St.-Bendts-Kirche (Ringsted)

St.-Bendts-Kirche
Inneres nach Osten

Die evangelisch-lutherische St.-Bendts-Kirche (Benedikts-Kirche; dänisch Sankt Bendts Kirke) in Ringsted, Seeland, zählt historisch und architektonisch zu den bedeutendsten Kirchengebäuden Dänemarks. Die um 1170 als Abteikirche der Benediktinerabtei Ringsted erbaute romanische Basilika war von 1182 bis 1341 Grablege der Könige von Dänemark. Sie ist die älteste erhaltene Backsteinkirche Skandinaviens.[1]

Geschichte

Vorgängerbau der heutigen Basilika war eine frühromanische Travertin-Kirche, die um 1080 erbaut war und eine Holzkirche aus der Zeit der Christianisierung Dänemarks ersetzt hatte.[2] Im Jahr 1131 wurde Knut Laward im Rahmen von Thronstreitigkeiten in der Nähe von Ringsted ermordet und in der Ringsteder Kirche beigesetzt. Nachdem sein Sohn Waldemar sich als Alleinherrscher durchgesetzt hatte, erreichte dieser 1169 in Rom die Heiligsprechung seines Vaters, an dessen Grab sich zahlreiche Wunder ereignet haben sollten. Zur selben Zeit begann der Bau der groß angelegten hochromanischen Kirche. Finanziert wurde sie vor allem mit den Opfergaben der Pilger, die sich bald in großer Zahl einfanden. In der noch unvollendeten Kirche, am Grab seines heiliggesprochenen Vaters, ließ Waldemar seinen Sohn Knut durch Erzbischof Eskil zu seinem Nachfolger krönen.[3]

Die neue Kirche bildete den Nordflügel einer annähernd quadratischen Klosteranlage, die wohl gleichzeitig errichtet wurde. In gotischer Zeit erhielt die Abteikirche neue Gewölbe.

Der Benediktinerkonvent bestand bis zur Einführung der Reformation in Dänemark. 1571 wurde St. Bendt lutherische Pfarrkirche.[4]

1806 brach in der Klosteranlage ein Brand aus, der die Konventsgebäude zerstörte. Die Kirche wurde vor allem an der Westfassade beschädigt, die im Empirestil erneuert wurde. Gleichzeitig wurden die Außenmauern verputzt.[2]

Von 1899 bis 1910 führte der dänische Architekt Hermann Baagøe Storck umfangreiche Restaurierungsarbeiten durch, die sich an den ursprünglichen Formen orientierten. Die romanischen Apsisfenster wurden wiederhergestellt, das Backsteinmauerwerk wieder freigelegt und der Vierungsturm mit einem Pyramidendach versehen.[2]

Architektur

St. Bendt ist eine dreischiffige Basilika auf Kreuzgrundriss. Der zweijochige Chor schließt mit einer Rundapsis. An die Querhausarme sind auf der Ostseite je zwei rechteckige Kapellen mit kleinen Rundapsiden angefügt. Der Vierungsturm ist quadratisch. Insgesamt erinnert die Architekturgestalt an lombardische Vorbilder, die wohl durch benediktinische Beziehungen vermittelt wurden.[2]

Ausstattung

Fresko mit der Darstellung der Ermordung der Könige Erik IV. Plovpenning (seine Leiche wird aus der Schlei gefischt) und Erik V. Klipping (vor Königin Agnes)

Oberhalb der backsteinsichtigen Säulen und Bögen befinden sich große ornamental und figürlich bemalte Wandfelder. Die Fresken stammen großteils aus romanischer und gotischer Zeit und nehmen Bezug auf Taten und Kämpfe der Könige. Ergänzungen kamen bei der neuromanischen Restauration hinzu.

Der romanische Sandstein-Taufbrunnen wird auf 1150 datiert. Das eichenhölzerne Chorgestühl von 1420 ähnelt dem im Dom zu Roskilde. Altar und Kanzel sind Werke des 17. Jahrhunderts.[2]

Königsgräber

Die Ringsteder Kirche hat vor allem durch das Grab Waldemars I. „des Großen“ nationale Bedeutung für Dänemark. Von 1182 bis 1341 wurden alle dänischen Könige und Königinnen hier bestattet. Nur im Roskilder Dom befinden sich mehr dänische Königsgräber.[2]

Liste der Königsgräber

Die wichtigsten in St. Bendt beigesetzten Personen sind:

Auch Blanche von Namur soll hier beigesetzt sein, dies ist jedoch unbelegt.[5]

Literatur

  • Rikke Agnete Olsen, Niels-Jørgen Hansen, Erik Kjersgaard: Sankt Bendts kirke i Ringsted. National Museum of Denmark, 1972. ISBN 87-480-7371-7

Weblinks

Commons: St.-Bendts-Kirche (Ringsted) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. St.-Bendts-Kirche auf visiteastdenmark.com (Memento desOriginals vom 17. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.visiteastdenmark.com (englisch)
  2. a b c d e f St.-Bendts-Kirche auf nordenskirker.dk (Memento desOriginals vom 3. August 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nordenskirker.dk (dänisch)
  3. Peter Frederiksen, Knud Ryg Olsen, Olaf Søndberg: Grundbog til Danmarks historien
  4. Netzpräsenz der Kirchengemeinde (Memento desOriginals vom 22. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sctbendts.kirke.dk (dänisch)
  5. Blanka av Namur, Svenskt kvinnobiografiskt lexikon, abgerufen am 30. November 2021

Koordinaten: 55° 26′ 43,5″ N, 11° 47′ 13,4″ O

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Kalkmaleriet i hvælvingen i Skt. Bendts kirke i Ringsted
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Altertavlen i St. Bendts Kirke , Ringsted, Denmark