SBB RABDe 12/12

SBB RABDe 12/12
Zwei Mirages im Zürcher Weinland
Zwei Mirages im Zürcher Weinland
Anzahl:20
Hersteller:SWP, FFA, BBC, SAAS
Baujahr(e):1965–1967
Ausmusterung:2010
Spurweite:1'435 mm
Länge über Puffer:73'300 mm
Leermasse:170,0 t
Höchstgeschwindigkeit:125 km/h
Stundenleistung:2444 kW bei 80 km/h
Anfahrzugkraft:239 kN
Kupplungstyp:GFV
Sitzplätze:200
56 (1. Klasse)
144 (2. Klasse)
Klassen:1. und 2. Klasse

RABDe 12/12 ist die Typenbezeichnung einer Serie dreiteiliger Triebzüge der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), die 1967 in Betrieb genommen wurden. Die Beschaffung der 20 Triebzüge erfolgte im Hinblick auf die Einführung des Halbstundentakts auf der rechtsufrigen Zürichseebahn (ZürichMeilenRapperswil SG), um den knappen Fahrplan an der sogenannten Goldküste einhalten zu können. Die Züge hatten ursprünglich – bei den SBB eine Ausnahme – eine weinrote Farbgebung und erhielten aufgrund ihres Einsatzes an der Goldküste den Übernamen «Goldküstenexpress»; ebenfalls verbreitet war der Übername «Mirage».

Die Züge erreichten bis zu 125 km/h und bestanden aus zwei Zweite-Klasse-Endwagen sowie einem Zwischenwagen mit erster Klasse und einem Gepäckabteil. Mit der Einführung der S-Bahn Zürich wurden sie von den neuen Doppelstock-Pendelzügen (DPZ) auf andere Linien verdrängt. Die in den 1990er Jahren modernisierten Züge schieden auf Ende 2008 aus dem regulären Betrieb aus und dienten zunächst noch als Reserve.[1] Mitte 2010 wurde der letzte Mirage verschrottet.

Betrieb

Die RABDe 12/12 sind mit beidseitigen automatischen GF-Kupplungen ausgerüstet, um rationellen Betrieb zu gewährleisten. Die drei Fahrzeuge einer Einheit sind untereinander kurzgekuppelt und können im Normalbetrieb nicht getrennt werden. Weil das Sitzplatzangebot einer Einheit normalerweise nicht ausreichte, waren meist Doppeltraktionen im Einsatz; bis zu vier Einheiten können in Vielfachsteuerung zusammengekuppelt werden.

Die Züge fuhren ab 1969 in einem starren Fahrplan alle 30 Minuten auf der rechtsufrigen Zürichseebahn. Für die Strecke von Zürich nach Rapperswil und umgekehrt hatten sie eine Fahrzeit von je 48 Minuten. Es waren dafür vier Umläufe mit bis zu 4 Fahrzeuge notwendig. Bei der Einführung des starren Fahrplans 1969 waren von den insgesamt 20 Fahrzeugen dieser Fahrzeugserie 16 Fahrzeuge auf dieser Strecke fest verplant.[2]

Unfälle/Umzeichnungen/Umbauten

Von den 20 Kompositionen wurden 1971 bei zwei Unfällen innert zwei Monaten insgesamt vier Kompositionen schwer beschädigt. In Herrliberg kollidierten die Triebzüge 1119 und 1109, in Uerikon traf es die Triebzüge 1117 und 1113. Jede Kollision zog jeweils zwei Endwagen und einen Mittelwagen so schwer in Mitleidenschaft, dass die Wagen dem Abbruch zugeführt wurden. Aus den intakten Teilen und zwei unbeteiligten Kompositionen (1106 und 1111) wurden vier Triebzüge neu zusammengestellt. Dadurch entstanden die «neuen» Triebzüge 1109II und 1113II, während der Triebzug 1120 in 1117II umgezeichnet wurde. Aus dem überzähligen noch verwendbaren Mittelwagen wurde durch die Hauptwerkstätte Zürich ein Fahrleitungsbeobachtungswagen hergerichtet, welcher 1980 in Betrieb genommen wurde.[3]

Nach 30 Betriebsjahren wurden die verbliebenen 18 Triebzüge (1101–1118) ab 1996 einer Totalrevision (R4) unterzogen und gemäss dem neuen Nummernschema als RABDe 510 000 – 510 017 beschriftet. Auffälligste Änderung an den RABDe 510 ist die Neulackierung gemäss dem Farbschema für Regionalfahrzeuge (hellgrau/blau), welches die SBB seit den NPZ («Kolibri») verwenden. Die Fahrzeuge erhielten bei der Modernisierung gelbe Aussenschwingtüren, analog den NPZ.

Kuriositäten

Die Säule in der Mitte der mittleren Einstiegsplattformen der beiden Endwagen dient nicht primär als Haltegriff für Fahrgäste, sondern führt die 15 kV-Fahrstromversorgung zur Hochspannungstechnik unter dem Fahrgastraum. Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass alle Achsen dieser Fahrzeuge angetrieben sind, was bei Regionalzügen unüblich ist. Diese Tatsache zusammen mit der hohen Leistung verleihen diesen Fahrzeugen ein sehr hohes Beschleunigungsvermögen, was ihnen den Spitznamen «Mirage» einbrachte (nach dem Dassault-Mirage-Jagdflugzeug, welches von der Schweizer Armee zeitgleich beschafft wurde). Für Eisenbahnfans war früher interessant, dass sie zusammen mit den BDe-4/4- und RBe 4/4-Triebwagen zu jenen SBB-Fahrzeugen gehörten, bei denen der Fahrgast dem Lokomotivführer über die Schulter schauen und mit seinem Einverständnis im Führerstand mitfahren konnten; seit dem Umbau R4 gilt der Führerstand jedoch als separater Raum, und das Betreten ist somit verboten. Eine weitere Kuriosität waren die speziell für diesen Fahrzeugtyp beschafften Routentafeln in Blau mit weisser Schrift.

Einsatz

Während die meisten Fahrzeuge der SBB bis in die 1980er Jahre eine tannengrüne Farbgebung hatten, prägten die RABDe 12/12 mit ihrer dunkelroten Farbe das Erscheinungsbild der rechtsufrigen Zürichseebahn. Gelegentlich waren sie auch am linken Ufer des Zürichsees, im st. gallischen Linthgebiet und im Glarnerland anzutreffen. Während einiger Fahrplanperioden in den 1970er- und 1980er-Jahren verkehrte ein sogenannter Badezug von Zürich HB nach dem Thermalbad Bad Zurzach (früher Zurzach). Dazu wurde jeweils am Morgen die Schlusseinheit eines von Rapperswil kommenden Zuges verwendet, sodass eine direkte Verbindung 'Rapperswil – Meilen – Zürich – Oerlikon – Bülach – Zurzach' entstand. Zuletzt verkehrten die RABDe 510 hauptsächlich auf der Linie S16 der S-Bahn Zürich.

Kritik

Weil die RABDe 12/12 über zu schmale Einstiegstüren verfügten und die konventionellen Innenräume mit Abteiltüren unterteilt waren, war der Passagierwechsel während den Aufenthalten zu langsam, um den Anforderungen eines modernen S-Bahn-Betriebes zu genügen. Später zeigten Computersimulationen, dass die Dauer des Fahrgastwechsels an den Stationen und nicht das Beschleunigungsvermögen der Fahrzeuge das wichtigste Kriterium für eine kurze Reisezeit ist.[4]

Bilder

Siehe auch

Literatur

  • Jakob Rutschmann, Marcel Desponds: Die Vororttriebzüge RABDe 12/12 1101–1120 der SBB.
    Schweizerische Bauzeitung, Band 85 (1967), Heft 22 (E-Periodica, PDF 12,2 MB)
  • Claude Jeanmaire: Die elektrischen und Diesel-Triebfahrzeuge schweizerischer Eisenbahnen, Die Triebwagen der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). ISBN 3-85649-037-X

Weblinks

Commons: SBB RABDe 510 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. S-Bahn Zürich: Ehemaliger Goldküstenexpress verabschiedet. Bahnonline.ch, 9. Dezember 2008, abgerufen am 18. Oktober 2018.
  2. Jahrbuch des Eisenbahnwesen Folge 20 1969, Abbildung Umlaufplan Seite 61
  3. SBB-Nachrichtenblatt 03/1981
  4. Bernhard Huber: Tschüss „Mandarinli“ – Farewell CLRV. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 5. Minirex, 2020, ISSN 1022-7113, S. 266–267.

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Innenausstattung der ersten Klasse einer modernisierten RABDe 12/12 "Mirage" der SBB. Die seltsame Unterteilung des Abteils ist ein Überbleibsel der Türen, die beim Umbau in den späten 1990ern entfernt wurden.
Swiss Rail SBB RABDe 12 12 Mirage rev2.jpg
Swiss Rail RABDe 12/12 built 1966 2240 kW Nickname "Mirage"
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Zwei RABDe 12/12 "Mirage" zwischen Andelfingen und Marthalen
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Zwei modernisierte RABDe 12/12 "Mirage" in ihrem ursprünglichen Einsatzgebiet, dem nördlichen Zürichseeufer. Zwischen Herrliberg-Feldmeilen und Winkel.
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Innenausstattung der zweiten Klasse einer modernisierten RABDe 12/12 "Mirage" der SBB.