Richard Richter (Politiker)

Richard Richter (vor 1945–nach 1952) war ein deutscher Politiker (DBD). Er war Landesvorsitzender der DBD in Sachsen-Anhalt und Landesminister.

Leben

Richter, Sohn einer Arbeiterfamilie, war vor 1945 als Landarbeiter bei Großbauern, in der Industrie und beim Zirkus beschäftigt. Er trat 1945 der SPD bei und blieb auch nach der Zwangsvereinigung von SPD und KPD 1946 politisch aktiv. Richter war außerdem Mitglied der VdgB und in der Jugendarbeit aktiv. Im Zuge der Bodenreform hatte er 1945 eine Neubauernstelle erhalten. 1948 war er Mitbegründer der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD) in Sachsen-Anhalt und von Juni 1948 bis 1951 deren erster Landesvorsitzender. Diese Blockpartei war auf Druck der Sowjetischen Militäradministration gegründet worden, um die bürgerlichen Parteien CDU und LDPD zu schwächen.

Auch wenn er bei der Landtagswahl in der Provinz Sachsen 1946 nicht kandidiert hatte, wurde er am 28. Oktober 1949 Abgeordneter im Landtag Sachsen-Anhalt.[1][2] Bei der Landtagswahl 1950, die als Scheinwahlen durchgeführt wurden, erhielt er erneut ein Mandat im Landtag Sachsen-Anhalt, das er bis zur Auflösung der Länder in der DDR 1952 ausübte.

Von 1949 bis Juli 1952 war er Abgeordneter des Volksrates bzw. der Volkskammer. Von November 1950 bis Juni 1951 war er Minister ohne Geschäftsbereich in der Regierung Bruschke[3] des Landes Sachsen-Anhalt und überwiegend mit der Kontrolle des Bodenreformbauprogramms beschäftigt.[4] Richter, der als politisch weniger bedeutend galt, wurde in das Kabinett berufen, um den Einfluss der SED und der sie unterstützenden Parteien zu stärken.[5]

Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung arbeitete er in verschiedenen LPG und war ab dem 10. März 1952 Inoffizieller Mitarbeiter "Siegfried" des MfS. In dieser Funktion wirkte er vor allem im ländlichen Raum. Weil er "manche Dinger verschwiegen hatte", wurde die Zusammenarbeit mit dem MfS am 2. Oktober 1956 aufgehoben und Richter fortan selbst unter Beobachtung gestellt.[6]

Literatur

  • Martin Broszat et al. (Hrsg.): SBZ-Handbuch: Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945–1949. 2. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1993, ISBN 3-486-55262-7, S. 156, 166, 593 und 1005.
  • Theresia Bauer: Blockpartei und Agrarrevolution von oben. Die Demokratische Bauernpartei Deutschlands, 1948–1963. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2003, ISBN 3-486-56703-9 (Volltext digital verfügbar), S. 117f. und passim

Einzelnachweise

  1. Christina Trittel: Die Landtagsfraktionen in Sachsen-Anhalt von 1946 bis 1950: Analyse des landespolitischen Handelns und der Handlungsspielräume kollektiver Akteure in der werdenden DDR, 2006, ISBN 9783835096684, S. 241
  2. Sitzungsprotokolle 1. Wahlperiode, Reprint 1992, ISBN 3-8051-0096-5, S. 481; 51. Sitzung des Landtags Sachsen-Anhalt, Freitag, dem 24. Februar 1950
  3. Neue Zeit vom 25. November 1950
  4. Die Bestände der Landesarchive des Landes Sachsen-Anhalt 1945–1952. Kurzübersicht. Landesarchiv Magdeburg 1995, S. 21.
  5. Hirchinger, Frank: "Gestapoagenten, Trotzkisten, Verräter" Kommunistische Parteisäuberungen in Sachsen-Anhalt 1918–1953. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen, 2005. S. 280
  6. Bauer, Theresia: Blockpartei und Agrarrevolution von oben. Die Demokratische Bauernpartei Deutschlands 1948–1963. Oldenbourg Verlag München, 2003. S. 120

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Flagge der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD), DDR bis 1990