Rudolf Ewerhart

Rudolf Ewerhart (* 15. Juni 1928 in Lebach) ist ein deutscher Hochschullehrer, Musikwissenschaftler, Organist, Cembalist, Dirigent, Herausgeber und Instrumentensammler.[1]

Leben und Werk

Rudolf Ewerhart wuchs in Trier auf und sang als Jugendlicher im Chor der Trierer Domsingknaben.[1] Er studierte in Köln und Freiburg im Breisgau Kirchenmusik sowie Dirigieren und Musikwissenschaft. Im Jahr 1953 promovierte er in Köln. 1955 übernahm er eine Dozentur an der Bischöflichen Kirchenmusikschule Münster, die er 20 Jahre lang versah und deren Direktor er zeitweilig war. Von 1972 bis 1992 lehrte er Orgel- und Chorleitung an der Hochschule für Kirchenmusik der Staatlichen Musikhochschule Köln. Unter seinen Schülern waren Odilo Klasen, Burkhard Pütz, Thomas Sorger, Willem Winschuh.[2]

Daneben gab er unzählige Konzerte und spielte „Hunderte von Aufnahmen barocker Musik“[1] für Rundfunk und Tonträger[3] ein, wobei er sowohl als Solist als auch im Ensemble spielte.[1] Hierbei musizierte er „mit modernen Orchestern sowie mit Ensembles, die die historische Aufführungspraxis pflegen, wie das Collegium Aureum oder die Deutschen Barocksolisten.“[1]

Darüber hinaus dirigierte Ewerhart den Trierer Motettenchor und den Santini-Kammerchor,[1] veröffentlichte wissenschaftliche Aufsätze und brachte „zahllose Editionen von Werken des 17. und 18. Jahrhunderts heraus“.[1] Als Orgelexperte beteiligte er sich 1992 auch an der Restaurierung der Orgel der St. Joseph-Kapelle in Düsseldorf.[2]

Das Burghaus in Wassenach

Ewerhart lebt seit 1982 mit seiner Frau Helena in dem von ihm selbst renovierten spätbarocken Burghaus in Wassenach, einem von 1772 bis 1775 erbauten Adelssitz der Freiherren von Kolb.[4] Er legte dort eine größere Sammlung historischer Tasteninstrumente an.[1] Das von Ewerhart renovierte ehemalige Wasserschloss am Laacher See, Rheinland-Pfalz,[2] wurde bis 1982 als Gasthof genutzt. Ewerhart richtete im ehemaligen Tanzsaal des Hauses seit 1996 Konzerte der Reihe Musik im Burghaus Wassenach aus. Hier findet sich auch der Ausstellungsraum mit Orgeln, Clavichorden, Cembali, Spinetten und Hammerklavieren.[4] Ein Cembalo aus dem Herstellungsjahr 1682 rettete Ewerhart beispielsweise „aus einem italienischen Hühnerstall, in dem es als Futterkiste diente. Ältestes Instrument seiner Sammlung ist ein Spinett aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.“[4] Die Musikinstrumentensammlung ist im Rahmen der Konzerte oder nach Absprache zu besichtigen.[4]

Forschungsschwerpunkte

Ewerharts Forschungsschwerpunkt ist die Barockmusik, wobei er viele Werke erstmals aufnahm, darunter Werke von Georg Friedrich Händel, die er selbst aufgespürt hatte.[1] Die vollständige Aufnahme von Konzerten für Orgel und Orchester von Händel mit dem Collegium Aureum für das deutsche Label Harmonia Mundi machte ihn als Organist weltweit bekannt.[2] Außerdem veröffentlichte er Beiträge zur Geschichte des (Tasten-)Instrumentenbaus in der Region Mittelrhein.

Veröffentlichungen

  • Die Handschrift 322/1994 der Stadtbibliothek Trier als musikalische Quelle (= Kölner Beiträge zur Musikforschung, VII). Dissertation. Regensburg 1955.
  • Die Händel-Handschriften der Santini-Bibliothek in Münster. In: Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft (Hrsg.): Händel-Jahrbuch, 6. Jg. 1960, Leipzig 1960, S. 111–150.
  • Die bischöfliche Santini-Bibliothek. Münster 1962.
  • Die Orgel- und Claviermacher Senft in Koblenz und Augsburg. 2011, ISBN 978-3-86296014-9.

Herausgebertätigkeit

in einer Auswahl[5]

  • Cantio sacra – Geistliche Solokantaten. Köln 1954–1964 (52 Hefte)
  • die kantate. Köln 1957–1960 (12 Hefte)
  • Weihacht 1622. Sätze zum Singen und Spielen aus dem Tabulaturbuch des Henricus Beginiker. Köln 1960.
  • Jacob Gippenbusch: Mein’ ganze Seel’ dem Herren sing'. 72 Gesänge durch das Kirchenjahr. Trier 1991, ISBN 978-3-98026940-7.
  • Giovanni Battista Riccio: Canzoni da sonare für 1–4 Stimmen und Basso continuo – Heft III. Celle, ISBN 979-0-20062094-8.
  • sowie weitere Notenausgaben von Domenico Scarlatti, Otto Nicolai, Luigi Cherubini, Michel-Richard Delalande, Francesco Bianchini, Vincenzo Bellini u. a.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Deutschlandfunk
  2. a b c d Internetseite Bach-Cantatas
  3. Ahrweiler-Online-Enzyklopädie
  4. a b c d Artikel Ein Sammler aus Leidenschaft in rundschau-online.de vom 16. April 2004.
  5. Verlag Ernst Kuhn, Berlin: Autorenhandbuch Musik, Version 2015/2016.