Schildhalter

Frühe Form eines Schildhalters von 1477: Wilder Mann mit umgehängtem Wappen
Schildhalter auf einem Bleiglasfenster in der Pfarrkirche Saint-Cyr-et-Sainte-Julitte in Crouy-sur-Ourcq
Wappen der Stadt Kamenz mit Schildhaltern im Wappenschild als Gemeine Figur und nicht daneben
Zwei Schildbuben halten das Wappen von ’s-Gravendeel

Schildhalter (früher auch Wappenknecht) werden in der Heraldik hinter, neben oder unter dem Schild eines Wappens befindliche Gestalten genannt (meist Menschen oder Tiere, aber auch Objekte wie Säulen, Flaggen oder Bäume), die auf einem geeigneten Boden, Rasen, Gesims, Konsole, Podest, einer ornamentalen Ranke oder Ähnlichem stehen. Nur Engelsfiguren dürfen fliegen. Sie treten einzeln oder paarweise, gleichartig oder verschieden neben oder hinter dem Schild auf, tragen, halten oder stützen ihn. Diese Darstellung ist aber oft nur beim Hauptwappen oder dem sogenannten Großen Wappen üblich. Der Zusammenhalt der Darstellung wird oft mit dem Wappenzelt unterstrichen. Es existieren außerdem weitere Begriffe für Schildhalter: Wappenhalter, Schildbuben, Wappenstütze und auch Garde.

Beschreibung

Die Schildhalter sind aus dem Siegel hervorgegangen. Sie dienten auf ihnen zur Belebung der freien Flächen. Ein Siegel mit Wappendarstellung aus dem Jahre 1195 ist der älteste Beleg für einen Schildhalter. Es zeigt einen Löwen mit umgehängtem Schild.

Schildhalter gehören gemäß den heraldischen Regeln zu den Pracht- oder Prunkstücken eines Wappens. Das heißt, sie waren ursprünglich nicht fest definierter Bestandteil des Vollwappens. Sie machten keine zusätzlichen Aussagen über den Wappeninhaber und waren nicht von bestimmten Rechten abhängig. Ferner dienten sie lediglich als Dekoration, konnten jederzeit entfallen und waren auch nicht erblich.

Eine andere und wenig gebräuchliche Darstellung von Schildhaltern ist jene im Wappen. Hier halten sie ein kleineres Schild und gehören dann nicht mehr zu den Prachtstücken, sondern sie werden zur gemeinen Figur gerechnet. Beispiele hierfür sind die Stadtwappen von Kamenz und Brand-Erbisdorf.

Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wurde es jedoch üblich, Schildhalter diplommäßig und erblich zu verleihen. Auch eine Reihe landesherrlicher Wappen haben bestimmte Schildhalter, die durch Verordnungen ein für alle Mal festgesetzt sind.

Verbreitet als Schild- oder Wappenhalter sind die wilden Männer, dargestellt als nackte, bärtige, stark behaarte, Keulen haltende Wilde, die die Scham mit einem Blatt oder einem Blättergürtel verdecken. Diese Wappenhalter werden oft unheraldisch in Naturfarbe tingiert. Andere Formen sind Heilige oder Kirchenvertreter, die oft mit einem Heiligenschein (Nimbus) umgeben sind. Sie halten oft einen Krummstab oder andere heilige Insignien.

Die Darstellung der Halter geschieht oft so, dass sie in einer Hand oder mit dem Vorderfuß bei Tieren Lanzen, Fahnen oder Kreuze zur Wappenaufwertung halten können. Nicht selten werden ihnen auch Orden oder Ordensketten umgehängt.

Von den Wappentieren werden zum Beispiel häufig die Löwen, Einhorne, Greifen oder Bären verwendet. Bisweilen sind die mystischen Wappenfiguren in Gebrauch. Bei der Blasonierung ist Haltung und Blickrichtung der Tiere zu beachten und folgt den Regeln der Schildbeschreibung. Sie können steigend, stehend, springend am Schild sein und den Betrachter ansehen (en face gestellt), widersehend oder rückgewendet sein. Häufig ist eine Bekrönung der Schildhalter vorgenommen. Selten werden liegende Figuren genommen. Die Tingierung unterliegt den heraldischen Farbregeln. Sind auf dem Hauptschild viele Helme aufgesetzt, hat sich eingebürgert, dass die äußeren Helme den Schildhaltern aufgesetzt werden.

In England gelten die Schildhalter als besondere Ehrenzeichen, die nach wie vor amtlich verliehen werden.

Mit Landwächter werden die vier Wappenhalter des isländischen Staatswappens bezeichnet. Es sind Stier, Adler, Drache und Wikinger. Die Sage erzählt, dass diese Schildhalter die Insel vor dem König der Dänen geschützt haben.

Beispiele

Ein Schildhalter

Zwei Schildhalter

Drei und mehr Schildhalter

Literatur

  • Gottfried Daniel Hoffmann: Ueber die Wappen-Schild-Halter insonderheit des Römisch-Teutschen Reichs-Adlers die zween Greiffen. Heerbrandt, Tübingen 1779, Digitalisat.
  • Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. Callwey, München 1978, ISBN 3-7667-0345-5.
  • Heinrich Hussmann: Über deutsche Wappenkunst. Pressler, Wiesbaden 1973.

Weblinks

Commons: Heraldic supporters – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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GERMANY, Sachsen-Ernestinische Linie (Herzogtum). Johann Friedrich II. 1557-1565. AR Schreckenberger (29mm, 4.25 g, 11h). Saalfield mint. Dated [15]64. Half-length angel facing, holding coat-of-arms / Coat-of-arms; partial date across field. Koppe/Walde 140a. Good VF, lightly toned
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GERMANY, Kleve (Herzogtum). Johann II der Pious/der Kindermacher (the Pious/the ‘Babymaker’). 1481-1521. AR Stüber (27mm, 2.84 g, 9h). Wesel mint. Dated 1485 in Roman numerals. Swan left, with one wing outstretched; coat-of-arms to left / Long cross fleurée, with rosette at center and W Є S Λ’ in quarters. Levinson I-200. Near EF, attractively toned. Well struck.
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Coat of arms of Dominica
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Bundeswappen von Österreich: Vereinfachte Version (Gefieder des Wappenadlers) des Österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, entgegen der grafischen Darstellung in Anlage 1 Wappengesetz 1984 in strikter Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz, jedoch mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal, sowie der Spitz statt halbrund zu sein zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurde die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
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Commonwealth Coat of Arms of Australia granted by Royal Warrant signed by King George V on 19 September 1912.

IMPORTANT:This image is an artist's interpretation of the original (1912) official version of the Commonwealth Coat of Arms shown in Commons on the Australian coat of arms page. A variant of the original, with a transparent background, is shown on this page.


Quarterly of six, the first quarter Argent a Cross Gules charged with a Lion passant guardant between on each limb a Mullet of eight points Or; the second Azure five Mullets, one of eight, two of seven, one of six and one of five points of the first (representing the Constellation of the Southern Cross) ensigned with an Imperial Crown proper; the third of the first a Maltese Cross of the fourth, surmounted by a like Imperial Crown; the fourth of the third, on a Perch wreathed Vert and Gules an Australian Piping Shrike displayed also proper; the fifth also Or a Swan naiant to the sinister Sable; the last of the first, a Lion passant of the second, the whole within a Bordure Ermine; for the Crest on a Wreath Or and Azure A Seven-pointed Star Or, and for Supporters dexter a Kangaroo, sinister an Emu, both proper.
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Siehld of Landsmannschaft Hildeso-Cellensia
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Logo (Stadtemblem) der Stadt Zürich
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Wappen der Grafen Finck von Finckenstein

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Kirche Saint-Cyr-et-Sainte-Julitte in Crouy-sur-Ourcq im Département Seine-et-Marne (Île de France), im 16./17. Jahrhundert erbaut, Bleiglasfenster im Chor mit Wappen
Basilisk Schildhalter Basel.png
Schild der Stadt Basel mit einem Basilisken als Schildhalter, Holzschnitt des Meisters "DS", dav.; In allen Teilen ist der Holzschnitt mit dem gleichen Motiv als Titelvignette enthalten, in den Teilen 2-3 jedoch leicht anderes Motiv mit dem Kopf des Basilisken nach links zeigend. Diese sind auch von dem Meister "DS" monogr. u. 1511 dat.
Anmerkung: diese konkrete PNG wurde aufbereitet, freigestellt und heraldisch sinngemäß gespiegelt (der genaue Grund für die eigentliche „Spiegelverkehrtheit“ ist jedoch unbekannt, die zu damaliger Zeit nicht selten ist)
Gravendeel wapen.svg
Coats of arms of former municipalities of South Holland
Wilder Mann mit umgehängtem Wappen 1477.jpg
Wilder Mann mit umgehängtem Wappen
Passionswappen mit Gotteslamm.png
Das Passionswappen mit dem Gotteslamm, L. 189