Soundies

Soundies waren kurze dreiminütige Musikfilme (aber auch komödiantische Sketche), die zwischen Januar 1941 und 1947 in den USA produziert wurden. Sie wurden auf Filmrollen zusammengestellt und auf speziellen Film-Jukeboxen abgespielt. Sie waren eine Art Vorläufer des Musikvideos der 1980er Jahre.

Mit den Experimenten der Ingenieure Orlando E. Kellum und Lee de Forest, die Anfang der 1920er-Jahre Techniken der Bild-Ton-Kopplung im Film entwickelten und eine Reihe von Musikfilmen produzierten, entstanden erste Musikkurzfilme wie Noble Sissle and Eubie Blake Sing Snappy Songs und Ben Bernie and All the Lads.[1] Gegenstand der späteren Soundies waren alle Arten von Musik, von klassischer Musik über Country bis Bigband-Swing. Häufig gab es auch Tanzeinlagen. Beispiele von Musikern, die Soundies drehten, sind Fats Waller, Lena Horne, Count Basie, Cab Calloway, Duke Ellington, Louis Armstrong, Meade Lux Lewis, Jimmy Dorsey, Kay Starr, Doris Day, Dorothy Dandridge, Anita O’Day, Gene Krupa, Nat King Cole. Insgesamt wurden über 1800 solche Soundies produziert. Sie sind eine wichtige Quelle für Film- und Bildmaterial zu Jazzmusikern, die (insbesondere was viele afroamerikanische Jazzmusiker betrifft) sonst kaum dokumentiert sind. Viele der Soundies sind auch in Video-Kompilationen neu herausgekommen.

Es gab zwei Haupt-Produktionsfirmen Soundies Distributing Corporation of America und RCM Soundies (RCM für Roosevelt, Coslow, Mills,[2] bis 1947 aktiv). Die verbreitetste Jukebox zum Abspielen dieser Filme (nach Einwurf von 10 Cent) war die Panoram von Mills Novelty Company of Chicago, einer führenden Jukebox-Herstellerfirma. Sie standen z. B. in Gaststätten, Bars, Raststätten und Nachtclubs. Auf den Filmspulen waren jeweils acht Filme. Sie wurden über eine Reihe von Spiegeln auf einen kleinen Bildschirm oben auf der Box projiziert.

Obwohl sie nur bis 1947 produziert wurden, hatten sie in gewisser Weise Nachfolger in den Snader Telescriptions, benannt nach dem Immobilien- und TV-Unternehmer Louis D. Snader in Kalifornien, der sie einführte. Es waren drei- bis fünfminütige Musikfilme, die 1951/52 als Pausenfüller in Fernsehsendungen eingesetzt wurden.

Literatur

  • Scott MacGillivray, Ted Okuda: The Soundies Book: A Revised and Expanded Guide. 2007
  • Jürgen Wölfer: Jazz im Film. In: Handbuch des Jazz. Heyne 1979.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. u. a. Edwin M. Bradley: The First Hollywood Sound Shorts, 1926-1931. 2005, S. 393; David Lee Smith: Hoosiers in Hollywood. 2006, Seite 465; Jazz on Film and Rebecca D. Clear: Video in the Library of Congress. 1993, Seite 117; Tim Brooks: Lost Sounds: Blacks and the Birth of the Recording Industry, 1890-1919. 2004, S. 381.
  2. wobei das Mills für die Herstellerfirma einer der Jukebox-Systeme steht. RCM wurde 1940 in Chicago gegründet unter Beteiligung von James Roosevelt (dem Sohn des US-Präsidenten). Musikalischer Leiter war ab 1942 der Komponist und Arrangeur Hal Borne.