Rundstück warm

Rundstück warm in der Oberhafenkantine in Hamburg

Als Rundstück warm, auch Hamburger Rundstück warm, bezeichnet man in Norddeutschland, vor allem in Hamburg, einen warmen Imbiss, bei dem eine Scheibe warmer Braten von Rind oder Schwein in ein halbiertes Rundstück (in engerem Sinn ein rundes Weizenbrötchen ohne Einschnitte) gelegt wird, das dann mit Bratensauce übergossen wird. Als Beilagen können Gewürz- oder Senfgurken sowie Aspik aus dem Bratenfond dienen.

Entstehung

Einer von mehreren Theorien zufolge soll Rundstück warm ein Vorläufer des Hamburgers sein.[1]

Bereits 1869 wurde Gasthausbesuchern in Hamburg Rundstück mit warmem Braten angeboten.[2] Um 1900 scheint diese Mahlzeit jedenfalls in Hamburg verbreitet gewesen zu sein. So berichtet der zu dieser Zeit erscheinende Wegweiser durch Hamburg und Umgebung, dass der Hamburger auf gutes Essen und Trinken sehr viel Gewicht lege, und erwähnt: Ein sehr beliebter, kurzer Imbiss ist auch das „Rundstück warm“, eine Semmel mit warmem Braten und Sauce.[3]

Als Erfinder des Rundstück warm wird unter anderem der Wirt Heinrich Heckel genannt. Dieser betrieb an der Reeperbahn, an der Ecke zum Hamburger Berg das Bierhaus Heckel (in dem Gebäude befindet sich heute eine Filiale der Spielbank Hamburg). Im Jahr 1901 kam eine Gesellschaft nach Küchenschluss in Heckels Restaurant und wollte noch etwas Warmes essen. Heckel hatte jedoch nur noch Braten mit Soße und Rundstücke. Seine Gäste forderten ihn auf, diese warm zu machen, und waren vom Ergebnis so angetan, dass sie es weiterempfahlen.[4] Eine andere Version wird einem Zeitungsartikel gemäß auf das Jahr 1904 gelegt und widerspricht damit, zumindest in der zeitlichen Zuordnung, dem eingangs genannten Reiseführer noch stärker. Demnach war es Heinrich Heckel selbst, der auf die Idee kam, Rundstücke mit Braten als Rundstück warm anzubieten, nachdem seine Köchin erkrankt war.[5]

Als schnell zubereitetes Zwischengericht wurde Rundstück warm wohl spätestens ab dem frühen 20. Jahrhundert zunehmend in vielen Gaststätten Hamburgs angeboten[6] oder zu Hause (auch als Resteessen) zubereitet.

Literatur

  • Tom Dieck: Pottkieker. 50 klassische norddeutsche Gerichte mit Geschichte. Koehler, Hamburg 2013, ISBN 978-3-7822-1079-9, S. 52–53.

Einzelnachweise

  1. Vom Rundstück warm zum Hamburger oder der Ursprung eines Fastfoodklassikers (Memento vom 1. März 2013 im Internet Archive) (archive.org)
  2. Neuester, vollständiger Führer durch Hamburg, Altona und Umgegend. Verlag von J. F. Richter, Hamburg & Altona 1869, S. 61 (online).
  3. Textauszüge aus: Wegweiser durch Hamburg und Umgebung (aus 1. Auflage 1900 oder 2. verbesserter und vermehrter Auflage 1901, Herausgeber: Verein zur Förderung des Fremden-Verkehrs in Hamburg, Druck Rademacher) in Joachim Paschen: Hamburg vor hundert Jahren, Zeiseverlag Hamburg 1999; S. 11/12
  4. Rundstück warm" entstand aus Zufall (Memento vom 21. April 2014 im Internet Archive)
  5. Weil die Köksch krank war (Memento vom 21. April 2014 im Internet Archive)
  6. Hamburger Brötchen sind rund (Memento vom 27. Juli 2014 im Internet Archive)

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