René Char

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Straßenschild in Bollène, Provence

René Char (geboren 14. Juni 1907 in L’Isle-sur-la-Sorgue, Département Vaucluse; gestorben 19. Februar 1988 in Paris) war ein französischer Dichter.

Leben

Char studierte in Aix-en-Provence. 1929 begegnete er André Breton und Paul Éluard und trat der Künstlergruppe der Surrealisten bei, von der er sich ab Mitte der 1930er Jahre nach und nach wieder distanzierte. Anfang der 1940er Jahre hatte er ein Verhältnis mit der schwedischen Künstlerin Greta Knutson[1]. Char ging 1940 in den Untergrund und kämpfte zusammen mit Gilbert Lély in der Résistance gegen die deutsche Besatzung. Die Ereignisse im Widerstand arbeitete er in den Prosagedichten Feuillets d'Hypnos auf (1942–44), von Albert Camus 1946 veröffentlicht und von Paul Celan 1959 ins Deutsche übertragen. Hannah Arendt zitiert daraus als Zeugnisse akuten und aktiven revolutionären Geistes in Über die Revolution (1965), vor allem Aphorismus Nr. 62 Unserer Erbschaft ist keinerlei Testament vorausgegangen. In den 1960er Jahren engagierte er sich gegen die Stationierung von Atomraketen in der Provence.

1955 lernte René Char, vermittelt durch Jean Beaufret, den deutschen Philosophen Martin Heidegger in Paris kennen. Später lud Char Heidegger trotz dessen einstiger Haltung zum Nationalsozialismus mehrfach zu Aufenthalten in der Provence ein. So kam es zu den Seminaren in Le Thor 1966, 1968, 1969 und in Zähringen 1973. Später distanzierte sich Char von Heidegger.[2]

Seine Lyrik und sein dramatisches Werk „Le Soleil des eaux“ wurde unter anderem von Paul Celan, Franz Wurm, Curd Ochwadt, Horst Wernicke und Peter Handke ins Deutsche übersetzt. Mit den Berliner Surrealisten Johannes Hübner und Lothar Klünner, die ebenfalls große Teile seines Werkes übertrugen, stand er in freundschaftlichem Kontakt. Ebenso mit der zu diesem Kreis gehörenden Malerin Jeanne Mammen.[3] Von seinen zahlreichen Büchern liegt ein Teil der Spätwerke nicht in deutschsprachigen Ausgaben vor. Er war befreundet mit den Malern Nicolas de Staël und Joan Miró,[4] dem Dichter Paul Éluard, dem Schriftsteller und Philosophen Albert Camus und dem Althistoriker Paul Veyne. Zahlreiche bedeutende Maler, u. a. Juan Gris, Henri Matisse und Georges Braque, illustrierten die Handschriften seiner Gedichte, die teilweise anlässlich seines hundertsten Geburtstags in aufwändigen Faksimileeditionen erschienen. Seine Werke Le Soleil des eaux und Le Marteau sans maître dienten als Vorlagen für Kompositionen von Pierre Boulez.

Char war Mitglied der Ehrenlegion.[4]

Werke (Auswahl)

  • 1929: Arsenal
  • 1930: Ralentir Travaux (zusammen mit André Breton und Paul Éluard)
    • Vorsicht Baustelle, dt. von Wolfgang Schmidt; Edition Sirene, Berlin 1988. ISBN 3-924095-37-X
  • 1930: Artine
  • 1934: Le Marteau sans maître
    • Der herrenlose Hammer, dt. von ?; Legueil, Stuttgart 2002. ISBN 3-9804247-6-6
  • 1945: Seuls demeurent
  • 1945: Le Poème pulvérisé
  • 1946: Feuillets d'Hypnos
    • Hypnos: Aufzeichnungen aus dem Maquis (1943–1944), dt. von Paul Celan; Fischer, Frankfurt am Main 1990. ISBN 3-596-29570-X
  • 1948: Fureur et Mystère (enthält Seuls demeurent, Feuillets d'Hypnos, Les Loyaux adversaires, Le Poème pulvérisé und La Fontaine narrative)
    • Das bräutliche Antlitz. Dt. von Johannes Hübner und Lothar Klünner; Mit einer Originallithographie von Willi Baumeister. Meta, Frankfurt 1952.
    • auch als: Zorn und Geheimnis, gleiche Übersetzung; Fischer TB, Frankfurt 1991. ISBN 3-596-29571-8
  • 1949: Le Soleil des eaux
    • Die Sonne der Gewässer: Schauspiel für ein Gemälde der Fischer. Dt. von Anneliese Hager; S. Fischer, Frankfurt, ca. 1970
    • wieder als: Die Sonne der Wasser. Schauspiel für ein Fischergemälde. Übers. Curd Ochwadt; Lambert Schneider, Gerlingen 1994 ISBN 3-7953-0922-0; wieder Charis, Hannover 2002 ISBN 978-3-921160-10-7
  • 1950: Les Matinaux
  • 1950: L'Art bref suivi de Premières alluvions
  • 1951: À une sérénité crispée
  • 1952: Lettera Amorosa
  • 1953: Le Rempart de brindilles
  • 1955: Recherche de la base et du sommet
  • 1962: La Parole en archipel, 1952–1960
  • 1968: Dans la pluie giboyeuse
  • 1971: Le Nu perdu
    • Rückkehr stromauf: Gedichte 1964–1975, dt. von Peter Handke; Hanser, München/Wien 1984. ISBN 3-446-13840-4
  • 1976: Aromates chasseurs
  • 1977: Chants de la Balandrane
    • Elegien der Balandrane 1975–77, dt. von Jean Voellmy; Legueil, Stuttgart 2005. ISBN 3-9804247-8-2
  • 1979: Fenêtres dormantes et porte sur le toit
  • 1985: Les Voisinages de Van Gogh
    • Die Nachbarschaften Van Goghs, dt. von Peter Handke; Renner, München 1990. ISBN 3-927480-09-6
  • 1988: Éloge d'une soupçonnée
    • Lob einer Verdächtigen, mit einem Nachwort von Jean Starobinski, dt. von Lothar Klünner; Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989. ISBN 3-518-22023-3

sowie diverse Sammelbände mit deutschen Übersetzungen

Literatur

  • René Char als Titelthema von Akzente. Zeitschrift für Literatur April 1988, Heft 2[6]
  • Horst Wernicke, Hg.: Albert Camus – René Char. Einsam und gemeinsam. Spuren einer Freundschaft. Osiris, Zeitschrift für Literatur und Kunst. Heft 5, 1998, ISBN 3-89086-829-0.[5]
  • Katrin Bibiella, Bilder für eine Ästhetik der Gegen-Schöpfung. Peter Huchel und René Char (Komparatistik im Gardez!; 3). Sankt Augustin: Gardez!-Verl., 2003. Zugl.: Mainz, Univ., Diss., 2003. ISBN 978-3-89796-107-4

Weblinks

Belege

  1. Daniela Büchten: Greta Knutson, in: Britta Jürgs (Hrsg.): Etwas Wasser in der Seife: Portraits dadaistischer Künstlerinnen und Schriftstellerinnen. Aviva Verlag, Grambin 1999, ISBN 3-932338-06-5, S. 127–146
  2. Eine differenzierte Untersuchung zum Verhältnis Char / Heidegger bietet Michael Worton: ‘Between’ Poetry and Philosophy: René Char and Martin Heidegger, im Volltext als pdf zum Download zur Verfügung gestellt vom Modern Languages Publications Archive unter https://core.ac.uk/download/pdf/17439.pdf
  3. Johann Thun: »Tu as bien fait de partir« Jeanne Mammen, Rene Char und Arthur Rimbaud. In: Förderverein der Jeanne-Mammen-Stiftung e.V., Berlin (Hrsg.): Jeanne Mammen Paris – Bruxelles – Berlin. 1. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-422-07375-3, S. 158–178.
  4. a b Portraits de décorés: René Char. In: www.legiondhonneur.fr. Abgerufen am 20. September 2019.
  5. Inhalt: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 8. Februar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rimbaud.de
  6. R. C.: Grüne Steine. Übers. Peter Handke, S. 97; Johannes Hauck: Dialog der Bilder. S. 98–104

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