Schiltigheim

Schiltigheim
Schiltigheim (Frankreich)
StaatFrankreich
RegionGrand Est
Département (Nr.)Bas-Rhin / Europäische Gebietskörperschaft Elsass (67)
ArrondissementStrasbourg
KantonSchiltigheim
GemeindeverbandEurométropole de Strasbourg
Koordinaten48° 36′ N, 7° 45′ O
Höhe133–152 m
Fläche7,63 km²
Einwohner33.993 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte4.455 Einw./km²
Postleitzahl67300
INSEE-Code
Websitewww.ville-schiltigheim.fr
Protestantische Kirche
Katholische Kirche zur Heiligen Familie
Schiltigheim nördlich von Straßburg auf einem Plan der Stadt und ihrer Umgebung aus der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert

Schiltigheim (elsässisch Schìllige, daran angelehnt umgangssprachlich auch Schilick) ist eine französische Gemeinde im Département Bas-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie gehört zum Gemeindeverband Eurométropole de Strasbourg und zum Arrondissement Strasbourg und hat 33.993 Einwohner (Stand 1. Januar 2020).

Geographie

Schiltigheim liegt im Unterelsass an der Ill und am Rhein-Marne-Kanal in unmittelbarer Nachbarschaft zu Straßburg auf einer Höhe von 150 m über dem Meeresspiegel. Von Straßburg aus ist Schiltigheim mit der Straßenbahnlinie B erreichbar.

Geschichte

Ältere Ortsbezeichnungen sind Skitingsboubel (845), Scildencheim (885) und Schiltencheim (1004).[1]

Schiltigheim entstand im 9. Jahrhundert um ein Schloss und eine Kapelle herum auf den letzten Hügeln nördlich von Straßburg und erstreckt sich an den Hängen zum Rhein hin. Seine Entwicklung ist eng mit den Bewohnern von Adelshoffen verbunden, die im 14. Jahrhundert aus den Vororten von Straßburg vertrieben wurden und sich im Unterdorf ansiedelten.

Schiltigheim gehörte zum Heiligen Römischen Reich. Im Jahr 1501 wurde Schiltigheim von der Stadt Straßburg gekauft[2] und gehörte seither zum Territorium der Freien Reichsstadt. Im Jahr 1681 wurde die Reichsstadt mitsamt ihres Zubehörs im Rahmen der sogenannten Reunionspolitik Ludwigs XIV. gewaltsam an das Königreich Frankreich angegliedert,[3] was im Frieden von Rijswijk 1697 bestätigt wurde.[4]

Bis ins 18. Jahrhundert schwankte die Einwohnerzahl um 800. Um 1820 wurde das Dorf an Sonntagen häufig von Handwerker-Familien besucht.[5] Mit der Industrialisierung ab 1850 stieg die Einwohnerzahl.

Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen, und das Dorf wurde dem Landkreis Straßburg im Bezirk Unterelsass zugeordnet. Um die Wende zum 20. Jahrhundert hatte Schiltigheim eine evangelische und eine katholische Kirche, ein Amtsgericht, eine Gänsebörse, Fabrikation von Schaumwein, Konserven, Wachsleinwand, Ornamenten, Kalksandstein-Produkten, Maschinen, Seife, Posamenten, Bürsten, Papierwaren, Dachpappe, Möbeln, Zigarren, Schuhwaren, Parkettfußböden, Bierbrauerei, Küferei und Mälzerei, Ziegel- und Gipsbrennerei, Gänsemästerei sowie Holz- und Weinhandel.[6] Im Jahr 1905 war die Einwohnerzahl 14.000 erreicht.[7]

Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Im Zweiten Weltkrieg war die Region von der deutschen Wehrmacht besetzt, und der Ort stand bis 1944 unter deutscher Verwaltung.

Auf dem St.-Helenen-Friedhof (Cimetière Sainte-Hélène) sind Paul Camille Denis und seine Frau beigesetzt.[8]

Brauereigebäude

Demographie

Bevölkerungsentwicklung vor 1919
JahrEinwohnerAnmerkungen
18212133meist Evangelische (etwa 300 Katholiken)[9]
18463349[10]
18724843am 1. Dezember, in 512 Häusern[11]
18806507am 1. Dezember, in 680 Wohnhäusern, davon 3795 Protestanten, 2674 Katholiken und 21 Juden[12]
18907768[10]
190514.310[10] meist evangelische Einwohner[6]
191016.761auf einer Fläche von 800 ha, davon 8923 Katholiken, 7651 Evangelische und 41 Juden; 168 mit französischer Muttersprache und 44 mit italienischer Muttersprache[13][10]
Einwohnerzahlen seit 1962
Jahr19621968197519821990199920062018
Einwohner25.08123.19830.14429.57429.15530.84131.23933.069

Wirtschaft

In Schiltigheim befand sich der Sitz der Brauerei Fischer, die unter anderem das bekannte Biermischgetränk Desperados herstellte und mittlerweile zum Heineken-Konzern gehört. Des Weiteren betreibt der Heineken-Konzern in Schiltigheim die Brauerei brasserie de l’Espérance, die jetzt Desperados herstellt. De Firma Caddie wurde in Schiltigheim gegründet. Mit dem Espace Européen de l’Entreprise wurde im Westen von Schiltigheim eine weitere, 7 Hektar große, Wirtschaftszone geschaffen, die mehr als 7000 Menschen Arbeit bietet.[14]

Der Besteck- und Tafelsilberhersteller Deetjen versorgt die elsässische Gastronomie mit Tischgeschirr.

Sport

In Schiltigheim ist der Fußballverein SC Schiltigheim beheimatet.

1987 fanden im Centre Nautique de Schiltigheim die Schwimmeuropameisterschaften statt.

Seit 2006 findet dort jährlich das Finale des Coupe d’Europe statt – ein Turnier in der Karambolagevariante Dreiband, das vom ortsansässigen Billardverein BC AGIPI ausgerichtet wird. Der Verein ist auch siebenfacher Rekordmeister in Folge seit 2005. Mit den AGIPI Billiard Masters, die zwischen 2008 und 2013 ausgetragen wurden, fand ein weiteres prestigeträchtiges Billardturnier hier statt.

Persönlichkeiten

  • August Ehrhardt (1811–1904), elsässischer Maschinentechniker
  • Ernst Stahl (1848–1919), deutscher Botaniker, geboren in Schiltigheim
  • Konrad Hanf (1874–1922), deutscher Verleger
  • Bernd Isemann (1881–1967), deutscher Schriftsteller
  • Ernst Barthel (1890–1953), elsässischer Philosoph, Mathematiker, Erfinder
  • Elisabeth Engels (1892–1970), deutsche Pädagogin und Privatschulgründerin, geboren in Schiltigheim
  • Robert Beltz (1900–1981), französischer Buchillustrator
  • Adolphe Jung (1902–1992), französischer Mediziner und Hochschulprofessor
  • Jean-Paul Beugnot (1931–2001), Basketballspieler
  • Antonia de Rendinger (* 1974), Komikerin
  • Yannick Rott (* 1974), Fußballspieler
  • Thomas Voeckler (* 1979), Radrennfahrer
  • Cédric Stoll (* 1982), Fußballer
  • Bruno Spengler (* 1983), Rennfahrer
  • Pierre-Hugues Herbert (* 1991), Tennisspieler

Siehe auch

Trivia

Zwischen Schiltigheim, Bischheim und Hönheim soll die Stelle sein, wo 357 der römische Kaiser Julian die Alemannen besiegte.[11]

Literatur

  • Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 1161–1169.

Weblinks

Commons: Schiltigheim – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

  1. Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band I: Unter-Elsass, Friedrich Bull, Straßburg 1876, S. 266 (Google Books).
  2. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 269, Ziffer 5) (Google Books).
  3. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870–1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 8, Ziffer 6 (Google Books).
  4. Hermann Schulze, Lehrbuch des deutschen Staatsrechtes. Zweites Buch: Das deutsche Reichsstaatsrecht. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1886, S. 355–356 (Google Books).
  5. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass: Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente. Band 2, Straßburg 1825, S. 349 (Google Books).
  6. a b Schiltigheim (Schilken), Lexikoneintrag in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 17, Leipzig/Wien 1909, S. 804 (Zeno.org).
  7. Ville Schiltigheim: Histoire de la ville, (französisch) (Memento desOriginals vom 13. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ville-schiltigheim.fr
  8. Wolfgang Kunz: Paul Camille von Denis – ein Lebensbild. In: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte 21 (1989). ISSN 0340-4250, S. 13.
  9. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Band 2, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 374, Nr. 16.
  10. a b c d Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  11. a b C. Stockert: Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 34–35 (Google Books) und S. 78, Ziffer 23 (Google Books)
  12. Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 6, Ziffer 68.
  13. Schiltigheim, Elsass, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Schiltigheim.
  14. Espace Européen de l’Entreprise (französisch)

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