Siegfried Moroder

Hl. Petrus mit den Insignien Hahn, Schlüssel und Papstkrone, 1955, Ulme, 280 cm, Erzbischöfliches Ordinariat München, Maxburg

Siegfried Moroder (* 19. April 1911 in St. Ulrich in Gröden; † 16. Januar 1989 in Riedering-Wolferkam, Oberbayern) war ein Bildhauer aus dem Grödner Tal in Südtirol. Er ist Mitglied der Südtiroler Künstler-Familie Moroder.

Leben und Werk

Bereits Siegfried Moroders Vater Rudolf Moroder war Bildhauer. Seine erste Ausbildung erhielt er in einer Schnitzerwerkstatt. 1933 erlangte er ein Romstipendium. In dieser Zeit erfolgten bereits Ausstellungen in Bozen, Florenz, Mailand und Bari. Mit 25 Jahren ging er an die Kunstakademie in München. Seine Lehrer waren Hermann Hahn und Joseph Wackerle.[1]

Während seiner Studienzeit lernte er den Jesuitenpater Alfred Delp kennen. Der Austausch und die Freundschaft mit Delp wurden für Moroder prägend. Durch ihn lernte er das Dorf Wolferkam im Chiemgau kennen, in dem Delp oft seinen Urlaub verbrachte. Die Künstlerin Ruth Kiener-Flamm lebte in dieser Zeit ebenfalls in Wolferkam.[2] Das Dorf wurde später die Wirkungsstätte Moroders.

1942 heiratete Moroder Anna Pescosta, die ebenfalls aus dem Grödner Tal stammte. Ab 1943 war er Soldat in Italien. 1943–1946 wurden zwei Töchter und ein Sohn geboren. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst in seinem Atelier in München. 1957 verlegte er es nach Wolferkam, dem Wohnort seiner Familie. Hier bot sich auch Raum für große Skulpturen.

1940 bis 1944 stellte Siegfried Moroder in den „Gauausstellungen Tirol-Vorarlberg“ in Innsbruck zusammen mit den Grödner Bildhauern Albino Pitscheider, Raimund Mureda (Moroder), Vinzenz Peristi, Otto Moroder, Hermann Moroder und Engelbert Perathoner aus.[3]

Holz war sein bevorzugtes Material, aber auch aus Stein und Bronze gestaltete er seine Kunstwerke. Außerdem entstanden Reliefs, Mosaiken und Glasfenster. Impulse kamen vom Maler Ernst Weiers, der ihn anregte, die Skulpturen mit Farben zu verbinden und vom Bildhauer Karl Knappe. Kontakte gab es mit den Architekten Theo Pabst, Sep Ruf und Hansjakob Lill.

Aufträge erhielt er für Sakral- und Profanbauten, so u. a. die 6 m hohe Christusfigur in St. Augustin München, die Petrusfigur im erzbischöflichen Ordinariat München und die Grabplatten von Kardinal Clemens August Graf von Galen in Münster und von Carl Orff in Andechs.

1978 verstarb seine Ehefrau, 1989 erlitt Moroder einen Herzstillstand. Er ist in Neukirchen am Simssee begraben.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Carl Schuster: Monumentalität in der Bildkraft. In: Dolomiten. 1973.
  • Kirchliche Kunst. in: Der Feuerreiter. Köln 17. September 1955.
  • Neue Werke deutscher Bildhauer. In: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft. Heft 7–9, 1959.
  • Edgar Moroder: Ergänzungsstudie zum Moroder-Familienbuch. Moroderfamily.com PDF, S. 128–130.
  • Frank Dambeck: Das Antlitz des Herrn. In: Münchner katholische Kirchenzeitung. 9. Januar 1961.
  • Moroder, Siegfried. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 3: K–P. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S. 427.
  • Karl Busch: Siegfried Moroder – Der Bildschnitzer. In: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 7.1954, 1/2, S. 39–41.
  • Hugo Schnell: Das Münster, Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft. Jahrgang 18, 1965.
  • Katalog: Arte Liturgica. In: Germania 1945–1955. Lateranpalast, Rom 1955.
  • Hugo Schnell: Neue Kirchenbauten in Süddeutschland. In: Das Münster, Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft. Jahrgang 16, 1963.
  • Charlotte Siemer: Siegfried Moroder – Monumentalität aus der Stille. In: Münchner katholische Kirchenzeitung. 25. April 1971
  • Hugo Schnell: Siegfried Moroder. In: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 12.1959, S. 278–279
  • Galerie Eichinger: Südtiroler Maler und Bildhauer der Gegenwart. Katalog der Verkaufsausstellung. München 1972.
  • Annelies Schlickenrieder: Wenn schon Kreuze, dann mussten es österliche sein. In: Münchner katholische Kirchenzeitung. 4. Juni 1989.

Einzelnachweise

  1. Soweit nicht anders angegeben, bezieht sich der Lebenslauf auf: Siegfried Moroder Skulpturen − Biographie und Werkeverzeichnis
  2. Peter Hammerich, Günther Saltin: Ruth Kiener-Flamm: Kuppelfenster der Pater-Alfred-Delp-Kapelle in Lampertheim. (Google Books-Ergebnisseite) In: Alfred-Delp-Jahrbuch. Band 3/2009: Alfred Delp und die Kunst. LIT Verlag Dr. W. Hopf, Berlin 2009, S. 46; abgerufen: 21. März 2022
  3. Helmuth Oehler: Skulptur im Nationalsozialismus in Tirol. Ein Überblick. (PDF; 398 kB) Wolfgang Meighörner (Hrsg.): Zwischen Ideologie, Anpassung und Verfolgung. Kunst und Nationalsozialismus in Tirol. Katalog der Ausstellung Skulptur im Nationalsozialismus in Tirol ein Überblick im Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck 2019, S. 164–179.

Weblinks

Commons: Siegfried Moroder – Sammlung von Bildern

Auf dieser Seite verwendete Medien

Mensch unterm Kreuz St. Vinzenz München.jpg
Autor/Urheber: Dagoheri, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Mensch unterm Kreuz, Altarkreuz in St. Vinzenz München von Siegfried Moroder, 1962, Eiche, 5 m
Madonna mit Kind von Siegfried Moroder 1.jpg
Autor/Urheber: Herbert Seidel, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Madonna mit Kind, Skulptur von Siegfried Moroder, Eichenholz, Höhe 120 cm, 1959
Hl. Petrus Siegfried Moroder O1.jpg
Autor/Urheber:

Fotograf: Walter Bayer

Künstler: Siegfried Moroder, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Skulptur des Hl. Petrus von Siegfried Moroder (1911–1989) im Erzbischöflichen Ordinariat München, Maxburg. 1955, Ulme, Höhe 280 cm. Die Insignien: der Hahn, der Schlüssel und die Papstkrone.
Bischof Lantpert von Siegfried Moroder 1.jpg
Autor/Urheber: Herbert Seidel, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Hl. Lantpert, Bischof von Freising (937-957), Skulptur von Siegfried Moroder, Eichenholz, Höhe 3 m, 1959, in St. Lantpert München. Die farbliche Fassung im unteren Teil stammt von Ernst Weiers. Die brennende Stadt mit dem Freisinger Dom symbolisiert die Zerstörungen durch die Ungarneinfälle während seiner Zeit als Bischof von 937–957.