Seladonit

Seladonit
(c) Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0
dunkelgrün gefärbter Heulandit durch Einschlüsse von Seladonit (Größe: 16 × 14,5 × 7 cm) aus Jalgaon, Maharashtra, Indien
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1998 s.p.[1]

IMA-Symbol

Cel[2]

Andere Namen

englisch Celadonite

Chemische Formel
  • KMgFe3+Si4O10(OH)2[1]
  • K(Mg,Fe2+)(Fe3+,Al)[(OH)2|Si4O10][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.05a
VIII/H.10-030

9.EC.15
71.02.02a.06
Kristallographische Daten
Kristallsystemmonoklin
Kristallklasse; Symbolmonoklin-prismatisch; 2/m[4] oder
monoklin-sphenoidisch; 2[3]
RaumgruppeC2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 oder C2 (Nr. 5)Vorlage:Raumgruppe/5[3]
Gitterparametera = 5,22 Å; b = 9,05 Å; c = 10,20 Å
β = 100,4°[3]
FormeleinheitenZ = 2[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte2
Dichte (g/cm3)3,00 bis 3,05
Spaltbarkeitvollkommen nach {001}
Bruch; Tenazitätkrümelig
Farbehellgrün bis blaugrün
Strichfarbeweiß
Transparenzdurchscheinend bis undurchsichtig
Glanzmatt
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 1,606 bis 1,625[5]
nβ = 1,630 bis 1,662[5]
nγ = 1,579 bis 1,661[5]
Doppelbrechungδ = 0,027[5]
Optischer Charakterzweiachsig negativ
Achsenwinkel2V = 5 bis 8°[5]
Pleochroismussichtbar: x = gelblichgrün; y und z = grün bis smaragdgrün[4]

Seladonit, synonym bzw. als Pigment auch unter der Bezeichnung Grünerde (hauptsächlich aus Seladonit und Glaukonit bestehendes Gemenge), Veronesererde, Veronesergrün, Tirolererde bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung K(Mg,Fe2+)(Fe3+,Al)[(OH)2|Si4O10][3] und entwickelt überwiegend erdige bis massige Mineral-Aggregate, selten aber auch winzige, glimmerartige, schuppige Kristalle von hellgrüner bis blaugrüner Farbe und weißer Strichfarbe. Oft findet sich der Seladonit auch innig verwachsen mit Heulandit oder Stilbit und sorgt bei diesen normalerweise farblosen Mineralen für eine gleichmäßige, meergrüne Färbung.

Seladonit diente schon im Altertum als grünes Pigment.

Etymologie und Geschichte

Erstmals beschrieben wurde Seladonit 1847 von Ernst Friedrich Glocker, der das Mineral aufgrund seiner charakteristischen Farbe nach dem französischen Wort „céladon“ für Meeresgrün benannte.

Für den Seladonit werden insgesamt drei Typlokalitäten angegeben: Planitz in Sachsen (Deutschland), „Malga Canalece“ bei Brentonico und „Tierno-Besagno“ bei Mori am Monte Baldo in der italienischen Provinz Trient.[5] Ursache dafür ist, dass zur Bestimmung des Minerals mehrere Proben aus den genannten Fundorten herangezogen werden mussten.[6]

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Seladonit zur Mineralklasse der „Silikate“ und dort zur Abteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er gemeinsam mit Aluminoseladonit, Glaukonit, Muskovit, Paragonit und Roscoelith in der „Muskovit-Reihe“ mit der Systemnummer VIII/E.05a steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/H.10-030. Dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Seladonit zusammen mit Aluminoseladonit, Boromuskovit, Chromphyllit, Chromseladonit, Ferroaluminoseladonit, Ferroseladonit, Ganterit, Muskovit, Nanpingit, Paragonit, Roscoelith und Tobelith die „Seladonit-Muskovit-Reihe (Phengite)“ mit der Systemnummer VIII/H.10 bildet.[7]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Seladonit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Glimmertafeln, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden, wo es zusammen mit Aluminoseladonit, Boromuskovit, Chernykhit, Chromseladonit, Chromphyllit, Ferroaluminoseladonit, Ferroseladonit, Ganterit, Glaukonit, Montdorit, Muskovit, Nanpingit, Paragonit, Phengit, Roscoelith, Tainiolith, Tobelith und Voloshinit die „Muskovitgruppe“ mit der Systemnummer 9.EC.15 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Seladonit die System- und Mineralnummer 71.02.02a.06. Das entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Schichtsilikatminerale“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2:1-Lagen“ in der „Glimmergruppe (Muskovit-Untergruppe)“, in der auch Muskovit, Paragonit, Chernykhit, Roscoelith, Glaukonit, Ferroseladonit, Ferroaluminoseladonit, Aluminoseladonit, Chromseladonit, Tobelith, Nanpingit, Boromuskovit, Montdorit, Chromphyllit und Shirokshinit eingeordnet sind.

Kristallstruktur

Seladonit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 oder C2 (Nr. 5)Vorlage:Raumgruppe/5 mit den Gitterparametern a = 5,22 Å; b = 9,05 Å; c = 10,20 Å und β = 100,4° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

(c) Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0
Stilbit-Ca mit Einschlüssen von Seladonit

Seladonit bildet sich vorwiegend in basischen Vulkaniten durch hydrothermale Vorgänge, wobei er primär vorhandene, eisen- und magnesiumhaltige Silikate ersetzt. Begleitminerale sind unter anderem Calcit, verschiedene Chlorite, verschiedene Heulandite, Klinoptilolith, Laumontit, Montmorillonit, Prehnit und Quarz.

Seladonit kommt in verschiedenen Lokalitäten vor und zeigt nach Fundort verschiedene Nuancen wie span-, bläulich- und seladongrün, oliven-, apfel- oder graugrün. Die bestfarbigen Seladonite kommen vom Monte Baldo bei Verona, wo sie in großen Massen vorzufinden sind.

Weitere Fundstätten sind im Trentino (Fassatal) und Tirol (Zillertal), am Harz, in Thüringen, Böhmen, Polen und Ungarn, in Schottland (Scuir Mohr) und auf den Färöern (Streymoy, Suduroy). Vorkommen in Nordamerika sind u. a. in Oregon (John Day Formation), am Mt. Rainier Nationalpark (Wash.), Kalifornien (Red Rock Canyon) und Nicaragua sowie in Japan (Präfekturen Miyagi, Yamagata, Kamogawa und Chiba). Weltweit konnte Seladonit bisher (Stand: 2010) an rund 200 Fundorten nachgewiesen werden.[9]

Ein bekannter Fundort ist auch der Monte Altissimo di Nago, der 2079 m hohe Nordgipfel des Monte Baldo mit einem Seladonit-Aufschluss, in dem das bereits im Altertum als „Terra verdi“ genutzte Pigment „Grünerde“ ansteht.[10]

Verwendung

Seladonit bzw. Grünerde dienten bereits seit dem Altertum als Pigment und wird auch heute noch fein geschlämmt zu sehr haltbaren, farbechten[11] und unschädlichen Farbmitteln für Anstriche und Malereien, sowohl als Ölfarbe wie auch als Leimfarbe verarbeitet. Durch mäßiges Glühen wird ihre Farbe in ein schönes Braun umgewandelt.

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 750 (Erstausgabe: 1891).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 250.
  • Celadonite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 74 kB]).
Commons: Seladonit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2023, abgerufen am 9. Juni 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 665.
  4. a b Webmineral – Celadonite (englisch)
  5. a b c d e f Mindat – Celadonite (englisch)
  6. Mineralienatlas:Typlokalität
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  9. Mindat – Localities for Celadonite
  10. Eintrag zu Grünerde. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 23. Mai 2013.
  11. Uni Bayreuth – Farben und Licht (Memento desOriginals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ac1.uni-bayreuth.de (PDF; zur Farbechtheit von Seladonit: S. 17; 6,2 MB)

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(c) Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0
Stilbit-Ca, Seladonit
Fundort: Distrikt Jalgaon, Maharashtra, Indien (Fundort bei mindat.org)
Größe: 12.9 x 7.4 x 5.8 cm.
Celadonite-Heulandite-Ca-pkn60a.jpg
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Seladonit, Heulandit-Ca
Fundort: Distrikt Jalgaon, Maharashtra, Indien (Fundort bei mindat.org)
Größe: 16 x 14.5 x 7 cm