Sergei Konstantinowitsch Krikaljow

Sergei Krikaljow
Sergei Krikaljow
LandSowjetunion Sowjetunion
OrganisationNPO Energia-7
ausgewählt2. September 1985
Einsätze6 Raumflüge
Start des
ersten Raumflugs
26. November 1988
Landung des
letzten Raumflugs
11. Oktober 2005
Zeit im Weltraum803d 9h 41min
EVA-Einsätze8
EVA-Gesamtdauer41h 26min
ausgeschieden27. März 2009
Raumflüge

Sergei Konstantinowitsch Krikaljow (russisch Сергей Константинович Крикалёв, wiss. Transliteration Sergej Konstantinovič Krikalëv; * 27. August 1958 in Leningrad, RSFSR) ist ein ehemaliger russischer Kosmonaut. Vom 27. März 2009 bis zum 1. April 2014 war er Leiter des inzwischen zivilen Juri-Gagarin-Kosmonautentrainingszentrums. Gegenwärtig ist er stellvertretender Direktor des Zentralen Forschungsinstituts für Maschinenbau (ZNIImasch).[1]

Mit sechs Raumflügen und rund 803 Tagen Gesamtaufenthalt im Erdorbit war er von 2005 bis 2015 der Raumfahrer mit der insgesamt längsten Aufenthaltsdauer im Weltall, bis Gennadi Padalka diesen Rekord überbot und er durch den sechsten Flug von Juri Malentschenko auf der Liste der Raumfahrer mit der längsten Aufenthaltsdauer im Weltall auf Platz drei zurückgefallen ist.

Krikaljow studierte Konstrukteurswesen und Maschinenbau am Leningrader Mechanischen Institut. Bereits 1985 profilierte er sich als Raumfahrtexperte durch seine Hilfe bei der Rettung der ins Trudeln geratenen Station Saljut 7.

Kosmonautentätigkeit

Am 2. September 1985 wählte ihn die Staatliche Zwischenbehördliche Kommission als Kosmonauten aus. Nach erfolgreichem Abschluss der Grundausbildung im Jahre 1986 bereitete er sich im Rahmen des Programmes Buran als Mitglied der vorgesehenen Besatzung unter dem Kommandanten Alexander Schtschukin auf einen Einsatz vor.

Sojus TM-7

Nach dem Wechsel in das Program Mir führte ihn dann sein erster Raumflug mit dem Raumschiff Sojus TM-7 am 26. November 1988 zur Raumstation Mir. Zusammen mit seinem Kommandanten Alexander Wolkow bildete er die Mission Mir EO-4, die sich mit den Mir-Aufenthalten der sowjetischen Kosmonauten Wladimir Ljachow und Waleri Poljakow, sowie Jean-Loup Chrétien aus Frankreich und Abdul Ahad Mohmand aus Afghanistan überlappte. Krikaljow landete am 27. April 1989 wieder mit Sojus TM-7. Sein erster Raumflug hatte 151 Tage gedauert.

Sojus TM-12

Sein zweiter Flug zur Mir startete am 18. Mai 1991 mit Sojus TM-12. Seine Mission hatte die Bezeichnung Mir LD-3, und dieses Mal dauerte sein Aufenthalt an Bord der Raumstation 311 Tage und enthielt sieben Außenbordeinsätze. Krikaljow kehrte am 25. März 1992 an Bord von Sojus TM-13 zur Erde zurück.

STS-60

Im Oktober 1992 kündigte die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA an, dass bei einem künftigen Flug des Space Shuttles ein erfahrener Kosmonaut an Bord sein würde. Krikaljow war einer der beiden, die von der russischen Raumfahrtbehörde nominiert wurden, und nahm am NASA-Astronauten-Training teil.

Somit vollzog er seinen dritten Raumflug an Bord der Raumfähre Discovery. Er war der erste russische Raumfahrer, der in einem US-amerikanischen Raumschiff startete. Diese Mission STS-60 dauerte vom 3. Februar bis zum 11. Februar 1994.

Bei weiteren Shuttle-Missionen im Rahmen des Shuttle-Mir-Programms arbeitete er in der Flugleitzentrale in Houston. So unterstützte er die Flüge STS-63, STS-71, STS-74 und STS-76 als Capcom.

STS-88

Auch seinen vierten Raumflug führte Krikaljow an Bord eines Space Shuttles durch. Vom 4. Dezember bis zum 16. Dezember 1998 flog er an Bord der Endeavour die Mission STS-88, bei der aus den Modulen Sarja und Unity die Internationale Raumstation (ISS) zusammengesetzt wurde.

ISS-Expedition 1

Krikaljow gehörte zur ersten Stammbesatzung der ISS. Am 31. Oktober 2000 begann an Bord der Sojus TM-31 sein fünfter Raumflug. Er arbeitete als Bordingenieur der ISS-Expedition 1, bis das Shuttle Discovery (Mission STS-102) ihn und seine Kollegen William Shepherd und Juri Gidsenko am 20. März 2001 zur Erde zurückbrachte. Dieser Flug hatte 140 Tage gedauert.

ISS-Expedition 11

Seinen sechsten und letzten Raumflug unternahm er am 15. April 2005 mit Sojus TMA-6 zu seinem zweiten Besuch auf der Internationalen Raumstation als Kommandant der ISS-Expedition 11. Er kehrte am 11. Oktober 2005 zur Erde zurück. Sergei Krikaljow stellte mit diesem Flug einen neuen Langzeitrekord auf, der erst 2015 von Gennadi Padalka gebrochen wurde. Seine Gesamtflugzeit beträgt 803 Tage, 9 Stunden und 41 Minuten. Rein rechnerisch hat er damit fast eine Marsreise hinter sich.

Mit diesem Flug zog er mit den Astronauten John Young, Story Musgrave, Franklin Chang-Diaz, Curtis Brown, Jim Wetherbee, Colin Michael Foale gleich, die vor ihm sechs Raumflüge absolvieren durften.

Während seiner Raumflüge hat er bei acht Außenbordeinsätzen insgesamt über 41 Stunden und 26 Minuten außerhalb von Raumstationen oder Raumfähren gearbeitet.

Sergei Krikaljow legt einen Trainingsraumanzug an.

Besonderheiten der Sojus-TM-12/TM-13-Mission

Krikaljow war während der Auflösung der Sowjetunion auf der Mir stationiert. Er war am 18. Mai 1991 gestartet und erlebte im Weltall die Wahl Boris Jelzins zum russischen Präsidenten, den Putsch in Moskau, sowie die Auflösung der UdSSR.

Der Zerfall der Sowjetunion in die einzelnen Nationalstaaten verlängerte seinen Aufenthalt im Weltall um ein halbes Jahr. Aus politischen Gründen wurde im Oktober 1991 anstatt der vorgesehenen Langzeitablösung aus Russland der Kasache Toktar Aubakirow zur Mir geschickt, ein Kosmonaut ohne Langzeiterfahrung, der nach acht Tagen zur Erde zurückkehrte. Die Russen kamen damit einer Forderung der bald unabhängigen Republik Kasachstan entgegen, auf deren Staatsgebiet sich das Kosmodrom Baikonur befindet.

Wie sein Kollege Alexander Wolkow als Sowjetbürger gestartet, kehrte Krikaljow nach 10 Monaten am 25. März 1992 als Bürger der Russischen Föderation auf die Erde zurück. Darüber hinaus wurde während seines Fluges als Folge der politischen Veränderungen auch seine Heimatstadt Leningrad in St. Petersburg umbenannt.

Zeitdilatation

Auf Grund der langen Aufenthaltsdauer, die Krikaljow im Orbit bei hohen Geschwindigkeiten verbracht hat, war er lange der Zeitdilatation ausgesetzt, also dem relativistischen Effekt, dass Objekte, die sich mit hoher Geschwindigkeit bewegen, eine Verlangsamung des Verlaufs der Zeit erleben; es wird geschätzt, dass sich für Krikaljow dieser Effekt insgesamt auf etwa 1/50 Sekunde, verglichen mit einem stationären Beobachter auf der Erde, summiert.[2][3] Er wurde daher verkürzt als „produktivster Zeitreisender“ der Welt bezeichnet.[4] Dieser (inoffizielle) Titel ist mittlerweile auf Gennadi Iwanowitsch Padalka übergegangen, der im Jahr 2015 Krikaljows Rekord als Kosmonaut mit der längsten Gesamtaufenthaltsdauer im All (873 Tage) abgelöst hat.[5]

Auszeichnungen

Im April 1989 wurde Krikaljow die Auszeichnung Held der Sowjetunion verliehen. Im April 1992 wurde ihm durch einen Erlass des damaligen russischen Präsidenten, Boris Jelzin, die Auszeichnung Held der Russischen Föderation verliehen.[6] Nach Krikaljow ist der Asteroid (7469) Krikalev benannt.

Privates

Krikaljow ist seit 1993 verheiratet und hat eine Tochter.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Sergei Krikaljow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Representatives of Russia’s Space Industry Have Discussed the Prospects of the Lunar Program. Roscosmos press service, 10. Oktober 2014, abgerufen am 20. Oktober 2014 (englisch).
  2. A. Galindo Tixaire, Rev.R.Acad.Cienc.Exact.Fís.Nat. Bd. 100 (2006), 141 (147)
  3. A Trip Forward in Time. Your Travel Agent: Einstein. In: New York Time, 28. Juni 2005.
  4. https://www.universetoday.com/105650/cosmonaut-sergei-krikalev-the-worlds-most-prolific-time-traveler/
  5. Neil deGrasse Tyson, Michael A. Strauss, J. Richard Gott: Welcome to the Universe: An Astrophysical Tour. Princeton University Press 2016, S. 345.
  6. http://www.warheroes.ru/hero/hero.asp?Hero_id=1323 (russisch)

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The official crew patch for the Soviet Soyuz TM-7 mission, which delivered the EO-4 and Aragatz crews to the space station Mir.
Sts-60-patch.png
STS-60 crew patch
  • The design of the crew patch for NASA's STS-60 mission depicts the Space Shuttle Discovery's on-orbit configuration. The American and Russian flags symbolize the partnership of the two countries and their crew members taking flight into space together for the first time. The open payload bay contains: the Space Habitation Module (Spacehab), a commercial space laboratory for life and material science experiments; and a Getaway Special Bridge Assembly in the aft section carrying various experiments, both deployable and attached. A scientific experiment to create and measure an ultra-vacuum environment and perform semiconductor material science – the Wake Shield Facility – is shown on the Remote Manipulator System (RMS) prior to deployment.
Sts-88-patch.svg
Designed by the crew members, this patch commemorates the first assembly flight to carry United States-built hardware for constructing the International Space Station (ISS). This flight's primary task is to assemble the cornerstone of the Space Station: the Node with the Functional Cargo Block (fgb).

The rising sun symbolizes the dawning of a new era of international cooperation in space and the beginning of a new program: the International Space Station. The Earth scene outlines the countries of the Station Partners: the United States, Russia, those of the European Space Agency (ESA), Japan, and Canada. Along with the Pressurized Mating Adapters (PMA) and the Functional Cargo Block, the Node is shown in the final mated configuration while berthed to the Space Shuttle during the STS-88/2A mission.

The Big Dipper Constellation points the way to the North Star, a guiding light for pioneers and explorers for generations. In the words of the crew, "These stars symbolize the efforts of everyone, including all the countries involved in the design and construction of the International Space Station, guiding us into the future."
Sergei Krikalev dons a training space suit.jpg
Cosmonaut Sergei K. Krikalev, Expedition 11 commander representing Russia's Federal Space Agency, dons a training version of the Extravehicular Mobility Unit (EMU) space suit prior to being submerged in the waters of the Neutral Buoyancy Laboratory (NBL) near the Johnson Space Center (JSC)
Expedition 1 insignia.svg
The first International Space Station crew patch is a simplified graphic of the station complex when fully completed. The station is seen with solar arrays turned forward. The last names of the Expedition One crew, Soyuz pilot Yuri Gidzenko, flight engineer Sergei Krikalev, and expedition commander William (Bill) Shepherd, appear under the station symbol.
Soyuz TM-12 patch.png
The official crew patch for the Soviet Soyuz TM-12 mission, which delivered the EO-9 and Project Juno crews to the space station Mir.
The patch was redrawn by Jorge Cartes (JCR) from Spacepatches.nl
Expedition 11 insignia.svg
ISS Expedition 11 insignia.
The emblem of the eleventh expedition to the International Space Station (ISS) emphasizes the roles of the United States and the Russian Federation in the multinational ISS partnership. The two rocket plumes, in the style of the flags of these two nations, represent the Russian Soyuz vehicles and the American Space Shuttles. The ISS image shows the configuration of the orbiting Station at the start of the expedition, with docked Soyuz and Progress vehicles and the huge American solar panels. The names of the two crew members are shown on the margin of the patch. ISS Commander Sergei Krikalev and John Phillips, NASA ISS science officer and flight engineer, are expected to launch on a Soyuz vehicle and to be in orbit during the return to flight of the Space Shuttle. The crew explains, “The beauty of our home planet and the vivid contrasts of the space environment are shown by the blue and green Earth with the Space Station orbiting overhead, and by the bright stars, dark sky, and dazzling sun.”
Mir EO-4 patch.png
Patch for the Mir EO-4 expedition to the Mir space station in 1988/89.