Schab den Rüssel

Illustration, 1890

Schab den Rüssel ist ein Märchen (AaTh 361). Es steht in Ludwig Bechsteins Neues deutsches Märchenbuch an Stelle 29.

Inhalt

Ein Bettler geht trotz großer Menschenmenge leer aus, da will er den Teufel anbetteln. Der kommt im Jägerkleid, schließt einen Pakt mit ihm, und gibt ihm eine Raspel. Damit schabt er sich immer morgens den Mund und sagt „Schab den Rüssel“, wobei Goldstücke herausfallen. Davon wird er ganz wund und geht ständig bandagiert. Verspottet ihn einer, so fährt die Raspel, „Schab den Rüssel“, über dessen Mund. Die Leute meinen bald, er habe einen Goldmund, von dem er abschabt, so reich ist er. Er baut ein Haus, über dem Eingang steht „Zum Schab den Rüssel“. Nach sieben Jahren kommt der Teufel und will ihn holen, dem Pakt gemäß, doch er raspelt ihm auf dem Mund herum, bis er den Pakt hergibt.

Herkunft

Sgraffito im Innenhof des Hauses Czerningasse 7a in Wien

Bechstein merkt an zu Schab den Rüssel: „Der Name eines Hauses in Wien, daher dort volksmündlich; Andeutungen des märchenhaften Elementes in: Emil: Romantisch-historische Skizzen aus Österreichs Vorwelt, Wien, 1837, aber dort äußerst dürftig, matt und ohne Spitze.“ Laut Hans-Jörg Uther ist die Quelle nicht zu ermitteln.[1] Der Erzähler führt das Wort „schäbig“ für einen geizigen Reichen auf die Geschichte zurück.

Der Teufel im Jägerkostüm scheint beeinflusst von Grimms Märchen Der Bärenhäuter, das Bechstein auch als Rupert, der Bärenhäuter in Deutsches Märchenbuch übernahm. Die Raspel wirkt dazu eher deplatziert. Ein Zechbruder meint, er müsse „des Teufels Großmutter geküßt haben“, wie im Titel von Grimms Märchen Der Teufel und seine Großmutter. Die rote Feder stammt vielleicht aus Der Grabhügel, der „Ungarwein“ aus Der arme Junge im Grab.

Literatur

  • Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Ludwig Bechstein. Neues deutsches Märchenbuch. Nach der Ausgabe von 1856, textkritisch revidiert und durch Register erschlossen. Diederichs, München 1997, ISBN 3-424-01372-2, S. 172–179, 292.

Einzelnachweise

  1. Hans-Jörg Uther (Hrsg.): Ludwig Bechstein. Neues deutsches Märchenbuch. Nach der Ausgabe von 1856, textkritisch revidiert und durch Register erschlossen. Diederichs, München 1997, ISBN 3-424-01372-2, S. 292.

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Neues deutsc (1890) (14566402289).jpg
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Identifier: neuesdeutsc00bech (find matches)
Title: Neues deutsc
Year: 1890 (1890s)
Authors: Bechstein, Ludwig, 1801-1860
Subjects: Fairy tales, German
Publisher: Wien (etc.) : A. Hartleben
Contributing Library: New York Public Library
Digitizing Sponsor: msn

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Text Appearing Before Image:
unb niditeinmal ^elegenljeit gehabt, p fagen: ^üff bie §anb, (Suer(55naben, bergelfg (55ott!« SBä^renb ber S3ettler fo murrte, gieng ein fleine§,^in!enbe§ äl^änntein in einem grünen @ammtri)c!Iein onif)m öorüber, ba§ trug einen fd^mar^en f;)anif(^en §ut unbbarauf eine rot^e geber unb fd^aute fic^ l^alB um nad^bem Bettler, moBei ein fd^arfbli^enbeS 5tuge unb eine fe^rftattlid^e, ftar! gebogene 5lblernafe fic^tbar mürbe, ^erS3ettler öerga^ auf ber ©teile feinen SSorfa^, niemanbenan biefem Sage ferner anjufpred^en, fc^ritt bietme^r bemKeinen (SJrünroc! nac^, brängte fic^ an i^n, l^iett i^m feinen§altegleich S)ein SD^auI, S)u 2nmpl Tlit foI(^erIei Sf^ebenSartengeminnft S)u mir abfolut nichts ab. ^u meißt nid§t ein*mal, men S)u um ein 5l(mofen ange!)ft, unb ^aftS bod)borfiin gelobt!« (Seite 174.
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erf)nb bcn 9iüffer. — 175 — Tlit blefen SSorten fdjritt ber ®rünro(f in einen@tra§enn)in!el, in tDelc^em man freier fielen fonnte, njeil\)a^ S5oI!§gen)intmet in ber ©tra^e raftloS öorüber tvoqtc,unb ber SBettler folgte ifjxn, meil er fa^, baf§ ber ÖJrünein hk Za\d)t griff, anf oKe gäde, nnt an§ berfelben eine(5JaBe für i^n ^erüor^ul^olen. ^iefeg t^at Ie;terer benn and);er 50g eine fleine eiferne 9f^af;)el mit fur^em ^ol^ftiele f)er=üor unb jagte: »®ieg !(eine Söerfgeug fann unb mirb addeiner 9^ot^ ein @nbe mai^en, n)enn ^u meinem tRat^efolgen midft. SDu brauc^ft bamit nur einmal über bieSippen §u ftrei^en unb ^u fagen: (Sc^ab ben D^üffel, fofällt SDir ein ©olbftüc! üom Tianle. ^a aber nad) bem©pridimort umfonft nur ber ^ob ift — unb ha§> ©pric^«-roort übrigens au(^ nod) lügt, benn ber ^ob foftet ba§Seben — fo mirft ^u e§ billig finben, baf§ ic^ anc^ t)on®ir einiges begehre.« »SBaS @uer ©naben nur befeljlen; id) ftel)e ju^ienft!« rief

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Czerningasse7aschabdenruesselsgraffito.jpg
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Sgraffito "Schab den Rüssel" im Innenhof des Hauses Czerningasse 7a