Sascha Schneider

Sascha Schneider, 1896

Sascha Schneider (r.) mit Karl May, 1904

Sascha Schneider (* 21. September 1870 in Sankt Petersburg; † 18. August 1927 in Swinemünde; eigentlich Rudolph Karl Alexander Schneider) war ein deutscher Professor, Bildhauer und Maler, der vor allem als Illustrator der Deckelbilder der Reiseerzählungen von Karl May bekannt wurde.

Leben und Wirken

Grabstelle von Sascha Schneider im April 2018

Kindheit und Jugend verbrachte Sascha Schneider, Sohn eines Redakteurs und Druckereibesitzers, in St. Petersburg. 1881 siedelte die Familie zunächst nach Zürich über. Nach dem Tod des Vaters zog die Familie nach Dresden weiter, wo er das Kreuzgymnasium besuchte.

Schneider begann 1889, nach dem Abitur, ein Kunststudium an der Dresdner Kunstakademie. 1893 bezog er mit einem Kollegen ein Atelier und bestritt ab 1894 Ausstellungen. Sein eigenes Atelier eröffnete er 1900 in der Zaschendorfer Straße 81 in Meißen, in dessen heutigem Stadtteil Cölln er in der Johanneskirche ein Fresko gestaltete. Im Rahmen der Kunstausstellung Düsseldorf 1902 wurde sein Bild „Um die Wahrheit“ im Raum „Dresden“ des Ausstellungspalasts ausgestellt.^[1] Von 1900 bis 1904 lebte Schneider im Haushalt seiner verwitweten Mutter und seiner unverheirateten Schwester. In dieser Zeit erhielt er den Auftrag, die Wandelhalle des Kölner Opernhauses auszumalen. Er schuf für das Tonnengewölbe einen Zyklus, der die Geschichte der Menschheit darstellte, und für die Wände Zyklen der Musikgeschichte und des Weltschriftentums. Die Gemälde wurden 1937/38 entfernt. Sie galten seitdem als verschollen. Private Forschungen haben ergeben, dass sie im Kölner Stadtmuseum archiviert sind. Die Gemälde sind öffentlich nicht zugänglich und in desolatem Zustand.^[2]

Ab 1902 war er mit Kuno Ferdinand Graf von Hardenberg befreundet, mit dem er intensiv korrespondierte und der ihn auch finanziell unterstützte.^[3] Im Jahr 1903 lernte er den Schriftsteller Karl May kennen. Nachdem Schneider schon diverse Wandgemälde in Leipzig gestaltet hatte, gab May im Oktober 1903 das Wandgemälde Der Chodem bei Schneider in Auftrag. Ein halbes Jahr später beschloss May, seine Reiseerzählungen im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld mit neuen symbolistischen Deckelbildern von Sascha Schneider (Sascha-Schneider-Ausgabe) ausstatten zu lassen. Schneider vertraute Karl May seine homosexuelle Orientierung an. Dies hinderte Karl May nicht daran, eine Serie von neuen Titelbildern bei Schneider in Auftrag zu geben (z. B. Durch die Wüste, Durchs wilde Kurdistan, Am Rio de la Plata).^[4] Unter dem Druck der Verleger wurden diese Darstellungen jedoch schon anlässlich der nächsten Auflage ausgewechselt und in kleine Kunstmappen verbannt.^[4] 1904 wechselte Schneider als Professor an die Großherzoglich-Sächsische Kunstschule in Weimar. Er ließ sich ein großes Atelier bauen, wo er in den folgenden Jahren viele monumentale Männerskulpturen und Gemälde erschuf. In dieser Zeit war er mit dem Maler Hellmuth Jahn liiert.^[4] Als Jahn begann, Schneider zu erpressen, floh dieser nach Italien, wo Homosexualität zu jener Zeit straffrei war. Dort lernte er den Maler Robert Spies kennen. Gemeinsam reisten beide in den Kaukasus. Für ein knappes halbes Jahr kehrte er nach Leipzig zurück und wohnte danach bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Florenz, wo er mittlerweile den Maler und Bildhauer Daniel Stepanoff kennengelernt hatte. Als Künstler wurde ihm in Deutschland zu jener Zeit die gebührende Anerkennung verweigert. Seine Skulptur Badende Knaben, die er 1909 für das Albertinum in Dresden geschaffen hatte, wurde 1912 wegen „Aufreizung zur widernatürlichen Unzucht“ abgelehnt.^[5][4][6]

Nach 1914 lebte Schneider im Künstlerhaus Dresden-Loschwitz^[7] oder in Hellerau bei Dresden.^[4] Gemeinsam mit einem Generaloberst und einem Sportmeister gründete er die Kraft-Kunst, ein Institut für Körperausbildung und Erziehung. Dort trainierten unter anderem junge männliche Aktmodelle, die Schneider auf seinen Körperkulturbildern festhielt.^[4]

Schneider starb 1927 nach einer Zuckerentgleisung eines Diabetes mellitus mit anschließendem Koma; sehr wahrscheinlich ist ein Suizid(versuch). Dies geschah auf einer Schiffsrundreise kurz vor dem Einlaufen des Schiffes in den Hafen von Swinemünde. Seine Grabstelle befindet sich auf dem Loschwitzer Friedhof, die mit einer Porträtbüste von Paul Peterich ausgestattet wurde.

Sascha Schneider war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.^[8]

Werke

• 1902: Wand- und Deckengemälde für die Wandelhalle im alten Kölner Opernhaus. Die Gemälde stellten die Geschichte der Menschheit sowie die Geschichte des Weltschriftentums und der Musik dar. Sie wurden 1937/38 entfernt und galten als verschollen. Private Forschungen haben ergeben, dass sie im Kölner Stadtmuseum archiviert sind. Die Gemälde sind öffentlich nicht zugänglich und in desolatem Zustand.^[9]

• Mein Gestalten und Bilden, 1912, autobiographische Schrift
• Titelzeichnungen zu den Werken Karl Mays. Mit einführendem Text von Prof. Dr. Johannes Werner. Verlag von Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg i. Br. 1905
• Brunnenmosaik in Bad Schandau. Für die in den Jahren 1921 bis 1922 in Bad Schandau gebaute Brunnenhalle schuf Sascha Schneider ein noch heute erhaltenes großes Glasmosaik. Dieses zeigt eine Nymphe, die aus den wallenden Nebeln der Quelle tritt. Mit ausgebreiteten Armen hebt sie zwei Schalen empor, aus denen das heilende Wasser fließt. Alte, Gebrechliche und junge Leidende halten ihre Schalen hin und trinken das Wasser.^[10] Das Mosaik wurde von 1991 bis 1993 von der Firma Dyroff aus Dippoldiswalde restauriert.
• Ruhebänke vor der Gruft von Karl May in Radebeul. Nach dem Tode Karl Mays schuf Sascha Schneider 1912 die beiden vor der Gruft auf dem Friedhof Radebeul stehenden Ruhebänke aus Stein. Schneider selbst änderte seinen ursprünglichen Entwurf, welcher noch Sphingen vorsah, ab und entschied sich dann für Löwen.^[11]

Bildergalerie

• 

  „Der Anarchist“ (1894)

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  „Der Mammon und sein Sklave“ (1896)

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  Deckelbild für Old Surehand von Karl May (1904)

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  Deckelbild für Winnetou III von Karl May (1904)

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  Deckelbild für Am Rio de la Plata von Karl May (1904)

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  Deckelbild für Ardistan und Dschinnistan von Karl May (1904)

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  Deckelbild für Friede auf Erden von Karl May (1904)

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  „Hypnose“ (1904)

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  „Morgendämmerung“ (1905)

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  „Ikarus“ (1906)

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  „Mondnacht“ (1906)

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  „Nackter Satyr“ Bleistift-Kohle-Zeichnung (Weimar 1906)

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  „Gymnasion“ (ca. 1912)

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  „Knabenkopf“, Aquarell (ca. 1912)

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  „Das Gefühl der Abhängigkeit“ (1920)

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  „Tobias und der Engel“ (1921)

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  „Jüngling in einem blauen Mantel“ (1921)

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  Sascha Schneider in seinem Atelier 1902

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  Ehemaliges Atelier und Wohnhaus von Sascha Schneider in Meißen

Literatur

• Silke Opitz (Hrsg.): Sascha Schneider – Ideenmaler & Körperbildner. Verlag der Bauhaus-Universität Weimar, Weimar 2013, ISBN 978-3-86068-489-4
• Frank Andert (Redaktion): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtverwaltung, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9
• Rolf Günther: Der Symbolismus in Sachsen 1870–1920. Dresden, Sandstein, 2005, ISBN 3-937602-36-4
• Christiane Starck: Sascha Schneider. Ein Künstler des deutschen Symbolismus. Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag Kunstgeschichte Bd. 5, Tectum Verlag, Marburg 2016, ISBN 978-3-8288-3805-5
• Hans-Dieter Steinmetz, Hartmut Vollmer (Hrsg.): Karl May. Briefwechsel mit Sascha Schneider. Karl-May-Verlag, Bamberg & Radebeul 2009, ISBN 978-3-7802-0093-8
• Annelotte Range: Zwischen Max Klinger und Karl May. Karl-May-Verlag, Bamberg 1999, ISBN 3-7802-3007-0
• Klaus Funke: Die Geistesbrüder. Roman einer Künstlerfreundschaft. Karl May und Sascha Schneider. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2013, ISBN 978-3-89876-651-7
• Felix Zimmermann: Sascha Schneider. Verlag der Schönheit, Dresden 1924
• Hansotto Hatzig: Karl May und Sascha Schneider. Dokumente einer Freundschaft. In: Beiträge zur Karl-May-Forschung, Band 2, Bamberg 1967
• Hans-Gerd Röder: Sascha Schneider – ein Maler für Karl May. Karl-May-Verlag, Bamberg 1995, ISBN 3-7802-0280-8
• Rolf Günther, Klaus Hoffmann: Sascha Schneider & Karl May – Eine Künstlerfreundschaft. Karl-May-Stiftung, Radebeul 1989, ISBN 3-910035-03-5

Weblinks

Commons: Sascha Schneider – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

• Literatur von und über Sascha Schneider im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• HANS-GERD RÖDER: Sascha Schneider – ein Maler der Jahrhundertwende. Zur Einführung in die Ausstellung des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden
• Werke von und über Sascha Schneider in der Deutschen Digitalen Bibliothek
• Gymnasion
• Artikel im Karl-May-Wiki / Sascha-Schneider-Portal im Karl-May-Wiki
• Winnetou auf hoher Klippe beim Lichtgebet. www.welt.de, 6. Juni 2014

Einzelnachweise

1. ↑ Abbildung „Um die Wahrheit“, in Paul Clemen: Die deutsch-nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf. In: Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. Heft 23, 1902, S. 535 (Digitalisat)
2. ↑ https://www.karl-may-gesellschaft.de/index.php?seite=mininewsdetails&sprache=de&showdetail=133
3. ↑ Bernd-Ulrich Hergemöller, Nicolai Clarus: Mann für Mann: biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum, Teil 1, LIT-Verlag, Münster 2010. ISBN 978-3-643-10693-3, S. 1070.
4. ↑ ^{a b c d e f} Bernd-Ulrich Hergemöller, Mann für Mann, Seiten 636/637
5. ↑ Hansotto Hatzig: Karl May und Sascha Schneider, Dokumente einer Freundschaft. Bamberg, Karl-May-Verlag 1967
6. ↑ Erwin In het Panhuis: Karl Mays ziemlich offen schwuler Künstlerfreund, queer.de, erschienen und abgerufen am 20. September 2020.
7. ↑ Frank Andert (Redaktion): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtverwaltung, Radebeul 2006, S. 174
8. ↑ kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Schneider, Sascha (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 26. Januar 2016)
9. ↑ https://www.karl-may-gesellschaft.de/index.php?seite=mininewsdetails&sprache=de&showdetail=133
10. ↑ Karl May: Briefwechsel mit Sascha Schneider, Karl-May-Verlag Bamberg-Radebeul, Band 93, 2009, verschiedene Seiten
11. ↑ Karl May: Briefwechsel mit Sascha Schneider, Karl-May-Verlag Bamberg-Radebeul, Band 93, 2009, S. 305 und 306.