Saturn (Mythologie)

Saturn verschlingt seinen Sohn (Rubens, 1636)

Saturn (lateinisch Saturnus) ist in der römischen Mythologie der Gott der Aussaat. Er wurde schon früh mit dem griechischen Kronos gleichgesetzt.

Mythos

Saturn war Gott des Ackerbaus und galt als Symbol des mythischen Goldenen Zeitalters, der Saturnia regna.

Saturn wurde mit dem griechischen Titan Kronos identifiziert. Entsprechend wurde von ihm ebenfalls berichtet, er habe seinen Vater überwältigt, kastriert und anschließend seine Kinder gefressen, bis er schließlich von seinem sechsten Kind, Jupiter, gestürzt worden sei.

Abweichend vom Mythos um Kronos floh Saturn nach seiner Entmachtung zusammen mit Ops (sie entspricht der griechischen Rhea), der römischen Göttin des Erntesegens und der Fruchtbarkeit, nach Latium. Dort wurde er von Janus aufgenommen und lehrte die Einwohner Latiums die Kunst des Ackerbaus.

Zusammen mit Saturn wurde die weithin vergessene Göttin Lua (die von den Römern ursprünglich als seine Frau oder auch Tochter angesehen wurde) geehrt, die mit Verderben in Verbindung gebracht wurde.

Kult

Im Tempel des Saturn am Fuß des Kapitols wurde der römische Staatsschatz (aerarium Saturni) aufbewahrt. Sein Hauptfest, die Saturnalien, fand alljährlich vom 17. Dezember an über mehrere Tage hin statt. Es war die populärste und fröhlichste Feierlichkeit im antiken Rom (man beschenkte einander und bewirtete die Sklaven am eigenen Tisch). Er ist auf dem Wappen der Gemeinde Sutri (Sutrium/Latium) dargestellt.

Astrologie und Chronologie

Ihm ist Saturn, der sechste und im Altertum der äußerste (und somit der sich am langsamsten bewegende) der Planeten zugeordnet. Nicht der sechste, sondern der erste Tag der siebentägigen hellenistischen Planetenwoche, die in der frühen Kaiserzeit an die Stelle der althergebrachten achttägigen römischen Marktwoche (Nundinum) trat, hieß im Lateinischen dies Saturni, der „Tag des Saturn“. Hiervon ist auch der Name des Samstags im Englischen (Saturday), Niederländischen (Zatertag), Albanischen (e shtunë) sowie in den keltischen Sprachen (irisch Dé Sathairn, bretonisch Sadorn) abgeleitet.

Deutsch Samstag geht seinerseits hingegen über griechisch σάββατον (sábbaton) auf hebräisch שַׁבָּת (shabát) zurück, also auf den Schabbat, den siebenten und letzten Tag der jüdischen Woche, an dem das Ruhegebot gilt.[1] Da Schabbat und dies Saturnus auf den gleichen Tag fielen, wurden sie allerdings bereits in antiker Zeit häufig gleichgesetzt. So behauptete Tacitus, der gegenüber den Juden nicht wenige Vorurteile pflegte, sie würden wegen einer Neigung zum Müßiggang jedes siebente Jahr nicht arbeiten und am Schabbat den Saturn bzw. eine mit ihm identifizierte Astralgottheit anbeten. (Annales 5,4,3–4).[2] Die Vorstellung, dass der Lauf des Saturn eine besondere, schicksalhafte Bedeutung für die Judenheit habe („Saturnismus“), wurde in späteren Jahrhunderten aber auch im Judentum wirkmächtig.[3] Sie berief sich zumal auf seinen Namen im Hebräischen, שַׁבְּתַאי (shabtái), der allerdings erst in römischer Zeit, also unter dem Einfluss der griechisch-römischen Astrologie und in Analogie zum dies Saturnus, geprägt wurde – anders als im Lateinischen wurde im Hebräischen mithin nicht der Wochentag nach dem Planeten benannt, sondern das Gegenteil ist der Fall.[4]

In der mittelalterlichen Astrologie stand Saturn – der traditionell mit einer Sichel oder Sense dargestellt wird – für Unglück: Sorgen, Melancholie, Krankheiten und harte Arbeit, jedoch auch für Ordnung und Maß.

Literatur

  • Bernd Harald Krause: Iuppiter Optimus Maximus Saturnus. Ein Beitrag zur ikonographischen Darstellung Saturns (= Trierer Winckelmannsprogramme. Band 5). von Zabern, Mainz 1984.
  • Attilio Mastrocinque: Saturnus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 11, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01481-9, Sp. 116–118.
  • Georg Wissowa: Saturnus. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 4, Leipzig 1915, Sp. 427–444 (Digitalisat).
  • Frank Bezner: Kronos. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 404–407.

Weblinks

Commons: Saturnus (deus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag Samstag im: Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache; dortige Angaben zur Etymologie entsprechend Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 2. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1993.
  2. Rene S. Bloch: Antike Vorstellungen vom Judentum: Der Judenexkurs des Tacitus im Rahmen der griechisch-römischen Ethnographie. Franz Steiner, Historia – Einzelschriften 60, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07664-6, S. 86 und 189, Anmerkung.
  3. S. hierzu die Monographie von Moshe Idel: Saturn's Jews: On the Witches' Sabbat and Sabbateanism. Continuum, London und New York 2011.
  4. Eviatar Zerubavel: The Seven Day Circle: The History and Meaning of the Week. University of Chicago Press 1989, S. 17–19. Auch die 1869 von Abraham Kuenen aufgestellte Hypothese, dass der Schabbat ursprünglich ein von den Kenitern übernommenes, also heidnisches Saturnfest gewesen sei und seinen Namen dem mutmaßlichen akkadischen Namen des Planeten bzw. einer ihm zugewiesenen Gottheit verdanke, wird in der jüngeren Forschung einhellig zurückgewiesen, s. hierzu Alexandra Grund: Die Entstehung des Sabbats. Seine Bedeutung für Israels Zeitkonzept und Erinnerungskultur (= Forschungen zum Alten Testament 75). Mohr Siebeck, Tübingen 2011, S. 2ff.

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Saturn, Jupiter's father, devours one of his sons.