Schloss Karlstein (Bayern)

Schloss Karlstein heute
Schloss Karlstein
Lageplan von Schloss Karlstein (Bayern) auf dem Urkataster von Bayern

Das Schloss Karlstein liegt im Markt Regenstauf im Landkreis Regensburg und steht im Ortsteil Karlstein. Die Anlage ist unter der Aktennummer D-3-75-190-42 als Baudenkmal verzeichnet. „Archäologische Befunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit im Bereich von Schloss Karlstein, darunter die Spuren von Vorgängerbauten, älterer Bauphasen und abgegangener Gebäude“ werden zudem als Bodendenkmal unter der Aktennummer D-3-6839-0128 geführt.

Geschichte

Der Name Karlstein kann von der Burg des Chadolth abgeleitet werden (Chadoltstein). Die ersten Herren von Karlstein waren die Hofer von Lobenstein. Vor 1381 wurde der Besitz an die Herren von Leuchtenberg verpfändet, die 1393 die Burg umbauten. Hier stand ursprünglich die mittelalterliche Burg Karlstein, die von dem heutigen Schlossbau völlig überbaut wurde.

Im Jahr 1632 wurde das Schloss während des Dreißigjährigen Kriegs durch den schwedischen General Craz geplündert.

Im Laufe der Zeit wechselte öfter der Besitzer des Schlosses. 1766 war Freiherr von Schneid (1734–1802) der hiesige Besitzer. Dieser vererbte das Anwesen 1802 seinem Neffen aus dem Adelsgeschlecht von Drechsel, dem Freiherrn[1] Karl (Carl) Joseph von Drechsel (1778–1838),[2] verheiratet mit Therese Gräfin von Freyen-Seiboltsdorf (1778–1848).[3] Karl Joseph von Drechsel war am 26. Juni 1778 in Spindlhof geboren worden.[4] Seine Eltern starben in sehr jungen Jahren während der damaligen Pockenepidemie, der Vater (geb. am 26. Februar 1754 in Kager bei Pemfling[5]), die Mutter am 7. April 1780[6]. Der Vater war 'Hauptpfleger' von Regenstauf (heute: Landrat und Amtsrichter), die Mutter war eine geb. von Schneid, Nichte des Besitzers von Spindlhof und des Weihbischofs von Regensburg. Von Valentin Anton von Schneid (1734–1802) erbte Graf Drechsel Schloss Karlstein.

Karl Joseph von Drechsel wurde Erster Bayerischer Generalpostmeister: Wegen Missbrauch war dem Fürsten Thurn und Taxis die Post weggenommen worden.[7] 1817 bekam Karl Joseph von Drechsel die leitende Funktion in der neuen bayerischen Post: Bayerischer Generalpostmeister. 1826 Generalkommisär in Ansbach, 1828 Regierungspräsident in Augsburg, 1837 Mitglied der Kammer der Abgeordneten.

Karl Joseph von Drechsel, Deutsche digitale Bibliothek

Bis zum Tod von Carl Ludwig Graf von Drechsel in 1989 war es im Besitz der in den Grafenstand nobilitierten von Drechsel-Deufstetten. Sie[8] gründeten für Karlstein und den Nebengütern einen Familienfideikommiss und besaßen des Weiteren mit Naabeck ein zusätzliches Allodialgut. Gut Karlstein beinhaltete 1941 einen Umfang von 984 ha. Da Carl Ludwig von Drechsel kinderlos blieb, fiel das Schloss, ohne nennenswerten Grundbesitz an seinen Neffen Franz Graf von Drechsel auf Wolfersdorf, deren Familienzweig das 1830 erlangte Gut Wolfersdorf bei Bernhardswald in den 1980er Jahren in Folge von Erbauseinandersetzungen veräußerten. Gut Wolfersdorf wurde abgerissen und ist heute aufwändig nach alten Plänen schlossähnlich rekonstruiert. Das Schloss Karlstein befindet sich seit 1989 im Besitz der Grafen Drechsel-Wolfersdorf.

Auf Schloss Karlstein wuchs der Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Max Ulrich Graf von Drechsel auf.[9]

Denkmal für Max Ulrich Graf von Drechsel

Gebäude

Nach 1900 wurde das Schloss erweitert und umgebaut, wodurch es seine heutige Form erhielt. Das Gebäude im Stil der Neugotik liegt in einer Parkanlage und verfügt über vier Flügel. Im Südflügel befindet sich die Schlosskapelle St. Ulrich. Hier findet einmal wöchentlich ein katholischer Gottesdienst statt. In der Kapelle liegen die Gruften zweier ehemaliger Bewohner des Schlosses, der Herren Teuffel von Pirkensee und Hornbeck.

Das Schloss ist bis heute in Privatbesitz der Grafen von Drechsel; es kann daher nur von außen besichtigt werden.

Besitzer (Auszug)

  • Valentin, Freiherr von Schneidt (1734–1802), Weihbischof von Regensburg
  • August[10] Graf von Drechsel (1810–1880), Kammerherr, Generalmajor der Landwehr, Malteserritter ⚭ Maximiliane Gräfin Bayrstorff
  • Carl (Karl)[11] Graf von Drechsel (1842–1928), erbl. Reichsrat der Krone Bayerns ⚭ Helene von Tschirschky und Bögendorff
  • Carl August Graf von Drechsel (1874–1963), Dr. jur.,[12] Kammerherr ⚭ Karoline Gräfin von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg
  • Carl Ludwig Graf von Drechsel (1907–1989), Dipl.-Landwirt auf Hof- und Forstgut Karlstein, Malteserritter ⚭ Maria-Theresia Gräfin von Deym, Freiin von Stritez
  • Grafen von Drechsel auf Wolfersdorf (1989)

Literatur

  • Marktgemeinde Regenstauf. Eine Chronik – Geschichte und Geschichten. Hrsg. Gerhard Kemmeter, Georg Gahr, Marktgemeinde Regenstauf, H. Gietl Verlag, Regenstauf 2014, S. 273–274. ISBN 978-3-86646-563-3.
  • „So geht das Morden täglich weiter“ – Erinnerungen des Rotkreuzdelegierten Carl-August Graf von Drechsel 1914-1919. Hrsg. Stefan Schomann, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2632-8. (Online-Res. ISBN 978-3-7917-6044-5.)
  • Andreas Boos: Burgen im Süden der Oberpfalz. Die früh- und hochmittelalterlichen Befestigungen des Regensburger Umlandes. Universitätsverlag Regensburg, Regensburg 1998, S. 225–226. ISBN 3-930480-03-4.
  • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser, B (Briefadel) 1953, Band I, Band 6 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1953, S. 94–96. ISSN 0435-2408
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B (Briefadel). 114. Jahrgang. 1941. Justus Perthes, Gotha Herbst 1940, S. 121–122.
Commons: Schloss Karlstein (Regenstauf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1810–1825. In: Dietmar Grypa (Hrsg.): Gesamtausgabe des Briefwechsels von Leopold v. Ranke. Online-Ressource (epub). Revised Edition Auflage. Band 1, Nr. 2282. De Gruyter Oldenbourg, Berlin, Boston 2016, ISBN 978-3-11-041212-3, S. 2282–2283 (google.de [abgerufen am 7. Dezember 2022]).
  2. Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.): Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart. In heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung. 1. A - K, Grafen Drechsel v. Deufstetten. Katholisch, Bayern. T. O. Weigel, Leipzig 1852, S. 201–202 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. Dezember 2022]).
  3. Beilage zur Allgemeinen Zeitung Nr. 43. In: Allgemeine Zeitung. Todes-Anzeige Karl-Joseph Graf v. Drechsel von Teufstetten auf Karlstein und Nabegg. J. G. Cotta Stuttgart, Augsburg 12. Februar 1838, S. 312 (google.de [abgerufen am 7. Dezember 2022]).
  4. https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/regensburg/regenstauf/Regenstauf003/?pg=206
  5. 1.) https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/regensburg/stamsried/Stamsried003/?pg=249; 2.) Der Vater Karl Joseph de Drechsel aus Deuffstetten heiratete am 21,05.1753 Anna Maria de Viereck, deren Eltern des Landsassengut Kager besaßen. https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/regensburg/stamsried/Stamsried003/?pg=392
  6. https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/regensburg/regenstauf/Regenstauf003/?pg=526
  7. Die Protokolle des Bayerischen Staatsrates, 1799 bis 1817, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Reinhard Stauber und von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns durch Margit Ksoll-Maecon, Band 3, 1808 bis 1810, bearbeitet von Esteban Mauerer, München 2015, Nr. 2: Protokoll der Geheimen Staatskonferenz vom 13. Februar 1808 BayHStA Staatsrat 8, 12 Blätter. Unterschriftenten der Minister und des Königs. S. 64–69.
  8. Ergänzungsband zum Handbuch des Grossgrundbesitzes in Bayern. 1887. In: General-Comité des landwirtschaftlichen Vereins in Bayern (Hrsg.): GAB. Oberpfalz und Regensburg. M. Pössenbach (Eigenthümer Max Franz), München 1887, S. 138–140 (google.de [abgerufen am 7. Dezember 2022]).
  9. Bistum Regensburg (Hrsg.): Max Ulrich Graf von Drechsel. Bis zuletzt erwies er sich als gläubiger Katholik. Online-Res. Auflage. Eigenverlag, Regensburg 2022, S. 1–2 (bistum-regensburg.de [abgerufen am 7. Dezember 2022]).
  10. Königlich Württembergische Land- und Forstwirthschaftliche Academie Plieningen (Hrsg.): Die Angehörigen der K. württembergischen Akademie Hohenheim während des 75jährigen Bestehens derselben von 1818 bis 1893. II. Studierende der Akademie, a) Landwirte, Nr. 366. Friedrich Find, Plieningen 1893, S. 10 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. Dezember 2022]).
  11. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1894. 67. Auflage. Justus Perthes, Gotha 16. November 1893, S. 283 (google.de [abgerufen am 7. Dezember 2022]).
  12. Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. In: Elitenwandel in der Moderne / Elites and Modernity, Band 4. 3. Online bei De Gruyter Auflage. Band III. Akademie-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-05-004840-9, S. 313–314 (google.de [abgerufen am 7. Dezember 2022]).

Koordinaten: 49° 9′ 6,2″ N, 12° 10′ 29,3″ O

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Zeichnung Schloss Karlstein