Schlacht (Wasserbauwerk)
Die Schlacht – im Gebiet der Weser und ihrer Quellflüsse auch Schlagd oder Schlagde – ist ein Flussbauwerk, das einen stabilen Anlegeplatz für die Flussschiffe (Binnenhafen) und einen Umschlagplatz für die zu stapelnden Waren bildet. Es kann aus Pfählen, Faschinenwerk, Gatterwerk oder Mauerung gebaut sein. Bei Verwendung von Mauerwerk wird ein solcher Anlegeplatz Kai genannt.
Funktionen
- Uferbefestigung,[1] unter anderem gegen Unterspülung der Ufer und als Anlegemöglichkeit für Schiffe (Schiffslände)
- Wehr (oder Wuhr),[2] für eine Wassermühle[3][4] für den Überlauf[5] oder als „Einlaufwehr“ am Beginn des Mühlenbachs[6]
- Sicherung von Brückenpfeilern[7]
- Dammartige Schlachten, quer zum Fluss auch als Buhnen[2][7][8]
Sprachliches
Synonyme und Wortherkunft
Weitere Synonyme sind Schlachte, Bschlacht, Beschlacht, Beschlächt, Beschlachtung oder Verschlagung.
Die Wörter Schlagd und Schlagde werden gleich ausgesprochen wie Schlacht und Schlachte, es handelt sich also um Schreibvarianten.
All diese Wörter leiten sich von schlagen oder niederdeutsch slait ab. Zur Befestigung von Flussuferbereichen wurden schwere zugespitzte Holzstämme in den Grund geschlagen,[7] um einen stabilen Anlegeplatz für die Flussschiffe und einen Umschlagplatz für die zu stapelnden Waren zu schaffen.
Abgeleitete Begriffe
Das Wort Schlacht hat sich im Begriff Uferbeschlachtung erhalten, der vor allem in Österreich verwendet wird.[9] Beschlachtung oder Schlachtenwand[10] werden auch nur die landseitig eingebauten waagrechten Pfosten, Halbschnitte oder Schwartlinge genannt, die zwischen den in die Erde gerammten Pfählen einer Uferverbauung stecken.[11]
Von Schlacht im Sinne von „Schiffslände“ sind abgeleitet:
- Schlachtzettel, Verzeichnis der Ladung eines Schiffes, nach dem das Schlachtgeld bezahlt wurde[12]
- Schlachtgeld, der Betrag, der für das Anländen an einer Schlacht bezahlt wurde[13]
- worüber der Schlachtschreiber Buch führte[13][12]
- Schlachtpferde und Schlachtwagen, die den Transport der angelandeten Waren übernahmen[12]
- der Schlachtvoigt oder Schlachtvogt beaufsichtigte die Schlacht[13] und die dort liegenden Schiffe[12]
- die Eigentümer waren die Schlachtherren[13]
Ob die Begriffe oberschlächtig und unterschlächtig (bei der Wasserzuführung zum Wasserrad einer Wassermühle) von deren Schlacht (im Sinne von Wehr oder Überlauf) abgeleitet sind, ist unklar. Die Synonyme oberschlägig und unterschlägig[14] beziehen sich auf den Schlag des Wassers auf die Schaufeln des Wasserrades.
Bestehendes „Beschlacht“
- Regensburg: Am Beschlacht (Beschlächt): ein ca. 500 m langer und ca. 10 m breiter Steindamm, seit 1388. Das Beschlächt ist ein begehbarer Damm, der im Bereich der Altstadt von Regensburg Donauinseln verbindet. Das Beschlächt ist auch Teil der Basis für die Steinerne Brücke, deren Pfeiler zusätzlich von kleineren umfassenden Beschlächten eingefasst sind. Die Beschlächte waren seit dem Mittelalter Standorte für alle Arten von durch Wasserkraft angetriebene Wassermühlen.[15]
Straßennamen mit „Schlagd“
Schlagden finden sich in Straßennamen noch heute in folgenden Orten:
- Bad Karlshafen: An der Schlagd ⊙
- Bad Oeynhausen: In der Schlagde
- Bodenfelde: Zur Schlagd
- Bremen: siehe Schlachte (Bremen) ⊙
- Hann. Münden: Bremer Schlagd, Kasseler Schlagd, Wanfrieder Schlagd ⊙
- Kassel: Die Schlagd ⊙
- Minden: Mindener Schlagde (am Weserufer am zentralen Punkt der Stadt) ⊙
- Mülheim an der Ruhr: Broicher Schlagd ⊙
- Wanfried: Auf der Schlagd ⊙
- Witzenhausen: An der Schlagd ⊙
Andere Bezeichnungen für alte Hafenkais
In mehreren Städten des ehemaligen und einst dänischen Herzogtums Schleswig heißen alte Hafenanlagen Schiffbrücke, ähnlich im zeitweise schwedischen Stralsund die Steinerne Fischbrücke, sowie Bryggen oder Tyskebryggen, die Deutsche Brücke in Bergen (Norwegen).
In mehreren Ostseehäfen gibt es alte Kaianlagen namens Lastadie.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Bezirksgeschichte Brigittenau – Kann man die Donau bezwingen? wasserbauliche Maßnahmen. In: wien.gv.at. 16. Juni 2013, archiviert vom ; abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ a b „Die Hauptwerke oder Buhnen heißen auch Stacken, Sporen, Kribben, Schlachten, Abweiser, Wuhren. An jeder Buhne unterscheidet man: Die Wurzel, das hintere Ende, womit die Buhne in das Ufer einbindet; den Kopf, …“ Ludwig Franzius, Eduard Heinrich Christian Sonne: Der Wasserbau. Der Flussbau, 1910, S. 118.
- ↑ „Eine Mühle kann nicht ohne Wasserlauf und der Mühlencanal nicht ohne Schleuße oder Schlacht oder Wehr bestehen, die ein ebenso nöthiges Pertinenzstück einer Mühle und daher ebenfalls lehnrührig sind“. Ludwig Albert Wilhelm Köster: Diplomatisch practische Beyträge zu dem deutschen Lehnrecht und zu der Westphälischen Fehmgerichts-Verfassung Zweyter Theil,. Heinrich Blothe und Comp., Dortmund / Leipzig, 1798, S. 51; Textarchiv – Internet Archive.
- ↑ Sammlung sämmtlicher Drucksachen der Zweiten Kammer, Band VI, Nr. 487 bis 524, Berlin 1830; Google-Books
- ↑ Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie: Jahrbuch des Vereines Deutscher Ingenieure. Band 19. Google-Books
- ↑ Die Stauanlagen. zeitspurensuche.de (private Website).
- ↑ a b c Christian Rohr: Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum, Naturerfahrung im Spätmittelalter und am Beginn der Neuzeit. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien 2007, ISBN 978-3-412-20042-8, S. 355; Google-Books.
- ↑ „Quer zum Ufer liegendes Bauwerk zur seitlichen Begrenzung des Abflußquerschnitts und/oder zum Schutz des Ufers […].“ DIN 4054: Verkehrswasserbau Begriffe. September 1977; Fachnormenausschuß Wasserwesen (FNW) im DIN Deutsches Institut für Normung e. V.
- ↑ RIS - 89/07/0030 - Entscheidungstext – Verwaltungsgerichtshof (VwGH). In: ris.bka.gv.at. Abgerufen am 18. Oktober 2024.
- ↑ Fließgewässer erhalten und entwickeln, Praxisfibel zur Pflege und Instandhaltung. Hrsg.: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV). Wien 2006, S. 179.
- ↑ Holzbeschlachtung. ( vom 24. September 2015 im Internet Archive; PDF; 96 kB) salzburg.gv.at
- ↑ a b c d Johann Georg Krünitz, Friedrich Jakob Floerken, Heinrich Gustav Flörke, Johann Wilhelm David Korth:…Oekonomische EncyKlopädie, Dr. Johann Georg Krünitz's Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft und der Kunstgeschichte, Berlin, 1827, Google-Books
- ↑ a b c d Schlacht. [2] 1). In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 5: Deutschland–Euromos. Altenburg 1858, S. 202 (Digitalisat. zeno.org). „Schlacht, 1) ein Damm von Faschinenwerk längs des Ufers, um das Wasser von demselben abzuhalten; 2) jeder Bau am Ufer od[er] im Wasser von Pfahl od[der] Mauerwerk, bes[sonders] wenn er dazu dient, daß Schiffe bequem daran anlegen können […]“
- ↑ Julius Ludwig Weisbach: Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinen-Mechanik, zweiter Theil. Vieweg, Braunschweig 1846, S. 155 f. ISBN 978-1-273-37529-3
- ↑ Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 451 f.
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