St. Agnus (Köthen)

Agnuskirche in Köthen
Innenansicht

Die St.-Agnus-Kirche ist eine evangelische Kirche in Köthen (Anhalt). Sie wurde 1699 für die damalige kleine lutherische Gemeinde im reformierten Köthen gebaut. Während seiner Köthener Jahre gehörte Johann Sebastian Bach als Gemeindeglied zur Agnuskirche.

Geschichte

Im Fürstentum Anhalt-Köthen wurde bereits wenige Jahre nach Martin Luthers Thesenanschlag die lutherische Reformation eingeführt. Um die Wende zum 17. Jahrhundert gingen die anhaltinischen Fürsten und damit ihre Territorien jedoch zum reformierten (calvinistischen) Bekenntnis über. Erst gegen Ende des Jahrhunderts erlangten die zugewanderten Lutheraner die Erlaubnis zur öffentlichen Religionsausübung und zum Bau eigener Kirchen. Ihre Protektorin in Köthen war die lutherische Fürstin Gisela Agnes. Im Anklang an ihren Namen erhielt die neue Kirche für die Köthener Lutheraner den Namen Agnus-Kirche; ihr Porträt von Antoine Pesne (1713) hängt bis heute im Altarraum der Kirche.

Die Kirche wurde 1694 bis 1699 nach Plänen des Zerbster Baumeisters Johann Bernhard Beuchel erbaut.

Während seiner Zeit als Hofkapellmeister in Köthen 1717 bis 1723 war Johann Sebastian Bach Mitglied der lutherischen Agnusgemeinde. Sein Name erscheint regelmäßig im Konfitentenregister[1] und im Kommunikantenregister. Der Abendmahlskelch aus jener Zeit wird in der Kirche aufbewahrt.

Mit dem Unionsschluss von 1827 beendeten Reformierte und Lutheraner in Anhalt ihre Kirchentrennung; die Agnusgemeinde bestand jedoch als Personalgemeinde lutherischer Tradition weiter, bis sie 1880 einen regulären Pfarrsprengel erhielt.

Nach Umgestaltungen des 19. Jahrhunderts im klassizistischen und neugotischen Zeitgeschmack und einer vereinfachenden Sanierung in den 1960er Jahren erfolgte von 1996 bis 2012[2] die bisher letzte Innen- und Außenrestaurierung.

Architektur und Ausstattung

St. Agnus ist eine in die Straßenflucht eingefügte schlichte Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor und quadratischem Treppenturm im Osten sowie einem Dachreiter im Westen.

Die Kirche besitzt einen gotischen Flügelaltar aus dem frühen 16. Jahrhundert und ein Himmelfahrts-Fenster von 1887. Bemerkenswert ist eine zeitgenössische Kopie des Dessauer Abendmahls von Lucas Cranach dem Jüngeren (1565).

Orgel

Die Orgel wurde 1881 von Wilhelm Rühlmann sen. als op. 36 erbaut.[3][4] Das Orgelgehäuse lieferte Holzbildhauer Gustav Kuntzsch, Wernigerode.[5]

Sie hat folgende Disposition:

I Manual C–c3
Prinzipal16′
Prinzipal8′
Hohlflöte8′
Gambe8′
Gedackt8′
Oktave4′
Rohrflöte4′
Quinte223
Oktave2′
Mixtur IV
Trompete8′
II Manual C–c3
Bordun16′
Geigenprinzipal8′
Salicional8′
Flauto traverso8′
Gedackt8′
Fugara4′
Flauto amabile4′
Cornett III
Clarinette8′
III Manual C–c3
Dolce8′
Zartflöte8′
Aeoline8′
Lieblich Gedackt8′
Flauto dolce4′
Pedal C–d1
Subbaß16′
Violon16′
Prinzipalbaß8′
Cello8′
Quintbaß513
Oktavbaß4′
Posaune16′
Trompete8′

Weblinks

Commons: St. Agnus (Köthen/Anhalt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kopie des Konfitentenregisters in der Bachgedenkstätte im Historischen Museum in Köthen, siehe auch Johann Sebastian Bach auf der Website des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, abgerufen am 19. September 2016.
  2. Die einst einsturzgefährdete Kirche ist gerettet und saniert (Deutsche Stiftung Denkmalschutz, 11. Juli 2012)
  3. Rühlmann-Orgel in der St.-Agnus-Kirche Köthen. In: Musikkoffer Sachsen-Anhalt. Abgerufen am 4. Juni 2020.
  4. Köthen (Anhalt), Sankt Agnuskirche (“Bach-Kirche”) Hoofdorgel. In: de Orgelsite. Abgerufen am 16. Dezember 2022 (niederländisch).
  5. Soproni Múzeum, Sopron (Ungarn), Invent.-Nr. S. 2425 E 251 (Storno könyvtár): Gustav Kuntzsch Mappe, nicht paginiert.

Koordinaten: 51° 45′ 12,9″ N, 11° 58′ 20,8″ O

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St. Agnus, Köthen, interior.jpg
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St. Agnus, Köthen, interior, left Last Supper by Lucas Cranach the Younger, with portraits of Reformers
2007-08 Köthen (Anhalt) 50.jpg
Autor/Urheber: Ralf Lotys (Sicherlich), Lizenz: CC BY 2.5
Kirche St. Agnus in Köthen (Anhalt) in der Stiftstraße.