San José (Schiff, 1700)

San José
Action off Cartagena, 28 May 1708. Undatiertes Ölgemälde von Samuel Scott (1702–1772), National Maritime Museum. Dargestellt ist die Explosion der San José.
Action off Cartagena, 28 May 1708. Undatiertes Ölgemälde von Samuel Scott (1702–1772), National Maritime Museum. Dargestellt ist die Explosion der San José.
Schiffsdaten
FlaggeSeekriegsflagge Spanien (1701–1760) Spanien
SchiffstypLinienschiff (Zweidecker)
KlasseSan-José
BauwerftMapil, Usurbil
Bestellung23. Dezember 1694
Kiellegung1697
Stapellauf1698
Übernahme1699
IndienststellungFebruar 1700
VerbleibAm 8. Juni 1708 explodiert
Schiffsmaße und Besatzung
LängeGeschützdeck: 38,90 m (Lüa)
Breite11,61 m
Tiefgang (max.)5,5 m
Verdrängung1051 t
 
Besatzung550
Takelung und Rigg
TakelungVollschiff
Anzahl Masten3
Bewaffnung

64 Kanonen

  • 26 × 18-Pfünder
  • 26 × 10-Pfünder
  • 12 × 6-Pfünder

Die San José war ein 64-Kanonen-Linienschiff[A 1] (Zweidecker) der gleichnamigen Klasse der Armada del Guardia de la Carrera de la Indias der spanischen Marine, das von 1700 bis 1708 in Dienst stand.

Geschichte

Die spätere San José wurde zusammen mit ihrem Schwesterschiff San Joaquín am 23. Dezember 1694 als Capitana (Flaggschiff) und Almiranta (Vize-Flaggschiff) für die Armada del Guardia de la Carrera de la Indias bestellt. Das Schiff wurde 1697 bei der Mapil-Werft in Usurbil auf Kiel gelegt. Der Stapellauf erfolgte 1698 und die Indienststellung nach Überführung nach Cádiz, unter dem Kommando von Capitán de navío Diego Asensio de Vicuña, im Februar 1700.[1]

Nach ihrer Indienststellung war das Schiff bis Frühjahr 1706 während des Spanischen Erbfolgekrieges in spanischen Gewässern aktiv. Darunter bei der Verteidigung von Cádiz im Jahr 1702 und zum Ende der Belagerung von Gibraltar im März 1705. Im Folgejahr am 10. März 1706 verließen die San José, ihr Schwesterschiff und das Kaperschiff Santa Cruz, welche als Sicherung eines zehn Handelsschiffe starken Geleitzuges eingesetzt waren, den Hafen von Cádiz mit dem Ziel Cartagena de Indias. Mit an Bord war Manuel de Oms y de Santa Pau, der Marqués de Castelldosrius und neue Vizekönig von Peru sowie der Erzbischof von Santa Fe. Die Flotte erreichte am 27. April ohne Zwischenfälle sicher ihr Ziel. Dort blieb das Schiff, bis es am 5. Januar 1708 als Teil einer Flotte nach Portobelo in Panama auslief, wo sie am 10. Februar eintraf. Hier wurde sie mit 344 Tonnen Gold- und Silbermünzen sowie 116 Kisten mit Smaragden aus Peru beladen und verließ am 28. Mai Portobelo wieder in Richtung Cartagena de Indias. Die Silberflotte bestand aus 14 Handelsschiffen und drei Kriegsschiffen.[1][2]

16 Seemeilen (rund 30 Kilometer) vor dem Hafen von Cartagena kam es am 8. Juni 1708 zum Seegefecht mit vier britischen Kriegsschiffen unter dem Kommando von Charles Wager. Seit 1701 befand sich Spanien im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges im Kriegszustand mit Großbritannien. Britische Kriegsschiffe versuchten dabei immer wieder die spanischen Silberflotten zu kapern. Während des fast zehn Stunden dauernden Seegefechtes vor Cartagena de Indias (englisch Wager’s Action, spanisch Batalla de Barú) wurde die San José in Brand geschossen und sank nach einer Explosion ihrer Pulverkammer. 578 Seeleute, Soldaten und Passagiere fanden dabei den Tod, nur elf Überlebende wurden später gerettet.

Das Wrack

San José (Schiff, 1700) (Kolumbien)
San José (Schiff, 1700) (Kolumbien)
Fundort der San Jose
Cartagena
Lage des Fundortes des Wracks bei Cartagena, Kolumbien

Der heutige Wert der Ladung wird auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Dieser enorme Wert befeuerte die Suche nach dem Wrack. Eine private Suchfirma schloss mit dem kolumbianischen Staat 1979 einen Vertrag, der ihr im Erfolgsfall einen Anteil am Fund zusicherte. 1981 verkündete die Firma, man habe das Gebiet, in dem das Schiff liege, lokalisiert. Dies wurde von Kolumbien aber nicht bestätigt. Die Gruppe wurde später vom amerikanischen Investorenkonsortium Sea Search Armada übernommen, das den Staat Kolumbien wegen angeblichen Vertragsbruchs auf Schadensersatz in Höhe von mehreren Milliarden Dollar verklagte. Nach jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen entschied ein US-Gericht jedoch im Jahr 2011, das Schiff gehöre Kolumbien.

Anfang Dezember 2015 gab Kolumbiens Staatspräsident Juan Manuel Santos bekannt, ein Team internationaler Experten des Nationalen Archäologischen Instituts und der Marine habe das Wrack am 27. November 2015 mit Hilfe von Schallortung nahe der Halbinsel Barú (unweit der Islas del Rosario) vor Cartagena gefunden und zweifelsfrei identifiziert.[3] In Cartagena soll nun ein Museum gebaut werden, um nach der Bergung den Schatz auszustellen.[4][5] Archäologen protestieren dagegen, dass ein Teil der Funde jedoch verkauft werden soll.[6]

Der Wert des Wracks wird 2017 auf 3–17 Milliarden US-Dollar (2,67–15,15 Mrd. Euro) geschätzt. Wem das Schiff gehört, ist umstritten: Gemäß einer UNESCO-Konvention über den Schutz von Gütern auf dem Meeresgrund dem Herkunftsland, also Spanien. Doch Kolumbien hat diese Konvention nicht unterzeichnet.[7] Auch die einheimische bolivianische Volksgruppe der Qhara Qhara erhebt Anspruch auf den Schatz. Deren Vorfahren seien im 16. Jahrhundert zur Zwangsarbeit in den spanischen Minen gezwungen worden. Neben Gold, Silber und Edelsteinen gehören dazu chinesisches Porzellan und auch die alten Kanonen sind von Wert.[8] Das kolumbianische Institut für Anthropologie und Geschichte (ICANH) kündigte 2024 als ersten Schritt eine Erkundung des Wracks mit ferngesteuerten Sensoren und als zweiten Schritt die Erstellung eines Katalogs der Fundstücke auf dem Meeresboden an.[9]

2022 entdeckte man in der Nähe der San José zwei weitere Wracks. Das Boot und der Schoner sollen aus derselben Zeit stammen.[8]

Bemerkungen

  1. Die San José wird in verschiedenen Quellen oft als Galeón (Galeone) angesprochen. Dieses bezeichnete aber zu ihrer Dienstzeit im Spanischen nicht den Schiffstyp, sondern jedes große spanische Schiff, welches Handelswaren und Schätze aus den Kolonien nach Europa beförderte.

Literatur

  • Rif Winfield, John Tredrea, Enrique Garcia-Torralba Pérez & Manuel Blasco Felip: Spanish Warships in the Age of Sail 1700–1860: Design, Construction, Careers and Fates. Seaforth Publishing, Barnsley 2023, ISBN 978-1-5267-9078-1 (englisch).

Einzelnachweise

  1. a b Rif Winfield, John Tredrea, Enrique Garcia-Torralba Pérez & Manuel Blasco Felip: Spanish Warships in the Age of Sail 1700–1860., S. 167.
  2. Presidencia de la República Colombia: Historia del Galeón San José (1696–1708) (spanisch), abgerufen am 9. Dezember 2015.
  3. Galeone "San José" vor Kolumbien gefunden – Aufgespürt nach 307 Jahren. In: Tagesschau.de. 12. Juni 2015, archiviert vom Original am 8. Dezember 2015; abgerufen am 8. Dezember 2015.
  4. BBC.com: Colombia says treasure-laden San Jose galleon found, 5. Dezember 2015, abgerufen am 8. Dezember 2015.
  5. Spiegel.de: Schiffswrack San José: Der Milliardenschatz vor Kolumbien ist gefunden, 5. Dezember 2015, abgerufen am 8. Dezember 2015.
  6. San José galleon: subject of science, not commerce Espeio de Navegantes, 5. Dezember 2015. – Spanisch.
  7. Milliardenschatz in der Karibik soll gehoben werden orf.at, 13. Juni 2017, abgerufen am 14. Juni 2017.
  8. a b ABC News: Two additional shipwrecks found off Colombian coast close to San José galleon, 7. Juni 2022, abgerufen am 18. Juni 2022.
  9. Die Schätze der versunkenen „San José“. In: spiegel.de. 25. Mai 2024, abgerufen am 1. Juni 2024.

Koordinaten: 9° 35′ 0″ N, 76° 15′ 25″ W

Auf dieser Seite verwendete Medien

Wager's Action off Cartagena, 28 May 1708.jpg

The English painter Samuel Scott (1702-1772) specialised in marine painting and views of London. A strong influence of the art of Willem van de Velde the Younger can be detected, particularly in his early work. This painting refers to Commodore (later Admiral) Charles Wager’s assault on a Spanish treasure fleet off Cartagena in modern-day Colombia on 28 May 1708. Wager’s vessel, the ‘Expedition’, 70 guns, is shown in the centre attacking the Spanish flagship, the ‘San José’, 60 guns. The force of the gunfire seems to blow the Spanish vessel apart in a cloud of smoke and flames, reflected on the water. The other two English ships to the right are the ‘Kingston’, 60 guns, and ‘Portland’, 54 guns. However, Wager was not well supported by his squadron whose captains were court martialled for not having performed their duty, and duly dismissed from their posts (Campbell and Berkenhout, ‘Lives of the British Admirals…’, vol.3 (London, 1785), p.210). Whilst Wager obtained enough from the supporting Spanish ships to make him rich, the ‘San José’ and the bulk of the fleet’s gold, silver and emeralds sank several hundred feet to the seabed, earning her the unofficial title of “holy grail of shipwrecks”.

This picture may have been the original used for the design of Wager’s monument in the north transept of Westminster Abbey, completed 1747 by the Flemish-born sculptor Peter Scheemakers, who is recorded in a sale catalogue of 1756 as owning a picture by “Mr Scot (sic)” of very nearly identical size (the present item is in fact two inches wider) entitled “The Taking the Galeons by Sir Charles Wager”. Wager’s death (24 May 1743) and the monument’s unveiling have therefore served as earliest and latest respective dates for its production. Scott seems to have used a drawing by van de Velde as a model for this composition and the ships are probably also based on older models rather than eyewitness accounts of the event.
Colombia relief location map.jpg
Autor/Urheber: Grundkarte Milenioscuro, Relief Alexrk2, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Physische Positionskarte von Kolumbien Quadratische Plattkarte. Geographische Begrenzung der Karte: