Schütze (Sternbild)

Sternbild
Schütze
Legende
Astronomischer NameSagittarius
GenitivSagittarii
KürzelSgr
Rektaszension17431217h 43m 12s bis 20284120h 28m 41s
Deklination1548361−45° 16′ 39″ bis 1885966−11° 40′ 34″
Fläche867,432 deg²
Rang 15
Voll­stän­dig sicht­bar45° N bis 90° S
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europaSommer (teilweise)
Anzahl der Sterne heller als 3 mag7
Hellster Stern (Größe)Epsilon Sagittarii (1,79 mag)
Meteorströme
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
QuellenIAU
Der Schütze mit Pfeil und Bogen in der Hand (Darstellung ähnlich dem Centaurus aus der Uranographie von Johann Elert Bode)
Der Schütze mit Pfeil und Bogen in der Hand (Darstellung ähnlich dem Centaurus aus der Uranographie von Johann Elert Bode)

Der Schütze (lateinisch Sagittarius, astronomisches Zeichen ♐) ist ein Sternbild der Ekliptik.

Beschreibung

Das Sternbild Schütze, wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann

Der Schütze ist das südlichste Tierkreis-Sternbild, er liegt zwischen dem Skorpion und dem Steinbock (Capricorn).

Die hellsten Sterne des Schützen bilden eine Form, die an einen Teekessel erinnert. Im englischen Sprachraum wird er daher häufig als „Teapot“ bezeichnet.

Der Schütze liegt in den sternenreichsten Bereichen der Milchstraße; in dieser Richtung befindet sich das galaktische Zentrum. Daher findet man im Schützen eine Vielzahl nebliger Objekte, wie Offene Sternhaufen, Kugelsternhaufen und Gasnebel. Bereits im Prismenfernglas bietet der Schütze einen prächtigen Anblick. Von Deutschland aus ist er allerdings nicht gut zu beobachten, da er aufgrund seiner südlichen Lage im Sommer tief am Himmel steht.

Durch den Schützen zieht sich die Ekliptik, daher wandern die Sonne, der Mond und die Planeten durch dieses Sternbild. Die Sonne hält sich derzeit vom 18. Dezember bis zum 20. Januar im Schützen auf.

Geschichte

Der Ursprung des Namens des Sternbildes geht vermutlich auf ein frühes Volk von Reiternomaden zurück und wurde von den Sumerern übernommen.

Bei den Babyloniern verkörperten die Sterne Pabilsang, einen Gott mit Löwenkopf und Flügeln.

Für die alten Ägypter und Inder stellte das Sternbild einen Reiter oder Bogenschützen dar.

Bei den Griechen der Antike existierten unterschiedliche Deutungen. So sah man darin einen weiteren Zentauren am Himmel oder Krotos, einen Menschen, der die Kunst des Bogenschießens erfand.

Das Sternbild war Namensgeber und bestimmte die ursprüngliche Position des Tierkreiszeichens Schütze. Aufgrund der Präzessionsbewegung der Erdachse hat sich der Zeitpunkt des Sonnendurchgangs allerdings gegenüber der Antike verschoben.

Der Schütze gehört zu den klassischen 48 Sternbildern, die von Ptolemäus beschrieben wurden.

1932 entdeckte Karl Jansky im Schützen die starke Radioquelle Sagittarius A*. Nach derzeitigem Forschungsstand handelt es sich dabei um ein supermassives Schwarzes Loch mit ca. 4,3 Millionen Sonnenmassen im Zentrum der Milchstraße.[1]

Am 15. August 1977 wurde das so genannte Wow-Signal für 72 Sekunden vermutlich vom Sternbild Schütze empfangen. Die Natur des Signals bleibt jedoch ungeklärt.

Mythologie

Der Schütze ist ein schwierig zu deutendes Sternbild. Oft wird dem Sternbild der Zentaur Cheiron zugeordnet. Nicht nur, weil dieser ein guter Bogenschütze war, sondern auch weil er einen Pfeil auf den Skorpion schoss, der den Jäger Orion stach und dies leicht erkennbar ist, wenn man die Sternbilder Skorpion und Schütze nebeneinander sieht. Dies ist dennoch sehr unwahrscheinlich, da Cheiron bereits als Zentaur am Himmel zu sehen ist.

Die Sage über den Satyr Krotos, Sohn des Pan und der Eupheme, der Amme der Musen, ist möglicherweise auch erst nachträglich zugeordnet worden.

Darüber hinaus enthält die griechische Mythologie keinen konkreten Hinweis, ob dieser Zentaur einen besonderen Charakter darstellt. Es könnte sich einfach nur um einen normalen Ableger der Zentaurenrasse handeln. Dies ist möglich, weil die Griechen das Sternbild von den Babyloniern übernommen haben. Für die Babylonier könnte das Sternbild eine Form ihres Hauptgottes Marduk darstellen.[2]

Himmelsobjekte

Sterne

BFNamen o. andere BezeichnungenGröße (mag)LjSpektralklasse
105ε20Epsilon Sagittarii, Kaus Australis1,9143B9.5 III
118σSigma Sagittarii, Nunki2,05224B2.5 V
106ζ38Askella2,6089A3 IV
104δ19Delta Sagittarii, Kaus Medius2,72ca. 350K3 III
111λ22Lambda Sagittarii, Kaus Borealis2,8278K0 IV
116π41Albaldah2,88440F2 II/III
103γ10Gamma Sagittarii, Alnasl oder Nash2,9896K0 III
107ηEta Sagittarii3,10149M2 III
121φ27Phi Sagittarii3,17231B8.5 III
119τ40Tau Sagittarii3,31120K1 / K2III
114ξ237Xi Sagittarii3,52372G8 / K0II/III
115ο39Manubrij3,76139K0 III
112μ13Polis3,843912B2 III
117ρ1443,92122F0 III/IV
102β1Arkab Prior3,96378B9 V
101αAlpha Sagittarii, Rukbat3,97170B8 V
109ι4,12189K0 III
102β2Arkab Posterior4,27139F2 III
108θ14,37618B2.5 IV
400V38724,43448M4 III
120υ464,521673F2p
4003X4,531077F7 II
200bb1594,541208K3 III
400HR 67664,55348K0 III Cnpvar
200hh2524,59189B8 / B9V
400HR 68424,66700K3 III
103γ14,662078G0 Ib/II
124ω58Omega Sagittarii4,7ca. 85G5 IV
40044,74437B9 V
400HR 76524,77405K4 III
400214,81597A1 / A2V
400604,84341G8 II/III
113ν132Ain al Rami4,861853K1 II
123ψ4,86330K0 / K1III
400HR 70294,86451B2 V
200ff564,87205K0 III
200dd434,88536K0 III
400114,96244K0III
400HR 76594,99325K1 III/IV
113ν2355,00270K1 Ib/II
400HR 66935,00935K5 / M0III
400615,01292A2 V
122χ1475,02221A4 IV/V
114ξ1365,025018B9.5 Ib
200ee2555,06175F3 IV/V
400HR 69445,12213B9 / B9.5 V
400295,22750K2 III
400HR 69605,282234B2 III/IV
400155,29B0/1Ia/ab
108θ25,30157A4 / A5IV
400HR 77035,3220K2 V
400V39615,32339A0p
400V40505,33619B7 Ib/II
40075,371106F2 / F3 II/III
400HR 69365,37350A5 V
400285,371279K5 III
122χ35,45506K3 III
400HR 74545,46101F7 V
400HR 73985,46254K1 / K2 III
400145,49506K2 III
400245,493434K3 III
400HR 74965,49120F5 V
400HR 72115,49546A0 V

Der hellste Stern im Schützen ist Epsilon Sagittarii, ein 145 Lichtjahre entfernter Blauer Riese mit der 250fachen Leuchtkraft unserer Sonne. Im Prismenfernglas erscheint er als Doppelstern. In einem Abstand von 3,3 Bogenminuten wird ein Stern der 7. Größenklasse sichtbar. Es handelt sich allerdings nicht um ein Sternsystem, bei dem die Sterne durch die Schwerkraft aneinander gebunden sind. Beide Sterne liegen nur von der Erde aus gesehen in derselben Richtung. Der Name Kaus Australis ist aus dem Lateinischen und Arabischen zusammengesetzt und bedeutet „Südlicher Bogen“.

Sigma Sagittarii, ebenfalls ein Blauer Riese, ist 245 Lichtjahre entfernt. Der Name Nunki geht auf den sumerischen Gott Ninki zurück.

Zeta Sagittarii ist ein 89 Lichtjahre entfernter, weiß leuchtender Stern der Spektralklasse A3. Der Name Askella bedeutet „Achsel“ (des Schützen).

Der orange leuchtende Gamma Sagittarii ist 96 Lichtjahre entfernt und gehört der Spektralklasse K0 III an. Der Name Alnasl ist arabischen Ursprungs und leitet sich von „Pfeilspitze“ ab.

Alpha Sagittarii ist nicht, wie meist üblich, der hellste Stern des Sternbildes, sondern lediglich ein Stern der 3. Größenklasse. Er ist 170 Lichtjahre entfernt. Sein Name Rukbat kommt ebenfalls aus dem Arabischen und bezeichnet das „Knie“ des Schützen.

Doppelsterne

SystemVmagAbstand
ε1,92,4″
σ2,05309″
ζ2,6075″
π2,880,1″
μ3,8416,9″

Veränderliche Sterne

SternGrößePeriodeTyp
R6,7 bis 12,8268,8 TageMira-Typ
W4,3 bis 5,17,595 TageCepheid
X4,3 bis 4,97,011Cepheid
RY6,0 bis 15R-Coronae-Borealis-Stern
RR6 bis 14334,6Mira
RU6 bis 14240,3Mira

W und X Sagittarii sind veränderliche Sterne vom Typ der Cepheiden. Diese Sterne pulsieren regelmäßig und verändern dabei ihre Helligkeit.

RR und RU Sagittarii sind Veränderliche vom Mira-Typ. Sterne dieses Typs weisen über lange Zeiträume starke Helligkeitsschwankungen auf.

Messier- und NGC-Objekte

Messier (M)NGCsonstigeVmagTypName
M 86253Lagunennebel5,8GasnebelLagunennebel
M 1766187,0GasnebelOmeganebel, Schwanennebel
M 1866136,9Offener Sternhaufen
M 2065148,5GasnebelTrifidnebel
M 2165315,9Offener Sternhaufen
653713Planetarischer Nebel
M 2266565,1Kugelsternhaufen
M 2369495,5Offener Sternhaufen
M 244,6Ansammlung von Sternen
M 25IC 47254,6Offener Sternhaufen
M 2866265,1Kugelsternhaufen
M 5467157,6Kugelsternhaufen
M 5568096,4Kugelsternhaufen
M 6966377,6Kugelsternhaufen
M 7066818,0Kugelsternhaufen
M 7568648,5Kugelsternhaufen
66377,6Kugelsternhaufen
65228,6Offener Sternhaufen
65448,3Kugelsternhaufen
65468,0Offener Sternhaufen
65538,3Kugelsternhaufen
65688,6Offener Sternhaufen
65957,0Offener Sternhaufen
66458,5Offener Sternhaufen
66498,9Offener Sternhaufen
66528,9Offener Sternhaufen
67167,5Offener Sternhaufen
67237,3Kugelsternhaufen
681810,0Planetarischer Nebel
68228,8GalaxieBarnards Galaxie

Im Schützen ist eine Vielzahl von nebligen Objekten sichtbar. Fünfzehn nahm der französische Astronom und Kometenjäger Charles Messier in seinen Katalog (Messierkatalog) auf. Der Schütze ist damit das Sternbild mit den meisten „Messierobjekten“.

Die Sterne, Gas- und Dunkelwolken der Milchstraße versperren allerdings die Sicht auf weiter entfernte Objekte. Daher ist im Schützen nur eine hellere Galaxie sichtbar.

M 8 ist ein ausgedehnter Gasnebel in 6.000 Lichtjahren Entfernung. In den hellen Emissionsnebel ragt eine längliche Dunkelwolke, die an eine dunkle Lagune erinnert. M 8 wird daher auch als der „Lagunennebel“ bezeichnet. In den Nebel eingebettet ist ein Offener Sternhaufen. Die Region um M 8 ist ein Gebiet aktiver Sternentstehung. Bereits in kleineren Teleskopen bietet sich ein großartiger Anblick.

M 17 ist ein 6.000 Lichtjahre entfernter Emissionsnebel. Schon im Fernglas zeigt sich ein länglicher Nebel. Im Teleskop werden interessante Strukturen sichtbar, insbesondere, wenn man einen Interferenzfilter benutzt. Aufgrund seiner gebogenen Form wird M 17 auch als Omeganebel oder Schwanennebel bezeichnet.

M 18 ist ein eher unscheinbarer Sternhaufen in 4.000 Lichtjahren Entfernung.

M 20 ist der berühmte, oft abgebildete „dreigeteilte“ Trifidnebel, ein 6.000 Lichtjahre entfernter Emissionsnebel. Durch den Nebel ziehen sich dunkle Staubbänder, die ihn bildlich unterteilen. Allerdings braucht man gute Beobachtungsbedingungen (ein dunkler Himmel ohne künstliche Aufhellung und Dunst) um die Strukturen zu erkennen.

M 21 ist wiederum ein eher unspektakulärer offener Sternhaufen in 4.000 Lichtjahren Entfernung.

M 22 ist ein 10.000 Lichtjahre entfernter Kugelsternhaufen. Er ist der hellste Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel und kann mit dem Teleskop am Rand in Einzelsterne aufgelöst werden.

M 23 ist ein offener Sternhaufen in 2.200 Lichtjahren Entfernung. Schon mit kleineren Teleskopen sind etwa 40 Sterne zu sehen.

M 24 ist eine dichte Ansammlung von Sternen der Milchstraße. Mit bloßem Auge erscheinen sie als „Sternwolke“.

M 25 ist ein offener Sternhaufen in 2.500 Lichtjahren Entfernung. Er ist bereits mit bloßem Auge erkennbar. In einem kleineren Teleskop werden etwa 50 Sterne sichtbar.

M 28 ist ein 20.000 Lichtjahre entfernter Kugelsternhaufen. Im mittleren Teleskop kann der Rand in Einzelsterne aufgelöst werden.

M 54 ist ein Kugelsternhaufen, der mit 80.000 Lichtjahren sehr weit von der Sonne entfernt ist. Er gehört auch nicht zum Kugelsternhaufen-System unserer Milchstraße, sondern zu einer Zwerggalaxie. Um ihn in Einzelsterne aufzulösen benötigt man ein größeres Teleskop.

M 55 ist mit 18.000 Lichtjahren Entfernung wesentlich näher. Der Kugelsternhaufen kann im mittleren Teleskop vollständig in Einzelsterne aufgelöst werden.

M 69 ist ein 30.000 Lichtjahre entfernter Kugelsternhaufen. Um ihn aufzulösen benötigt man ein größeres Teleskop.

M 69, M 70 und M 75 sind Kugelsternhaufen, die schwieriger zu beobachten sind, da man ein größeres Teleskop benötigt, um sie aufzulösen. M 69 und M 70 sind 30.000 Lichtjahre entfernt, M 75 60.000 Lichtjahre.

NGC 6818 ist ein 6.000 Lichtjahre entfernter Planetarischer Nebel, also die abgestoßene Gashülle eines Sterns. Im mittleren Teleskop ist ein ovales grünliches Scheibchen sichtbar.

NGC 6822 ist eine 2 Millionen Lichtjahre entfernte Zwerggalaxie, die zur lokalen Gruppe gehört. Aufgrund ihrer geringen Helligkeit ist sie relativ schwierig zu beobachten. Sie wurde erst 1884 von Edward Barnard entdeckt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Schütze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Sagittarius – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. wissenschaft.de: Ein Monster im Visier (Memento vom 29. Juli 2009 im Internet Archive), Astronomen vermessen das Schwarze Loch im Milchstraßenzentrum, Nachricht vom 10. Dezember 2008
  2. Werner Perrey: Sternbilder und ihre Legenden. Urachhaus, Stuttgart 1999, ISBN 3-8251-7172-8.


Auf dieser Seite verwendete Medien

Circle-question-red.svg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
SagittariusCC.jpg
Autor/Urheber: Till Credner, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Foto des Sternbildes Sagittarius, dem Schützen
Sagittarius.jpg
Autor/Urheber: Jacopo Montano, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sagittarius