundert und eine Figur des hl. Sebastian aus dem 18. Jahrhundert.

Die Orgel ist ein Werk der Orgelbaufirma Heinz Wilbrand aus Übach-Palenberg aus dem Jahr 1992 und besitzt 20 Register. Der Orgelprospekt stammt noch von der Stahlhuth-Orgel von 1868.[2]

Glocken

Im Glockenturm hängt ein vierstimmiges Geläut aus Bronze-Glocken der Glockengießerei Otto aus dem Jahr 1905. Während des Zweiten Weltkriegs mussten drei der vier Glocken für Rüstungszwecke abgeliefert werden, nur die Katharinenglocke verblieb im Turm. Zu einer Einschmelzung kam es glücklicherweise nicht mehr, sodass die Glocken nach dem Krieg unversehrt nach Ratheim zurückkehrten.[3][4][5]

Ratheim besitzt ein sehr klangentfaltendes und warmes Geläute!

Nr.NameGussjahrGießerDurchmesser
(mm)
Gewicht
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-1/16)
1Johannes Baptist1905Karl Otto, Fa. F. Otto, Hemelingen14701955des1 +1
2Maria1905Karl Otto, Fa. F. Otto, Hemelingen13101370es1 −1
3Michael1905Karl Otto, Fa. F. Otto, Hemelingen1160970f1 −3
4Katharina1905Karl Otto, Fa. F. Otto, Hemelingen1100810ges1 −4

Die Glocken erklingen im Motiv „Veni sancte spiritus“.

Läuteordnung der Glocken

Oster-/Weihnachtszeit

AnlassTag/UhrzeitGlockenMotiv
AngelusMontag–Sonntag um 07:00, 12:00, 18:00 Uhr3
Sterbestunde ChristiFreitag, 15:00 Uhr1
WerktagsmesseMontag, 18:15 Uhr2+3große Sekunde
Andacht/Stille AnbetungMontag, 17:45 Uhr3
SonntagvorabendmesseSamstag, 16:45 Uhr1+2+4Gloria
SonntagseinläutenSamstag, 19:00 Uhr1+2+3+4Veni sancte Spiritus
HochamtSonntag, 10:45 Uhr1+2+4Gloria

Adventszeit

AnlassTag/UhrzeitGlockenMotiv
AngelusMontag–Sonntag um 07:00, 12:00, 18:00 Uhr3
Sterbestunde ChristiFreitag, 15:00 Uhr1
WerktagsmesseMontag, 18:15 Uhr3+4kl. Sekunde
Andacht/Stille AnbetungMontag, 17:45 Uhr3
SonntagvorabendesseSamstag, 17:45 Uhr2+4Mollterz
SonntagseinläutenSamstag, 19:00 Uhr1+2+3+4Veni sancte spiritus
HochamtSonntag, 10:45 Uhr2+4Mollterz

Grüne Zeit

AnlassTag/UhrzeitGlockenMotiv
AngelusMontag-Sonntag, 07:00, 12:00, 18:00 Uhr3
Sterbestunde ChristiFreitag, 15:00 Uhr1
WerktagsmesseMontag, 18:15 Uhr3-
Andacht/Stille AnbetungMontag, 17:453
SonntagvorabendesseSamstag, 17:45 Uhr2+3+4Résurrexi
SonntagseinläutenSamstag, 19:00 Uhr1+2+3+4Veni sancte spiritus
HochamtSonntag, 10:45 Uhr2+3+4Résurrexi

Fastenzeit

AnlassTag/UhrzeitGlockenMotiv
AngelusMontag-Sonntag um 07:00, 12:00, 18:00 Uhr3
Sterbestunde ChristiFreitag, 15:00 Uhr1
WerktagsmesseMontag, 18:15 Uhr3+4kl. Sekunde
Andacht/Stille AnbetungMontag, 17:45 Uhr3
SonntagvorabendesseSamstag, 17:45 Uhr2+4Mollterz
SonntagseinläutenSamstag, 19:00 Uhr1+2+3+4Veni sancte spiritus
HochamtSonntag, 10:45 Uhr2+4Mollterz

Kasualien

AnlassTag/UhrzeitGlockenMotiv
Taufe4
Hochzeit1+2+3Pater Noster
Exequien1
Mai-/Rosenkranz-/Oktoberandacht2
Herz Jesu-/Kreuzwegandacht3
Vesper3
Silvesteram 1. Jan., 24:00 Uhr1+2+3+4Veni sancte spiritus

[An allen Hochfesten wird zum Gottesdienst mit allen vier Glocken geläutet.]

Pfarrer

Folgende Priester waren bislang Pfarrer der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer:[6][7]

von – bisName
Um 1345Johann von Scaephusen
1418–1421Arnold Reyer
1421–1530Unbekannt
1530–1534Werner von Lammerstorp
1534–1582Jakob von Kintzweiler
1582–1584Jakob Zaehren
1584–1595Heinrich Wirtten
1619–1624Johann Paggen
1624–1647Wilhelm von Wyck
1647–1649Johann Nyßen
1649–1693Johann Tetzius
1693–1693Franz Stephan Wilms
1693–1721Johann Vitus Wilms
1721–1769Adolf Joseph Beeck
1770–1777Wilhelm Franz Sauer
1777–1777Johann Wilhelm Daniels
von – bisName
1777–1789Johann Leonhard Strauß
1789–1814Johann Wilhelm Baumeister
1814–1816Oberrhe
1816–1844Karl Friedrich Goebbels
1845–1852Johann Wilhelm von de Fenn
1852–1879Georg Max Joseph Hubert Drouven
1879–1886Leonard Birken
1887–1912Johann Wildt
1900–1912Franz Michael Thoma
1912–1944Lorenz Offermann
1944–1968August Pütz
1968–1982Heinrich Pesch
1982–2013Klaus Jansen
2013–2014Gottfried Maria Graaff (Pfarrverwalter)
2014–2016Winfried Müller (Pfarrverwalter)
2016–2018Georg Kaufmann
seit 2018Anton Steinberger

Weblinks

Commons: St. Johannes der Täufer (Ratheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen 3. Ausgabe, Aachen 1994, S. 776, 780.
  2. Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen. 3. Ausgabe, Aachen 1994, S. 779.
  3. Norbert Jachtmann: Glockenmusik in der Region Heinsberg. S. 323 ff.
  4. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbes. S. 62, 442, 443, 514, 576.
  5. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, hier insbes. 81, 82, 446, 479, 535, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
  6. Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen 3. Ausgabe, Aachen 1994, S. 776.
  7. Peter Knippertz, Helmut Winkens: Die Pastöre in Ratheim. In: Internetseite der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer. Abgerufen am 21. März 2018.

Koordinaten: 51° 4′ 2,5″ N, 6° 10′ 38,1″ O

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