Reg Parnell

Reginald Parnell
Reg Parnell 1948 in Zandvoort
Nation:Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start:Großer Preis von Großbritannien 1950
Letzter Start:Großer Preis von Großbritannien 1954
Konstrukteure
1950 Alfa Romeo • 1950 Scuderia Ambrosiana • 1951 Vanwall • 1951 B.R.M. • 1952 AHM Bryde • 1954 Scuderia Ambrosiana
Statistik
WM-Bilanz:WM-Neunter (1950)
StartsSiegePolesSR
6
WM-Punkte:9
Podestplätze:1
Führungsrunden:
Vorlage:Infobox Formel-1-Fahrer/Wartung/Alte Parameter

Reginald Harold Haslam „Reg“ Parnell (* 2. Juli 1911 in Derby, England; † 7. Januar 1964 ebenda) war ein britischer Spediteur, Rennfahrer und Teamchef. Er war sowohl in der Formel 1 als auch bei Sportwagenrennen aktiv und führte in den 1960er-Jahren das Formel-1-Team Reg Parnell Racing, für das u. a. Mike Hailwood und Chris Amon an den Start gingen.

Beginn der Karriere vor dem Zweiten Weltkrieg

Reg Parnell nahm schon 1939 in einem modifizierten MG Magnette an Sportwagenrennen in Brooklands und Goodwood teil. Dort fiel er durch seine kämpferische Fahrweise derart auf, dass die jeweiligen Rennleitungen ihn aus Sorge um die Sicherheit aller wegen „gefährlicher Fahrweise“ verwarnten. Wohlwollende Zeitzeugen behaupteten jedoch, dass Parnell in Anbetracht der motorischen Unterlegenheit seines Wagens kaum etwas anderes übrig geblieben sei.

Der Sammler

Wie bei so vielen anderen seiner Generationskollegen verhinderte der Zweite Weltkrieg auch bei ihm einen kontinuierlichen Ausbau seiner Bestrebungen. Aus dem Rennfahrer wurde alsbald der Sammler Parnell, der sich dank seiner Arbeit als Transportunternehmer vielfältiger Beziehungen und Möglichkeiten erfreute. Für wenig Geld gelang es ihm, in den Zeiten des rationierten Treibstoffs aus allen Teilen Englands Rennwagen aufzukaufen und in seinen Werkshallen aufzustellen. Bis zu zwei komplette Starterfelder, also 32 Boliden soll er vereint haben – darunter berühmte Wagen wie der schwarze Delage, mit dem sich Richard Seaman in das Werksteam bei Mercedes fuhr, oder der Maserati 4CL und ein ERA des später gefallenen Richard Wakefield. Parnell war sogar so vermessen, nach 1945 zu versuchen, die beiden legendären Mercedes-Benz W 165 des 1939 zu erwerben, die Rudolf Caracciola während des Krieges in der Schweiz versteckt hatte, was jedoch die Alliierte Hohe Kommission unterband.

Neubeginn nach dem Krieg

Bald nach Kriegsende fuhr Reg Parnell wieder selbst einen Maserati 4CL und besiegte 1947 beim Jersey Road Race den prominenten Louis Chiron; beim Grand Prix de Nîmes belegte er den dritten Platz.

Im Folgejahr gelang ihm in Goodwood, wo er einst verwarnt wurde, ein Sieg. Bei den Grands Prix von Penya Rhin und Zandvoort erzielte er den zweiten bzw. dritten Platz auf dem Maserati 4CL. 1949 stand er beim Großen Preis von Rosario in Argentinien als Zweiter hinter Giuseppe Farina (Ferrari) wieder auf dem Siegerpodest.

Formel 1

Mit diesen Empfehlungen ausgestattet überraschte es kaum, dass ihn Alfa Romeo einlud, beim Eröffnungsrennen der Formel-1-Saison 1950 in Silverstone als Gaststarter ein viertes Modell der Tipo-158-Werksarmada zu steuern. Dieses Vertrauen dankte Parnell ihnen mit dem hervorragenden dritten Platz. In nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Rennen wie in Goodwood und in Jersey gelangen ihm Siege auf Maserati oder dem B.R.M.-V16 sowie weitere gute Platzierungen.

An derselben Stelle gestaltete er 1951 das offizielle Debüt der jungen Marke B.R.M. mit dem fünften Platz auf dem 16-Zylinder-Modell B.R.M. P15 ebenso positiv. Doch das Ergebnis ist eigentlich sensationell, da sein Teamkollege Peter Walker und er, ohne am Training teilgenommen zu haben, das Rennen mit einer Ausnahmegenehmigung, die heute undenkbar wäre, aus der letzten Startreihe bestritten. Überraschend waren sie am Rennsonntag einfach an der Strecke aufgetaucht – weitere Erfolge blieben jedoch aus, weil die Motorkonstruktion mit vier Zylinderreihen mit jeweils zwei Nockenwellen und einer aus zwei Hälften bestehenden Kurbelwelle mit Zahnradverbindung zu defektanfällig und ihrer Zeit voraus war.

Weitere Läufe bestritt Parnell auf einem Ferrari 375 mit dem vierten Platz in Reims. Aber auch mit diesen Modellen erzielte er Siege abseits der Dominanz der großen Werksteams bei „Nicht-WM-Läufen“ in Silverstone und Goodwood.

Teamchef bei Aston Martin und in der Formel 1

Bis 1956 sah man ihn in etlichen Läufen, die nicht zur offiziellen WM gehörten, aber in der eigentlichen Klasse fasste er als Fahrer nie wieder richtig Fuß, da er oft auf exzentrische und unzuverlässige Modelle wie den Lagonda setzte. Bei Sportwagenrennen galt er als beständiger Fahrer. Nach einem schweren Unfall mit dem Connaught-Formel-1 des Rennstallbesitzers Rob Walker in Crystal Palace entschloss er sich, Teamchef bei Aston Martin zu werden. Dieses Team führte er 1959 erfolgreich zur Sportwagen-Weltmeisterschaft.

Anfang der 1960er-Jahre stand er als Teammanager des Yeoman-Credit-Formel-1-Teams hinter den ersten Karriereschritten von John Surtees als Autorennfahrer und 1963 versuchte er sich als eigener Teaminhaber mit Lola-Chassis, um den erfolgversprechenden „Frischling“ aus Neuseeland, Chris Amon, zu protegieren.

Nach einer routinemäßigen Blinddarm-Operation starb Parnell für alle unerwartet infolge medizinischer Komplikationen an einer Bauchfellentzündung. Sein Sohn Tim Parnell (1932–2017) sollte später Rennleiter bei B.R.M. werden, nachdem er zuvor versucht hatte, selbst als zeitweiliger Fahrer den Rennstall des Vaters weiterzuführen.

Charakter

Reginald Parnell galt bei seinen Sportskollegen als zuweilen hemdsärmelige, aber immer warmherzige Frohnatur mit einer Vorliebe für zum Teil deftige Scherze, die sich allerdings auch in heftigen Temperamentsausbrüchen ausleben konnte: Legendär ist die Anekdote, dass er angesichts einer ungewöhnlich hohen Rechnung in einem Pariser Nachtclub, die den Tatbestand des Wuchers erfüllte, nach einer Schlägerei den Bodyguard eigenhändig in die Vitrine des Etablissements warf.

Zitat

„Reg hatte zwar keine besonderen Fähigkeiten, aber einen eisernen Willen zum Erfolg und sprühendes Temperament.“

John Wyer, Sportdirektor bei Aston Martin

Statistik

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft

Gesamtübersicht

SaisonTeamChassisMotorRennenSiegeZweiterDritterPolesschn.
Rennrunden
PunkteWM-Pos.
1950Alfa Romeo SpAAlfa Romeo Tipo 158Alfa Romeo 1.5 L8s1149.
Scuderia AmbrosianaMaserati 4CLT/48Maserati 1.5 L4s1
1951G.A. VandervellFerrari 375 ThinwallFerrari 4.5 V121310.
B.R.M.B.R.M. P15B.R.M. 1.5 V16s12
1952A.H.M. BrydeCooper T20Bristol 2.0 L61NC
1954Scuderia AmbrosianaFerrari 500Ferrari 2.0 L41NC
Gesamt619

Einzelergebnisse

Saison123456789
1950
3DNADNFDNA
1951
DNA45DNSDNA
1952
7
1954
DNF
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1950Vereinigtes Konigreich Aston Martin Ltd.Aston Martin DB2Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Charles BrackenburyRang 6
1951Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Aston Martin Ltd.Aston Martin DB2Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David HampshireRang 7
1952Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Aston Martin Ltd.Aston Martin DB3 CoupéVereinigtes Konigreich Eric ThompsonAusfallKraftübertragung
1953Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Aston Martin Ltd.Aston Martin DB3SVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter CollinsAusfallUnfall
1954Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Aston Martin Lagonda Ltd.Aston Martin DB3SSCVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Roy SalvadoriAusfallüberhitzter Zylinder
1955Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Aston Martin Lagonda Ltd.Lagonda DP166Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Dennis PooreAusfallkein Benzin
1956Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Aston Martin Ltd.Aston Martin DBR1Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tony BrooksAusfallGetriebeschaden

Sebring-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1953Vereinigtes Konigreich Aston Martin Ltd.Aston Martin DB3Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich George AbecassisRang 2
1954Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Aston Martin Ltd.Aston Martin DB3SVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Roy SalvadoriAusfallMotorschaden
1956Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Brown & Sons Ltd.Aston Martin DB3SVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tony BrooksAusfallMotorschaden

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

SaisonTeamRennwagen1234567
1953Aston MartinAston Martin DB3Vereinigte Staaten SEBItalien MIMFrankreich LEMBelgien SPADeutschland NÜRVereinigtes Konigreich RTTMexiko CAP
25DNF2
1954Aston MartinAston Martin DB3SArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTTMexiko CAP
DNFDNFDNFDNFDNF
1955Aston Martin Ltd.Lagonda DP166
Aston Martin DB3S
Argentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTTItalien TAR
DNF7
1956David Brown & Sons Ltd.Aston Martin DB3SArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMDeutschland NÜRSchweden KRI
DNF

Weblinks

Commons: Reg Parnell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Flag of Spain during the Spanish State. It was adopted on 11 October 1945 with Reglamento de Banderas Insignias y Distintivos (Flags, Ensigns and Coats of Arms Bill)
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Autoraces te Zandvoort, Bestanddeelnr 902-9002.jpg
Autor/Urheber: Daan Noske / Anefo, Lizenz: CC0
Collectie / Archief : Fotocollectie Anefo

Reportage / Serie : [ onbekend ]
Beschrijving : Autoraces te Zandvoort
Datum : 8 augustus 1948
Locatie : Noord-Holland, Zandvoort
Trefwoorden : AUTORACES
Fotograaf : Noske, J.D. / Anefo
Auteursrechthebbende : Nationaal Archief
Materiaalsoort : Glasnegatief
Nummer archiefinventaris : bekijk toegang 2.24.01.09
Bestanddeelnummer : 902-9002

Reacties Geplaatst door Luc Ghys op 02 september 2016 - 15:02.

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