Süßwasser

Unberührte Wasserlandschaften wie hier im Nationalpark Plitvicer Seen sind selten geworden
Schiffswracks im trocken gefallenen Teil des Aralsees, Usbekistan

Süßwasser ist das frei verfügbare (also ohne das in Mineralen und Lebewesen gebundene) Wasser, in dem unabhängig von seinem Aggregatzustand keine oder nur sehr geringe Mengen von Salzen (Salinität von unter 0,1 Prozent) gelöst sind. Der Anteil des Süßwassers am Wasserhaushalt der Erde ist je nach Schätzung mit 2,6 bis 3,5 % sehr gering; ein erheblicher Anteil des globalen Süßwasservorkommen ist in Eis in Form von Gletschern, im Eis der Polkappen oder in Permafrostböden gebunden oder liegt als fossiles Grundwasser vor.[1][2]

Da es in den Ozeanen deutlich mehr verfügbares Salzwasser gibt, ist wird an Methoden zur Meerwasserentsalzung geforscht, um der Wasserknappheit entgegenzuwirken, die durch den Klimawandel verstärkt wird und nur das Süßwasser betrifft, aus dem Trinkwasser gewonnen wird.[3]

Wissenschaftler benannten den menschlichen Verbrauch als Schlüsselfaktor für die Abnahme des Wasservolumens in der Hälfte aller Seen und Stauseen. Sie halten es für notwendig, dass die Menschheit ihren Verbrauch an das verfügbare Angebot anpasst und neue Strategien entwickelt, um den Rückgang der Süßwasserreserven einzudämmen.[4][5]

Die globalen Süßwasservorkommen schrumpfen nicht nur, sie sind darüber hinaus ungleich verteilt[1], daher werden sich die Konflikte um Wasser in Zukunft, auch durch die Folgen der globalen Erwärmung mit hoher Wahrscheinlichkeit verstärken.[6]

Von der UNESCO wurde 2003 als „Jahr des Süßwassers“ ausgerufen.

Vorkommen

Verteilung des globalen Wasservorkommens

Der überwiegende Anteil des globalen Süßwasservorkommens ist im Eis der Gletscher, Permafrostböden, den Polarregionen und einigen Hochgebirge gebunden. Außerdem ist ein Teil des Süßwassers kein Oberflächenwasser, sondern kommt als Grundwasser und in Wasseradern vor, sowie in unterirdischen Seen (wie z. B. Lac Souterrain de Saint-Léonard) oder unterirdischen Flüssen (u. a. im Phong Nha-Kẻ Bàng Nationalpark in Vietnam).

An der Oberfläche ist Süßwasser in Bächen, Flüssen und Seen vorhanden. Durch den Wasserkreislauf, mit den Elementen Verdunstung, Niederschläge und Versickerung durchläuft Sußwasser dabei unterschiedliche Aggregatzustände.

Ökologie

Lac Gentau im Vallée d’Ossau, Pyrenäen

Süßwasser ist der Lebensraum vieler Organismen, seine Ökologie wird von der Limnologie untersucht.

Der Anstieg der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre im Anthropozän führt neben der Versauerung der Weltmeere auch zur Versauerung von Süßwasserseen.[7]

Durch die globale Erwärmung könnten die Treibhausgasemissionen der nördlichen Süßwasserseen um das 1,5- bis 2,7-fache steigen, da die Vegetationsbedeckung in Wäldern der nördlichen Breiten dadurch zunimmt und deshalb mehr organische Moleküle in die Gewässer gelangen, welche von Mikroben in den Seesedimenten abgebaut werden. Bei diesem Abbauprozess werden Kohlendioxid und Methan als Nebenprodukte freigesetzt.[8][9][10]

Probleme bei der Verfügbarkeit von Süßwasser

Satellitenaufnahmen des schrumpfenden Aralsees aus den Jahren 2014 und 2000 (links)

Durch die globale Erwärmung sinkt die Menge an verfügbaren Oberflächensüßwasser ständig. Satellitendaten zeigen, dass Deutschland, seit dem Jahr 2000 Wasser im Umfang des Bodensees verloren gegangen ist. Jedes Jahr verliert Deutschland rund 2,5 Kubikkilometer Süßwasser.[11]

Weltweit betrachtet, verlor im Zeitraum zwischen 1992 und 2020 bereits jeder zweite See an Wasservolumen, was einerseits eine Folge des Klimawandels und auch auf die ungezügelte Wasserentnahme durch den Menschen zurückgeht. Seen und Stauseen enthalten rund 87 Prozent des an der Erdoberfläche verfügbaren Süßwassers. Zu den Gewässern, die besonders stark betroffen sind zählen unter anderem der Gardasee, der Aralsee und der Baikalsee.[4][5]

Einige Regionen, wie Kalifornien haben bereits seit 2011 mit so starken, wiederkehrenden und ineinander übergehenden Dürren zu kämpfen, dass der daraus resultierende Wassermangel mittlerweile chronisch ist und Landwirte gesetzlich dazu verpflichtet wurden, ihren Wasserverbrauch einzuschränken. Pläne zum Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage wurden aufgrund der hohen Kosten und der Umweltbelastungen nicht umgesetzt.[3]

Nach Angaben der WHO liegt der tägliche Bedarf an Trinkwasser pro Mensch, je nach Klimazone und Ernährung, zwischen 7,5 und 15 Litern, zum Trinken und die Körperhygiene. Die zunehmende Erderwärmung und die Häufung von Extremwetterereignissen wie Dürren, werden nach der Einschätzung von Experten dazu führen, dass bereits 2030 die weltweite Nachfrage an Wasser das Angebot um 40 Prozent überschreiten wird.

Ende des Jahres 2022 lebte bereits die Hälfte der Menschheit in von Wasserknappheit gefährdeten Regionen, bis 2050 werden laut Schätzungen zwischen 4,8 und 5,7 Milliarden Menschen davon betroffen sein. Die UNO rechnet damit, dass die Zahl der Umweltflüchtling bis 2030 um 700 Millionen Menschen ansteigen wird, die ihre Heimat aufgrund von Wassermangel verlassen.[3]

Um der globalen Wasserkrise entgegenzuwirken, stellte die Nichtregierungsorganisation Water.Peace.Security (WPS) 2019 Überwachungstool vor, welches als Frühwarnsystem verhindernsoll, dass Konflikte um Wasser eskalieren.[6] Auf der Seite der Organisation werden auch Hintergründe zu besonderen Ereignissen (wie der Zerstörung des Kachowka-Staudamms) und deren Auswirkungen auf die Wasserversorgung vor Ort näher erörtert.[12]

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Lehn, Oliver Parodi: Wasser – elementare und strategische Ressource des 21. Jahrhunderts. I. Eine Bestandsaufnahme. Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung 21(3), S. 272–281 (2009), ISSN 0934-3504

Weblinks

Wiktionary: Süßwasser – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Freshwater – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Wasser als Ressource Umweltbundesamt, abgerufen am 27. September 2023
  2. deutschlandfunk.de, Forschung aktuell, 25. April 2017, Lucian Haas: Neuer Schmutz in altem Wasser – Fossiles Grundwasser enthält Verunreinigungen (ondemand-mp3.dradio.de (Memento vom 27. April 2017 im Internet Archive), 26. April 2017)
  3. a b c Meerwasserentsalzung: Mit Hochdruck gegen den Wassermangel Spektrum der Wissenschaft, abgerufen am 27. September 2023
  4. a b Trockenheit: Mehr als jeder zweite See weltweit verliert Wasser Die Zeit, abgerufen am 27. September 2023
  5. a b F. Yao, B. Livneh, B. Rajagopalan, J. Wang et al. (2023): Satellites reveal widespread decline in global lake water storage. Science Vol. 380, Iss. 6646, pp. 743-749, 18 May 2023 doi:10.1126/science.abo2812
  6. a b Vergessene Dürren: In diesen 5 Regionen drohen Konflikte um Wasser Euronews, abgerufen am 27. September 2023
  7. CO2 in Luft und Wasser - Versauerung beeinträchtigt auch Süßwassertiere. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 4. Februar 2018]).
  8. Andrew J. Tanentzap, Amelia Fitch u. a.: Chemical and microbial diversity covary in fresh water to influence ecosystem functioning. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. , S. 201904896, doi:10.1073/pnas.1904896116.
  9. Climate change could double greenhouse gas emissions from freshwater ecosystems. In: cam.ac.uk. 18. November 2019, abgerufen am 21. November 2019 (englisch).
  10. Klimawandel könnte die Treibhausgasemissionen aus Süßwasserökosystemen verdoppeln. In: solarify.eu. 20. November 2019, abgerufen am 21. November 2019.
  11. Hitze, Dürre, Klimakrise : Wird in Deutschland das Trinkwasser knapp? ZDF, abgerufen am 27. September 2023
  12. Turning water crises into opportunities for peacebuilding Water.Peace.Security, abgerufen am 27. September 2023

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Shrinking Aral Sea (15225687200).jpg

(Aral Sea: left 2014 and right 2000, 1960 extent black line)

In the 1960s, the Soviet Union undertook a major water diversion project on the arid plains of Kazakhstan, Uzbekistan, and Turkmenistan. The region’s two major rivers, fed by snowmelt and precipitation in faraway mountains, were used to transform the desert into farms for cotton and other crops. Before the project, the Syr Darya and the Amu Darya rivers flowed down from the mountains, cut northwest through the Kyzylkum Desert, and finally pooled together in the lowest part of the basin. The lake they made, the Aral Sea, was once the fourth largest in the world.

Although irrigation made the desert bloom, it devastated the Aral Sea. This series of images from the Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) on NASA’s Terra satellite documents the changes. At the start of the series in 2000, the lake was already a fraction of its 1960 extent (black line). The Northern Aral Sea (sometimes called the Small Aral Sea) had separated from the Southern (Large) Aral Sea. The Southern Aral Sea had split into eastern and western lobes that remained tenuously connected at both ends.

By 2001, the southern connection had been severed, and the shallower eastern part retreated rapidly over the next several years. Especially large retreats in the eastern lobe of the Southern Sea appear to have occurred between 2005 and 2009, when drought limited and then cut off the flow of the Amu Darya. Water levels then fluctuated annually between 2009 and 2014 in alternately dry and wet years. Dry conditions in 2014 caused the Southern Sea’s eastern lobe to completely dry up for the first time in modern times. Continue reading: 1.usa.gov/1nLX9Ku

Read more: 1.usa.gov/1pqEnDj

Credit: NASA Earth Observatory

NASA image use policy. NASA Goddard Space Flight Center enables NASA’s mission through four scientific endeavors: Earth Science, Heliophysics, Solar System Exploration, and Astrophysics. Goddard plays a leading role in NASA’s accomplishments by contributing compelling scientific knowledge to advance the Agency’s mission. Follow us on Twitter Like us on Facebook

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Lake Gentau reflecting the Pic du Midi d'Ossau (Pyrénées-Atlantiques, France).
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Plitvice Lakes National Park.
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2 shipwrecks in Moynaq, a former fishing industry hub now 80km off the water.
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Wasserverteilung auf der Erde