Schloss Altdöbern

Schloss Altdöbern

Schloss Altdöbern ist eine dreiflügelige Schlossanlage in dem brandenburgischen Ort Altdöbern. Das Schloss ist ein denkmalgeschütztes Gebäude in Altdöbern.

Geschichte

Schloss Altdöbern um 1861/62, Sammlung Alexander Duncker
Rückseite des Schlosses
Blick durch den Park zum Salzteich
Französischer Garten im Park
Parkseite
Ostseite des Schlosses, 2015

Das Schloss geht auf eine frühdeutsche Wasserburg zurück. Nachdem der kursächsische Beamte Hans von Dieskau das Gut erworben hatte, wurde dieses 1571 bis 1586 durch einen – weiterhin von einem Graben umgebenen – Renaissanceneubau ersetzt. Ab 1671 gehörte das Gut den von Bomsdorff. 1712 erwarb Generalmajor Alexander Dietrich von Eickstedt († 1727) den Besitz. Da ihm das alte Renaissancegebäude zu bescheiden erschien, ließ er den Vorgängerbau niederreißen und ab 1717 das heutige Schloss im barocken Stil errichten. Es hatte standesgemäße Ausmaße mit zwei nach Norden gerichteten Flügeln und einem gepflasterten Ehrenhof und verfügt über reiche Innenraumdekorationen im Stil des Dresdner Barock. Nach barockem Verständnis zeigte sich der Park als streng geometrisches Kunstwerk. Bis 1750 ließ der neue Besitzer, Carl Heinrich von Heineken, die Anlage äußerst prunkvoll ausbauen, den Garten auf fast das Sechsfache vergrößern und mit Kanälen, Wasserbecken, Springbrunnen, Brücken, Pavillons und kostbaren Sandsteinplastiken ausstatten.

Nach weiteren Besitzerwechseln erwarb Heinrich Graf von Witzleben-Alt-Doebern 1880 das Anwesen. Hatte sein Vorgänger noch alle Anstrengungen unternommen, um Schloss und Park in den barocken Zustand unter Heineken zurückzuversetzen, so scheute Witzleben keine Mühen, um das Gegenteil zu erreichen. Von 1880 bis 1905 baute er das Schloss beständig um, mit dem Ziel, es zu einem fürstlichen, dem Stand seiner Frau entsprechenden Sitz zu machen. Es kam zu Um- und Anbauten in einem eigenwilligen Stilgemisch. Darauf sind die beiden Zwiebeltürme an den Seitenflügeln sowie die Sandsteinverblendungen der Fassade zurückzuführen. Auf Skizzen aus der Hand von Witzlebens Gattin Marie, geb. Prinzessin Reuß, geht auch das neoromanische Landhaus zurück, das seit ca. 1888 als ein seltsam wirkender Fremdkörper am barocken Ostflügel klebt. Ebenso wurde der barocke Garten durch den Pückler-Schüler Eduard Petzold in einen 55 ha großen Landschaftspark umgestaltet. Vom Schloss gingen strahlenförmig sieben Sichtachsen aus. Vom barocken Zustand haben sich lediglich die südlich des Schlosses gelegenen Teile – sodann Französischer Garten genannt – und das Heckentheater erhalten, ferner reich ausgestattete Räume im Inneren. Witzleben war ein persönlicher Freund Kaiser Wilhelms I., für den er auf Altdöbern Feste gab, und Vertrauter Kaiser Wilhelms II., der ihn 1886 in den Grafenstand erhob. Finanzkräftig genug[1] kaufte er weitere Güter hinzu. Altdöbern erfuhr zahlreiche Umbauten, bevor es 1917 wieder veräußert wurde. Der Kunsthistoriker Udo von Alvensleben urteilte dazu: „Alt-Döbern, ein großer Besitz, von Graf Witzleben durch berühmt gewordene Extravaganzen zugrunde gewirtschaftet. Er ließ angeblich im Walde ganze Alleen illuminieren. Das Barockschloss wurde von ihm unmöglich umgebaut. Der Park ist schön.“[2]

1917 erwarb der jüdische Zigarettenfabrikant Eugen Laib Garbáty die Anlage und zog beratend den Berliner Gartenarchitekten Heinrich Wiepking-Jürgensmann hinzu. Auf ihn gehen die zahlreichen Rhododendronpflanzungen zurück. Des Weiteren wurden dringend notwendige Ausholzungsarbeiten vorgenommen. Aufgrund der nationalsozialistischen Judenverfolgung musste Garbáty Altdöbern 1938 verkaufen und 1939 mit der gesamten Familie in die USA emigrieren.

Ab November 1943 bis 1945 war das Schloss Altdöbern Ausweichquartier der schwedischen Botschaft, welche aufgrund zunehmender Luftangriffe auf Berlin in die Niederlausitz ausgewichen war.[3] Schloss und Parkgelände galten dementsprechend als exterritoriales Gebiet. Auf das Dach wurde zum Schutz eine schwedische Flagge gemalt, Reste davon waren noch zu DDR-Zeiten erkennbar. Bis heute steht das hölzerne ehemalige Wärterhaus der Botschaft als bewohntes Einfamilienhaus in der Schlossauffahrt.

Nach Plünderungen im Schloss 1945 verwilderte der Park. Beide gingen in die Rechtsträgerschaft der Gemeinde Altdöbern über, die das Schloss 1946 dem Caritas-Verband vermietete. Dieser nutzte es zunächst als Waisenhaus und danach bis 1974 als Kinder- und Altenheim. Aufgrund des prekären Zustandes der Bausubstanz, fehlender staatlicher Unterstützung und ungeklärter Eigentumsverhältnisse wurde das Haus aufgegeben und die Mitarbeiter nach Petershagen versetzt. 1976 wurde im Schloss der DEFA-Märchenfilm Der Meisterdieb gedreht. Mit dem Auszug der Caritas setzte der Verfall der Anlage ein.

Nach der Wende kam das Schloss in den Besitz der Brandenburgische Schlösser GmbH. 1991 erfolgte die Wiederherstellung des Wasserbeckens vor dem Schloss, 1991–1993 des Neptun-Brunnens und 1992/1993 des barocken Bassins im Französischen Garten. Restaurierungsarbeiten am Gebäude dauern an. So wurde beispielsweise im Juli 2012 nach einjähriger Bauzeit die ehemalige Orangerie des Schlossparks neu errichtet und dient nun als Schlosscafé.[4] Seit 2009 ist der Schlosspark zudem dauerhafter Einsatzort der Internationalen Jugendbauhütte Gartendenkmalpflege der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, deren Freiwillige den historischen Park unter fachmännischer Anleitung schrittweise restaurieren und pflegen.

Bis September 2015 erfolgte die Restaurierung der Festsäle aus Rokoko und Gründerzeit durch die Brandenburgische Schlösser GmbH unter Projektleitung der Architektin Jutta Feige. Im Sommer und Herbst 2022 bildet Schloss Altdöbern den Rahmen für die Ausstellungsreihe Rohkunstbau.[5]

Literatur (Auswahl)

  • Otto Eduard Schmidt: Schloß Alt-Döbern und seine Umgebung. Ein Durchschnitt durch die Entwicklungsgeschichte der Niederlausitz. Verlag W. Jess, Dresden 1930.
  • Alexander Niemann: Altdöbern – Der Schloßpark. In: Brandenburgische Denkmalpflege, Jahrgang 3, Heft 1, 1994, ISSN 0942-3397, S. 38–47.
  • Nicola Riedel-Bröcker, Petra Hübinger, Joachim W. Jacobs: Schloß Altdöbern. Schriftenreihe des Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e.V., hrsg. von Sibylle Badstübner-Gröger. Nicolai Verlag, Berlin 1995.
  • Nicola Riedel-Bröcker: Altdöbern, Das Schloß und seine Innenausstattung. In: Brandenburgische Denkmalpflege. Jahrgang 7, Heft 2, 1998, S. 4–14.
  • Angelika Fischer, Bernd Erhard Fischer: Altdöbern. Vergessenes Juwel in der Niederlausitz. Eine Spurensuche. Arani-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-7605-8649-X.
  • Vincenz Czech, Nicola Riedel-Bröcker: Altdöbern. In: Peter-Michael Hahn, Hellmut Lorenz (Hrsg.): Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883). Band 2, Katalog. Nicolai Verlag, Berlin 2000, S. 11–15.
  • Alt-Döbern. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 4. Duncker, Berlin 1861, Blatt 203 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
  • Alexander Niemann: Schlosspark, Altdöbern. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (Hrsg.): Weißbuch der historischen Gärten und Parks in den neuen Bundesländern. 2., überarb. Auflage. Bonn 2005, ISBN 3-925374-69-8, S. 61f.
  • Alexander Niemann: Altdöbern. Der Schlosspark. Zum Stand der Restaurierung und neue Materialien zur Geschichte. In: Brandenburgische Denkmalpflege. Neue Folge, 2. Jahrgang, Heft 2, 2016, ISBN 978-3-943164-28-2, S. 12–29, ISSN 0942-3397.
  • Serie: Was der Sozialismus übrigließ: Schloß Altdöbern. Welt Online.

Weblinks

Commons: Schlossanlage Altdöbern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre im Königreich Preußen 1913. In: Gesamtreihe, erschienen in mehreren Bänden. Band 1, Nachtrag, Berlin, Provinz Brandenburg, Rheinprovinz, Schlesien, Westfalen. Verlag Rudolf Martin, Berlin 1913, DNB 1074129423, S. 1–54.
  2. Udo von Alvensleben: Besuche vor dem Untergang. Adelssitze zwischen Altmark und Masuren, aus Tagebuchaufzeichnungen zusammengestellt und herausgegeben von Harald von Koenigswald. Frankfurt am Main / Berlin 1968, S. 220.
  3. Sveringes ambassad i Berlin. Die schwedische Botschaft in Berlin. Hrsg.: Statens Fastighetsverk. Stockholm 1999.
  4. Erneuerung/Wiederherstellung der Orangerie am Schloss Altdöbern zur späteren privatwirtschaftlichen Nutzung als Café. Energieregion im Lausitzer Seenland.
  5. „Rohkunstbau“ in Altdöbern. Warum ein eigentlich unzugängliches Schloss jetzt Kunstausstellung ist. rbb24, 17. August 2022.

Koordinaten: 51° 39′ 13″ N, 14° 2′ 7″ O

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13.05.2015 03229 Altdöbern: Barockschloß (GMP: 51.653714,14.035239) von Norden, Parkseite. Das Schloß geht auf eine frühdeutsche Wasserburg zurück. 1712 erwarb Alexander Dietrich von Eickstedt den Besitz, ließ er den Vorgängerbau niederreißen und ab 1717 das heutige Schloss im barocken Stil errichten. Bis 1750 ließ der neue Besitzer, Carl Heinrich von Heineken, die Anlage prunkvoll ausbauen, den Garten erheblich vergrößern und mit Kanälen, asserbecken, Springbrunnen, Brücken, Pavillons und kostbaren Sandsteinplastiken ausstatten. In den Jahren 1880 - 83 erhielt die Gesamtanlage ihr endgültiges Gesicht. Nach dem Krieg ging das Anwesen in die Rechtsträgerschaft der Gemeinde Altdöbern über, die das Schloß 1946 dem Caritas-Verband vermietete. Dieser nutzte es zunächst als Waisenhaus u. danach in der DDR bis 1974 als Kinder- und Altenheim. Das Schloß befindet sich seit 1996 im Eigentum der Brandenburgischen Schlösser GmbH. [DSCN5557.JPG]20150513110DR.JPG(c)Blobelt
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Rückseite des Schlosses.
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13.05.2015 03229 Altdöbern: Barockschloß (GMP: 51.653714,14.035239) von SO. Das Schloß geht auf eine frühdeutsche Wasserburg zurück. 1712 erwarb Alexander Dietrich von Eickstedt den Besitz, ließ er den Vorgängerbau niederreißen und ab 1717 das heutige Schloss im barocken Stil errichten. Bis 1750 ließ der neue Besitzer, Carl Heinrich von Heineken, d. Anlage prunkvoll ausbauen, den Garten erheblich vergrößern und mit Kanälen, Wasserbecken, Springbrunnen, Brücken, Pavillons und kostbaren Sandsteinplastiken ausstatten. In den Jahren 1880 - 83 erhielt die Gesamtanlage ihr endgültiges Gesicht. Nach dem Krieg ging das Anwesen in die Rechtsträgerschaft der Gemeinde Altdöbern über, die das Schloß 1946 dem Caritas-Verband vermietete. Dieser nutzte es zunächst als Waisenhaus u. danach in der DDR bis 1974 als Kinder- und Altenheim. Das Schloß befindet sich seit 1996 im Eigentum der Brandenburgischen Schlösser GmbH. [DSCN5553+5554.JPG]20150513090MDR.JPG(c)Blobelt
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