Ruppertsburg

Ruppertsburg
Stadt Laubach
Koordinaten:50° 31′ N, 8° 58′ O
Höhe: 163 m ü. NHN
Fläche:13,02 km²[1]
Einwohner:807 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte:62 Einwohner/km²
Eingemeindung:31. Dezember 1970
Postleitzahl:35321
Vorwahl:06405
Blick nach Ruppertsburg
Blick nach Ruppertsburg

Ruppertsburg ist ein Ortsteil der Stadt Laubach im mittelhessischen Landkreis Gießen. Zum Ortsteil gehören auch die Siedlungsplätze Friedrichshütte und Henriettenhof.

Geografische Lage

Ruppertsburg liegt auf einem Bergrücken am Rande des Naturparks Vulkanregion Vogelsberg an der Horloff, südwestlich von Laubach.

Durch den Ort führt die Landesstraße 3137. Die Bahnstrecke Villingen–Friedrichshütte verlief von 1890 bis zur Stilllegung im Jahre 1959 durch den Ort.

Geschichte

Die 1757 eingeweihte Kirche
Alte Glocken aus der Buderus´schen Eisengießerei am Eingang der Kirche

1183 beurkundete der Abt von Hersfeld, dass er den bislang unbesiedelten dahin unbewohnten Landrücken oberhalb der Horloff, Ruberstisberc genannt, ohne die Hilfe des dortigen Vogtes Kuno I. von Münzenberg nicht urbar machen könne. Daher belehnte der Abt diesen mit der Hälfte der jetzigen und künftigen Erträge der künftigen Ansiedlung.

1397 erhielt Graf Philipp VII. von Falkenstein-Münzenberg von König Wenzel die Erlaubnis zur Errichtung eines Galgens für den Ort.

Bislang zur Herrschaft Münzenberg gehörend gelangte der Ort im Zuge der Münzenberger Erbschaft an die Grafen zu Solms und in Nachfolge der Solms´schen Teilung im Jahr 1432 an die Johannische Linie des Hauses Solms.

Laut den Solmser Urkunden zahlten die Einwohner von Ruppertsburg im Jahr 1450 eine jährliche Bede von 40 Gulden an ihren Grundherren, den Grafen Johann von Solms. Dazu verpachtete er ihnen ab diesem Jahr für zusätzliche zwei Gulden den zwischen Ruppertsburg und dem gewüsteten Dorf Horloff[3] gelegenen Wald, den sogenannten Horloffer Steinbühl, vorbehaltlich einer Wiederbesiedlung von Horloff.

Auch das Kloster Arnsburg hatte Besitzungen in Ruppertsburg; diese wurden 1489 an das Antoniterkloster Grünberg verkauft.[4]

Verwaltungsrechtlich gehörte Ruppertsburg 1820 zum Amt Laubach, wurde 1822 dem Kreis Hungen und 1837 dem Landkreis Grünberg zugeordnet. 1848 kam Ruppertsburg zum Regierungsbezirk Gießen, 1852 in den Kreis Schotten und 1938 in den Kreis Gießen bzw. von 1977 bis 1979 in den Lahn-Dill-Kreis alten Zuschnitts.

Bis 1548 gehörte Ruppertsburg zur Pfarrei Laubach, danach wurde es Filialgemeinde von Gonterskirchen. 1720 wurde die Kirchengemeinde eigenständig, als erster Pfarrer wird Johann Theodor Seiler (bis 1725) genannt. Das Kirchenpatronat lag bei den Grafen zu Solms-Laubach. 1757 wurde nach siebenjähriger Bauzeit die Kirche eingeweiht.

Für 1830 sind elf Einwohner jüdischer Religion verzeichnet, 1932 lebten zwei jüdische Familien im Ort. 1965 waren von 790 Einwohnern 50 katholischen Glaubens.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Ruppertsburg am 31. Dezember 1970 auf freiwilliger Basis in die Stadt Laubach eingemeindet.[5][6] Für den Stadtteil Ruppertsburg wurde, wie für die anderen eingemeindeten ehemals eigenständigen Gemeinden von Laubach, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[7]

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden wurde Ruppertsburg unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]

  • Ruberstisberc (1183) [Flurname, Tangl, Schrifttafeln 3 Tafel 87, Textband S. 46f = Wenck, Hessische Landesgeschichte 3, Nr. 84]
  • Ruperathisburg, zu (1366) [Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), Nr. 1009]
  • Rupperachtisburg, czu (1378) [Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), Nr. 1102]

Wirtschaft

In den Solmser Urkunden finden sich in den Jahren 1557 sowie 1631 und in den folgenden Jahren Mühlen beurkundet.

Im Jahre 1707 gründete Graf Friedrich Ernst zu Solms-Laubach am Rand der Gemarkung Ruppertsburg in Richtung Gonterskirchen die Friedrichshütte. Sie besteht noch heute. Im Jahre 1717 übernahm Johann Wilhelm Buderus I zunächst die Gesamtleitung des Hüttenbetriebes, ab dem 14. März 1731 dann als Pächter. Dieses Datum gilt als Gründungsdatum der heute weltweit agierenden Buderus AG. Die Friedrichshütte selbst wurde 1870 von Julius Römheld gepachtet, der sie 1879 um ein Eisenwerk erweiterte. Die heutige Maschinenfabrik Römheld in Ruppertsburg wurde 1967 errichtet und ist der größte Arbeitgeber im Ort.[8]

Die kunstgeschichtlich interessante Grabstätte der Familie Buderus befand sich bis 2002 in Ruppertsburg. Bis 2017 befanden sich die Grabmale im Firmenmuseum der Buderus AG in Hirzenhain und wurden durch den Heimatkundlichen Geschichtsverein Ruppertsburg wieder zurückgeholt. Heute befinden sie sich auf dem Friedhof in Ruppertsburg.

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Ruppertsburg lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][9][10]

Gerichtszugehörigkeit seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Ruppertsburg ab 1806 das „Patrimonialgericht der Grafen Solms-Laubach“ in Laubach zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Ab 1822 ließen die Grafen Solms-Laubach ihre Rechte am Gericht durch das Großherzogtum Hessen in ihrem Namen ausüben. „Landgericht Laubach“ war daher die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Ruppertsburg zuständig war. Auch auf sein Recht auf die zweite Instanz, die durch die Justizkanzlei in Hungen ausgeübt wurde, verzichtete der Graf 1823.[14] Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[15]

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Laubach“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[16] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts, die Gemeinde Ruppertsburg wurde dem Sprengel des Amtsgerichts Gießen zugelegt.[17] Die übergeordneten Instanzen sind jetzt das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

• 1631:60 Untertanen, 9 Witwen[1]
Ruppertsburg: Einwohnerzahlen von 1830 bis 2011
Jahr  Einwohner
1830
  
570
1834
  
594
1840
  
647
1846
  
667
1852
  
637
1858
  
596
1864
  
583
1871
  
568
1875
  
609
1885
  
623
1895
  
611
1905
  
632
1910
  
660
1925
  
691
1939
  
678
1946
  
1.122
1950
  
1.089
1956
  
945
1961
  
898
1967
  
934
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
807
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[2]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1830:541 evangelische, 18 katholische und 11 jüdische Einwohner
• 1961:748 evangelische, 136 römisch-katholische Einwohner

Erwerbstätigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1961:Erwerbspersonen: 163 Land- und Forstwirtschaft, 181 Prod. Gewerbe, 34 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 30 Dienstleistungen und Sonstiges.

Politik

Ortsvorsteher ist Horst Wagner (Stand Juni 2019).[18]

Vereine

Im Ort gibt es folgende Vereine:

  • Heimatkundlicher Geschichts- und Kulturverein Ruppertsburg
  • Jagdgenossenschaft Ruppertsburg
  • Jugendclub Ruppertsburg
  • Landfrauenverein Ruppertsburg
  • Ortsverband zur Förderung des Obstbaues, der Garten- u. Landschaftspflege
  • Ortsvereine Ruppertsburg
  • Reit- und Fahrverein Laubach (Vereinssitz: Ruppertsburg)
  • Sängerbund Ruppertsburg
  • Schützenverein Ruppertsburg
  • Seniorenkreis Ruppertsburg
  • Sport-Fischerclub Ruppertsburg
  • VdK Ruppertsburg
  • VfB Ruppertsburg 1926 e.V

Literatur

  • Rudolf Klein unter Mitarbeit von Erich Voigt und Johannes Willem: Hessenlexikon. Alles Wissenswerte über das Land Hessen. Frankfurt/Main, Umschau 1965 (S. 472)
  • Suche nach Ruppertsburg. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
  • Debus: Das Dorf Ruppertsburg. Sonderdruck aus dem Laubacher Anzeiger, 1922.
  • Festschrift zur 800-Jahr-Feier Ruppertsburg. Ruppertsburg 1983
  • Literatur über Ruppertsburg nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Ruppertsburg, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  3. Horloff, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 30. September 2015). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Albrecht Eckhardt (unter Mitarbeit von Friedrich Schunder): Die oberhessischen Klöster. Regesten und Urkunden. Teil 3,1: Regesten Band 2. Marburg: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, 1977.
  5. Eingliederung von Gemeinden in die Stadt Laubach, Landkreis Gießen vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 141, Punkt 173 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  6. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 301.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 155 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Laubach, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im August 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.laubach-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Geschichte der Friedrichshütte auf der Webseite der Römheld-Gruppe.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 22, 438 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 424 f. (online bei Google Books).
  13. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 135 (online bei Google Books).
  14. Theodor Hartleben (Hrsg.): Allgemeine deutsche Justiz-, Kameral- und Polizeifama, Band 2, Teil 1. Johann Andreas Kranzbühler, 1832, S. 271 (online bei Google Books).
  15. Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7. August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1848 Nr. 40, S. 237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 42,9 MB]).
  16. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  17. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 c) und Artikel 2, Abs. 4 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  18. Ortsbeirat Ruppertsburg In: Bürgerinformationssystem der Stadt Laubach. Abgerufen im Juni 2019.

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Ruppertsburg mit Evangelischer Kirche, Laubach, Landkreis Gießen, Hessen, Deutschland