Red Devils MC

Der Red Devils MC (auch 18 4 für RD = Red Devils) ist ein Motorrad- und Rockerclub. Er gilt als der größte und wichtigste Supporter-Club (Unterstützerclub) der Hells Angels.[1] Derzeit existieren rund 130 internationale Charter[2] in insgesamt 16 Ländern, wobei der Club in Europa den Schwerpunkt auf Deutschland, die Niederlande und Skandinavien legt.[3]

Hintergrund

Auch wenn der Red Devils MC eng mit den Hells Angels verbunden ist und als Supporter auftritt, gilt er formal als eigenständiger Motorcycle Club. Er hat eigene Regeln, die nicht so streng wie die der Hells Angels sind. So gibt es zum Beispiel keine Harley-Pflicht und auch japanische Maschinen sind möglich.[4] Zudem sind die Aufnahmebedingungen weniger streng, was eine schnellere Ausbreitung des Clubs im Vergleich zu den Hells Angels ermöglicht.[5] Allerdings wird die Ansicht, der MC sei eigenständig, von Vertretern der Behörden nicht geteilt, die feststellen, der Club sei klar den „strengen Befehlsstrukturen [der Hells Angels] unterworfen“.[6] Nicht selten werden bewährte Mitglieder der Red Devils zudem in die Hells Angels aufgenommen. Teils traten, wie etwa in Flensburg, die Red Devils die direkte Nachfolge verbotener Hells-Angel-Charter an und übernahmen dabei sogar die Räumlichkeiten. Seine enge Verbundenheit mit den Hells Angels drückt der Club durch die Farben weiß und rot, ergänzt jedoch um schwarz,[3] sowie durch die häufige Verwendung der Zahl „81“ (8 = H, 1 = A, HA = Hells Angels) aus. Zudem ist es üblich, die Partys des jeweils anderen Clubs und gemeinsamen Treffpunkte zu besuchen.[4] Das Backpatch der Red Devils besteht aus dem Schriftzug mit dem Clubnamen Red Devils (Top Rocker), der Abkürzung MC für Motorcycle Club und dem Namen des jeweiligen Landes-Charters als „bottom rocker“. Das Clubemblem ist ein roter gehörnter Teufel im Comicstil.

Charter

Der Red Devils MC ist in viele kleinere Clubs, sogenannte Charter unterteilt. Anscheinend expandiert der Club in den letzten Jahren, alleine in Niedersachsen wurden im Jahr 2009 dreizehn neue Charter gegründet.[7] In Deutschland finden sich Charter beispielsweise in Ansbach, Berlin, Bernburg, Cottbus, Eberswalde, Brandenburg an der Havel, Darmstadt, Hoyerswerda, Konstanz, Lübeck, Neumünster, Potsdam, Ramstein, Stendal, Schönebeck, Tuttlingen, Uckermark, Villingen, .[8] Weltweit finden sich Charter unter anderem in Australien, Belgien, Brasilien, Chile, China, Italien, Luxemburg, Neuseeland, Schweden, Singapur, Südafrika, Türkei und in den USA.[9]

Vorwurf krimineller Aktivitäten

Wie die Hells Angels wird auch ihr Supporter-Club mit kriminellen Aktivitäten in Verbindung gebracht. Dem Club wird oft nachgesagt, für die Hells Angels zu arbeiten und für diese unter anderem im Drogen- und Rotlichtmilieu tätig zu sein, Waffen- und Menschenhandel zu betreiben sowie Gebietsansprüche der Hells Angels durchzusetzen.[10][11] In Deutschland vermuten Behörden der Inneren Sicherheit kriminelle Aktivitäten des Red Devils MC, der bis zum Vorwurf der Organisierten Kriminalität reicht. So zählt die Polizei beispielsweise in Bremen den Red Devils MC zu den sogenannten „Outlaw Motorcycle Gangs“ (OMCG), um diesen von „normalen“ Motorradklubs zu unterscheiden.[1] Wohl durch die Verbindungen der Red Devils mit den Hells Angels entstanden bereits mehrfach Konflikte mit dem Bandidos MC[12][13][6] und dem Gremium MC.[11][14] Probleme mit dem Gremium MC gab es unter anderem in Niedersachsen, wo Auseinandersetzungen nach Aussage des Niedersächsischen Innenministeriums nur durch „frühzeitige Aufklärung und rechtzeitiges Einschreiten der Polizei verhindert werden“ konnten.[15] In Thüringen wird der Club vom Verfassungsschutz beobachtet und als kriminelle Vereinigung behandelt.[16]

2011 klagten Mitglieder des Red Devil MC Erfurt gegen das Land Thüringen, da das Thüringer Innenministerium den Club als „kriminelle Vereinigung“ einstufte und dies auch dem Thüringer Landtag so weitergab.[17] Vor dem Verwaltungsgericht Weimar (8 K1309/11) wurde das Land Thüringen 2012 verurteilt, es zu unterlassen, die Behauptung zu verbreiten oder verbreiten zu lassen, dass es sich beim Red Devils MC Erfurt um einen kriminellen Motorrad- oder Bikerclub handelt.[18] Das Urteil wurde 2015 vom Thüringer Oberlandesgericht (2ZKO 273/13) als unanfechtbar erklärt.

Im Umfeld der Ausbreitung des Red Devils MC entstanden Gerüchte einer Unterwanderung durch Rechtsextreme. Hintergrund war, dass in den Chaptern Salzwedel und Wilhelmshaven bekannte Rechtsextremisten zu den Mitgliedern zählen.[19] In Wilhelmshaven wehren sich die Mitglieder dagegen, mit der rechten Szene in einen Topf geworfen zu werden. Zwar seien Mitglieder der Red Devils in Wilhelmshaven früher in der rechten Szene aktiv gewesen, sie hätten sich aber mittlerweile von dieser gelöst.[20] Im Clubhaus der Red Devils in Stadthagen waren zeitweise immer wieder Rechtsextremisten zu Gast. Ein Neonazi organisierte 2011 ein Konzert der Rechtsrock-Band „Kategorie C“ im Stadthäger Clubhaus.[21] 2012 wurde ein Charter der Red Devils in Köln durch NRW-Innenminister Ralf Jäger verboten.[22]

Einzelnachweise

  1. a b Unter Rockern, tageszeitung, 22. Juni 2010
  2. Zoltan Rostas: Red Devils MC Ansbach. In: Bikers News. Nr. 360, April 2012, S. 99.
  3. a b Heiner Otto: Red Devils entdecken Ammerland. (Nicht mehr online verfügbar.) NWZ Online, 28. Juli 2011, ehemals im Original; abgerufen am 2. April 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/www.nwzonline.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. a b Petra Herterich: „Wollen hier keine kriminelle Vereinigung“. Ostfriesen-Zeitung, 12. Juni 2010, abgerufen am 2. April 2012.
  5. NDR Info: Das Forum vom 14. April 2011. Transkription: PDF
  6. a b Rockerbanden-Verbot: Schwerin sieht Berlin am Zug. (Nicht mehr online verfügbar.) Ostsee-Zeitung, 4. Mai 2010, ehemals im Original; abgerufen am 2. April 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/www.ostsee-zeitung.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Mögliche Verbindungen zwischen Rockerclubs und Neonazis, Website des niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport, aufgerufen am 14. Januar 2013
  8. Jeweilige Internetauftritte der deutschen Charter
  9. Deutsche Club-Website
  10. Thomas Barker: Biker Gangs and Organized Crime. Elsevier, 2007, ISBN 978-1-59345-406-7, S. 88–89.
  11. a b Heinz-Josef Laing: Rocker halten Cloppenburger Polizei in Atem. (Nicht mehr online verfügbar.) NWZ Inside, 27. September 2011, archiviert vom Original am 5. Oktober 2013; abgerufen am 2. April 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nwz-inside.de
  12. LKA-SH: Raubüberfall auf Mitglieder des Red Devils MC in Neumünster, hier luebeck.de, 14. Januar 2010
  13. Kleinkrieg in der Rockerszene: Kerle giften sich an, Barbara Keller, berlinkriminell.de, 27. Juli 2006
  14. Heinrich Thies: Rockerklubs streiten im Norden um Macht und Einfluss. Hannoversche Allgemeine, 19. April 2011, abgerufen am 2. April 2012.
  15. Uwe Schünemann: Aktivitäten des Motorradclubs „Gremium MC“ in Niedersachsen, Drucksache 16/2928. Hrsg.: Niedersächsischer Landtag – 16. Wahlperiode. 30. September 2010 (linksfraktion-niedersachsen.de [PDF; 35 kB]).
  16. Thüringer Innenministerium (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht Thüringen 2010. Erfurt 2011, S. 159 (thueringen.de [PDF; 2,0 MB]).
  17. „Red Devils“ klagen – „Bandidos“ wieder aktiv. (Nicht mehr online verfügbar.) MDR, 11. August 2011, archiviert vom Original am 11. März 2013; abgerufen am 22. Juni 2016.
  18. Sag nie „kriminell“ zu einem Red Devil!. Bikers News, 23. Oktober 2015
  19. Video Frontal 21: LKA – Da müssen wir aufpassen, Interview mit Jürgen Schmöckel vom LKA Sachsen-Anhalt (17. Oktober 2011) in der ZDFmediathek, abgerufen am 7. Februar 2014. (offline)
  20. Der Motorradclub „Red Devils“ sieht sich als Opfer einer Hetzkampagne. Wilhelmshavener Zeitung, 22. Februar 2012, abgerufen am 3. April 2012.
  21. http://www.bnr.de/artikel/hintergrund/umtriebige-szene-im-weserbergland
  22. Aus für die Hells Angels Cologne. Die Welt kompakt, 4. Mai 2012, abgerufen am 15. Mai 2012.