Rieger-Kloss

Rieger-Kloss-Firmengelände in Krnov

Rieger-Kloss war eine Orgelbaufirma in Krnov in Tschechien, die von 1947 bis 2015 bestand. Sie stellte mehr als 600 Orgeln in Tschechien, der Slowakei, der Sowjetunion, China, Japan, den USA und weiteren Ländern her. Sie ging aus der Firma Rieger Orgelbau hervor, deren Inhaber nach 1945 aus der Tschechoslowakei vertrieben wurden.

Geschichte

Sie geht auf die Orgelbaufirma Gebrüder Rieger zurück, die 1845 von Franz Rieger im damaligen Jägerndorf in Österreichisch-Schlesien gegründet worden war. Diese wurde 1945 in der Tschechoslowakei enteignet und ließ sich nach der Vertreibung der Inhaberfamilie 1946 im österreichischen Schwarzach als Rieger Orgelbau nieder.

1947 wurde am alten Standort in Krnov eine staatliche Orgelbaufirma gegründet, die 1948 mit der kleinen Werkstatt von Josef Kloss, dem ehemaligen technischen Direktor von Gebrüder Rieger, zusammengeführt wurde. 1950 wurde eine Extra-Firma für den Pianobau ausgegliedert.

In den Anfangsjahren wurde fast ausschließlich für den einheimischen Markt produziert. Es gab kaum qualifizierte Mitarbeiter, und es konnten nur Instrumente mit Kegelladen und pneumatischer Traktur hergestellt werden. Nach dem Auftritt bei der Weltausstellung Expo 58 wurden zahlreiche Instrumente in die Sowjetunion geliefert, bis 1991 waren es 57. Seit den 1960er Jahren gelang schrittweise die Entwicklung von Orgeln mit Schleifladen und mechanischer Traktur. In den 1980er Jahren zählte das Unternehmen etwa 200 Beschäftigte.[1]

Nach der Samtenen Revolution wurden Instrumente auch nach China, Japan, Korea, in die USA, nach Österreich und in weitere Länder geliefert. 1992 wurde eine Orgelbauerschule eingerichtet; 1994 wurde die Firma privatisiert. 1997 beschädigte ein Hochwasser die Produktionsanlagen schwer. 2011 übernahm der Unternehmer Jakub Škrbel die Firma.[2] Sie meldete 2018 Insolvenz an.[3]

Hermann Kloss, der Sohn von Josef Kloss, gründete 1968 einen eigenen Orgelbaubetrieb im niederbayerischen Kelheim.

Werkliste (Auswahl)

Die Firma Rieger-Kloss stellte mehr als 600 Orgeln her und führte zahlreiche Reparaturen und andere Arbeiten durch. Die Opuszahl beginnt mit 3018 (nach der alten Rieger-Zählung).

Orgelneubauten (Auswahl)

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterOpusBemerkungen
1947BystřiceII/P29
1950Šaštínske Stráže, SlowakeiBasilika von den Sieben Schmerzen Mariens
V/P86etwa 5.500 Pfeifen, in Prospekt von 1771[4]
1952Papradno, SlowakeiSt. AndreasIII/P383139erweitert auf III/P, 52, 2011 Restaurierung[5]
1955Anttola, FinnlandAnttolan kirkkoII/P16
1956BratislavaPhilharmonieIV/P84ersetzt
1956Espoo, FinnlandLeppävaaran kirkkoII/P10ersetzt
1957Joensuu, FinnlandDie Produktionsstätte des LehrersII/P10verschrottet
1959MoskauPhilharmonie, TschaikowskisaalIV/P81
1961OlomoucSt. Moritz
V/P94weitgreifende Erweiterung des historischen Werkes, Schleifladen
Orgel
1962Minsk, WeißrusslandPhilharmonieIV/P73
1967Toronto, CanadaIII/P35
1969Kosiče (Kaschau)Dom St. Elisabeth
III/P54op. 3374; unter Verwendung des Pfeifenwerks der Vorgänger-Orgel von Josef Angster
1969Jerewan, ArmenienPhilharmonieIV/P62
1970erPragDvořak-HalleIV/P61etwa 5.050 Pfeifen, Prospekt von 1885
1972Ústí nad LabemSmetana-SaalIII/P47
1974ChebGalerie der bildenden KünsteIII/P57
1979BratislavaKonzertsaal des RundfunksIV/P81
1980, 2000OstravaPhilharmonieIV/P66ursprünglich in Kulturpalast Prag (V/P, 80), 2000 verkleinert umgesetzt
1981Tallinn, EstlandSt. Nikolai
IV/P634.711 Pfeifen
1985WolgogradPhilharmonieIV/P65
1987Almaty, KasachstanPhilharmonieIV/P732017 Arbeiten von Schuke
1980KiewSt.-Nikolaus-KathedraleIII/P553504bei einem Brand am 3. September 2021 zerstört → Orgel
1989PekingConcert HallIII/P60erster Orgelneubau in der Volksrepublik China
1992Klagenfurt, ÖsterreichSt. Egidien
II/P57Orgel
1995Guangzhou, ChinaXinghai Concert Hall
IV/P82
1995Seoul, KoreaMethodist ChurchIII/P54

Literatur

  • Wolfram Hackel, Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 2. Sachsen und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2012. S. 310f.

Weblinks

Commons: Rieger-Kloss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Orgeln

Einzelnachweise

  1. František Kuba: Kam se poděla sláva krnovské továrny Rieger-Kloss? In: Bruntálský a krnovský deník. 27. Mai 2017 (denik.cz [abgerufen am 24. März 2023]).
  2. Redakce: Varhanářství zachránil trh v Číně. In: Bruntálský a krnovský deník. 13. Oktober 2013 (denik.cz [abgerufen am 21. März 2023]).
  3. František Kuba: Čína nezaplatila. Slavná varhanářská firma Rieger-Kloss končí v dluzích. In: Deník.cz. 20. März 2018 (denik.cz [abgerufen am 21. März 2023]).
  4. Šaštín, organ Youtube
  5. Organ Pfarrei Papradno, mit Disposition (slowakisch)

Auf dieser Seite verwendete Medien

Rieger Orgelbau in Jägerndorf seit 1873.jpg
Autor/Urheber: Jim123, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Orgelbau Rieger und Kloss in Krnov
Klagenfurt - St. Egid Innenansicht 03.jpg
Autor/Urheber: Zacke82, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Pfarrkirche St. Egid in Klagenfurt, Innenansicht mit Orgel
Šaštín bazilika 41.jpg
Autor/Urheber: Ľuboš Repta, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Šaštín-Stráže (okr. Senica), Bazilika Sedembolestnej Panny Márie; chór s organom z roku 1950
GSO 2010.jpg
Autor/Urheber: 慕尼黑啤酒, Lizenz: CC BY-SA 3.0
广州交响乐团在演出当中。
Tallinn Niguliste Museum organ 02.jpg
Autor/Urheber: Ad Meskens, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Organ in Niguliste kirik or St. Nicholas' Church, a medieval former church in Tallinn, Estonia.
Kostel svateho Morice varhany.jpg
Organs in church kostel sv. Mořice in Olomouc (Czech Republic).
Костел св. Миколая, орган фірми Rieger-Kloss.jpg
Autor/Urheber: Бабенко Наталія, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Dieses Bild zeigt das Denkmal in der Ukraine mit der Nummer 80-382-0610
Detail int 8.JPG
Autor/Urheber: Dominika Jenčová, Lizenz: CC BY-SA 4.0
St.Elisabeth Cathedral,Košice,Slovakia