St. Jakobi (Coesfeld)

Koordinaten: 51° 56′ 34,6″ N, 7° 10′ 2,8″ O

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St. Jakobi ist eine katholische ehemalige Pfarrkirche in Coesfeld. Sie ist etwas jünger als die Lambertikirche, von der sie im ausklingenden 12. Jahrhundert abgepfarrt wurde, und zu der sie seit Ende 2007 wieder gehört. Das frühere Pfarrgebiet umfasste die südwestliche Innenstadt, das angrenzende Stadtgebiet sowie die Bauerschaft Flamschen. St. Jakobi liegt an der Letter Straße im Süden der Coesfelder Altstadt.

Die 1945 zerstörte, alte Jakobikirche

Die alte Kirche war eine einjochige Stufenhalle gebundener Ordnung mit einem dreijochigen Querschiff und einem einjochigen, rechteckig geschlossenen Chor. Sie lag an einem historischen Jakobsweg, der zum 2672 Kilometer entfernten Santiago de Compostela führte, und war im Mittelalter ein Sammelpunkt der Pilger. Der Turm war vier Geschosse hoch und wobei das untere Geschoss eine offene Halle darstellte. Später wurden die Seitenschiffe im gotischen Stil erneuert, ebenso der Chorraum, schließlich hat man St. Jakobi nochmals ab 1923 großzügig erweitert. Die Bombardierung Coesfelds am 21. März 1945 brachte die totale Zerstörung der alten Jakobikirche.

Die neue Jakobikirche und ihre Ausstattung

Nach 1945 rekonstruierte man das romanische Turmuntergeschoss und das Prachtportal, dessen Bruchstücke aus den Trümmern geborgen werden konnten. Darauf errichtete man den Turm der neuen Kirche, der nun, da St. Jakobi nicht genau am alten Standort gebaut wurde, nach Art eines Campanile vom eigentlichen Bau losgelöst stand. Der Verbindungsgang zwischen Turm und Kirche, „Paradies“ genannt, dient als Lapidarium. Dort befinden sich einige Skulpturen sowie romanische Kapitelle des zerstörten Baus. Als Architekten beauftragte man einen Einheimischen. Die neue Jakobikirche ist ein Bau mit breitem, flachgedeckten Mittelschiff und schmalen Seitenschiffen sowie zwei Querhäusern. Der Chorraum ist nach Art einer Rundapsis angefügt. St Jakobi ist vom modernen Baustil geprägt, jedoch deutlich an romanische Bauformen angelehnt. Der Innenraum wird von Rundsäulen getragen, denen wuchtige Würfelkapitelle aufliegen. Von der alten Ausstattung sind in die neue Kirche übertragen worden:

  • der um 1520 gefertigte Antwerpener Schnitzaltar, seit 1984 im Chorraum. Die in Bocholt von Theodor Stracke gefertigten Altarflügel sind Ergänzungen aus dem Jahr 1892.
  • Der romanische Taufstein (um 1230), über dem die selige Anna Katharina Emmerick getauft wurde.
  • mehrere erhaltene Skulpturen, u. a. des Pfarrpatrons St. Jakobus und eine Muttergottes im Barockstil.

Trivia

Der Baldachin der (ehem.) Pfarrei St. Jakobi weist als Zierelement Nachbildungen des romanischen Portals in der Farbgebung der Vorkriegszeit auf. Auch sind andere architektonische Details der alten Jakobikirche auf dem Baldachin zu finden, wie z. B. eine Nachbildung der (oben gezeigten) Skulptur des Kirchenpatrons St Jakobus.[1]

Orgel

Sauer-Orgel

Die Orgelanlage, bestehend aus Hauptorgel und Chororgel, wurde 2014 von der Orgelbaufirma Westfälischer Orgelbau S. Sauer (Höxter) erbaut. Es handelt sich dabei um eines der letzten Werke der Orgelbaufirma, die 2015 insolvent ging. Aus der Vorgängerorgel von Franz Breil (Dorsten) wurden 20 Register wiederverwendet.

Die Hauptorgel auf der Empore hat 36 Register auf zwei Manualwerken und Pedal; drei Zungenregister stehen im zweiten Manualwerk auf einer Auxiliarlade und haben einen bis a4 erweiterten Tonumfang. Das Instrument ist auf zwei Orgelgehäuse verteilt, die die große Fensterrosette flankieren. Unterhalb der Fensterrosette steht der Spieltisch. Die Chororgel hat 11 Register auf einem Manualwerk und Pedal. Das Instrument verfügt über einen eigenen zweimanualigen Spieltisch. Die Register des zweiten Manuals werden über Wechselschleifen generiert. Im Chorraum befindet sich ein mobiler Generalspieltisch, von dem aus beide Instrumente angespielt werden können.

Die Spieltrakturen der Hauptorgel sind mechanisch, die Registertrakturen sowie die Trakturen der Chororgel sind elektrisch. Insgesamt verfügt die Orgelanlage über 46 klingende Register. Die Einweihung erfolgte am 22. November 2014.[2]

I Hauptwerk C–a3
01.Rohrbordun16′
02.Prinzipal08′
03.Gamba08′
04.Rohrflöte08′
05.Oktave04′
06.Gedacktflöte 004′
07.Quinte0223
08.Oktave02′
09.Cornett III04′
10.Mixtur V0113
11.Trompete08′
II Schwellwerk C–a3
12.Salizet16′
13.Geigenprinzipal 008′
14.Rohrgedackt08′
15.Violflöte08′
16.Vox coelestis08′
17.Fugara04′
18.Traversflöte04′
19.Nasat0223
20.Flöte02′
21.Terz0135
22.Quinte0113
23.Mixtur IV02′
Tremulant
Auxiliarwerk C–a4
24.Fagott16′
25.Trompette harm. 008′
26.Oboe08′
Tremulant
III Chororgel C–a3
27.Stillgedackt16′
28.Harfenprinzipal08′
29.Doppelflöte08′
30.Bleigedackt08′W
31.Salicional08′
32.Ital. Prinzipal04′
33.Blockflöte04′W
34.Sesquialtera II0223W
35.Waldflöte02′W
36.Progressio III–IV 00223
37.Schalmey08′
Pedalwerk C–g1
38.Untersatz32′
39.Prinzipalbaß16′
40.Subbaß16′
Salizetbaß (= Nr. 12) 016′
41.Oktavbaß08′
42.Gedacktbaß08′
43.Choralbaß04′
44.Contrabombarde32′
45.Posaune16′
46.Trompete08′

Pedal Chororgel C–g1
Subbaß (=Nr. 40)16′
W = Register der Chororgel auf Wechselschleife
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: III/I, I/II, III/II, I/P, II/P, III/P
    • Superoktavkoppeln: Aux/II, III/III, II/P, Aux/P

Einzelnachweise

  1. Vergleich: https://www.facebook.com/photo/?fbid=5214895921932280&set=pcb.5214896255265580&locale=de_DE (Bild 1 bis 3) mit: https://www.zi.fotothek.org/objekte/19002221 (siehe: kleinster Bogen und dessen Form/Farbe/Struktur
  2. Nähere Informationen zur Orgel auf der Orgelweihe St. Jakobi – Coesfeld, abgerufen am 21. Februar 2015.

Weblinks

Commons: St. Jakobi (Coesfeld) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Wilhelm Wenning: Pfarrkirche St. Jakobi in Coesfeld. (= Schnell Kunstführer, Nr. 1545.) Verlag Schnell & Steiner, München / Zürich 1985.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Coesfeld-StJakobi-2-Bubo.JPG
© Bubo bubo / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
Orgel mit 49 Registern, Hauptwerk, Chororgel und drei Spieltischen des Orgelbauunternehmens Siegfried Sauer aus Höxter-Ottbergen in der katholischen Pfarrkirche St. Jakobi in Coesfeld, Kellerstraße 1. Im rechten Seitenschiff befindet sich die Chororgel. 18 Register wurden aus der alten Breilorgel aus Dorsten übernommen.
St Jacobi 1907 Coesfeld1.jpg
St. Jakobi, Coesfeld
Doorway St. Jakobikirche in Coesfeld Germany.jpg
Autor/Urheber: Jane023, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Doorway St. Jakobikirche in Coesfeld Germany dating from the period that Coesfeld was granted city rights (the town charter is dated 1197). The church was bombed in WWII but the doorway remained. A new church was built after the war, but the door is kept as a symbol for St. James pilgrims on the way to Santiago de Compostela in Spain (a map of the old St. James way and explanation are on a commemortative plaque).
Coesfeld St. Jakobi - Statue Hl. Jakobus.jpg
© Günter Seggebäing, CC BY-SA 3.0
Statue des Hl. Jakobus von 1696 auf einem Wandsockel rechts des Chores in der Pfarrkirche St. Jakobi in Coesfeld. Im Inneren der Skulptur befindet sich eine Reliquie des Hl. Jakob.
Coesfeld St. Jakobi - Marienaltar von 1520.jpg
© Günter Seggebäing, CC BY-SA 3.0
Das Kernstück des Schnitzaltars der Jakobikirche in Coesfeld wurde 1520 in Antwerpen gefertigt. Der Marienaltar wurde 1892 um Flügel ergänzt, die ein Werk von Theodor Stracke aus Bocholt sind.
Coesfeld St. Jakobi - Taufstein.jpg
© Günter Seggebäing, CC BY-SA 3.0
Der Taufstein in der Jakobikirche in Coesfeld wurde um 1230 gefertigt. Auch die Mystikerin Anna Katharina Emmerick (08.09.1774 - 09.02.1824) wurde in St. Jakobi getauft,