Bahnstrecke Ulm–Friedrichshafen

Ulm Hbf–Friedrichshafen Stadt
(c) OpenTopoMap, Peter Christener, CC BY-SA 3.0
Strecke der Bahnstrecke Ulm–Friedrichshafen
Streckennummer (DB):4500
Kursbuchstrecke (DB):751; 306 (1963)
Streckenlänge:103,570 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
Zweigleisigkeit:durchgehend
von Stuttgart
von Aalen
von Stuttgart (Schnellfahrstrecke)
von Sigmaringen
93,992Ulm Hbf 478 m
nach Augsburg
97,5Ulm-Donautal Hp
(bis 1986, bis 1933 Hp Donautal)
98,228Ulm-Donautal Stadtwerke (Awanst)
98,800Wölper (Anst)
99,459Ulm-Donautal Hp
(seit 2003, bis 1953 Hp Ulm-Grimmelfingen)
475 m
100,000Ulm Oscorna (Awanst)
101,817Einsingen
105,161Erbach (Württ) 480 m
107,700Dellmensingen (Awanst)
111,700Rißtissen (Awanst)
116,394Laupheim West (Keilbahnhof)501 m
nach Schwendi
von Laupheim Kurve Ost
116,700Laupheim Kurve Süd (Bft)
121,114Schemmerberg 512 m
124,200Langenschemmern
von Ochsenhausen
128,044Warthausen Hp 526 m
128,800Warthausen (Awanst)
131,299Biberach (Riß) 532 m
nach Uttenweiler (unvollendet)
133,109Biberach (Riß) Süd 535 m
135,626Ummendorf 540 m
138,700Schweinhausen 544 m
140,700Hochdorf (Riß) 549 m
143,800Essendorf 557 m
147,400Wattenweiler 578 m
von Riedlingen
151,313Bad Schussenried 558 m
von Isny
156,390Aulendorf 547 m
nach Herbertingen
163,400Durlesbach 496 m
168,071Mochenwangen 458 m
172,270Niederbiegen Awanst 444 m
nach Weingarten
172,943Niederbiegen 444 m
174,525Weingarten/Berg 438 m
von Baienfurt
178,222Ravensburg 431 m
180,438Weißenau 425 m
182,638Oberzell 422 m
188,959Meckenbeuren 416 m
nach Tettnang
190,984Kehlen 409 m
192,300Gerbertshaus
193,155Friedrichshafen Flughafen 414 m
193,700Dornier (Anst)412 m
194,200Seewald (Abzw)410 m
nach Rotenmoos
195,350Löwental 405 m
von Oberteuringen
196,288von Lindau-Aeschach Abzw
196,700Friedrichshafen Gbf 404 m
von Friedrichshafen Hafen
197,562Friedrichshafen Stadt 404 m
nach Stahringen

Quellen: [1][2][3]

Die Bahnstrecke Ulm–Friedrichshafen, auch Württembergische Südbahn genannt, ist eine zweigleisige, elektrifizierte Hauptbahn in Baden-Württemberg. Sie führt von Ulm über Biberach an der Riß, Aulendorf und Ravensburg nach Friedrichshafen und setzt dabei die Kilometrierung der Filstalbahn fort. Die Strecke ist Teil der Transeuropäischen Netze.[4]

Geschichte

Streckenplanung

Verlauf der Südbahn (rot), 1854
Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Niederbiegen entstand 1911 im Zuge des zweigleisigen Ausbaus

Unter der technischen Leitung des Oberbaurates von Gaab untersuchten dessen Referenten Autenrieth und Bühler von 1836 an eine wirtschaftliche Verbindung zwischen Ulm und Friedrichshafen. Als Alternative wurde eine Kanalverbindung unter Nutzung von Riß und Schussen erwogen, bei welcher gegenüber einer zweigleisigen Eisenbahnstrecke zwar leicht höhere Baukosten aber eine erheblich leichtere Betriebsabwicklung erwartet worden wären. Mit dem Gesetz Über den Bau von Eisenbahnen vom 18. April 1843 beschloss der württembergische Staat schließlich den Bau mehrerer Eisenbahnstrecken, die sich als Nord-, West-, Ost- und Südbahn zu einem Netz ergänzen sollten, das die dringlichsten Verkehrsbedürfnisse des Königreichs abdecken sollte.

Die Südbahn war dabei Teil einer durchgehenden Eisenbahnverbindung vom schiffbaren Neckar in Heilbronn über Stuttgart und Ulm bis nach Friedrichshafen am Bodensee. Unter verschiedenen Trassenalternativen gewann die gerade Verbindung von Ulm nach Friedrichshafen.[5]

Errichtung und Inbetriebnahme

Die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen errichteten die Strecke zwischen 1846 und 1850 als erste Bahnstrecke zum Bodensee. Als erster isolierter Streckenabschnitt wurde am 8. November 1847 das Teilstück Ravensburg–Friedrichshafen eröffnet. Am 26. Mai 1849 folgte der Abschnitt Biberach an der Riß – Ravensburg und am 1. Juni 1850 die Reststrecke ab Ulm. Anfangs verkehrten mit einer auf Fuhrwerken herangeschafften Lokomotive und neun Wagen Güterzüge mit Personenbeförderung als Inselbetrieb, daher hatte Friedrichshafen von Anfang an eine eigene Werkstatt, da noch keine Verbindung zur Eßlinger Werkstatt der Bahn bestand.

Zweigleisiger Ausbau

Zwischen 1905 und 1913 wurde die Strecke zweigleisig ausgebaut. In diesem Zeitraum entstanden auch zahlreiche Empfangsgebäude der Bahnhöfe neu. Am 29. November 1905 wurde das zweite Gleis zwischen Meckenbeuren und Friedrichshafen in Betrieb genommen. Bis 1913 erfolgte aus kriegswirtschaftlichen Gründen der zweigleisige Ausbau der Reststrecke.

Seit 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Laufe der Jahre mehrere Stationen, die sich weit abseits der Ortschaften befanden, aufgelassen. Zum 1. Juli 1993 wurden die Haltepunkte Weißenau, Oberzell und Kehlen reaktiviert. Die Reaktivierung der Haltepunkte Mochenwangen und Niederbiegen sowie die Eröffnung der neuerrichteten Station Friedrichshafen Flughafen erfolgte am 1. Juni 1997. Darauf folgte mit dem Haltepunkt Weingarten/Berg am 4. Mai 1998 eine weitere neue Station im südlichen Streckenabschnitt.[6]

Ausbau und Elektrifizierung

Ein Taurus der ÖBB mit einem Intercity im Bahnhof Aulendorf

Die Württembergische Südbahn zählte bis 2021 zu den letzten nicht elektrifizierten zweigleisigen Hauptbahnen in Süddeutschland. Von März 2018 bis Dezember 2021 wurde die Strecke elektrifiziert. Gleichzeitig erfolgte ein Ausbau der Strecke für eine maximale Geschwindigkeit von 160 km/h statt zuvor 140 km/h.[7] Am 6. Dezember 2021 wurde der elektrische Betrieb eröffnet.[8]

Die zunächst unklare Finanzierung und das Genehmigungsverfahren verzögerten die Elektrifizierung. Anfang März 2018 begannen die Bauarbeiten, die nebst der Elektrifizierung auch den Bau neuer Bahnübergänge, Stellwerke und Gleisanlagen umfasste.[7] Das dezentrale Umrichterwerk befindet sich in Niederbiegen und bezieht den Strom aus dem öffentlichen 50-Hz-Netz. Dadurch ist keine spezielle Bahn-Hochspannungsleitung erforderlich, deren Bau ein langwieriges Bewilligungsverfahren erfordert hätte.[9] Ende 2021 konnte der letzte Bauabschnitt fertiggestellt werden. Im Laufe der Realisierung des Projekts stiegen die Kosten massiv. Sie wurden ursprünglich auf 140 Millionen Euro Kosten geschätzt und stiegen schließlich auf rund 370 Millionen Euro.[7]

Mit der Elektrifizierung wurde das Angebot der Südbahn deutlich ausgeweitet und die Zahl der bestellten Zugkilometer stieg um circa 30 Prozent. Seither verkehren zwei Regionalexpresszüge pro Stunde von Ulm nach Friedrichshafen.[7]

Streckenverlauf

Die Südbahn verlässt den Hauptbahnhof Ulm in einem Rechtsbogen südwärts und verläuft zunächst unmittelbar am Nordufer der Donau. Während der Fluss dann nach Süden abbiegt, hält sich die Trasse an den westlichen Talfuß des Donautals. Bei Erbach wird Letzteres in seiner vollen Breite geradlinig südwärts gequert und die Donau überbrückt. Im Talboden der Riß geht es dann ebenso geradlinig südwärts weiter, Biberach wird tangiert und bei Winterstettenstadt durch die dortige Endmoränentopographie westwärts ins Schussental gewechselt. Auf Höhe des ehemaligen Haltepunktes Wattenweiler überwindet die Strecke die Wasserscheide zwischen Donau und Rhein.

Ab Bad Schussenried wendet sich die Strecke wieder nach Süden und tritt nach Aulendorf mit dem Gewässer in den Schussentobel bis Wolpertswende ein. Südlich davon über Ravensburg geht es wieder im breiten Talboden sehr geradlinig bis Oberzell. Vor Meckenbeuren folgt man dabei einer Talverengung, ab Meckenbeuren geht es geradlinig weiter bis etwa Lochbrücke, wo die Südbahn auf ihren letzten Kilometern aus dem Schussental südwestwärts an den Bodensee abknickt und den Bahnhof Friedrichshafen Stadt erreicht.

Betrieb

Personenverkehr seit 1945

Neben Regionalverkehr fuhren auch langlaufende D-Züge über die Strecke, etwa im Sommer 1963 fünf Zugpaare, unter anderem in den Relationen Dortmund–Innsbruck und Kiel–Lindau. In den 1970er Jahren gab es auch noch tägliche Direktverbindungen zwischen Frankfurt am Main und Friedrichshafen, die als Heckeneilzug über Lauda verkehrten.[10][11] Seit dem Fahrplanjahr 1991 fuhren über die Strecke Interregios der Relation (Trier–)Saarbrücken–Lindau, die bis Mitte der 1990er Jahre zum Teil bis Feldkirch, Bludenz oder Landeck verkehrten. Zum Fahrplanwechsel 1999 wurden diese bis auf ein Zugpaar auf den Laufweg Karlsruhe–Lindau verkürzt. Im Fahrplanjahr 2001 verkehrte nur noch ein Zugpaar, dieses wurde 2002 durch ein Intercity-Paar (Hamburg-Altona–)Dortmund–Lindau ersetzt. Ab 2004 verkehrte dieses zwischen Dortmund und Innsbruck, seit 2007 begann und endete es in Münster, ab 2019 wiederum in Dortmund. Diese Züge wurden zuletzt mit einer Doppeltraktion der Baureihe 218 bespannt.

Nach Einstellung der Interregio-Linie Saarbrücken–Lindau verkehrte ab dem 15. Dezember 2002 ersatzweise eine Interregio-Express-Linie Stuttgart–Friedrichshafen auf der Strecke.[12] Diese wurde in den darauffolgenden Jahren bis nach Lindau verlängert. Ab 2017 verkehrten diese Züge ab Ulm als Regional-Express, seit Dezember 2020 als Linie RE 5, im Stundentakt. Ausgenommen hiervon war eine Fahrplantrasse, die durch das IC-Zugpaar belegt wurde. Zuletzt verkehrten diese als Wendezüge mit Lokomotiven der Baureihen 218 oder 245 und Doppelstockwagen. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2004 wurde darüber hinaus die im Zweistundentakt verkehrende Interregio-Express-Linie Ulm-Basel eingerichtet, die seit Dezember 2020 als Linie IRE 3 bezeichnet wird.[13] Da diese eine reduzierte Anzahl an Unterwegshalten bediente, wurde sie als IRE-Sprinter bezeichnet. Sie verkehrte mit Neigetechnik-Dieseltriebwagen der Baureihe 611, die von 2018 bis Dezember 2021 durch die Baureihe 612 abgelöst wurden.[14]

Bahnhof Aulendorf im Jahr 2011 mit Zügen dreier verschiedener Gesellschaften

Auf dem nördlichen Streckenabschnitt übertrug die Deutsche Bahn AG im Zuge der Regionalisierung die Nahverkehrsleistungen zum 1. Juni 1996 auf die DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee. In Zusammenhang mit dem 1999 reaktivierten Abschnitt Laupheim West–Laupheim Stadt der Bahnstrecke Laupheim West–Schwendi wurde eine Regionalbahnlinie Langenau–Laupheim Stadt eingeführt. Diese verkehrte im Stundentakt über die Bahnstrecke Aalen–Ulm bis Langenau. Daneben bestand mit der Linie Ulm–Biberach Süd zwischen Ulm und Laupheim West ein Zweistundentakt und zwischen Laupheim West und Biberach Süd ein Stundentakt.[15] Die Errichtung der Südkurve Laupheim ermöglichte ab Juni 2011 das direkte Führen von Zügen von Laupheim Stadt in Richtung Friedrichshafen und damit die Einführung einer stündlich verkehrenden Durchmesserlinie Langenau–Biberach Süd, seit Dezember 2020 als Linie RB 51a. Bis Dezember 2021 wurden hierfür Stadler Regio-Shuttle RS1 eingesetzt.

Im südlichen Streckenabschnitt verkehrten ab dem 1. Juli 1993 zwischen Ravensburg und Friedrichshafen an allen Stationen haltende Züge der Bodensee-Oberschwaben-Bahn (BOB) im Stundentakt. 1997 wurde deren Laufweg bis Aulendorf erweitert. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2020 trägt diese Linie die Bezeichnung RB 91. Zunächst wurden Dieseltriebwagen des Typs NE 81 eingesetzt, ab Herbst 1998 auch Stadler Regio-Shuttle RS1.[6]

Der dem Regionalverkehr auf der Strecke zu Grunde liegende Große Verkehrsvertrag zwischen Land und DB Regio endete 2016. Der Nachfolgevertrag wurde Ende Dezember 2014 ausgeschrieben[16] und im März 2016 erneut an DB Regio vergeben. Der Teil für das sogenannte Netz 2, die Linie Stuttgart–Ulm–Friedrichshafen–Lindau umfasst 2,6 Millionen Zugkilometer pro Jahr. Die Interregio-Express-Linie Stuttgart–Ulm–Friedrichshafen verkehrte fortan stündlich mit renovierten Doppelstockwagen mit Klimaanlage, neuen Sitzen, Steckdosen am Platz und WLAN.[17][18]

Seit der Elektrifizierung

Seit Dezember 2021 ist die Strecke elektrifiziert und abschnittsweise mit 160 km/h statt 140 km/h befahrbar. Die Reisezeit zwischen Ulm und Friedrichshafen reduzierte sich damit von 72 Minuten im Jahr 2017 auf 64 Minuten.

Das Intercity-Zugpaar wurde von Dezember 2021 bis Juni 2023 von Stuttgart bis Innsbruck von einem Taurus der ÖBB bespannt, welcher zum Fahrtrichtungswechsel in Friedrichshafen Stadt den Zug umlief. Seit Juni 2023 fährt dieses Zugpaar als ICE 118/119.[19] Darüber hinaus verkehrt seit der Elektrifizierung ein neu eingeführtes Railjet-Zugpaar Frankfurt–Wien, das ebenfalls von den ÖBB bespannt wird.

Mit der Elektrifizierung wurde das Regionalverkehrsangebot (in Zugkilometern) um rund 30 Prozent ausgeweitet. Mit wenigen Ausnahmen fahren seither nur noch elektrische Züge auf der Strecke. Dieselfahrzeuge verkehren nur noch im Rahmen von Überführungsfahrten in die Werkstatt nach Ulm.[20][8]

Die Linie IRE 3 Basel–Ulm wird sei der Aufnahme des elektrischen Betriebes in Friedrichshafen gebrochen. Sie verkehrt im Stundentakt zwischen Ulm und Lindau mit Elektrotriebzügen der Baureihe 425. Mit der Linie RE 5 wird zwischen Stuttgart und Friedrichshafen ebenfalls ein Stundentakt angeboten. Sie verkehrt mit Doppelstockwagen, die mit der Baureihe 146 bespannt werden. Zwischen Ulm und Friedrichshafen besteht durch die Überlagerung der beiden Linien ein angenäherter Halbstundentakt.[21][22]

Seit Dezember 2021 ist der Abschnitt Ulm–Aulendorf in die Regio-S-Bahn Donau-Iller integriert.[23] Die vormaligen Regionalbahnen verkehren seitdem als Linie RS 2 und RS 21 zwischen Ulm und Biberach Süd, wobei letztere Linie über Laupheim Stadt geführt wird. Einzelne Fahrten der Linie RS 2 beginnen und enden in Aulendorf. Die Durchbindung bis Langenau entfiel, da die Bahnstrecke Aalen–Ulm nicht elektrifiziert ist. Durch die Überlagerung der beiden Linien ergibt sich montags bis freitags ein angenäherter Halbstundentakt zwischen Ulm und Biberach. Beide Linien verkehren mit Triebzügen der Baureihe 425. Die Linie RB 91 verkehrt wie bereits vor der Elektrifizierung im Stundentakt zwischen Aulendorf und Friedrichshafen Hafen. Sie ist Teil der S-Bahn Bodensee. Die Bodensee-Oberschwaben-Bahn setzt nun Elektrotriebwagen der Baureihe 426 ein.

Zukunftsperspektiven

Laut Verkehrsprognose soll sich der Güterverkehr auf der Strecke zwischen 2016 und 2030 mehr als verdoppeln.[24]

Verkehrsverbünde

Von Ulm bis Aulendorf verläuft die Strecke innerhalb des Donau-Iller-Nahverkehrsverbunds (DING), von dort bis Friedrichshafen im Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo).

Kulturgeschichte der Strecke

Der Abschnitt zwischen Erbach und Biberach verläuft schnurgerade, vorbei an Ortschaften. Das Königreich Württemberg, das keine Kohlevorkommen besaß, wollte seine Züge auf dem denkbar kürzesten Weg zum Bodensee führen; kurzfristig drohte sogar die Umfahrung von Biberach.[25]

Am Bahnhof Durlesbach

Im Lied Auf de schwäbsche Eisebahne werden die Stationen der Strecke erwähnt („Stuttgart, Ulm und Biberach, Meckenbeuren, Durlesbach“). Auf der Strecke kommt Durlesbach vor Meckenbeuren; die abweichende Reihenfolge im Liedtext ist dem Reim geschuldet, entspricht aber der Bedeutung dieser Stationen in abnehmender Folge.

Da der Bahnhof Durlesbach abseits der Siedlungen im Schussental liegt, wurde er nach dem dort mündenden Bach[26] benannt. Dieser Bahnhof diente ursprünglich der Anbindung der sieben Kilometer nordöstlich gelegenen Stadt Bad Waldsee, verlor diese Funktion jedoch mit der Eröffnung des ersten Abschnitts der Strecke Herbertingen–Isny am 25. Juli 1869.[27] Im gleichen Jahr wurden im Bahnhof Durlesbach die Gleisanlagen erweitert, um ihn stattdessen für die Holzverladung (auch zum Export in die Schweiz) zu nutzen. Nach der Wiederbelebung (1870) des zwei Kilometer östlich gelegenen Klosters Reute gewann der Bahnhof neue Relevanz für die zahlreichen Besucher. Seit dem Aufkommen des Automobils allerdings verlor Durlesbach stetig an Bedeutung, bis die Station, zuletzt nur noch ein Haltepunkt mit „Halt auf Antrag für Wandergruppen“, 1984 endgültig aufgelassen wurde.

Heute beherbergt das Empfangsgebäude als „Kultur-Bahnhof Durlesbach“ eine Kunstgalerie mit Café. Ein Denkmalzug mit Geißbock, Bauer, Weible und Kondukteur (René Auer,[28] 1991) erinnert an das bekannte Lied mit dem traurigen Ende des Geißbocks, der von seinem Besitzer ans Zugende gebunden worden war – wie er das von seinen Reisen mit der Postkutsche gewohnt war.

Vom 22. Juni 2013 bis 19. Januar 2014 fand im Museum Biberach eine Sonderausstellung zur Geschichte der Südbahn statt.[29]

Galerie

Literatur

  • Otto Supper: Die Entwicklung des Eisenbahnwesens im Königreich Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1981, ISBN 978-3-17-005976-4 (Erstausgabe: 1895, Nachdruck).
  • Thomas Scherer: Der Bahnknotenpunkt Aulendorf: die Verkehrsgeschichte des Bahnhofs und des Bahnbetriebswerkes Aulendorf (= Eisenbahnen in Württemberg. Band 2). 1. Auflage. Spurkranz-Verlag, Ulm 1982, ISBN 3-88255-791-5.
  • Bernd Kuhlmann: Eisenbahnen am Bodensee. Sutton Verlag, Erfurt 2015, ISBN 978-3-95400-578-9, S. 9–22.
  • Frank Brunecker (Hrsg.): Die schwäbische Eisenbahn. Biberacher Verlagsdruckerei, Biberach 2013, ISBN 978-3-943391-33-6.
  • Uwe Schmidt: Die Südbahn. Eisenbahn und Industrialisierung in Ulm und Oberschwaben. Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 2004, ISBN 978-3-88294-342-9.

Weblinks

  • Verlauf, Geschwindigkeiten, Elektrifizierung sowie einige Signale der Strecke auf der OpenRailwayMap
  • Albrecht Schäffer: Die Südbahn – KBS 751. 15. April 2014;.
  • Ludwig Zimmermann, Uwe Schmidt: Die Südbahn. Gemeindeverwaltungsverband Fronreute-Wolpertswende, 2. November 2012; (Geschichte 1846–1913, mit 3 Bildern).

Einzelnachweise

  1. DB Netze – Infrastrukturregister
  2. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  3. Stammdatenliste. (XLSX; 2,3 MB) DB Netze, abgerufen am 30. März 2022.
  4. Verordnung (EU) Nr. 1315/2013 über Leitlinien der Union für den Aufbau eines transeuropäischen Verkehrsnetzes und zur Aufhebung des Beschlusses Nr. 661/2010/EU, S. 49
  5. Hans Wolfgang Scharf, Burkhard Wollny: Die Eisenbahn am Bodensee, EK Freiburg, 1993, ISBN 3-88255-758-3, S. 86
  6. a b 20 Jahre Geißbockbahn: Unsere eigene Bahn. Bodensee-Oberschwaben-Bahn GmbH & Co. KG, 2013, abgerufen am 13. März 2023.
  7. a b c d Hannes Schwarz: Elektrifizierung Südbahn: Bahnstrecke Ulm-Friedrichshafen eingeweiht. In: Staatsanzeiger (online). 8. Dezember 2021.
  8. a b Ulrich Mendelin: Mehr Züge, aber noch kein Zeitgewinn. In: Schwäbische Zeitung Ravensburg. 7. Dezember 2021, S. 2.
  9. Fridtjof Schmitt-Eisenlohr: Grundlagen der Bahnstromversorgung. Auf: Ingenieure22, 26. Januar 2022.
  10. E 2590. In: Datenbank Fernverkehr. Marcus Grahnert, abgerufen am 13. Mai 2022.
  11. E 2591. In: Datenbank Fernverkehr. Marcus Grahnert, abgerufen am 13. Mai 2022.
  12. Meldung Neues Konzept für die Südbahn. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 2/2003, ISSN 1421-2811, S. 52.
  13. Kursbuch 2005 Regionalverbindungen Baden-Württemberg, Was ist neu – was ändert sich, KBS 731 Singen – Lindau – Bregenz, Seite 39
  14. Pressemitteilung des Verkehrsministeriums vom 4. März 2016, abgerufen am 16. Juni 2017
  15. Weiterentwicklung des SPNV in der Region Donau-Iller: Vorstudie für die Machbarkeit einer Regio-S-Bahn Donau-Iller. Regionalverband Donau-Iller, Oktober 2010, S. 13–14 (rvdi.de [PDF; abgerufen am 13. März 2023]).
  16. Land schreibt Betrieb für weitere Zugstrecken aus. In: Stuttgarter Nachrichten. Nr. 1, 2. Januar 2015, S. 17.
  17. Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg (Hrsg.): Bahnstrecke Stuttgart – Lindau: DB Regio erhält Zuschlag. (Online [abgerufen am 25. Februar 2018]).
  18. Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg (Hrsg.): Verkehrsverträge für das Netz Stuttgart-Ulm-Bodensee und Donau-Ostalb unter Dach und Fach. (Online [abgerufen am 25. Februar 2018]).
  19. S. W. R. Aktuell: ICE hält ab Sonntag erstmals in Oberschwaben. 10. Juni 2023, abgerufen am 10. Juni 2023.
  20. Südbahn. In: vm.baden-wuerttemberg.de. Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, abgerufen am 21. Februar 2021 (FAQ).
  21. Fragen und Antworten zum neuen Fahrplan auf der Süd- und Bodenseegürtelbahn ab Dezember 2021. In: vm.baden-wuerttemberg.de. Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, 19. Februar 2021, abgerufen am 14. März 2023.
  22. Fahrplankonzept für die Südbahn und Bodenseegürtelbahn ab Dezember 2021 steht fest. In: vm.baden-wuerttemberg.de. Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, 19. Februar 2021, abgerufen am 21. Februar 2021.
  23. Regio-S-Bahn Donau-Iller – für die Mobilität der Region, Regionalverband Donau-Iller, abgerufen am 13. Mai 2022
  24. Deutscher Bundestag (Hrsg.): Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Matthias Gastel, Harald Ebner, Stephan Kühn (Dresden), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 18/12719 –. Band 18, Nr. 13070, 6. Juli 2017, ISSN 0722-8333, S. 3 f. BT-Drs. 18/13070
  25. Wolf-Dietger Machel: Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland einst & jetzt. Loseblattsammlung. Band 13 Baden-Württemberg: Ravensburg–Weingarten–Baienfurt
  26. Topographische Karte 1:50 000, Blatt L 8124 Bad Waldsee (Stuttgart, 1967)
  27. Gregor Maier: Die Geschichte eines Bahnhofs. Ortschaftsverwaltung Reute-Gaisbeuren, abgerufen am 25. März 2023.
  28. Auf d’r Schwäb’sche Eisebahne. Stadt Bad Waldsee, abgerufen am 5. März 2020.
  29. Museum Biberach: Sonderausstellung

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Karte des württembergischen Eisenbahnstreckennetzes, Stand 1854. Rot markiert: Südbahn (Ulm–Friedrichshafen).
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Lagekarte der Bahnstrecke Ulm–Friedrichshafen, auch Württembergische Südbahn genannt
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Bahnhof Ravensburg und Omira mit den schweizer Alpen im Hintergrund. Direkt über dem Omira-Gebäude ist der Säntis am Sendeturm zu erkennen.
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ÖBB 1116 064 fährt als IC 118 nach Bochum in den Bahnhof Aulendorf ein. Auf Gleis 1 steht DB 612 109-609 als IRE6 nach Stuttgart und auf Gleis 3 DB 650 103 als RB 53 nach Leutkirchen.
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Bahnhof Aulendorf im November 2011 mit Zügen von drei verschiedenen Gesellschaft: DB, HZL und BODO
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Szene aus dem Lied in Bronze gegossen vor einem alten Dampfzug am ehemaligen Bahnhof Durlesbach. Personenwagen ex Öchsle Nr. 11 ex Berner Oberland-Bahn AB3 151 (1928), Packwagen ex Öchsle ex Frauenfeld-Wil-Bahn D 65 (1903)
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Bahnhof Niederbiegen an der Bahnstrecke Ulm-–Friedrichshafen
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