Kabinett Callaghan

Kabinett Callaghan
Kabinett des Vereinigten Königreichs
PremierministerJames Callaghan
WahlOkt. 1974
Ernannt durchKönigin Elisabeth II.
Bildung5. April 1976
Ende4. Mai 1979
Dauer3 Jahre und 29 Tage
VorgängerKabinett Wilson IV
NachfolgerKabinett Thatcher I
Zusammensetzung
Partei(en)Labour Party
Tolerierung:
Liberal Party
Repräsentation
House of CommonsLabour
319/635

Tolerierung:
13/635

Das Kabinett Callaghan wurde im Vereinigten Königreich am 5. April 1976 von Premierminister James Callaghan von der Labour Party gebildet und löste das Kabinett Wilson IV ab. Das Kabinett blieb bis zum 4. Mai 1979 im Amt und wurde dann durch das Kabinett Thatcher I abgelöst.

Regierungszeit

Callaghan hatte das Amt des Premierministers nach dem Rücktritt seines Parteifreundes Harold Wilson am 16. März 1976 angetreten. Aufgrund von Parteiaustritten und verlorenen Nachwahlen verfügte Labour nicht mehr über die knappe Mehrheit im House of Commons, die Wilson noch im Oktober 1974 mit 319 der 635 Sitze gewann. Diese Zahl ist auch in der Infobox repräsentiert. Bei Amtsantritt Callaghans hielt Labour noch 317 der 635 Sitze, einen weniger als die absolute Mehrheit, im Laufe der drei Regierungsjahre wird die Zahl Labour Abgeordneten noch weiter sinken. Hinzu kam eine sich verschlechternde Wirtschaftssituation, in deren Folge das Pfund Sterling auf 1,714 US-Dollar sank und die Zahl der Arbeitslosen auf 1,3 Millionen stieg. Angesichts der gleichzeitigen weltweiten Rezession schloss die Regierung am 28. Juni 1976 auf drei Jahre einen Sozialpakt mit den Gewerkschaften, in dem programmatische Prioritäten für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung wie Einfuhrbegrenzungen, Vermögenssteuer, Preis- und Lohnbeschränkungen gesetzt wurden. Künftige Streiks konnten dadurch allerdings nicht verhindert werden.

Das am 27. März 1977 geschlossene Kooperationsabkommen mit der Liberal Party verschaffte der Labour-Regierung wieder eine, wenngleich unsichere, Mehrheit im Unterhaus. Der Pakt wurde von der Liberal Party allerdings nach anderthalb Jahren am 7. September 1978 wieder aufgekündigt. Im sogenannten „Winter der Unzufriedenheit“ (‚Winter of Discontent‘) 1978/1979 lähmte ausgedehnte Streiks vor allem das Gesundheitswesen und andere wesentliche Dienstleistungsbereiche wie Krankenhäuser, Müllabfuhr und Transportwesen und minderten dadurch nachhaltig das Ansehen der Regierung. Um den Forderung schottischer und walisischer Nationalisten nachzukommen, propagierte die Labour Party am 28. März 1979 eine Politik der Devolution, das heißt der Übertragung von Rechten auf Zeit und unter dem letztendlichen Vorbehalt der Souveränität des Parlaments in London, an neu einzurichtende regionale Parlamente. Zu diesem Zweck veranstaltete Referenden erreichten jedoch weder in Schottland noch in Wales die erforderlichen Mehrheiten.

Unter dem Eindruck der tief greifenden Wirtschaftskrise und der sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Verteilungskämpfe kam es Ende der 1970er Jahre zunächst zu einer neuerlichen Polarisierung der politischen Parteien. Der bis dahin bestehende Grundkonsens über die Einrichtung eines Interventionsstaates mit sozialen Zielsetzungen zerbrach angesichts der offenkundigen Tatsache, dass dieser in der damaligen Situation nicht mehr zu finanzieren war. Während innerhalb der Labour Party „linke“ Strömungen an Bedeutung gewannen, forderten die konservativen Tories unter Margaret Thatcher, die seit 1975 Parteivorsitzende war, mit einem neoliberalen Programm die Abkehr vom Wohlfahrtsstaat und propagierten stattdessen die Förderung des Individualismus und der Marktgesetze.

Bei den Unterhauswahlen vom 3. Mai 1979 entfielen von 635 Sitzen im House of Commons 339 Mandate auf die Conservative Party, während die bislang regierende Labour Party 269 Sitze bekam. Sonstige Parteien stellten weitere 27 Abgeordnete. Daraufhin übernahm Margaret Thatcher als erste Frau in der Geschichte des Vereinigten Königreichs das Amt des Premierministers.

Misstrauensvotum

Misstrauensvotum am 28. März 1979[1]
VotumLabourToriesLiberalSNPUUPPlaidSLPSDLPDUPUUUPIndRepUnabh.SpeakerDeputiesErgebnis
Ja27913115111
311/635
Nein303232
310/635
Enthaltung11113
7/635
Tellers22
4/635

Minister

Dem Kabinett gehörten folgende Minister an:

ZugehörigkeitLabour
AmtPersonAmtszeit
Premierminister
First Lord of the Treasury
Minister für den öffentlichen Dienst
James Callaghan5. April 19764. Mai 1979
Lordpräsident des RatesMichael Foot8. April 19764. Mai 1979
LordkanzlerElwyn Jones, Baron Elwyn-Jones8. April 19764. Mai 1979
LordsiegelbewahrerMalcolm Shepherd, 2. Baron Shepherd8. April 197610. September 1976
Fred Peart, Baron Peart10. September 19764. Mai 1979
SchatzkanzlerDenis Healey8. April 19764. Mai 1979
Chefsekretär des SchatzamtesJoel Barnett21. Februar 19774. Mai 1979
AußenministerAnthony Crosland8. April 197619. Februar 1977
David Owen19. Februar 19774. Mai 1979
InnenministerRoy Jenkins8. April 197610. September 1976
Merlyn Rees10. September 19764. Mai 1979
Minister für Landwirtschaft und ErnährungFred Peart8. April 197610. September 1976
John Silkin10. September 19764. Mai 1979
VerteidigungsministerRoy Mason8. April 197610. September 1976
Frederick Mulley10. September 19764. Mai 1979
BildungsministerFrederick Mulley8. April 197610. September 1976
Shirley Williams10. September 19764. Mai 1979
Minister für BeschäftigungAlbert Booth8. April 19764. Mai 1979
EnergieministerTony Benn8. April 19764. Mai 1979
UmweltministerPeter Shore8. April 19764. Mai 1979
Minister für Planung und KommunalverwaltungJohn Silkin8. April 197610. September 1976
IndustrieministerEric Varley8. April 19764. Mai 1979
Kanzler des Herzogtums LancasterHarold Lever8. April 19764. Mai 1979
Minister für NordirlandMerlyn Rees8. April 197610. September 1976
Roy Mason10. September 19764. Mai 1979
Minister für ÜberseeentwicklungReg Prentice8. April 197621. Dezember 1976
Minister für Preise und VerbraucherShirley Williams8. April 197610. September 1976
Roy Hattersley10. September 19764. Mai 1979
Minister für SchottlandBruce Millan8. April 19764. Mai 1979
Minister für soziale DiensteDavid Ennals8. April 19764. Mai 1979
Minister für soziale SicherheitStanley Orme8. April 19764. Mai 1979
HandelsministerEdmund Dell8. April 197611. November 1978
John Smith11. November 19784. Mai 1979
TransportministerBill Rodgers10. September 19764. Mai 1979
Minister für WalesJohn Morris8. April 19764. Mai 1979

Hintergrundliteratur

  • Der Große Ploetz. Die Enzyklopädie der Weltgeschichte, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, 35. Auflage, 2008, S. 1512 f., ISBN 978-3-525-32008-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1]

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© Europäische Gemeinschaften, 1975, CC BY 4.0
James Callaghan, British Secretary of State for Foreign and Commonwealth Affairs