Reusten

Reusten
Gemeinde Ammerbuch
Koordinaten: 48° 32′ 32″ N, 8° 55′ 13″ O
Höhe: 373 (370–442) m
Fläche:6,11 km²
Einwohner:945 (Dez. 2020)
Bevölkerungsdichte:155 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Dezember 1971
Postleitzahl:72119
Vorwahl:07073
Lage von Reusten in Ammerbuch
Kirchberg, Kochhartgraben und Ammertalhänge in Reusten
Schulsteige Reusten
Blick vom Kirchberg über den Kochhartgraben

Reusten ist ein Ortsteil von Ammerbuch, einer Gemeinde im baden-württembergischen Landkreis Tübingen in Deutschland. Das Dorf liegt ca. 12 km westlich von Tübingen und ca. 8 km östlich von Herrenberg.

Geographie

Die Ansiedlung liegt zwischen Poltringen und Altingen am Zusammenfluss von Ammer und Kochhart. Markant erheben sich im Ortszentrum von Reusten der Kirchberg und die Ammertalhänge als geologische Formationen über Kochhartgraben und Ammertal. Die Kochhart wird heute vor allem von der Kläranlage in Hailfingen gespeist. Sie entspringt nordwestlich von Bondorf. Die Ammer entspringt aus fünf Quelltöpfen südöstlich von Herrenberg.

Reusten ist der zweitkleinste Ortsteil von Ammerbuch und hat 973 Einwohner.

Geschichte

Reusten wurde etwa im 6. Jahrhundert von den Alemannen gegründet. Der Name lässt sich wahrscheinlich von dem alemannischen Vornamen Rusto ableiten. Bei Grabungen wurden auf dem Kirchberg jungsteinzeitliche Siedlungen entdeckt. Die ältesten Funde lassen sich bis ungefähr 4500 v. Chr. zurückdatieren. Von großer Bedeutung ist der 2020 nur etwa 750 Meter vom Kirchberg entfernt in einem frühbronzezeitlichen Frauengrab gefundene Goldring von Ammerbuch. Es handelt sich um das früheste sicher datierbare Objekt aus Gold in Südwestdeutschland.[1]

Reste der mittelalterlichen Burg Kräheneck geben bis heute Rätsel über ihre Bewohner auf. Auf dem Kirchberg wurde von Mönchen des Klosters Bebenhausen um 1300 die Heiligkreuzkirche erbaut, die bis 1759 dort oben stand. Erwähnt werden muss noch eine alte Römerstraße, die einst nördlich der Wolfsbergsiedlung verlief und die später „Königsstraße“ genannt wurde. An ihr befand sich im Mittelalter ein alter germanischer Gerichtsplatz. Eine Schenkung zur Zeit Kaiser Lothars, die auf diesem Gerichtsplatz besiegelt wurde, war Anlass für die erste urkundliche Erwähnung von „Rusten“ im Schenkungsbuch des Klosters Reichenbach; niedergeschrieben zwischen 1138 und 1152.

Den Necknamen „Totenrugeler“ (schwäbisch Daudarugaler) erhielten die Reustener nach einer Anekdote: bei einem winterlichen Leichenbegängnis auf den Kirchberg – dort liegt der Friedhof – soll einer der Sargträger ausgerutscht und der Sarg samt dem Toten den Berg hinunter „gerugelt“ sein.

In Reusten wurde am 3. November 1774 der Begründer des schwäbischen Mundarttheaters Gottlieb Friedrich Wagner geboren. Von 1946 bis 1951 lebte hier im Gasthof Lamm der Sportler für Schwerathletik Fritz Wenninger.

Am 1. Dezember 1971 fusionierte Reusten mit fünf weiteren Gemeinden zur neuen Gemeinde Ammerbuch.[2]

JahrEinwohner
1855610
1900597
1950584
1961 (6. Juni)626
1971 (31. Dezember)962
2000996
2004 (31. Dezember)1037
2005 (31. Dezember)1024
2006 (31. Dezember)1016
2007 (31. Dezember)1015
2008 (31. Dezember)989
2009 (31. Dezember)992
2010 (31. Dezember)963
2011 (31. Dezember)967
2012 (31. Dezember)954
2013 (30. November)982
2015 (31. März)973

Wappen

Das 1954 angenommene Gemeindewappen zeigt in Gold einen roten Schräglinksbalken, darüber eine Königskrone, die unten von einem grünen Lindenzweig begleitet ist. Der Balken und die Krone sollen an die Königsstraße erinnern, die einst durch die Gemarkung verlief. Der Lindenzweig weist auf die Gerichtsstätte hin (Gerichtslinde). Die Farben Rot und Gold sind dem Wappen der Tübinger Pfalzgrafen entnommen. Das Wappen war bis zur Gründung von Ammerbuch im Jahr 1971 gültig, jetzt ist das Ammerbucher Wappen gültig.

Infrastruktur

In Reusten gibt es einen Friedhof und einen Kindergarten. Ferner befinden sich eine Metzgerei und ein kleiner Dorfladen, sowie das Gasthaus zum Löwen im Ortskern.

Die Grund- und Förderschule wurde wegen zu niedriger Schülerzahlen geschlossen. Grundschüler besuchen nun die Grundschule in Poltringen, für Förderschüler ist die Förderschule Rottenburg zuständig. Die Schule wird derzeit zur Nutzung als Kindergarten umgebaut.

Es gibt eine Busanbindung nach Altingen oder Pfäffingen, an beiden Orten liegen Haltepunkte der Ammertalbahn zu den nächsten Städten Tübingen und Herrenberg mit Anschluss zum Fernverkehr und in die Region Stuttgart.

Zehntscheuer

Ein Förderverein hat die 1575 erbaute Zehntscheuer, neben der Kelterkirche, in eine Kulturscheuer mit Bürgertreff umgebaut.

Sport

Die evang. Kelter-Kirche

In Reusten gibt es einen Turn- und Gesangsverein, den TGV Reusten. Dieser hat eine Spielgemeinschaft mit dem TV Nebringen, die SG Nebringen/Reusten. Zusätzlich existiert ein Reitverein. Außerdem findet in Reusten ein alljährliches Handballturnier auf dem Sportplatz statt.

Religion

Die evangelische Kirche von Reusten befindet sich in der Ortsmitte. 1760 wurde die ehemalige Bebenhauser Weinkelter in eine Kirche umgewandelt.

Einzelnachweise

  1. Raiko Krauß, Lea Breuer, Simone Korolnik, Ernst Pernicka, Birgit Schorer, André Spatzier, Veronika Stein, Jörg Bofinger: An Early Bronze Age Burial with a Golden Spiral Ring from Ammerbuch-Reusten, Southwestern Germany. In: Prähistorische Zeitschrift. 21. Mai 2021, doi:10.1515/pz-2021-0010.
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 535.

Literatur

  • Reusten und seine Geschichte von Roland Fakler, 2020 DIN A5 136 Seiten 80 Bilder 26 farbige Seiten, Verlag Books on Demand GmbH, Norderstedt, ISBN 978-3-8370-4383-9

Weblinks

  • Wikisource: Reusten in der Beschreibung des Oberamts Herrenberg von 1855

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Blick vom Kirchberg im Ortsteil Reusten in der Gemeinde Ammerbuch ; Ansicht: Ost nach West
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Die evangelische Heilig-Kreuz-Kirche in Reusten
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Kirchberg, Reusten