Selve

Selve Automobilwerke
RechtsformGesellschaft mit beschränkter Haftung,
ab 1921 Aktiengesellschaft
Gründung1919 (Umfirmierung, als GmbH)
Auflösung1934 (Konkurs)
SitzHameln, später Altena
LeitungErnst Lehmann († 1924), Karl Slevogt (1924–1927), Paul Henze (1928–1929), Wilhelm Lohmann (1925, 1932)
Mitarbeiterzahlbis zu 700
BrancheAutomobilindustrie
Ernst Lehmann in einem Selve-Rennwagen (1921)

Als Selve Automobilwerke firmierte ein deutsches Unternehmen, das 1919 in der Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung als Kraftfahrzeughersteller entstand und Ende 1921 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Sein Sitz war zunächst in Hameln und wurde später nach Altena im märkischen Sauerland verlegt. Die Produktion wurde 1929 eingestellt, das Unternehmen ging 1934 in Konkurs.

Unternehmensgeschichte

Das Unternehmen entstand 1919, als Walther von Selve die Norddeutsche Automobilwerke GmbH in Hameln kaufte und umbenannte. Formal selbständig, gehörte es organisatorisch mit den Motorenwerken Basse & Selve in Altena zu der von Gustav Selve gegründeten Unternehmensgruppe der Familie Selve.

Unter der Führung von Direktor Ernst Lehmann stellte man zunächst Mittelklasse-Kraftwagen konventioneller Bauart mit 4-Zylinder-Motoren her. Es kamen nur Motoren von Basse & Selve zum Einbau. Diese Motoren wurden von Walther von Selve entwickelt und waren die ersten Motoren mit Leichtmetall-Kolben (Aluminiumlegierung), die in Kraftfahrzeugen verwendet wurden. Zeitweise waren bis zu 700 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. Ab 1927 ließ das Unternehmen die Mittelklasse hinter sich und verlegte sich auf Luxus-Limousinen und Pullman-Limousinen mit 6-Zylinder-Motoren. Der Absatz stagnierte jedoch, sodass mit einem von Paul Henze entwickelten sechsrädrigen Geländewagen Typ M mit Allradantrieb nach Lizenz der „Voran“ Automobilbau-AG der Einstieg in den Nutzfahrzeugmarkt versucht wurde. Doch schon vor dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 wurde die Automobilproduktion ganz aufgegeben, eine Rolle spielte dabei anscheinend auch ein von Basse & Selve für die Fafnir-Werke AG produzierter, völlig misslungener 6-Zylinder-Lkw-Motor, der nicht nur für Fafnir das Ende bedeutete, sondern auch die Selve-Unternehmensgruppe in Schwierigkeiten brachte. Die Reparaturwerkstatt und der Ersatzteilverkauf des Unternehmens wurden noch einige Jahre fortgeführt.

Das Aktienkapital war bis 1932 auf 135.600 RM geschrumpft. Auf einen Beschluss der Hauptversammlung vom 15. Oktober 1932 hin wurde das Unternehmen in Deutsch-Asiatische Werke AG umfirmiert, über den geänderten Unternehmenszweck sind keine Einzelheiten bekannt, offenbar war ein Projekt Selves in China Grund dafür. Das Projekt zerschlug sich, und bereits ein Jahr später erfolgte eine erneute Umfirmierung in Deutsche Automobilwerke AG (Dawag). Die beabsichtigte Produktion neuer Pkw-Typen und eines neu entwickelten Motoren-Typs scheiterten aber an den sich im Verlauf der Weltwirtschaftskrise verschlechternden Rahmenbedingungen. Ende 1934 wurde das Konkursverfahren eröffnet, der Zeitpunkt der endgültigen Liquidation ist nicht bekannt.

Pkw-Modelle

TypBauzeitraumZylinderHubraumLeistung Vmax
6/20 PS1919–19214 Reihe1570 cm³20 PS (14,7 kW)70 km/h
8/30 PS1920–19214 Reihe2086 cm³30 PS (22 kW)90 km/h
6/24 PS1921–19234 Reihe1570 cm³24 PS (17,7 kW)70 km/h
8/32 PS1922–19254 Reihe.2086 cm³32 PS (23,5 kW)90 km/h
8/40 PS Sport1923–19254 Reihe2091 cm³40 PS (29 kW)100 km/h
9/36 PS1926–19274 Reihe2360 cm³36 PS (26,5 kW)83 km/h
11/45 PS19276 Reihe2850 cm³45 PS (33 kW)90 km/h
12/50 PS19286 Reihe3096 cm³50 PS (37 kW)90 km/h
Selecta19296 Reihe3096 cm³50 PS (37 kW)90 km/h

Fotos

Literatur

  • Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, 30. Ausgabe 1925, Band 1, S. 876.
  • Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, 37. Ausgabe 1932,
    • Band 3, S. 3873 f. (allgemeine Informationen),
    • Band 4, S. 6711 (Notiz zur Umfirmierung).
  • Eckhard Trox (Hrsg.): Triumph der Luxusklasse. Selve, Maybach und die Traditionen des Motorenbaus im Süden Westfalens (= Forschungen zur Geschichte Preußens im südlichen Westfalen. Band 6). Lüdenscheid 2004, ISBN 3-929614-51-0.
  • Werner Oswald: Deutsche Autos. Band 2: 1920–1945. 2. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02170-6.

Weblinks

Commons: Selve – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Selve 6/24 PS, modèle 1919-1920, torpédo, carrosserie de série.
Selve 45 PS Phaeton 1927, 6-7 places.jpg
Autor/Urheber: Selvejp, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Selve 11/45 PS Phaeton 1927, 6-7 places
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Selve 8/32 PS, 1922-1925, phaéton, carrosserie de série International
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Selve 8/40 PS Sport, type SL 40, 1924
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Selve 12/50 PS „Sélecta“, siebensitzige Pullman-Limousine, Baujahr 1928
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Selve 8/32 PS, 1922-1925, phaéton, carrosserie Kruck-Werk, Frankfort sur le Main
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Selve 11/45 PS, 1927, limousine
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Selve 8/32 PS, 1922-1925, phaéton, carrosserie A. Kellner, Berlin
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Selve, 9/36 PS, 1926-1927
SELVE 6x6 1928, Selve-Voran (avant-train système Voran), une 6x6 à moteur six cylindres de 3 litres, munis de six roues motrices..jpg
Autor/Urheber: Selvejp, Lizenz: CC BY-SA 3.0
SELVE 6x6 1928. Eines der wenigen Exemplare der Selve-Voran (Protze System Voran), ein 6x6-Sechszylinder-Motor mit 3 Liter, mit sechs Allradantrieb ausgestattet.
Robert Sennecke Ernst Lehmann auf dem 6 PS Selve-Rennwagen Grosses Automobilrennen in Berlin-Grunewald 1921.jpg
Ernst Lehmann, Direktor der Selve Automobilwerke AG, auf dem 6 PS Selve-Rennwagen, Großes Automobilrennen in Berlin-Grunewald 1921. Veröffentlicht in Zeitbilder 39/1921.
Selve SL 6 24 PS Doppelphaeton 1920.jpg
Autor/Urheber: Lars-Göran Lindgren Sweden, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Selve SL 6/24 PS Doppelphaeton 1920