BirdLife Schweiz

BirdLife Schweiz
RechtsformVerein
Gründung1922
SitzZürich
ZweckEinsatz und Projektarbeit im Vogel- und Naturschutz
VorsitzSuzanne Oberer-Kundert
Websitewww.birdlife.ch

BirdLife Schweiz (vormals: Schweizer Vogelschutz SVS) ist eine Schweizer Naturschutzorganisation für den Erhalt und die Förderung der Natur, insbesondere für Vögel und ihre Lebensräume. Mit 430 lokalen Sektionen und 18 Kantonalverbänden ist er von lokal bis national mit konkreten Schutzprojekten aktiv. Der Verband setzt sich auch politisch für die Biodiversität ein. Er besteht seit 1922, ist der schweizerische Partner von BirdLife International und arbeitet so auch auf internationaler Ebene.

In der Schweiz ist der Anteil der Vogelarten, die auf der Roten Liste stehen, etwa drei Mal so hoch wie weltweit.[1]

Struktur

Gegliedert ist BirdLife Schweiz in 430 Naturschutzvereine in den Gemeinden, 18 Kantonalverbände und zwei Landesorganisationen (Ala und Ficedula). Die zentrale Geschäftsstelle befindet sich in Zürich, weitere in Cudrefin und in Magadino. Insgesamt sind bei BirdLife Schweiz rund 69'000 Mitglieder im Natur- und Vogelschutz organisiert.[2]

BirdLife Schweiz pflegt die Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Schweizerische Vogelwarte Sempach.

BirdLife-Naturzentren

BirdLife Schweiz betreibt die Naturzentren Neeracherried im Kanton Zürich und La Sauge am Neuenburgersee bei Cudrefin im Kanton Waadt. Gemeinsam mit BirdLife Aargau wird das Naturzentrum am Klingnauer Stausee betrieben.[3] Die Zentren sind als Natur-Lernorte konzipiert und zeigen wechselnde Ausstellungen. BirdLife Schweiz ist zudem beteiligt am Naturzentrum Pfäffikersee.[4]

Das BirdLife-Naturzentrum Neeracherried feierte im Jahr 2014 sein 15-jähriges Bestehen mit einer Sonderausstellung über den Vogelflug.

La Sauge besteht seit 2001. Eine Spezialität dieses Zentrums ist die Eisvogel-Nistwand, wo das Brutgeschäft dieses Vogels auch dank einer Videokamera beobachtet werden kann.

Das BirdLife Naturzentrum Klingnauer Stausee von BirdLife Schweiz und BirdLife Aargau eröffnete im Mai 2019.[5] Aus einem Hide heraus können die Eisvögel beim Anflug auf die Brutwand beobachtet werden.[6]

Kampagnen

Ökologische Infrastruktur

So wie es im Verkehr oder bei der Energie einer technischen Infrastruktur bedarf, braucht auch die Biodiversität eine Infrastruktur an Schutz- und Vernetzungsgebieten, damit Pflanzen und Tiere langfristig überleben können. Der Schweizer Bundesrat hat den Aufbau einer solchen Ökologischen Infrastruktur bis zum Jahr 2040 beschlossen.[7] BirdLife Schweiz möchte mit seiner Kampagne «Ökologische Infrastruktur – Lebensnetz für die Schweiz» auf allen Ebenen mithelfen, dass das wichtige Netzwerk baldmöglichst aufgebaut wird.[8]

Biodiversität

Banner an der Klimademo in Bern 2019

BirdLife Schweiz setzt sich mit seiner Kampagne «Biodiversität – Vielfalt ist Reichtum» für den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt in der Schweiz ein. Auf politischer Ebene erreichte der Verband, dass das eidgenössische Parlament in der Herbstsession 2008 die Biodiversitätsstrategie in die Legislaturplanung aufgenommen hat. Einen weiteren politischen Erfolg konnte BirdLife Schweiz zusammen mit anderen Organisationen mit der Einreichung der Landschaftsinitiative (eidgenössische Volksinitiative «Raum für Mensch und Natur») im August 2008 verbuchen, zu der der Verband über 11'000 Unterschriften beisteuerte. Schliesslich reichte BirdLife Schweiz Ende Oktober seine Petition «Für Naturschutz – gegen Eigennutz» mit über 26'000 Unterschriften bei der Bundeskanzlei ein. Die Petition fordert vor allem, dass in Vogelschutzgebieten die Jagd und weitere Eingriffe gegen Vögel und andere Tiere wie bisher verboten bleiben. Das Begehren richtet sich namentlich gegen Bestrebungen aus Jagd- und Fischereikreisen, diesen Schutz aufzuweichen.

Naturschutz im Kulturland

Seit dem SVS-Jahr der Hecken engagiert sich BirdLife Schweiz für die Sicherung der biologischen Vielfalt im Kulturland. Dabei geht es hauptsächlich um die Ausgestaltung der Landwirtschaftspolitik, namentlich um die Weiterentwicklung der Direktzahlungen (vgl. Eidgenössische Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz»). Hier sollen die Landwirte und Landwirtinnen zielgerichtet eine Abgeltung bekommen für ihre Leistungen für die Biodiversität. Ein besonders gefährdeter Lebensraum sind im Kulturland die Hochstamm-Obstbäume. Hier setzt sich der Verband für deren Erhaltung (nationaler Tag der Hochstamm-Obstbäume, Förderung des Absatzes von Produkten dieser Bäume wie Hochstamm-Apfelsaft u. a.) ein. BirdLife Schweiz erarbeitete ein System zur Beurteilung der Qualität der Obstgärten (zusammen mit der Vogelwarte) und Alternativen zum heutigen Vorgehen gegen die Pilzkrankheit Feuerbrand (zusammen mit Pro Natura und WWF).

Projekt Delta Vivo

In den Bolle di Magadino im Kanton Tessin war BirdLife Schweiz zusammen mit anderen Organisationen am Projekt «Delta Vivo» beteiligt, das im Herbst 2008 startete. Dabei ging es um die Renaturierung dieses bedeutenden Feuchtgebietes, das jahrzehntelang widerrechtlich zum Kiesabbau genutzt wurde. Konkret sollte dem Fluss Ticino mit dem Öffnen eines längeren Dammstücks und anderen Gestaltungsarbeiten sein natürliches Delta zurückgegeben werden. Die Bolle di Magadino sind eines von 31 Important Bird Areas (IBAs) in der Schweiz. BirdLife Schweiz und die Vogelwarte publizierten 2008 gemeinsam das erste umfassende Buch über die IBAs der Schweiz.

Artenschutz

Beim Programm Artenförderung Vögel Schweiz von BirdLife Schweiz und der Vogelwarte wurden 2008 für den Mittelspecht und das Auerhuhn die ersten beiden schweizweit gültigen Aktionspläne veröffentlicht, zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu). Aufgrund dieses Aktionsplans arbeitet BirdLife Schweiz an konkreten Projekten für den Eichenwaldbewohner Mittelspecht und seinen Lebensraum, zum Beispiel im Kanton Aargau. Inzwischen wurden Artenförderungsprogramme für rund 30 Vogelarten (z. B. Steinkauz, Gartenrotschwanz) gestartet[9].

Klimaschutz

In der Klima-Allianz Schweiz engagiert sich BirdLife Schweiz für Massnahmen gegen die globale Erwärmung. Dies, weil verschiedene Arten durch den Klimawandel in ihrer Existenz bedroht sind.

Glas als Gefahr für Vögel

Eine weitere Gefahr für Vögel stellen Glasfenster und Glasfassaden dar, die in der modernen Architektur in immer stärkerem Ausmass verwendet werden. Bereits vor zehn Jahren intervenierte BirdLife Schweiz wegen durchsichtigen Lärmschutzwänden entlang von Strassen, an denen unzählige Vögel zu Tode kamen. Zur Lösung des Problems «Vogelkiller Glas» haben Vogelwarte und BirdLife Schweiz einen Leitfaden für Architekten erarbeitet und verbreitet. Vorgesehen sind weitere Schritte zur Sensibilisierung.

Bird Race

Jedes Jahr findet ein Bird Race statt.[10]

Internationale Aktivitäten

Auf internationaler Ebene beteiligte sich der Verband zum Beispiel beim Schutz des Feuchtgebietes von Senné in der Michalovce (Okres).

BirdLife Schweiz engagiert sich auch international im Naturschutz, indem er Projekte von BirdLife-Partnern wie zum Beispiel das Regenwaldreservat Harapan auf Sumatra unterstützt. Dank der Hilfe einer Stiftung konnte BirdLife Schweiz den Aufbau und die Betreuung des 1000 Quadratkilometer grossen Tieflandregenwald-Schutzgebietes entscheidend fördern.

In Osteuropa startete BirdLife Schweiz im Jahr 2008 eine Zusammenarbeit mit dem noch jungen BirdLife-Partner in Armenien ASPB (Armenian Society for the Protection of Birds). Das Land beherbergt eine grosse biologische Vielfalt und attraktive Arten wie den Blauwangenspint. Zudem konnte in Armenien mit BirdLife-Unterstützung der Schutz des weltweit bedrohten Rötelfalkens verbessert werden.

Zum Schutz der Zugvögel engagierte sich BirdLife Schweiz in Kenia. Dort unterstützte er Nature Kenya bei den Bemühungen, über 200 Quadratkilometer Sumpfland im Tana-Delta zu bewahren.

In Tansania gelang es, dank eines Projektbeitrags ganz zu Beginn, den Lake Natron als Brutplatz der Zwergflamingos zu bewahren. Der auf Naturdokumentarfilme spezialisierte Filmkonzern Disney Nature widmete diesen Vögeln einen speziellen Film.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Neuer Bericht von BirdLife zeigt: Nun nehmen auch einst häufige Vogelarten ab. In: birdlife.ch, 23. April 2018, abgerufen am 2. Mai 2018.
  2. SVS/BirdLife Schweiz: Willkommen, abgerufen am 24. Juni 2018.
  3. Birdlife Aargau | BirdLife-Naturzentrum. Abgerufen am 13. Dezember 2019.
  4. Naturzentrum Pfäffikersee. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 13. Dezember 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.naturzentrum-pfaeffikersee.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Birdlife Aargau | BirdLife-Naturzentrum. Abgerufen am 13. Dezember 2019.
  6. Natur erleben | Naturzentrum Klingnauer Stausee. Abgerufen am 13. Dezember 2019.
  7. Bundesamt für Umwelt BAFU: Ökologische Infrastruktur. Abgerufen am 29. Januar 2021.
  8. BirdLife-Kampagne Ökologische Infrastruktur | BirdLife Schweiz/Suisse/Svizzera. Abgerufen am 29. Januar 2021.
  9. Programm Artenförderung Vögel Schweiz | BirdLife Schweiz/Suisse/Svizzera. Abgerufen am 8. März 2023.
  10. Bird Race | BirdLife Schweiz/Suisse/Svizzera. Abgerufen am 26. April 2021.

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Autor/Urheber: Hadi, Lizenz: CC0
Klimademo Bern: "Biodiversität sichern - favoriser la biodiversité"