Schiffswerft Hans Boost, Trier, Maschinen- und Stahlbau

Schiffswerft Trier Personenschifffahrt Gebr. Kolb OHG

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RechtsformOffene Handelsgesellschaft
(= Personenschifffahrt Gebr. Kolb)
Gründung1920
SitzDeutschlandDeutschland Trier
LeitungRudolf Kolb, Nikolaus Kolb, Matthias Kolb
BrancheSchiff-, Stahl- und Maschinenbau
Websitewww.schiffswerft-trier.de

Die Schiffswerft Hans Boost, Trier, Maschinen- und Stahlbau GmbH & Co. KG ist eine 1920 gegründete Werft mit Sitz in Trier. Sie wurde 2024 verkauft und firmiert seitdem als Schiffswerft Trier. Sie ist die einzige Schiffswerft an der Mosel in Deutschland.

Geschichte

Auf der kleinen Schiffswerft im Süden der Stadt wurden bis 1949 über 27 Moselfähren, Kies- und Fährnachen, Motorboote und Baggerschiffe gebaut[1]. Hier wurden auch die Stahlbau- und Schlosserarbeiten aller Art durchgeführt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Werft Ende 1944 zu 80 Prozent zerstört. Damals beschäftigte sie über 100 Mitarbeiter.[2]

Als sich um 1950 die Schiffbarmachung der Mosel anbahnte und mit dem Mosel-Vertrag von 1956 konkretisierte, entschloss sich Hans Boost, am heutigen Standort im Norden der Stadt eine neue leistungsfähigere Werft zu errichten[1]. Der Mosel-Vertrag war ein Nachkriegs-Tauschgeschäft, in dem Frankreich das Saarland an die Bundesrepublik zurückgab und Deutschland die Moselkanalisierung auf seinem Gebiet akzeptierte.

1958 trat der Sohn des Gründers, der Schiffbau-Ing. Ernst-Eugen Boost in das Unternehmen ein, er sollte sich um den Export kümmern, der bisher brachlag. Das änderte sich und es wurde in den kommenden 25 Jahren in 17 Länder exportiert[1]. Hinzu kamen Aufträge von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB). Im Jahr 1960 beschäftigte die Werft über 250 Mitarbeiter.[2]

Nach der Wiedervereinigung erhielt die Werft, wie auch andere Werftbetriebe, weniger Neubauaufträge und verstärkte die Aktivitäten in die anderen schiffstechnischen Bereiche wie Service, Klassearbeiten, Grundinstandsetzung, Neumotorisierung und Verlängerung von Binnenschiffen und außerdem die Konstruktion und Bau von Schiffsrümpfen für andere Werften. Außerdem wurde der Stahlbaubereich verstärkt und ausgebaut. Die Bereiche Behälterbau, Anlagenbau und Schwerlasttransportsysteme bis 1000 t Tragfähigkeit[1] spielten neben dem Schiffbau eine wichtige Rolle und damit konnte auch die Konstruktionsabteilung erhalten werden.

Den letzten Neubau lieferte die Werft 2012 ab. Seitdem wurden nur noch Schiffsreparaturen und -umbauten durchgeführt sowie Industriebau betrieben. Die Werft beschäftigte Mitte der 1990er Jahre 275 Mitarbeiter, zuletzt noch 18 und zum Zeitpunkt des Verkaufs zwei.[3]

Zum 30. Juni 2024 beendete die Schiffswerft Hans Boost ihre Tätigkeit, da nicht mehr genügend Fachpersonal gefunden und eingestellt werden konnte.[4]

Bauprogramm

Bis 1990 wurden rund 130 neue Schiffe gebaut und abgeliefert, die bis 1970 selten mehr als 100 Ladetonnen hatten. Das Bauprogramm umfasste fast alle Binnenschiffstypen, waren es anfangs besonders kleine Schuten und Prähme, kamen ab 1964 Kranschiffe und Autofähren wie z. B. die Landskrone dazu. Nach der Moselkanalisierung wurden die Schiffe dann deutlich größer, der Binnenfrachter Stolzeneck, der 1970 abgeliefert wurde, hat bereits eine Tragfähigkeit von 1.500 t. Die 1979 und 1980 abgelieferten Binnenfrachter Franca und Vigilia[5] haben eine Tragfähigkeit von 2850 t. 1985 wurden fünf Schleppbarkassen und von 1984 bis 1987 zwölf 150-t-Ölschuten an das BWB ausgeliefert.[6]

Schiffswerft Trier

Seit 1. Juli 2024 firmiert die Werft unter dem Namen Schiffswerft Trier bzw. auch als Schiffswerft Trier Gebr. Kolb. Die Reederei Personenschifffahrt Gebr. Kolb hat das Betriebsgelände auf zehn Jahre gepachtet und sämtliches Inventar wie Kran und Hellinganlage gekauft. Da die Werft die einzige Werft an der Mosel ist, nutzt sie die Werft vor allem für die Wartung und Reparatur ihrer eigenen Schiffe, ohne lange zeitliche Verzögerungen in Kauf nehmen zu müssen. Die Werft steht auch externen Kunden offen.[3][7] Die Geschäftsfelder der Werft sind die drei Bereiche Schiffbau (Umbau/Modernisierung, Reparatur), Stahlbau und Maschinenbau.[8]

Literatur

Commons: Schiffswerft Hans Boost – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 46′ 28,2″ N, 6° 40′ 13,4″ O

Einzelnachweise

  1. a b c d [1], Entwicklung der Werft, abgerufen am 24. November 2019
  2. a b Schroedter: 100 Jahre Schiffahrt, Schiffbau, Häfen., S. M113
  3. a b Neubert: Zeitreise: Als in Trier noch Schiffe gebaut wurden.
  4. Schwadorf: Trierer Werft Boost stellt Arbeit ein: Das Ende der Schiffbau-Ära an der Mosel.
  5. Vigilia - GMS – 04305500, bei binnenschifferforum.de
  6. Gerhard Koop, Siegfried Breyer: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956 bis heute. Bernard & Graefe, Bonn 1996, ISBN 3-7637-5950-6, S. 461, S. 471
  7. Neubert: Das wird aus der Schiffswerft Boost in Trier.
  8. Website der Schiffswerft Trier

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