Sonnenorgel

Sonnenorgel
Allgemeines
OrtPfarrkirche St. Peter und Paul (Görlitz)
OrgelerbauerMathis Orgelbau
Baujahr1992–1997
Letzte(r) Umbau/Restaurierung2004 Mathis (Erweiterung)
Epoche20. Jahrhundert
OrgellandschaftSachsen
Abbildungen
Görlitz - Bei der Peterskirche - Peter+Paul in 28 ies.jpg
Technische Daten
Anzahl der Pfeifen6219
Anzahl der Register87
Anzahl der Manuale4
Anzahl der 32′-Register2
Sonne

Die Sonnenorgel in der Kirche St. Peter und Paul in Görlitz ist eine Besonderheit. Der Prospekt von 1703 ist mit 17 Sonnen mit Orgelpfeifen versehen. Das heutige Werk wurde 1997 von Mathis Orgelbau gebaut.

Vorgängerorgeln

Casparini-Orgel von 1703

1691 war die Kirche St. Peter und Paul durch einen Brand schwer beschädigt worden. Seit 1697 baute Eugenio Casparini mit seinem Sohn Adam Horatio eine neue Orgel. Diese hatte 57 Register auf drei Manualen und Pedal und war die größte in Schlesien in dieser Zeit. Der Prospekt von Johann Conrad Buchau war mit 17 Sonnen versehen, hinter denen gleichlange Orgelpfeifen angebracht wurden. Zwölf von ihnen lassen jeweils einen Ton einer zwölffachen Pedalmixtur erklingen. 1703 wurde die Orgel eingeweiht. 1704 verfasste Christian Ludwig Boxberg eine ausführliche Darstellung des Instruments.[1]

Die Orgel erregte große Aufmerksamkeit. Zar Peter I. von Russland war 1715 von dem Instrument so beeindruckt, dass er bei Boxberg den Entwurf für eine Monstre orgue für St. Petersburg in Auftrag gab, die jedoch nie gebaut wurde. Johann Sebastian Bach bezeichnete sie dagegen als Pferdeorgel, die rossmäßig schwer zu spielen sei. Auch Johann Andreas Silbermann äußerte sich 1741 kritisch.

Es wurden einige Reparaturen durchgeführt, ohne grundlegende Änderungen. 1894 soll die Firma Schlag & Söhne aus Schweidnitz ein neues Instrument unter Beibehaltung einiger Register und des Prospekts eingebaut haben, tatsächliche Hinweise darauf konnten in neuerer Zeit jedoch nicht gefunden werden.

Sauer-Orgel von 1928

Von 1926 bis 1928 baute die Firma W. Sauer aus Frankfurt (Oder) ein neues Instrument mit 89 Registern auf vier Manualen und Pedal mit elektro-pneumatischer Traktur (Taschenladen). Diese war wieder die größte Orgel Schlesiens. 1979 wurde die Orgel für die bevorstehende umfassende Sanierung der Kirche ausgebaut. Lediglich der historische Prospekt blieb stehen und wurde restauriert.

Mathis-Orgel von 1997

Seit 1990 wurde der Neubau einer neuen Orgel geplant. Den Auftrag erhielt die Firma Mathis Orgelbau aus der Schweiz. Die Disposition sollte an die Casparini-Orgel angelehnt sein. Sie wurde vom Organisten Matthias Eisenberg entworfen. Sie schloss ein zusätzliches Schwellwerk ein, das das Spielen von Musik des 19. Jahrhunderts zusätzlich besser ermöglichen sollte.

1997 wurde die Orgel eingeweiht, mit zunächst 64 Registern auf drei Manualen und Pedal. 2002 wurden die Pfeifen in den Sonnen durch Mathis restauriert. 2004 wurde das Schwellwerk mit weiteren 23 Stimmen durch die Firma ergänzt. Die Orgel hat seitdem 87 Register auf vier Manualen und Pedal.

Disposition[2]

I Hauptwerk C–a3

Principal16′
Groß-Octava08′
Viol di Gamba08′
Hohl-Flöt08′
Rohr-Flöt08′
Fiffaro08′
Rohr-Flöt-Qvint006′
Octava04′
Spitz-Flöt04′
Salicet04′
Qvinta03′
Super-Octava02′
Mixtur IV02′
Cymbel III113
Cornet V
Bombart16′
Trompet08′
Clarin04′
II Oberwerk C–a3
Qvintadena16′
Principal08′
Grob-Gedackt08′
Qvintadena08′
Onda maris08′
Octava04′
Rohr-Flöt04′
Zynk II223
Sedecima02′
Glöcklein-Thon02′
Vigesima nona113
Scharff Cymbel III001′
Cornetti III
Trompet08′
Krumb-Horn08′
Schalmey04′
Tremulant
III Schwellwerk C–a3
Bordun16′
Viola pomposa16′
Diapason08′
Doppel-Flöt08′
Bordun08′
Salicional08′
Gamba08′
Vox coelestis (ab c0)008′
Principal04′
Travers-Flöt04′
Viola d’amore04′
Spitz-Flöt03′
Schweitzer-Pfeiff02′
Violine02′
Piccolo01′
Mixtur V02′
Harmonia aeth. III223
Bombarde16′
Trompette harm.08′
Hautbois08′
Voix humaine08′
Clarinette08′
Clairon04′
Tremulant
IV Brustwerk C–a3
Gedackt08′
Praestant04′
Gedackte Fleut doux004′
Nassat03′
Octava02′
Gemss-Horn02′
Qvint-Nassat112
Tertia112
Super-Sedecima01′
Scharff-Mixtur III113
Hobois08′
Tremulant
Pedal C–f1
Groß-Principal-Bass032′
Principal-Bass16′
Contra-Bass16′
Sub-Bass16′
Groß-Qvinten-Bass12′
Octav-Bass08′
Gemss-Horn-Bass08′
Jubal-Flöt08′
Super-Octav-Bass04′
Jubal-Flöt04′
Bauer-Flöt02′
Mixtur VI223
Contra-Posaunen32′
Posaunen16′
Fagotti16′
Trompeten-Bass08′
Tromba08′
Clarinen-Bass04′
Vox Angelica02′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, IV/I, IV/II, IV/III, III/II, I/P, II/P, III/P, IV/P.
    • Superoktavkoppel: III/P
    • Suboktavkoppeln: III/I, III/III
  • Nebenregister: Cymbelstern, Nachtigall, Vogel-Gesang, Tamburo 16′, Kuckuck, Sonnenmixtur (12fache Pedalmixtur mit Tromba 8′)
  • Spielhilfen: Tutti, Absteller, Koppelhilfen, 1000-facher Setzer, Crescendowalze mit vier Kombinationen.
  • Anmerkung: Von dieser Orgel existiert ein Sampleset (Ausnahme: die Sonnenmixtur), sie ist also auch virtuell spielbar.

Literatur

  • Günter Lade (Hrsg.): Die Sonnenorgel der evangelischen Pfarrkirche St. Peter und Paul zu Görlitz. Festschrift zur Orgelweihe. Görlitz 1997.

Weblinks

Commons: Sonnenorgel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Christian Ludwig Boxberg: Ausführliche Beschteibung der großen neuen Orgel in der Kirchen St. Petri und Pauli allhie zu Görlitz. Görlitz 1704. Digitalisat, mit Disposition S. 6ff.
  2. Orgel Mathis Orgelbau AG, 2004 (PDF)

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Görlitz St. Peter und Paul Orgel (4).JPG
Autor/Urheber: Hans-Jörg Gemeinholzer, Lizenz: CC BY 3.0
Orgel von St. Peter und Paul, Görlitz, Sachsen, Deutschland
Görlitz - Bei der Peterskirche - Peter+Paul in 28 ies.jpg
Autor/Urheber: Frank Vincentz, Lizenz: CC BY-SA 3.0
St. Peter und Paul, Bei der Peterskirche in Görlitz