Schweizerisches Gesangsfest

Plakat des Eidgenössischen Sängerfestes 1928 in Lausanne

Als Schweizerisches Gesangsfest (früher Eidgenössisches Sängerfest) (französisch Fête suisse de chant, italienisch Festa svizzera del canto, rätoromanisch Festa federala da chant) wird das alle 8 bis 9 Jahre von der Schweizerischen Chorvereinigung (SCV), der Dachorganisation der kantonalen und regionalen Gesangsvereine, organisierte Eidgenössische Fest bezeichnet.

Geschichte

Vorgeschichte

Der vierstimmige, von Vereinen gepflegte Männerchorgesang entstand als Folge der Umgestaltung des Geisteslebens durch die Aufklärung, der Entdeckung volkstümlicher und eidgenössischer Werte im 19. Jahrhundert. Da die Schweiz kaum höfisches Leben und weder Hofkapellen noch Opern und Solisten kannte, verbreitete sich hier der Chorgesang früher als andernorts in allen Schichten des Volkes.

Der Schweizer «Sängervater» Hans Georg Nägeli (1773–1836) löste den Chorgesang des Volkes aus dem kirchlichen Gottesdienst und wollte im Sinne Pestalozzis das Volk über den Chorgesang musikalisch und moralisch bilden. 1810 gründete er in Zürich den ersten Männerchor der Welt.

1840er Jahre

Eidgenössisches Sängerfest Olten 1860

1835 hatte Josef Wieland, Stadtrat und Arzt in Rheinfelden die Gründung eines eidgenössischen Sängerbundes angeregt. Die Kantonshauptstadt Aarau war 1842 mit der Organisation des Jahresfestes des aargauischen Verbandes betraut worden. Der Vereinspräsident hatte die Idee, auch die Männerchöre der anderen Kantone nach Aarau einzuladen. Dieser Einladung folgten am 5. Juni 1842 1000 Sänger an das Sängerfest nach Aarau. Am Vorabend beschlossen Abgeordnete der Kantone Aargau, Baselland, Basel-Stadt, Bern, Luzern, Solothurn und Zürich einen vaterländischen Sängerbund, den Eidgenössischen Sängerverein, zu gründen und das erste Eidgenössische Sängerfest 1843 in Zürich abzuhalten.

Bis 1900

Die vom neuen gesamtschweizerischen Verein durchgeführten Eidgenössischen Sängerfeste waren neben dem Wettgesang eine Plattform für vaterländische Reden, die die Zusammengehörigkeit im neuen Bundesstaat von 1848 und die Verankerung der Direkten Demokratie im Volk stärken sollten. Eigens für diese Chorfeste wurden Nationallieder, wie dasjenige von Gottfried Keller mit dem Titel Oh mein Vaterland, komponiert. Die eidgenössischen Sängerfeste waren die prägenden musikalischen Grossanlässe des 19. Jahrhunderts.

20. Jahrhundert

Meiringen 2015: Chorwettbewerb Michaelskirche
Meiringen 2015: Spontane Sängerinsel

1977 entstand die Schweizerische Chorvereinigung durch Zusammenschluss des Eidgenössischen Sängervereins, des Verbands Schweizerischer Frauen- und Töchterchöre und des Schweizer Verbands Gemischter Chöre. Sie umfasst heute rund 2.000 Chöre aller Gattungen mit etwa 60.000 aktiven Mitgliedern.

Am Schweizer Gesangsfest 2015 in Meiringen nahmen 415 Chöre mit 12.000 Sängern teil. Rund 30.000 Besucher verfolgten den Chorwettbewerb und die Rahmenveranstaltungen.

Eidgenössische Sängerfeste, ab 1982 Schweizerische Gesangsfeste

  • 1843 Zürich
  • 1846 Schaffhausen
  • 1848 Bern
  • 1850 Luzern
  • 1852 Basel
  • 1854 Winterthur
  • 1856 St. Gallen
  • 1858 Zürich
  • 1860 Olten
  • 1862 Chur
  • 1864 Bern
  • 1866 Rapperswil
  • 1868 Solothurn
  • 1820 Neuchâtel
  • 1873 Luzern
  • 1875 Basel
  • 1880 Zürich
  • 1886 St. Gallen

Literatur

  • Central-Comité: Beschreibung des ersten eidgenössischen Sängerfestes in Zürich den 25. und 26. Juni 1843. Nebst einer Einleitung über die Stiftung, so wie den Zweck dieses Nationalfestes, und der Sammlung der dabei gehaltenen Reden und Toaste etc. J. J. Leuthy’s Verlagsbureau, Zürich 1842.
  • Otto Uhlmann: Generalbericht über den Eidgenössischen Sängerverein im Zeitraum 1948–1953 und über das 27. Eidgenössische Sängerfest in St. Gallen 1954. Société fédérale des chanteurs (Suisse); 1954.
  • 26. Eidgenössisches Sängerfest, 100 Jahre Schweizerischer Bundesstaat, 18. – 29. Juni 1948 in Bern, 1948.
  • Der eidgenössische Sängerverein 1842–1942. Geschichte des Vereins und seiner Sängerfeste, als Denkschrift zum hundertjährigen Bestehen im Auftrage des Zentralvorstandes verfasst und der Sängerschaft gewidmet. Verlag Orell Füssli, Zürich 1942.

Weblinks

Commons: Schweizerisches Gesangsfest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chorus Bulletin 1/2017. Schweizerische Chorvereinigung SCV, 30. Januar 2017, abgerufen am 7. Februar 2017.

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Meiringen CH Gesangsfest 2015 12.JPG
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Schweizer Gesangsfest 2015, Meiringen BE, Schweiz
Zentralbibliothek Solothurn - Das eidgenössische Sängerfest in Olten Die Basler mit dem Gnomen Uto Nach einer Originalzeichnung von H Jenny S 667 - a0506.tif
Unter einem neugotischen, mit Fahnen geschmückten Festtor ziehen hinter vier Tambouren und dem Fähnrich die Basler ein. Rechts Publikum.
Meiringen CH Gesangsfest 2015 08.JPG
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Schweizer Gesangsfest 2015, Meiringen BE, Schweiz
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Eidgenössisches Sängerfest 1928 in Lausanne, Schweiz