Reiner Lemoine Institut

Reiner-Lemoine-Institut gGmbH
Kategorie:Forschungseinrichtung
Standort der Einrichtung:
Berlin
Art der Forschung:Angewandte Forschung
Fächer:Ingenieurwissenschaften, Informatik
Grundfinanzierung:Reiner Lemoine Stiftung (etwa 10 Prozent)
Leitung:Kathrin Goldammer
Mitarbeiter:etwa 103 (Stand Dezember 2022)[1]
Homepage:www.reiner-lemoine-institut.de

Das Reiner-Lemoine-Institut (Eigenschreibweise Reiner Lemoine Institut) (RLI) ist ein gemeinnütziges, unabhängiges Forschungsinstitut mit Sitz in Berlin, das wissenschaftliche Fragestellungen rund um das Thema Erneuerbare Energien bearbeitet.[2] Das Institut wurde von der Reiner-Lemoine-Stiftung gegründet, Namensgeber ist Reiner Lemoine, ein deutscher Unternehmer im Bereich der erneuerbaren Energien.[3]

Geschichte

Das im Februar 2010 von der Reiner Lemoine Stiftung gegründete Reiner Lemoine Institut ist eine 100-prozentige Tochter der Stiftung und nahm im April 2010 seine Arbeit auf. Gründungsgeschäftsführer des Instituts waren Jochen Twele und Peter Kayser, zwei Professoren der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin). Aufgebaut wurde das Institut in unmittelbarer Nähe zur HTW am Standort Oberschöneweide.[4] 2017 zog das RLI in den Wissenschafts- und Technologiepark Berlin-Adlershof um.

Das anfangs aus zwei Geschäftsführern und vier Mitarbeitern bestehende Institut ist mit zunehmender Anzahl von Forschungsprojekten gewachsen und beschäftigt inzwischen (Stand Ende 2022) etwa 103 Mitarbeiter, darunter zehn Promovierte, zwei Promovenden, gut 40 Hilfskräfte, Praktikanten und Bundesfreiwilligendienstleistende (Stand Dezember 2022).[1] Das Forschungsinstitut ist inzwischen als bedeutender Akteur in der deutschen Energiewende anerkannt[2] und unter anderem als Projektpartner in mehreren EU-Projekten zur Energiewende tätig,[5][6][7] wie auch federführend bei weiteren großen, öffentlich geförderten Forschungsprojekten in Deutschland.[8][9] Geleitet wird das Reiner Lemoine Institut seit Februar 2016 von Kathrin Goldammer.[10][11]

Das Institut finanziert sich zu rund 10 Prozent aus Mitteln der Reiner Lemoine Stiftung und zu rund 90 Prozent aus selbst eingeworbenen Drittmitteln. Diese bestehen hauptsächlich aus öffentlichen Fördergeldern auf Landes-, Bundes- und Europaebene sowie aus Forschungsaufträgen und Beratungsleistungen für die öffentliche Hand, Nicht-Regierungs-Organisationen und den Privatsektor. Das Institut ist als gemeinnützig anerkannt und verfolgt keine wirtschaftlichen Ziele.[3][12]

Forschungsschwerpunkte

Ziele und Organisation

Das Reiner Lemoine Institut begreift seine wissenschaftliche Arbeit als Unterstützung für die langfristige Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien.[12] In einer Reihe von öffentlich geförderten Forschungsprojekten setzt sich das Institut aktiv für die Prinzipien von Open Science ein und wendet diese weitgehend an. Hierzu gehört die Entwicklung und Nutzung von Open-Source-Software, Verwendung und Veröffentlichung von Open Data sowie der Bereitstellung von Materialien unter offenen Lizenzen.[5][8][13]

Die Forschung am Reiner Lemoine Institut gliedert sich in drei Forschungsbereiche:

Transformation von Energiesystemen

Der Forschungsbereich Transformation von Energiesystemen modelliert, analysiert und optimiert Energiesysteme mit einem hohen Anteil an Erneuerbaren Energien. Dafür werden größtenteils selbstentwickelte Open-Source-Tools genutzt.[3][14]

Mobilität mit Erneuerbaren Energien

Der Forschungsbereich Mobilität mit Erneuerbaren Energien untersucht, wie Alternativen zum Benzin- und Dieselmotor – etwa Batterie- und Brennstoffzellenfahrzeuge oder synthetische Kraftstoffe[15] – ökologisch und ökonomisch sinnvoll in Erneuerbare Energiesysteme eingebunden werden können[16][17] und welche Ladeinfrastruktur hierfür benötigt wird.[3][18][19] Beispiele für das Wirken sind etwa die Forschung an der Integration von Elektrobussen in das Netz der Berliner Verkehrsbetriebe[20] oder die wissenschaftliche Leitung Grid Integration bei der Fachtagung atzlive Electrified Mobility + Grid Integration 2021.[21] Das Unternehmen Localiser RLI GmbH, das Software zur automatisierten Planung von Ladeinfrastruktur für Elektromobilität entwickelt, ist eine Ausgründung dieses Forschungsbereichs.[22]

Von Anfang 2020 bis Anfang 2021 führten Mitarbeiter des Instituts im Auftrag des Berliner Senats eine Studie mit dem Titel Elektromobilität Berlin 2025+ durch. Im Ergebnis entstanden genauere Hinweise, wie viele Ladesäulen pro Bezirk erforderlich sind, um das Ziel Elektromobilität für die deutsche Hauptstadt zu erreichen. Der Senat will bis zum Jahr 2030 dafür rund 12 Millionen Euro bereitstellen. Für den Bezirk Lichtenberg wurden mehr als 250 Ladesäulen empfohlen.[23]

Off-Grid Systems

Der Forschungsbereich Off-Grid Systems nutzt Geoinformationssysteme, sozio-ökonomische Analysen und Energiesystemmodelle, um den Zugang zu bezahlbarer und sauberer Energie insbesondere in abgelegenen Regionen des Globalen Südens sowie auf geographischen Inseln sicherzustellen (entsprechend der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, insbesondere Ziel 7 für nachhaltige und moderne Energie für alle).[3][24][25]

Publikationen und Wissenschaftsinfrastruktur

Überblick

Die Institutsmitarbeiter publizieren regelmäßig ihre wissenschaftlichen Ergebnisse in verschiedenen peer-reviewten Fachzeitschriften, insbesondere im Bereich der Energieforschung. Darüber hinaus unterstützt das Reiner Lemoine Institut mit wissenschaftlichen Erkenntnissen die Erstellung von Leitdokumenten politischer Institutionen.

Teil des RLI ist zudem ein von der Reiner Lemoine Stiftung finanziertes Graduiertenkolleg, an dem in Kooperation mit verschiedenen Universitäten derzeit neun Personen (Stand Dezember 2022) zu EE-dominierten Energiesystemen promovieren.[26]

Ausgewählte Publikationen

Open Science

Das Reiner Lemoine Institut initiiert, betreut und entwickelt gemeinsam mit Partnern wichtige Wissenschafts­infrastruktur­projekte im Bereich der Open-Science-Energiesystemmodellierung. Dazu gehören das Open Energy Modeling Framework (oemof),[27][28] die Open Energy Platform (OEP) mit der dazugehörigen Open Energy Database (OEDB),[29] Open-Source-Software für wissenschaftliche Energiesystemmodellierung,[30] sowie die Entwicklung einer gemeinsamen Ontologie für Energiesystemanalysen, die Open Energy Ontology.[31]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Team. Reiner Lemoine Institut, abgerufen am 1. Juni 2020.
  2. a b Auswärtiges Amt: Who is who der Energiewende in Deutschland Ansprechpartner in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Juli 2015, S. 70.
  3. a b c d e Im Profil: Das Reiner Lemoine Institut. gwf Gas + Energie, 9. September 2018, abgerufen am 14. Oktober 2019.
  4. Reimund Lepiorz: Neu im IPW und TGS: Das Reiner Lemoine Institut. In: innotech – Das Magazin der Technologieregion Berlin Südost 02/2010.
  5. a b Horizon 2020: GRECO. European Commission CORDIS, abgerufen am 22. April 2020.
  6. Horizon 2020: REEEM. European Commission CORDIS, abgerufen am 22. April 2020.
  7. Horizon 2020: E-LAND. European Commission CORDIS, abgerufen am 22. April 2020.
  8. a b Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Bundesbericht Energieforschung 2019 Forschungsförderung für die Energiewende. April 2019, S. 39.
  9. Cora Werwitzke: Testlauf zur Netzintegration einer StreetScooter-Flotte. electrive, abgerufen am 24. April 2020.
  10. Goldammer neue Geschäftsführung. Reiner Lemoine Institut, abgerufen am 7. Oktober 2019.
  11. Porträt Kathrin Goldammer. Tagesspiegel Background, 7. März 2018, abgerufen am 14. Oktober 2019.
  12. a b Über uns werk=Website. Reiner Lemoine Institut, abgerufen am 7. Oktober 2019.
  13. Open Science und Datenmanagement. Reiner Lemoine Institut, abgerufen am 7. Oktober 2019.
  14. Transformation von Energiesystemen. Reiner Lemoine Institut, abgerufen am 7. Oktober 2019.
  15. Tim Röpcke und Alexander Windt: Umstellung liniengebundener Fahrzeuge auf alternative Antriebstechnologien. atz extra, 1. Dezember 2019, abgerufen am 27. Juli 2020.
  16. Hanna Sander: Forschungsprojekt zur Netzintegration der E-Mobilität. energate, 10. Dezember 2019, abgerufen am 27. Juli 2020.
  17. Jakob Gemassmer et al.: Auswirkungen von Batterie- und Brennstoffzellenfahrzeugen auf das Energiesystem. atz extra, 1. Juni 2019, abgerufen am 27. Juli 2020.
  18. Hinrich Neumann: Wasserstoffproduktion direkt an der Tankstelle. Top Agrar, 26. Mai 2017, abgerufen am 24. April 2020.
  19. Mobilität mit Erneuerbaren Energien. Reiner Lemoine Institut, abgerufen am 7. Oktober 2019.
  20. Sebastian Schaal: BVG nimmt weitere E-Busse in Betrieb. electrive, 3. April 2020, abgerufen am 27. Juli 2020.
  21. Electrified Mobility + Grid Integration 2021: Wissenschaftlicher Beirat. atzlive, abgerufen am 27. Juli 2020.
  22. Ladeinfrastruktur planen mit der E-Mobilität Software von Localiser. Abgerufen am 26. Dezember 2022.
  23. Paul Stein: Wo soll der Strom hin?. In: Berliner Woche, 28. Juli 2021, S. 3.
  24. Daniel Seeger: Solare Insellösungen für Elektrifizierung Nigerias am besten geeignet. PV Magazine, 24. Januar 2018, abgerufen am 24. April 2020.
  25. Off-Grid Systems. Reiner Lemoine Institut, abgerufen am 7. Oktober 2019.
  26. RLS-Graduiertenkolleg. Reiner Lemoine Stiftung, abgerufen am 27. April 2020.
  27. Simon Hilpert et al.: The Open Energy Modelling Framework (oemof) Energy Strategy Reviews. Band 22, November 2018, S. 16–25.
  28. oemof: open energy modeling framework. Reiner Lemoine Institut, Center for Sustainable Energy Systems, abgerufen am 27. April 2020.
  29. Open Energy Platform: About us. Universität Magdeburg, abgerufen am 27. April 2020.
  30. ding0. github, abgerufen am 27. April 2020.
  31. Open Energy Family - Open Energy Ontology (OEO). github, abgerufen am 27. April 2020.

Koordinaten: 52° 26′ 1″ N, 13° 32′ 8″ O