Rolls-Royce Tyne

Rolls-Royce Tyne einer Transall der Luftwaffe, 2012

Das Rolls-Royce Tyne (Anfangs als RB109 bezeichnet) war mit ca. 6.000 PS (3259 bis 4500 kW) das ab Mitte der 1950er-Jahre stärkste Turboprop-Triebwerk der westlichen Welt und wurde erst in den 2000er-Jahren vom TP400-D6 für den Airbus A400M leistungsmäßig übertroffen.

Geschichte

Das Triebwerk wurde ursprünglich für das Verkehrsflugzeug Vickers Vanguard entwickelt. Das Triebwerk lief erstmals im April 1955 und im Oktober 1955 wurde die Vanguard mit diesem Triebwerk angekündigt.[1] Verschiedene Hersteller zogen das Triebwerk in Erwägung, so für die Lockheed Electra. Tatsächlich diente es als Antrieb u. a. für die militärische Transportflugzeug Transall C-160 (Tyne Mk 22) und das Langstrecken-Seeaufklärungsflugzeug Breguet Atlantic (Tyne Mk 21), aber auch für die Canadair CL-44, die Short Belfast und Transportflugzeuge vom Typ Aeritalia G.222.[1] Von den Marineversionen Rolls-Royce Tyne RM1A, RM1C und RM3C waren auch noch mindestens bis 2022 einige als Marschantrieb in ehemaligen Royal-Navy-Zerstörern der Sheffield-Klasse und Fregatten der Broadsword-Klasse im Einsatz.[2] Insgesamt wurden mehr als 1500 Triebwerke gebaut. Als Stückpreis wurden 1997 etwa 2,0 bis 2,5 Mio. US-Dollar angegeben. Das Triebwerk wurde bis in die neunziger Jahre hinein von Rolls-Royce und zeitweise in Lizenz von MTU produziert. Für die in Betrieb verbliebenen Triebwerke leistet MTU Instandhaltung und die Lieferung von Ersatzteilen.

Technik

Die einstufige Hochdruckturbine mit 121 Schaufeln aus einer Nickellegierung treibt den neunstufigen Axial-Hochdruckkompressor mit Schaufeln aus Titan in den ersten sieben Stufen an, während die 3-stufige Niederdruckturbine nicht nur (über ein Untersetzungsgetriebe) die Luftschraube, sondern auch den 6-stufigen Niederdruckverdichter antreibt. Die Länge des Triebwerkes (RTy-20 Mk 21/22) beträgt 2,76 m und der maximale Durchmesser 1,4 m. Ein Triebwerk wiegt 1129 kg und verbraucht 0,29 kg/kWh bei maximaler Leistung.

Varianten

Als Leistung ist jeweils die Maximalleistung mit Wasser-Methanol Einspritzung angegeben.[3]

  • RTy-1 Mk 506: 3.259 kW Leistung für Vickers Vanguard Type 951 und Vickers Merchantman, 238 Stück gebaut
  • RTy-11 Mk 512: 3.776 kW Leistung für Vickers Vanguard Type 952
  • RTy-12 Mk 515: 3.442 kW Leistung für Canadair 400/CL-44, 227 Stück gebaut
  • RTy-12 Mk 515-101W: 4.026 kW Leistung für Shorts Belfast
  • RTy-20 Mk 21: 4.226 kW Leistung für Dassault Aviation 1150 Atlantic und Atlantique ATL2
  • RTy-20 Mk 22: 4.226 kW Leistung für Transall C-160
  • RTy-20 Mk 801: 3.624 kW Leistung für Aeritalia G.222T
  • RTy-20 Mk 45: 4.500 kW Leistung für Transall C-160 und Atlantique ATL2

Anwendungen

Das Rolls-Royce Tyne wurde insbesondere durch die Transall C-160 bekannt, die jahrzehntelang das Standard-Transportflugzeug der deutschen und französischen Luftstreitkräfte war. Darüber hinaus wurden etliche andere Flugzeugtypen mit dem Tyne ausgerüstet:

Literatur

  • The Rolls-Royce Tyne von Lionel Haworth, Dezember 2000, Rolls-Royce Heritage Trust, ISBN 978-1-872922-09-6

Weblinks

Commons: Rolls-Royce Tyne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Peter Pugh: The Magic of The Name: The Rolls-Royce Story, Part 2 The Power Behind the Jets, Icon Books, 2015, ISBN 978-1-84831-963-9 (englisch), Kapitel: The Tyne
  2. Revista Naval com navios da Marinha do Brasil e de Marinhas estrangeiras no Rio de Janeiro, 11. September 2022
  3. Rolls-Royce Tyne@1@2Vorlage:Toter Link/www.forecastinternational.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.

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Rolls-Royce Tyne, Transall 51+15.JPG
Autor/Urheber: High Contrast, Lizenz: CC BY 3.0 de
Das Rolls-Royce-Tyne-Triebwerk einer Transall der Luftwaffe beim Flughallenfest Vilshofen 2012.