Rohrleitungstransport

Typischer Rohrleitungstransport: Trans-Alaska-Pipeline mit Karibu zum Größenvergleich

Der Rohrleitungstransport ist im Leitungsverkehr der Transport von Stoffen oder Gütern in Rohrleitungen.

Allgemeines

In der Verkehrswissenschaft gibt es folgende Verkehrszweige: Landverkehr (Fußgängerverkehr, Straßenverkehr, Schienenverkehr), Wasserverkehr (Binnenschifffahrt, Seeschifffahrt), Luftverkehr (zivile Luftfahrt, militärische Luftfahrt) und der Transport in Rohrfernleitungen.[1] Damit gehört der Transport von Gütern oder Stoffen in Rohrleitungen zum Verkehrswesen, der Rohrleitungstransport ist eine Verkehrsart, Rohrleitungen sind ein Verkehrsträger; die Rohre sind das Transportmittel. Zum Rohrleitungstransport im engeren Sinne zählen jedoch nur die Rohrleitungen zur Weiterleitung von Erdöl und Erdgas sowie von flüssigen und gasförmigen chemischen Produkten (Produkten-Rohrleitungen).[2]

Transportgut

Eingesetzt werden kann dieser Verkehrsträger für alle pumpfähigen Güter und Stoffe.[3] Als Transportgut kommen Flüssiggut (Flüssigkeiten wie Abwasser, Erdöl und Erdölprodukte, Trinkwasser) und Gase (Gastransport wie Erdgas) sowie Flüssiggas, Flüssigkeit-Feststoff, Feststoff-Gas und in Wasser suspendierten Schwebstoffen in Frage.

Zur Verkehrsinfrastruktur gehören neben den Rohrleitungen Armaturen, Gebläse, Molche, Pumpen, Tanklager und Verdichterstationen.

Eigenschaften

Beim Rohrleitungstransport bilden – im Gegensatz zu den anderen Transportarten – Verkehrsweg, Transportweg, Transportbehälter und Transportmittel eine Einheit.[4] Die Fortbewegung der Stoffe wird entweder durch die Schwerkraft (Gefälle der Rohrleitung) oder mit Hilfe stationärer Pumpen ermöglicht. Das Leistungsvermögen einer Rohrleitung resultiert aus ihrem Querschnitt und der Fördergeschwindigkeit.[5]

Vor- und Nachteile von Rohrleitungstransporten lassen sich wie folgt darstellen:[6]

VorteileNachteile
hohe Zuverlässigkeithohe Investitionskosten
Diebstahl- und wettersicherer Transportgeringe Anpassungsfähigkeit
bei unterirdischer Verlegung:
kein Landschaftsverbrauch
keine Mobilität
umweltfreundlichbei Lecks: große Schadenshöhen möglich
geräuscharm

Als hoch spezialisiertes Transportmittel weist der Rohrleitungstransport einige Besonderheiten auf, so etwa die fehlende Verpackung des Transportgutes, die niedrigen Transportkosten bei sehr hohem Durchsatz oder die Stationarität des Antriebsmittels (Pumpe statt Motor).

Wirtschaftliche Aspekte

Die Kosten für den Betrieb von Rohrleitungen (Pipelines) setzen sich im Wesentlichen aus den Abschreibungen für die Investition und den Energiekosten bei der Nutzung zusammen. Die Kostenstruktur zeigt eine hohe Fixkostenintensität mit geringer Anpassungsgeschwindigkeit an Nachfrageverschiebungen.[7] Der Rohrleitungstransport eignet sich auch für den kombinierten Verkehr, wenn beispielsweise Tankschiffe oder Tankwagen von Pipelines beladen oder entladen werden.

Rohrleitungen können als Leitungsnetze ein Netzwerk bilden.

Statistik

In der Verkehrsstatistik wird der Transport in Rohrfernleitungen – beschränkt auf Erdöl – als eigener Verkehrszweig mit seiner Verkehrsleistung in Tonnenkilometern (tkm) erfasst. Hierbei zeigt sich folgender internationaler Vergleich ausgesuchter Staaten:[8]

LandRohrfernleitungen
2017 (in Mrd. tkm)
Europaische Union EU 27/28114,0
Deutschland Deutschland18,2
Frankreich Frankreich11,2
Italien Italien10,3
Osterreich Österreich8,4
Spanien Spanien9,7
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich10,0

Deutschland weist demnach die höchste Verkehrsleistung aus, gefolgt vom flächenmäßig deutlich größeren Frankreich.

Sonstiges

Die Rohrpost könnte im Prinzip auch zum Rohrleitungstransport gezählt werden – als eine besondere Form des Feststoff-Gas-Transports (Kapsel und Luft). Jedoch ist die Größe der Kapseln aus Fluid- bzw. aerodynamischen Gründen begrenzt, so dass größere Rohr-Transportsysteme (z. B. Projekt CargoCap, Uni Bochum) die für den Rohrleitungstransport charakteristischen Eigenschaften verlieren und dann eher als „Nur-Tunnel-Systeme“ (z. B. Untergrundbahnen) bezeichnet werden sollten.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gerd Aberle, Transportwirtschaft, 1996, S. 16
  2. Günter Jacob, Verkehrsgeographie, 1986, S. 47
  3. Susanne Koch, Logistik: Eine Einführung in Ökonomie und Nachhaltigkeit, 2012, S. 92
  4. Thomas Plümer, Logistik und Produktion, 2003, S. 92
  5. Christof Schulte, Logistik: Wege zur Optimierung des Material- und Informationsflusses, 2000, S. 62 ff.
  6. Christof Schulte, Logistik: Wege zur Optimierung des Material- und Informationsflusses, 2000, S. 62 ff.
  7. Susanne Koch, Logistik: Eine Einführung in Ökonomie und Nachhaltigkeit, 2012, S. 92
  8. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.), Verkehr in Zahlen 2019/2020, September 2019, S. 332 ff.

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Die Europaflagge besteht aus einem Kranz aus zwölf goldenen, fünfzackigen, sich nicht berührenden Sternen auf azurblauem Hintergrund.

Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und erst 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen.

Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert.
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