Sphaeroforma arctica
Sphaeroforma arctica | ||||||||||||
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![]() Sphaeroforma arctica | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sphaeroforma arctica | ||||||||||||
Jøstensen, Sperstad, Johansen & Landfald, 2002[1] |

Sphaeroforma arctica ist eine Spezies (Art) einzelliger Eukaryoten mit einer Schlüsselposition im Stammbaum des Lebens. Die Spezies wurde erstmals aus dem arktischen marinen Flohkrebs Gammarus setosus, einer Schwesterart des Meer-Flohkrebses (Gammarus locusta), isoliert. Wie bei anderen Ichthyosporea, z. B. Creolimax und Abeoforma, sind die Zellen von Sphaeroforma arctica kugelig und zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, mehrkernige Coenocyten (vielkernige Zellen) zu bilden. Ein kennzeichnendes Merkmal von S. arctica ist jedoch, dass unter Laborbedingungen offensichtlich keine knospenden, hyphalen, amöboiden, sporalen (sporenförmigen) oder begeißelten (Wachstums-) Sphaeroforma arctica wächst problemlos in Meeresbrühe (Marine Bouillon, englisch marine broth),[4][5] mit der Besonderheit, dass sie synchron wächst.[6][7] Aus einer Zelle mit einem einzigen Kern kann sie zu einer Zelle mit 128 (oder gar 150) Kernen heranwachsen, bevor sie eine Zellularisierung durchlaufen wird – ein Prozess mit Zellteilungen, bei dem sich die vielkernigen Coenocyten teilen, um „neugeborene“ Zellen zu bilden. Neu entstandene Zellen können allerdings auch bereits zwei oder sogar vier Kerne enthalten.[7] Die Zellularisierung umfasst koordinierte Einstülpungen der Plasmamembran nach innen. Dieser Vorgang hängt von einem Aktomyosin-Netzwerk (einem Wechselspiel von Aktin und Myosin) ab und führt zur Bildung einer polarisierten Zellschicht, die einem Epithel ähnelt. Dieser Prozess ist mit einer streng regulierten transkriptionellen Aktivierung von Genen verbunden, die an der Zelladhäsion beteiligt sind.[8] Darüber hinaus wurde nachgewiesen, dass S. arctica miRNA (microRNA) sowie die komplexe miRNA-Verarbeitungsmaschinerie (englisch miRNA processing machinery) enthält. Alles in allem ist Sphaeroforma arctica sowohl aus evolutionärer als auch aus zellbiologischer Sicht ein wichtiger und bedeutender Modellorganismus.[9] Das Genom von Sphaeroforma arctica enthält Spuren integrierter Polinton-artiger Viren, (englisch polinto-like viruses, PLVs, offiziell: Klasse Preplasmiviricota), beispielsweise ein Hauptkapsidprotein (englisch main capsid protein, MCP). Dies könnte ein Hinweis sein, dass solche Viren eine Art Abwehrsystem darstellen, ähnlich wie Virophagen der Gattung Mavirus (Preplasmiviricota: Maviroviridae) bei Cafeteria (Stramenopile) ein Abwehrsystem gegen das Cafeteria-roenbergensis-Virus (CroV, Spezies Rheavirus sinusmexicani) darstellt, indem er sich in das Genom dieser Protisten integriert.[10][11] Die Gattung Sphaeroforma ist ein Mitglied der Ichthyosporea-Gruppe oder -Klade, der frühesten Verzweigungslinie der Holozoa. Er ist ein Schlüsselorganismus für das Verständnis des evolutionären Ursprungs der Tiere. Systematik gemäß der Taxonomie des National Center for Biotechnology Information (NCBI):[12] Eukaryota > Opisthokonta > Ichthyosporea > Ichthyophonida > Sphaeroforma >Lebenszyklus
Genom und Proteom
Systematik
Weblinks
Weiterführende Literatur
Einzelnachweise
Auf dieser Seite verwendete Medien
(c) Ferry 11, CC BY-SA 3.0
Phylogenetic position of Capsaspora in Unikonta tree
Autor/Urheber: Multicellgenome Lab, Lizenz: CC BY 2.0
Coenocyte of Sphaeroforma arctica. 2nd stage of coenocytic life cycle.
Fluorescent microscopy. 40x magnification. Left: DIC. Right: blue fluorescence.
Ondracka, A. and Ruiz-Trillo, I. "Decoupling of the nuclear division cycle and cell size control in the coenocytic cycle of the ichthyosporean Sphaeroforma arctica". doi.org/10.1101/190900
www.multicellgenome.com
Institute of Evolutionary Biology (CSIC-UPF)Autor/Urheber: Nik Papageorgiou. Photographer: Omaya Dudin (EPFL), Lizenz: CC BY 4.0
Sphaeroforma arctica undergoing closed mitosis. Sample stained and imaged using Expansion Microscopy (U-ExM) with nuclei in pink and Microtubules in green.
Autor/Urheber: Multicellgenome Lab from Barcelona, Spain, Lizenz: CC BY 2.0
Flickr description
Sphaeroforma arctica, single cells and colonies. DIC. Picture taken by Iñaki Ruiz-Trillo.Autor/Urheber: Arnau Sebé-Pedrós & Iñaki Ruiz-Trillo, Lizenz: CC BY 3.0
Sphaeroforma arctica, an Ichthyosporean, from http://www.multicellgenome.com/
Autor/Urheber: Multicellgenome Lab from Barcelona, Spain, Lizenz: CC BY 2.0
Flickr description
Sphaeroforma arctica stained with phalloidin and DAPI. Image taken with a 40X objectifAutor/Urheber: Núria Ros-Rocher, Alberto Pérez-Posada, Michelle M. Legerand Iñaki Ruiz-Trillo, Lizenz: CC BY 4.0
Temporally alternating life cycles of unicellular holozoans. Life stages of the ichthyosporean Sphaeroforma arctica. Single-nucleated cells undergo multiple rounds of synchronous nuclear division (coenocytic division) without cytoplasmic division. Nuclei are later arranged at the periphery of the cell. Finally, the coenocyte cellularizes, releasing a number of daughter cells to start the cycle over again.
Autor/Urheber: Iñaki Ruiz-Trillo, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Sphaeroforma arctica (Ichthyosporea), nuclei stained in blue with DAPI
Picture by Maria Rubio and Cristina Aresté