Spectrum (Rakete)

Spectrum
Typleichte Trägerrakete
LandDeutschland Deutschland
BetreiberIsar Aerospace
HerstellerIsar Aerospace
Statusin Entwicklung
Aufbau
Höhe28 m
Durchmesser2 m
Stufen2
TypFlüssigkeitsraketentriebwerk
Triebwerk9 × Aquila
TreibstoffPropan/Flüssigsauerstoff
TypFlüssigkeitsraketentriebwerk
Triebwerk1 × Aquila
TreibstoffPropan/Flüssigsauerstoff
Starts
StartplatzAndøya Space Center
Raumfahrtzentrum Guayana
Nutzlastkapazität
Kapazität LEO1000 kg
Kapazität SSO700 kg

Die Spectrum ist eine in Entwicklung befindliche Trägerrakete des bayerischen Raumfahrtunternehmens Isar Aerospace. Die zweistufige Rakete mit Flüssigkeitstriebwerken ist für den Start von Kleinsatelliten vorgesehen. Das Unternehmen plant einen ersten Start in der zweiten Hälfte von 2023.

Aufbau und Daten

Geplant ist eine zweistufige Rakete, die bis zu 1000 kg Nutzlast in niedrige Erdumlaufbahnen und 700 kg in sonnensynchrone Umlaufbahnen bringen kann. Sie soll 27 m lang sein und einen Durchmesser von 2 m haben. Es werden zwei verschieden große Nutzlastverkleidungen angeboten.[1] Die erste Raketenstufe soll von neun Flüssigkeitstriebwerken namens „Aquila“ mit insgesamt 675 kN Schub angetrieben werden. Sie soll engine-out-capability haben, das heißt bei Ausfall eines Motors ist das Missionsziel nicht gefährdet. Für die zweite Stufe ist eine Vakuumversion des Triebwerks mit 94 kN Schub und Mehrfachzündfähigkeit geplant. Letzteres ermöglicht komplexe Bahnmanöver, um zum Beispiel mehrere Satelliten in verschiedene Umlaufbahnen zu bringen. Die Triebwerke werden mit „leichten Kohlenwasserstoffen“ und Flüssigsauerstoff betrieben.[1] Laut älterer Herstellerangaben arbeiten sie mit dem Gasgeneratorverfahren.[2]

Im März 2023 gab Isar Aerospace bekannt, in den letzten 12 Monaten 124 Hotfire-Test mit dem "Aquila"-Triebwerk auf dem Triebswerks-Testgelände im schwedischen Esrange durchgeführt zu haben.[3] In einem Interview mit Andrew Parsonson von European Spaceflight, bekräftigte CEO Daniel Metzler, noch im selben Jahr den Jungfernflug der Spectrum, vom Weltraumbahnhof Andøya aus, durchführen zu wollen.[4]

Hersteller

Logo von Isar Aerospace

Isar Aerospace wurde im März 2018 von den Raumfahrtingenieuren Daniel Metzler, Markus Brandl und Josef Peter Fleischmann gegründet.[5] Das Unternehmen hat seinen Sitz in Ottobrunn bei München. Die Gründungsmitglieder waren zuvor in der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt (WARR) aktiv, einer Studentengruppe an der Technischen Universität München, die bereits eigene Antriebe und eine Suborbitalrakete entwickelt hatte. Isar Aerospace wird vom Start-Up-Förderprogramm der ESA unterstützt.[6][7][8]

An einer ersten Finanzierungsrunde im Sommer 2018 beteiligten sich der Heizungshersteller Viessmann und der Wagniskapitalgeber UVC Partners, ein Unternehmen von zwei ehemaligen Mitarbeitern des Raumfahrtkonzerns SpaceX.[5] Ende 2019 erhielt Isar Aerospace 17 Millionen US-Dollar unter anderem von Airbus. Ende 2020 konnten weitere 75 Millionen Euro eingeworben werden.[9] Im Juni 2021 sammelte Isar Aerospace weitere 57 Millionen Euro von Investoren ein.[10] Nach mehreren Finanzierungsrunden standen im Oktober 2021 140 Mio. € zur Verfügung.[11] Im April 2019 hatte das Unternehmen etwa 20 Mitarbeiter,[8] im Oktober 2021 waren es 180[12] und Ende Dezember 2021 waren es 220.[13]

Ende März 2023 kündigte das Unternehmen eine neue Finanzierungsrunde an, bei der insgesamt 165 Millionen US-Dollar bei deutschen und internationalen Investoren (darunter 7-Industries Holding, Bayern Kapital, Earlybird Venture Capital, HV Capital, Lakestar, Lombard Odier Investment Managers, Porsche SE, UVC Partners, und Vsquared Ventures) eingeworben wurden.[14]

Geplante Starts

Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) kündigte Anfang 2019 die Entwicklung eines Forschungssatelliten an, der 2026 mit der Spectrum starten sollte.[15] Als mögliche Standorte für den Startplatz waren zunächst Norwegen und Schweden im Gespräch.[16] Konkrete Vereinbarungen für mögliche Starts traf Isar Aerospace mit den Betreibern des europäischen Raumfahrtzentrums Guayana[17] und des geplanten Weltraumbahnhofs Andøya Space Center auf der norwegischen Insel Andøya.[18] Einen ersten kommerziellen Startauftrag für die Spectrum erhielt Isar Aerospace im April 2021 von Airbus Defence and Space. Er betrifft den Start eines Erdbeobachtungssatelliten. Ein Termin für diese Mission wurde nicht genannt.[19] Zunächst waren für die Jahre 2022 bis 2023 zwei Demonstrationsflüge geplant. Die dafür nötige Qualifikation der Rakete und die beiden Starts selbst werden von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) mit elf Millionen Euro gefördert. Diese Subvention erfolgt im Rahmen des ESA-Programms Commercial Space Transportation Services and Support (C-STS, „Kommerzielle Weltraumtransportdienste und - unterstützung“). Isar Aerospace erhielt sie als Gewinner des „deutschen Wettbewerbs für Mikrolauncher“ (Kleinst-Trägerraketen) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).[20]

Im September 2021 wurde bekannt, dass Isar Aerospace eine Startvereinbarung mit OroraTech unterzeichnet hat. Geplant war der Start von mindestens zehn Satelliten in den sonnensynchronen Erdorbit. Sie sollten im Zeitraum von 2022 bis 2026 stattfinden.[21] Im Oktober 2021 wurde eine Startvereinbarung mit EnduroSat geschlossen. Diese sieht den Start mehrerer Satelliten im Zeitraum von 2022 bis 2025 vor. Die Satelliten werden mit Rideshare-Missionen vom norwegischen Weltraumbahnhof Andøya aus in die Umlaufbahn gebracht.[22] Im Juni 2022 beauftragte das italienische Unternehmen D-Orbit Isar Aerospace mit dem Start eines ION-Satellitenträgers in eine sonnensynchrone Umlaufbahn. Als Startort und Termin wurde der Weltraumbahnhof Andøya und das Jahr 2023 angegeben.[23]

Laut einer externen Studie von Anfang 2023, wird ein erster Flug nicht vor 2025 erwartet.[24] Im Rahmen seiner Kapitalerhöhung von Isar Aerospace, kündigte das Unternehmen im März 2023 an, dass ein erster Testflug weiterhin in der zweiten Jahreshälfte 2023 angestrebt werde.[14]

Geplante Starts und Rideshare-Nutzlasten
DatumStartplatzMission / NutzlastOrbitAnmerkungen
2022[veraltet]Andøya[25]MSAE-OTTERS
CyBEEsat
3× Tom
FRAMSat-1
TRISAT-S
SSO[25]gefördert von der ESA
2023DemonstrationsflugLEO
2023Andøya[23]ION-Satellitenträger von D-OrbitSSO[23]
2022 bis 2026[21][26]mindestens 10 OroraTech-Satelliten
(Buschfeuerüberwachung)
SSO[21]mehrere Starts
2022 bis 2025Andøya[22]Kleinsatelliten von EnduroSat

(Rideshare-Mission)

?Rideshare
Q1 2024AndøyaAstrocast - IoT-Network[27]SSORideshare-Mission
2026LMU-ForschungssatellitLEOStand 2019
?ErdbeobachtungssatellitLEO

Weblinks

Commons: Isar Aerospace – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Spectrum. (Nicht mehr online verfügbar.) Isar Aerospace, archiviert vom Original am 7. September 2020; abgerufen am 11. Januar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.isaraerospace.com
  2. Aquila. (Nicht mehr online verfügbar.) Isar Aerospace, archiviert vom Original am 26. Juni 2019; abgerufen am 26. Juni 2019.
  3. Isar Aerospace unveils progress on Aquila engine development. Abgerufen am 31. März 2023 (englisch).
  4. Andrew Parsonson: Isar Secures €155M in Series C Funding. In: European Spaceflight. 28. März 2023, abgerufen am 31. März 2023 (amerikanisches Englisch).
  5. a b Ehemalige SpaceX-Manager finanzieren Münchner Raketen-Startup. In: NGIN Mobility. 27. September 2018, abgerufen am 26. Juni 2019.
  6. Michael Förtsch: Raketen aus Bayern sollen die Raumfahrt revolutionieren. In: wired.de / GQ. 20. Juli 2018, abgerufen am 26. Juni 2019.
  7. Dieter Sürig: Gipfelstürmer: Höllenfeuer für Satelliten. In: Süddeutsche Zeitung. 23. Mai 2018, abgerufen am 26. Juni 2019.
  8. a b Isar Aerospace in Oberbayern: Die erste bayerische Rakete im All. Antenne Bayern, 4. April 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.
  9. Ingrid Lunden: Germany's Isar Aerospace raises $91M to get its satellite launch vehicle off the ground. In: TechCrunch. 8. Dezember 2020, abgerufen am 5. Oktober 2022 (amerikanisches Englisch).
  10. #EXKLUSIV Forto wird mit Softbank-Millionen zum Unicorn - Isar Aerospace bekommt 57 Millionen - Sanity Group sammelt 35 Millionen ein. In: deutsche-startups.de. 14. Juni 2021, abgerufen am 15. Juni 2021 (deutsch).
  11. Sarah Heuberger: Isar Aerospace erweitert Runde auf 140 Millionen Euro – Porsche steigt ein. 28. Juli 2021, abgerufen am 31. Oktober 2021 (deutsch).
  12. Engineering the future of space flight. Abgerufen am 31. Oktober 2021 (englisch).
  13. U30 Summit 2021: Josef Fleischmann, Mitgründer und COO, Isar Aerospace "The 21st Century Space Race". In: YouTube. Forbes DACH, 21. Dezember 2021, abgerufen am 14. Februar 2022.
  14. a b Isar Aerospace: Space company Isar Aerospace secures Series C Funding Round of USD 165m to meet global demand for access to space, Pressemitteilung vom 28. März 2023.
  15. Patrick Bernau: In sieben Jahren: Bayern will eine Rakete ins All schicken. In: FAZ.NET. 19. Januar 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.
  16. Münchner Start-up will Rakete ins All schicken. In: BR24. 23. Januar 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.
  17. Isar Aerospace prepares the launch of its rockets from space centre CSG. Abgerufen am 5. Oktober 2022.
  18. Peter de Selding: Norway’s Andoya spaceport signs multi-year exclusive-access deal with German rocket startup Isar Aerospace. Space Intel Report, 14. April 2021.
  19. Andrew Parsonson: German startup Isar Aerospace signs first launch contract. 26. April 2021, abgerufen am 5. Oktober 2022 (amerikanisches Englisch).
  20. Isar Aerospace Technologies GmbH gewinnt die Hauptrunde des deutschen Wettbewerbs für Mikrolauncher. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 30. April 2021, abgerufen am 2. Mai 2021.
  21. a b c Isar Aerospace and OroraTech announce partnership to launch satellites for tackling global wildfire crises. Abgerufen am 31. Oktober 2021 (englisch).
  22. a b European space companies Isar Aerospace and EnduroSat sign firm launch agreement. Abgerufen am 31. Oktober 2021 (englisch).
  23. a b c https://www.isaraerospace.com/press/isar-aerospace-and-d-orbit-announce-launch-services-agreement. Abgerufen am 22. Juni 2022 (englisch).
  24. Road to the launchpad – a comparative analysis of Germany’s Microlaunchers. (PDF; 42,4 MB) Capitol Momentum und European Spaceflight, 2. Februar 2023, S. 20, abgerufen am 7. März 2023 (englisch, E-Mail-Adresse erforderlich): „The most recent publicly announced maiden launch date was set for 2023. However, it appears that the launcher is two to three years away from a maiden flight at the company's current pace and the number of engines the company needs to produce for a single Spectrum launch.“
  25. a b ESA Commercial Space Transportation Services Program: Isar Aerospace and German Space Agency at DLR announce payloads for first test flight of Spectrum launch vehicle. Abgerufen am 22. Januar 2022 (englisch).
  26. Isar Aerospace to launch OroraTech wildfire monitoring cubesat constellation. Spacenews, 8. September 2021.
  27. Isar Aerospace signs firm launch contract with Swiss IoT network company Astrocast. Abgerufen am 22. Januar 2022 (englisch).

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Autor/Urheber: Isar Aerospace Technologies GmbH, Lizenz: CC0
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Ariane 42P rocket with the TOPEX/Poseidon satellite (Kourou, August 10, 1992) (NASA)
Original image caption: The Ariane 42P carrying the TOPEX/Poseidon spacecraft was launched from the European Space Agency's Guiana Space Center in Kourou, French Guiana, on August 10, 1992.