Samtamt Oldenburg

Das ehemalige Samtamt Oldenburg auch Samtamt Oldenburg-Stoppelberg in Ostwestfalen war ein Amt, der seit 1358 bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts vom Hochstift Paderborn und der Grafschaft Lippe (ab 1789 Fürstentum) gemeinsam verwaltet wurde.

Geographie

In einer Entfernung von etwa 20 km westlich des Weserabschnittes zwischen Höxter und Holzminden erstreckte sich das Gebiet des Amtes von Südosten nach Nordwesten. Im Osten grenzte das Amt an das Territorium der Abtei Corvey. Die Süd- und Westgrenze bildete das Gebiet des Bistums Paderborn und an seiner Nordgrenze lag die Grafschaft Lippe.

Seinen Namen erhielt das Amt Oldenburg von der um 1100 erbauten Oldenburg. Von dieser Burg steht heute nur noch ein im Jahre 1373 von den Freiherren von Oeynhausen errichteter viergeschössiger Wohnturm.

Er erhebt sich auf einer Anhöhe über der Straße, die vom Dorf Kollerbeck zur etwa 2 km entfernten Abteikirche Marienmünster führt. Dieser Turm wird heute privat bewohnt. Die Freiherren von Oeynhausen lebten bis ins 16. Jahrhundert auf der Oldenburg. Danach bewohnten sie ca. 3 km westlich, beim Dorf Sommersell, am Bach Greve das Gut Grevenburg als neuen Familiensitz.

Der Westen des Amtes Oldenburg ist Teil der fruchtbaren Lößlandschaft der Steinheimer Börde, während der östliche Teil zum Lipper Bergland gehört, das von der kahlen Kuppe des 497 m hohen Köterberges überragt wird.

Geschichte

1802 kam das Amt Oldenburg an Preußen. Von 1807 bis 1813 war es als Teil des Königreichs Westphalen unter französischer Herrschaft, bis es ab 1816 zur preußischen Provinz Westfalen gehörte. Heute liegt das Gebiet des ehemaligen Amtes Oldenburg im Kreis Höxter im Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Zum Amt Oldenburg gehörten 18 Orte, vorwiegend Dörfer und kleine bäuerliche Siedlungen oder Weiler, die nur aus einigen Gehöften bestanden.

Herrschaft, Verwaltung und Gerichtswesen

Die Verwaltung der Samtherrschaft war außerordentlich kompliziert.[1] Der Landesherr von „Oldenburg und Stoppelberg“ war seit der Fürstbischof von Paderborn. Die Bauerschaft Hagedorn hingegen hatte eine lippische Landeshoheit. Landesherrliche Einkünfte wurden nach einem bestimmten Schlüssel an das Stift und die Grafschaft (1789 Fürstentum) verteilt. Die Rechtsprechung erfolgte in erster Instanz gemeinschaftlich. In Oldenburg-Stoppelberg hatte der paderbornische Amtmann den Vorsitz. In zweiter Instanz war die lippische Regierung zuständig. Kompetenzstreitigkeiten waren dabei vorprogrammiert. Polizeiangelegenheiten wurden wohl Samt-Jahr-Gericht behandelt. Es setzte sich aus dem paderbornischen Drosten und dem lippischen Landgogreven und je einem Amtman aus Paderborn und Lippe zusammen. Das Jahrgericht hat im 18. Jahrhundert in Münsterbrock und als „Stoppelbergisches Gericht“ vor dem Schlagbaum von Steinheim.[2] Der Drost Friedrich Wilhelm Bruno von Mengersen vermerkte 1806, dass das Jahrgericht auch wie für das Samtamt Schwalenberg stets in Schwalenberg stattfand.

Der Amtmann von Oldenburg-Stoppelberg wurde vom paderbornischen Fürstbischof ernannt, die Unterbeamten (Richter, Vorsteher, Feldschützen) gemeinschaftlich mit dem lippischen Grafen/Fürsten.

Die Amtsdrosten waren bis zum Ende des Hochstifts meist die Herren von Mengersen zu Rheder:

  • Burchard Bruno von Mengersen zu Rheder (1670–1730)
  • Franz Joseph Maria von Mengersen zu Rheder (1705–1780)
  • Clemens August Bruno von Mengersen zu Rheder (1742–1800)
  • Friedrich Wilhelm Bruno von Mengersen zu Rheder (1777–1836)

Kirchliche Struktur

Das Gebiet war römisch-katholisch. Kirchlich wurden die Gemeinden des Amtes von den vier Pfarreien Marienmünster, Sommersell, Steinheim und Vörden (Marienmünster) betreut. Zum Pfarrbezirk Marienmünster gehörten die 12 Dörfer des Amtes Oldenburg, die im Norden, Osten und in der Mitte des Amtes Oldenburg lagen. Dazu gehörten: Münsterbrock, Born, Bremerberg, Kollerbeck, Großenbreden, Kleinenbreden, Papenhöfen, Löwendorf, Hohehaus, Langenkamp, Bönekenberg und Saumer. Zur Pfarrei Sommersell gehörten die Orte Entrup, Eversen und Kariensiek. Die Kirchbücher von Marienmünster und Sommersell werden heute im Erzbistumsarchiv Paderborn aufbewahrt. Steinheim, obwohl selbst nicht im Amt Oldenburg gelegen, war für das Dorf Rolfzen im Westen des Amtes zuständig, die Kirchenbücher liegen in der Pfarrei St. Marien in Steinheim und Eilversen, im Südostzipfel des Amtes, wurde von St. Kilian in Vörden betreut, obwohl Vörden auch nicht zum Amt Oldenburg gehörte.

Bis 1874 gab es in Löwendorf, und wahrscheinlich im ganzen Amt Oldenburg, keine evangelischen Gemeinden. Der einzige Ort in der Umgebung, der evangelische Kirchenbücher vor 1680 hatte, war die St.-Kiliani-Gemeinde in Höxter (Beginn 1649).

Quellen

Archivgut über das Amt Oldenburg aus der Zeit des 17. Jahrhunderts ist nur im geringen Umfang erhalten.

  • Landesarchiv NRW Abt. Ostwestfalen-Lippe
    • „Nachlaß Mönks“ (LAV NRW OWL, D 72, Nr. 73). Darin ist der Wortlaut alter Dokumente festgehalten, u. a. folgendes Schriftgut: Dienstregistratur des Amtes Oldenburg von 1633; Namen der Dienstpflichtigen / Landfuhren 1651–1653; Kollerbecker Einwohner im Holzverkaufsregister 1619–1626; Kollerbecker Familien, Renten und Gefälle 1534–1594; Auszüge aus dem Gogerichts-Register des Amts Oldenburg 1596–1655; Oldenburger Kornrechnungen; Lippisches Landesarchiv 1610–1707; Dienstregister Oldenburg 1651.
  • Landesarchiv NRW Abt. Westfalen (bis 2008 Staatsarchiv Münster)
    • Unterlagen des 16. bis 18. Jahrhunderts zum Samtamt Oldenburg[3]
    • "Designatio sine Catastrum" (Namenlisten von Einwohnern des ehemaligen Amts Oldenburg) von 1685 für die Orte Löwendorf, Saumer und Hohenhaus[4]
    • "Amts Oldenburg Specificatio Agrorum" (Namenlisten von Einwohnern des ehemaligen Amts Oldenburg) von 1656 für alle Orte im Amt Oldenburg[5]

Literatur

  • Anna Balint: Burg Oldenburg, in: Burgen, Schlösser und Adelssitze im Kreis Höxter, hg. vom Kreis Höxter, Höxter 2002.
  • Willy Gerking: Die Oldenburg bei Marienmünster. Zur lippisch-paderbornischen Geschichte der Oldenburg und ihrer Meierei, Detmold 2009.
  • Friedrich Keinemann: Das Hochstift Paderborn am Ausgang des 18. Jahrhunderts. Band 3, 1996, ISBN 3-8196-0405-7, S. 131–135.
  • Herbert Krüger, Höxter und Corvey: Ein Beitrag zur Stadtgeographie, in: Westfälische Zeitschrift 87 (1930).
  • Joseph Machalke: Die Abteikirche Marienmünster, hg. vom Katholischen Pfarramt Marienmünster, 1994.
  • Burkhard Meier: Nicht frei von Zwistigkeiten – Die lippisch-paderbornische Samtherrschaft über die Ämter Schwalenberg, Oldenburg und Stoppelberg, in: Die Warte 77 (1993).
  • Anton Mönks: Das Gericht Löwendorf und sein Archiv, in: Westfälische Zeitschrift 87 (1930).

Einzelnachweise

  1. Den besten Überblick bietet Friedrich Keinemann: Das Hochstift Paderborn am Ausgang des 18. Jahrhunderts. Band 3, 1996, ISBN 3-8196-0405-7, S. 131–135.
  2. Bei gutem Wetter, ansonsten im Rentmeisterhaus von Steinheim.
  3. Vgl. http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=1&tektId=364&id=083&klassId=43
  4. LAV NRW W Fürstbistum Paderborn, Kanzlei Nr. 494 Heft 67
  5. LAV NRW W Fürstbistum Paderborn, Kanzlei Nr. 767

Koordinaten: 51° 50′ N, 9° 14′ O

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Altes Wappen des Fürstbistum Paderborn, Deutschland